Gartenstile kurz erklärt: Der formelle Garten
Strenge Achsen, ein geometrischer Aufbau und viel Buchsbaum – der formelle Garten hat seine Wurzeln im Absolutismus und ist trotzdem modern
Die Gärten von Versailles sind das erste und beste Beispiel für formale Anlagen. Hier ordnet sich alles dem herrschaftlichen Blick unter und ist zentral auf den Betrachter in seinem Schloss – oder Haus – ausgerichtet. Spiegelsymmetrien und große Pflanzfelder, die als Farbflächen wirken, sind Programm im klassischen formellen Garten. Bis heute hat sich das strenge Prinzip erhalten – wird jedoch inzwischen gerne etwas aufgelockert und mit modernen Materialien und unkonventionellen Pflanzen realisiert.
Was ist typisch für den formellen Garten?
Ein formeller Garten ist symmetrisch aufgebaut und bildet eine Einheit mit dem dazugehörigen Gebäude. Das Haus steht im Mittelpunkt, und der Garten ist zentral darauf ausgerichtet.
Ein formeller Garten ist symmetrisch aufgebaut und bildet eine Einheit mit dem dazugehörigen Gebäude. Das Haus steht im Mittelpunkt, und der Garten ist zentral darauf ausgerichtet.
Formelle Gärten sind repräsentativ und von Achsen unterteilt. Das Ende der Achsen betonen Blickpunkte wie Nebengebäude, Skulpturen, Bänke oder eine schöne Aussicht.
Die direkte Naturerfahrung ist nicht so wichtig, der Garten soll aus der Entfernung wirken, zum Beispiel aus dem oberen Stockwerk des Hauses – oder Schlosses.
Die direkte Naturerfahrung ist nicht so wichtig, der Garten soll aus der Entfernung wirken, zum Beispiel aus dem oberen Stockwerk des Hauses – oder Schlosses.
Das Konzept formeller Gärten offenbart sich oft erst durch die Ansicht von oben vollkommen. Wie auf einem Teppich ergeben Wege, Beete und andere Elemente ein mehr oder weniger verschlungenes Muster. Dabei kommt es nicht so sehr auf das Detail, die einzelne Blüte, an, sondern auf das Gesamtbild.
Das wichtigste Merkmal für einen formellen Garten ist der symmetrische Aufbau. Dieser kann eher schlicht…
…oder sehr aufwändig sein. Hier: Buchs in Knotenmuster, angelegt von Harold Leidner Landscape Architects für einen Garten im Tudor-Stil in Texas.
Als Bodenbeläge kommen im formellen Garten hochwertiger Naturstein oder Klinker zum Einsatz. Für Wege eignet sich auch ein Belag aus Riesel.
Als Bodenbeläge kommen im formellen Garten hochwertiger Naturstein oder Klinker zum Einsatz. Für Wege eignet sich auch ein Belag aus Riesel.
Hingucker sind zentral platzierte Skulpturen, Brunnen oder Wasserbecken. In formellen Gärten scheint die Zeit oft stehengeblieben zu sein. Nur die moderne Wasserskulptur von David Harber lässt das wahre Alter dieses Gartens erahnen.
Der klassisch formelle Gestaltungsansatz eignet sich auch für Teilbereiche eines Gartens – hier der von Edith Wharton (1862-1937), einer bekannten sozialkritischen Autorin aus Amerika. Gestaltet wurde er Anfang des 20. Jahrhunderts.
Welche Pflanzen passen in einen formellen Garten?
Typische Pflanzen für den formellen Gartenstil sind Immergrüne wie Buchs oder Eibe. Diese Pflanzen werden von April bis September monatlich geschnitten und bieten das ganze Jahr hindurch einen ähnlichen Anblick.
Besonders Buchs kommt oft zum Einsatz, sowohl der Einfassungsbuchs Buxus sempervirens ‘Suffruticosa’ als auch der größer werdende Echte Buchsbaum Buxus sempervirens arborescens. Beide sind sehr gut schnittverträglich.
