Houzzbesuch: Monochrome Grandezza für ein Apartment im Berliner Westen
Dunkler Glamour, subtile Farbverläufe, Art déco – das ist der Stoff, aus dem zwei Innenarchitektinnen ein Wohnerlebnis geschaffen haben
Wie wünscht man sich seine Wohnung heutzutage? Hell natürlich, am liebsten überbelichtet wie im Werbespot. So auch der Auftraggeber von Rhea Gleba und Janna Störmer, als er sie mit dem Innenausbau seiner Wohnung in Westberlin beauftragte. Doch die Architektinnen hatten Anderes im Sinn: „Wir waren uns sicher, dass hier ein monochromes Wohnkonzept besser funktionieren würde“, sagt Störmer. „Und wir mussten nicht viel Überzeugungsarbeit leisten“, ergänzt Gleba. Ihnen schwebten weltstädtische, erhabene Räume vor, die dennoch den Bezug zur heutigen Zeit nicht missen lassen würden. „Grandezza“ und „monochrome Manhattan“ lauteten die Arbeitstitel ihrer Vision, die sich in der Farb- und Materialwahl auf Moodboards und Skizzen niederschlug – und dann in großartiger Feinarbeit auch vor Ort.
Auf einen Blick:
Hier wohnt: eine Einzelperson
Auf: 170 Quadratmetern
Im: Berliner Westen
Expertinnen: Rhea Gleba und Janna Störmer von Gleba+Störmer
Budget: 260.000 Euro, mit allen Einbauten, Küche und der gesamten Ausstattung an Möbeln und Accessoires
Auf einen Blick:
Hier wohnt: eine Einzelperson
Auf: 170 Quadratmetern
Im: Berliner Westen
Expertinnen: Rhea Gleba und Janna Störmer von Gleba+Störmer
Budget: 260.000 Euro, mit allen Einbauten, Küche und der gesamten Ausstattung an Möbeln und Accessoires
Das Gästezimmer wünschte sich der Auftraggeber feminin. Für die Ausstattung der Räume arbeiteten Gleba und Störmer eng mit dem Möbelhändler Dopo Domani und den Raumausstattern von Maison DFH zusammen. Im Tuning waren sie so fein, dass heute sogar die Gardinenstangen in der Farbe der Vorhänge lackieren sind.
An den Wänden dieses Raumes ist nicht etwa ein einzelner Farbton zu sehen, sondern ein Verlauf von Rosé zu Beige. Die samtenen Vorhänge haben denselben Ton wie die Wand.
Bett: Auping
An den Wänden dieses Raumes ist nicht etwa ein einzelner Farbton zu sehen, sondern ein Verlauf von Rosé zu Beige. Die samtenen Vorhänge haben denselben Ton wie die Wand.
Bett: Auping
Beide Architektinnen, die sich seit ihrem Studium an der TU Berlin kennen und schon damals zusammen Entwürfe gemacht haben, arbeiteten zunächst als Setdesigner beim Film. Rhea Gleba bei „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“, Janna Störmer für „Einsatz in 4 Wänden“. 2011 statteten sie dann gemeinsam einige Kinderarztpraxen aus, so begann die Zusammenarbeit im Beruflichen. Seit 2012 führen sie ihr gemeinsames Büro.
Die Erfahrung beim Film hat Gleba und Störmer stressresistent gemacht. Sie sind es gewohnt, ad hoc mit eingespielten Teams etwas umzusetzen. Schwierig wird es nur, wenn diese Teams nicht so gut eingespielt sind, wie sie es vom Set kennen. Am Tag des Einzugs kamen in diesem Projekt einige Komplikationen auf. Aber dazu später.
Wandbemalung: Ananbô, handgemalte, französische Tapete mit Motiven aus Landschaftsmalereien des 18. Jahrhunderts
Die Erfahrung beim Film hat Gleba und Störmer stressresistent gemacht. Sie sind es gewohnt, ad hoc mit eingespielten Teams etwas umzusetzen. Schwierig wird es nur, wenn diese Teams nicht so gut eingespielt sind, wie sie es vom Set kennen. Am Tag des Einzugs kamen in diesem Projekt einige Komplikationen auf. Aber dazu später.
Wandbemalung: Ananbô, handgemalte, französische Tapete mit Motiven aus Landschaftsmalereien des 18. Jahrhunderts
„Bis auf die Decken ist in dieser Wohnung nichts weiß“, sagt Störmer, und ein gewisser Stolz schwingt mit. Farben von Farrow & Ball kamen überall zum Einsatz, auch für das Grau der Wohnzimmerwände. Das Sofa war neben dem Bett das einzige Möbelstück, das der Hausherr in die Wohnung mitbrachte.