Gartengestaltung: Kleine Hecken, große Wirkung >>>
Typische Pflanzen für den formellen Gartenstil sind Immergrüne wie Buchs oder Eibe. Diese Pflanzen werden von April bis September monatlich geschnitten und bieten das ganze Jahr hindurch einen ähnlichen Anblick.
Besonders Buchs kommt oft zum Einsatz, sowohl der Einfassungsbuchs Buxus sempervirens ‘Suffruticosa’ als auch der größer werdende Echte Buchsbaum Buxus sempervirens arborescens. Beide sind sehr gut schnittverträglich.
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Auch Ein- und Durchgänge lassen sich sehr gut durch eine paarweise Pflanzung von Formgehölzen akzentuieren.
Neben den Formgehölzen sind typische Pflanzen für den formellen Garten Sommerblumen und Beet-Rosen. Oft werden die Beete von Buchs eingefasst und dann flächig mit nur einer Art bepflanzt. Das Detail ist unwichtig, die Pflanzen wirken als Farbfläche aus der Entfernung. Dies erleichtert Unwissenden die Pflege – anders als bei einem abwechslungsreichen Staudenbeet, wo man unerwünschte und erwünschte Pflanzen erst einmal auseinanderhalten können muss.
Sommerblumen sind Einjährige und müssen jedes Jahr neu gepflanzt werden. Dafür blühen sie den ganzen Sommer über, oft bis zum Einsetzen des Frosts.
Moderne Weiterentwicklung des formellen Gartens
Die streng formelle Gartengestaltung ist eher selten geworden. Oft trifft man auf eine Weiterentwicklung, die nicht mehr das Gebäude in den Mittelpunkt stellt und auch nicht mehr auf einer streng axialen Symmetrie beruht. Der Garten ist trotzdem geometrisch aufgebaut, aber auch aus der Nähe und nicht nur aus der Vogelperspektive erfahrbar.
Die streng formelle Gartengestaltung ist eher selten geworden. Oft trifft man auf eine Weiterentwicklung, die nicht mehr das Gebäude in den Mittelpunkt stellt und auch nicht mehr auf einer streng axialen Symmetrie beruht. Der Garten ist trotzdem geometrisch aufgebaut, aber auch aus der Nähe und nicht nur aus der Vogelperspektive erfahrbar.
Bei modernen formellen Gärten lockert sich oft auch die Bepflanzung: die Pflanzenauswahl wird bunter und üppiger. In diesem Beispiel. einem französisch inspirierten Garten von Windsor Companies, blühen vielfältige und abwechslungsreiche Stauden wie zum Beispiel Astilben in immer noch streng rechteckig und spiegelgleich angelegten Beeten.
Auch die Coburger Landschaftsarchitekten Droll & Lauenstein setzen auf klare Formen und Staudenvielfalt – hier hauptsächlich in Weiß und mit Buchseinfassung.
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Die strenge Symmetrie formeller Gärten passt gut zu moderner Architektur. Bei reduziertem Pflanzeneinsatz ergeben sich stilistische Überschneidungen mit dem minimalistischen Garten.
Dieser moderne formelle Garten von Jensen Landschaftsarchitekten hat sich von der strengen Symmetrie gelöst. Erhalten blieben klassische Elemente wie Blickpunkte und Buchs: zur Kugel geschnitten und als Beeteinfassung.
Ein streng geometrisches Gartendesign funktioniert übrigens nicht nur in unseren Breitengraden oder unserem Kulturkreis. Auch in den Subtropen und besonders in der islamischen Gartenkunst sind formelle Anlagen weit verbreitet.
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Der klassisch formelle Garten hat seine Wurzeln im französischen Absolutismus. Damals galt der gestalterische Grundgedanke, dass sich die Natur, und also auch der Garten, dem Menschen unterordnen sollte. Ein typisches Beispiel sind die Gärten von Versailles. Auch Barockgärten wie der Schloßpark von Schwetzigen, italienische Villengärten und viele Klostergärten zählen zu den klassisch formellen Gärten.