Die Vertäfelung besteht aus lackiertem MDF. In Verbindung mit den kassettierten Flügeltüren, die zum Bestand gehören, käme man nie auf die Idee, dass es sich hierbei um neue Einbauten handelt. Die Tischlerei Lücking war hier ebenfalls für deren Fertigung verantwortlich.
Regal: Vintage, Kai Kristiansen, Palisander, über Midcentury Design Berlin; Lüster: Vintage
Die Vertäfelung besteht aus lackiertem MDF. In Verbindung mit den kassettierten Flügeltüren, die zum Bestand gehören, käme man nie auf die Idee, dass es sich hierbei um neue Einbauten handelt. Die Tischlerei Lücking war hier ebenfalls für deren Fertigung verantwortlich.
Regal: Vintage, Kai Kristiansen, Palisander, über Midcentury Design Berlin; Lüster: Vintage
Die Tür rechts führt in den dunklen Flur zur Wohnungstür;
durch die mittig angeordnete Flügeltür erreicht man die Küche und links liegt der Flur hin zu Schlafzimmer, Bad und Ankleide, deren (zum Zeitpunkt der Aufnahmen noch nackte) Kleiderständer man erspähen kann.
durch die mittig angeordnete Flügeltür erreicht man die Küche und links liegt der Flur hin zu Schlafzimmer, Bad und Ankleide, deren (zum Zeitpunkt der Aufnahmen noch nackte) Kleiderständer man erspähen kann.
„Als es losging, hatten wir es hier mit einem abgewohnten Zustand und zum Teil aufdringlichen Farben zu tun. Die Küche war weinrot gestrichen“, sagt Gleba.
Die heutigen Küchenmöbel sind Entwürfe der Architektinnen; gebaut wurden die Möbel von der befreundeten Tischlerei Van Risk. Um den Grundriss neu gestalten zu können, ließen Gleba und Störner dort, wo die Küche an den zweiten Flur zum Schlafzimmer grenzt, eine Hebelanlage installieren, mit deren Hilfe das Wasser der Waschmaschine und des Trockners innerhalb des Einbauschrankes abtransportiert wird.
Leuchten und Schrank: House Doctor; Tisch: Anfertigung von Produktdesigner Alexander Spiliopoulos; Stühle: J104, Hay; Stahlmöbel: Metallbau Weissroth
Die heutigen Küchenmöbel sind Entwürfe der Architektinnen; gebaut wurden die Möbel von der befreundeten Tischlerei Van Risk. Um den Grundriss neu gestalten zu können, ließen Gleba und Störner dort, wo die Küche an den zweiten Flur zum Schlafzimmer grenzt, eine Hebelanlage installieren, mit deren Hilfe das Wasser der Waschmaschine und des Trockners innerhalb des Einbauschrankes abtransportiert wird.
Leuchten und Schrank: House Doctor; Tisch: Anfertigung von Produktdesigner Alexander Spiliopoulos; Stühle: J104, Hay; Stahlmöbel: Metallbau Weissroth
An jenem Tag, an dem der Einzugstermin für den Auftraggeber festgesetzt worden war, befanden sich noch 17 Handwerker in der Wohnung. Den Stress bewältigten Gleba und Störmer schlicht durch Fokussieren. Während im Schlafzimmer noch Wände fertiggestrichen wurden, lieferte jemand die marmorne Arbeitsplatte der Kücheninsel an und stellte sie einfach auf dem Bordstein ab. 600 Kilo mussten dann mit bloßer Körperkraft in die Wohnung getragen werden, nur um dort festzustellen, dass die Ausschnitte für Herd und Spüle nicht passten. „Da stand dann der Steinmetz im Flur und hat noch die richtigen Anschlussstellen geflext“, erzählt Störmer.
Marmor: Nero Marquina
Marmor: Nero Marquina
Vorbilder aus dem Art déco inspirierten die Einbauschränke im zweiten Flur, der vom Wohnzimmer am Schlafzimmer vorbei zur Ankleide am Ende führt. Die Wandvertäfelung wie auch Wände und Einbauten sind im selben Grauton – „Elephant’s Breath“ von Farrow & Ball – gestrichen oder lackiert. Aufgrund der unterschiedlichen Oberflächen entstehen ganz natürlich verschiedene Schattierungen und Nuancen.
Leuchten: Habitat
Leuchten: Habitat
Stahlintarsien verzieren die Schranktüren – ein Update der dekorativen Kunst zu Beginn des 20. Jahrhunderts, denn was damals in Messing gehalten war, ist bei Gleba und Störmer schwarze Coolness.
Einbauschrank: Tischlerei Lücking; Griffe und Intarsien Einbauschrank:
Metallbau Weissroth
Einbauschrank: Tischlerei Lücking; Griffe und Intarsien Einbauschrank:
Metallbau Weissroth
Das Schlafzimmer liegt ohne Tür hinter dem Flur. Nur durch den Einsatz eines dunkleren Graus lassen Gleba und Störmer hier einen Raum entstehen, der sich subtil vom Korridor abgrenzt.
Der schwarze Unterstore ist ein Detail, über das sich die Architektinnen sehr freuen. „Er suggeriert so ein bisschen was Verruchtes. Die Mitarbeiter von Maison DFH fanden ihn auch außergewöhnlich, weil sich sonst kaum ein Kunde für die dunklen Stores entscheidet“, sagt Gleba.
Lampen: Random Light, Moooi; Tischleuchte mit Ananas-Fuß: via Parkhaus Berlin
Der schwarze Unterstore ist ein Detail, über das sich die Architektinnen sehr freuen. „Er suggeriert so ein bisschen was Verruchtes. Die Mitarbeiter von Maison DFH fanden ihn auch außergewöhnlich, weil sich sonst kaum ein Kunde für die dunklen Stores entscheidet“, sagt Gleba.
Lampen: Random Light, Moooi; Tischleuchte mit Ananas-Fuß: via Parkhaus Berlin
Das Bad wurde komplett entkernt und neu installiert. Unter der Wanne liegen neue Fliesen, ansonsten besteht der Boden aus geschliffenem Estrich mit Fußbodenheizung.
Wanne: Victoria & Albert; Waschbecken: Kono, Sign; Armaturen: Fantini, extra verkupfert; Fliesen: Raute Diamond Cemento; Fenstergriffe aus Horn u. Messing, Art déco, Vintage
Wanne: Victoria & Albert; Waschbecken: Kono, Sign; Armaturen: Fantini, extra verkupfert; Fliesen: Raute Diamond Cemento; Fenstergriffe aus Horn u. Messing, Art déco, Vintage
„Eine kleine Doktorarbeit“, nennt Störmer diesen Waschtisch. Denn damit er heute so selbstverständlich mitten im Raum stehen kann, mussten Wasser- und Stromleitungen neu verlegt werden.
Spiegel: Adnet Circulair, Gubi; Toilette: Milk, Nic Design; Stahlmöbel: Metallbau Weissroth
Spiegel: Adnet Circulair, Gubi; Toilette: Milk, Nic Design; Stahlmöbel: Metallbau Weissroth
Den Schlusspunkt setzt als letzter Raum des Apartments das Ankleidezimmer. Die Gestaltung orientierte sich hier an der von Boutiquen. Filigrane Kleiderständer von Hay sorgen für viel Stauraum.
Tische: Tray Tables, Hay; Tischleuchte mit Porzellanfuß: Habitat
Tische: Tray Tables, Hay; Tischleuchte mit Porzellanfuß: Habitat
Was auffällt an diesem Projekt ist die Feinheit der Ausarbeitung und eine deutlich spürbare Sinnlichkeit. Man könnte auch sagen, das große Ganze steckt hier im kleinsten Detail. Dafür ein ganz einfaches Beispiel: Die Maler schüttelten nur den Kopf, als Rhea Gleba und Janna Störmer darauf bestanden, einen dezenten Farbverlauf von „Elephants Breath“ nach „Charleston Gray“ an die Schlafzimmerwand sprühen zu lassen. Als sich am Ende alles zusammenfügte, erschlossen sich den Handwerkern die feinen Planungsdetails – und auch sie waren begeistert.
Vorher-Bilder & Zeichnungen im Expertenprofil >>>
In unserer Rubrik „Houzzbesuch“ stellen wir spannende Projekte der Houzz-Experten vor, aber auch originelle Wohnungen von Privatleuten. Ihr Projekt oder Ihr Zuhause passt perfekt? Dann schreiben Sie uns – und schicken Sie am besten ein paar Fotos mit!
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„Dieses Projekt hatte ein halbes Jahr lang unsere volle Aufmerksamkeit, da jedes Material und jedes Produkt , von der Innenarchitektur bis hin zum Besteck, ausgewählt wurde“, so Störmer. Entsprechend denkwürdig war der Tag, an dem Gleba und Störmer das Kaufhaus des Westens (KaDeWe) betraten und, von Abteilung zu Abteilung wandernd, die Accessoires einkauften. „Als wir anfangs fragten, ob eine Lieferung möglich wäre, wurden wir noch gemustert. Als am Ende des Tages der Einkauf erledigt war, hatten wir eine persönliche KaDeWe-Assistentin und durften uns das Lieferdatum aussuchen“, sagt Gleba.
Selbstbewusst nimmt die Gestaltung im Eingangsflur ihren Anfang, wo man von schwarzen Wänden empfangen wird. Geradeaus geht es in das Wohnzimmer, die Tür rechts führt zum Gästezimmer.