Houzzbesuch
Houzzbesuch: Dieses Architektenhaus strahlt jetzt von innen
Moderne Architektur kommt nur richtig zur Geltung, wenn die Einrichtung passt. Manchmal braucht es dafür neue Eigentümer
Ein modernes Architektenhaus, gelegen in einem Londoner Stadtteil mit fast dörflichem Charakter – die junge Familie war davon sofort begeistert. Weniger angetan waren die neuen Bewohner allerdings von der Inneneinrichtung. Immobilienentwickler hatten das Haus in einem farblosen, zugleich aber etwas zu üppigen Stil eingerichtet, der so gar nicht zu der klaren Architektur und den hohen Wänden passte. „Die Eigentümer wollten einen lockeren, entspannten und modernen Stil“, sagt Olga Alexeeva, die die Räume umgestaltet hat. Sie veränderte die Raumaufteilung und machte aus dem Nullachtfünfzehn-Interior ein modernes und individuelles Zuhause, das sich nach außen öffnet – passend zum geselligen Lebensstil der Besitzer.
Die Aufteilung der Räume war auch im ursprünglichen Zustand gut durchdacht, doch Alexeeva veränderte hier und da einige Details, um die verschiedenen Zonen noch besser auszunutzen. Zum Beispiel optimierte sie das Wohnzimmer, indem sie dort eine große Sitzecke unterbrachte, zu der ein Ecksofa und ein eigener Platz zum Lesen gehören. „Wie haben auch einen Kamin eingebaut, der den Raum noch behaglicher gemacht hat“, sagt sie. „Aus statischen Gründen war es nicht machbar, einen richtigen Kamin einzusetzen, also haben wir einen Bioethanol-Kamin eingesetzt. Eine andere Möglichkeit gab es nicht.“
Eine weitere grundlegende Veränderung fand am Boden statt: im gesamten offenen Wohnbereich wurden die grauen Bodenfliesen entfernt. „Sie waren ziemlich dunkel und wirkten kalt“, sagt Alexeeva. Stattdessen wurden Holzwerkstoff-Dielen in Eiche verlegt. Darunter befindet sich eine Fußbodenheizung.
Eine weitere grundlegende Veränderung fand am Boden statt: im gesamten offenen Wohnbereich wurden die grauen Bodenfliesen entfernt. „Sie waren ziemlich dunkel und wirkten kalt“, sagt Alexeeva. Stattdessen wurden Holzwerkstoff-Dielen in Eiche verlegt. Darunter befindet sich eine Fußbodenheizung.
Jedes Zimmer hat große Fenster, die vom Boden bis zur Decke reichen. „Die Aussicht ist überwältigend: Wald, wohin man sieht – mit richtig alten Eichen. Einfach toll! Um das zu spiegeln, habe ich viele natürliche Materialien eingesetzt“, sagt Alexeeva. „Es war wir wichtig, ein Stück Natur in die Wohnung hineinzubringen.“
Lehnstuhl: Clarissa, Moroso; Rosafarbener Sessel: Nido, Sancal; Beistelltisch: Joined + Jointed; Stehleuchte: Matthew Hilton für De La Espada, Vertrieb: Heal’s; Teppich aus Hanffasern: Armadillo & Co.
Lehnstuhl: Clarissa, Moroso; Rosafarbener Sessel: Nido, Sancal; Beistelltisch: Joined + Jointed; Stehleuchte: Matthew Hilton für De La Espada, Vertrieb: Heal’s; Teppich aus Hanffasern: Armadillo & Co.
„Die Bilder für die Wände haben wir gemeinsam mit den Eigentümern ausgesucht. Sie stammen aus unabhängigen Galerien in der ganzen Welt“, sagt Alexeeva. „Jedes der Kunstwerke wurde direkt in unsere Werkstatt geliefert. Dort haben wir für sie Rahmen gebaut, die gut zur Einrichtung des Hauses passen.“
Der Lehnstuhl in der Leseecke des Wohnzimmers lässt sich drehen, so dass man die Aussicht genießen kann. Die Stehleuchte wurde ausgewählt, weil sie eine schmale Silhouette hat und so nicht von dem Bild an der Wand (einem Werk der kanadischen Künstlerin Sandra Lamb) ablenkt.
Vorhänge und Gardinen: Prêt À Vivre.
Der Lehnstuhl in der Leseecke des Wohnzimmers lässt sich drehen, so dass man die Aussicht genießen kann. Die Stehleuchte wurde ausgewählt, weil sie eine schmale Silhouette hat und so nicht von dem Bild an der Wand (einem Werk der kanadischen Künstlerin Sandra Lamb) ablenkt.
Vorhänge und Gardinen: Prêt À Vivre.
„Pflanzen machen das Haus lebendig und unterstützen die entspannte Atmosphäre, die durch dadurch entsteht, dass Innen- und Außenflächen ineinander übergehen“, findet Alexeeva. Im Wohnzimmer stehen bordeauxfarbene Töpfe mit Bogenhanf (Sansevieria trifasciata) auf eigens dafür angefertigten Regalen. „Die Eigentümer sind viel unterwegs, also haben wir Töpfe mit Bewässerungstanks gekauft. So trocknen die Pflanzen auch dann nicht aus, wenn die Besitzer mal eine Zeit lang nicht da sind“, erklärt die Innenarchitektin.
Um die Wohnräume harmonisch zu gestalten, wurden einige Möbel neu bezogen. Das Ecksofa ist von Norr11, der Bezugsstoff ist von Kvadrat. Den Couchtisch entdeckte Alexeeva in Kanada. „Einen einfachen, eleganten Tisch in der richtigen Größe zu finden, gehörte zu den schwierigsten Aufgaben“, berichtet sie. „Er durfte auf gar keinen Fall aus Metall sein. Nur Holz, nichts anderes. Es sollte möglichst natürlich bleiben.“
Tapete: Kollektion Grass Roots, Phillip Jeffries.
Um die Wohnräume harmonisch zu gestalten, wurden einige Möbel neu bezogen. Das Ecksofa ist von Norr11, der Bezugsstoff ist von Kvadrat. Den Couchtisch entdeckte Alexeeva in Kanada. „Einen einfachen, eleganten Tisch in der richtigen Größe zu finden, gehörte zu den schwierigsten Aufgaben“, berichtet sie. „Er durfte auf gar keinen Fall aus Metall sein. Nur Holz, nichts anderes. Es sollte möglichst natürlich bleiben.“
Tapete: Kollektion Grass Roots, Phillip Jeffries.
Das Wohnzimmer ist von warmen Holztönen und Himbeerfarben geprägt. Das Farbschema findet sich auch in diesem modernen Konsolentisch wieder.
Konsolentisch: Dare Studio; Spiegel: Joined + Jointed.
Konsolentisch: Dare Studio; Spiegel: Joined + Jointed.
Der Tisch eignet sich gut für die Mahlzeiten der Familie, lässt sich aber auch ausziehen, wenn Freunde oder Verwandte zu Besuch sind. Dann finden hier bis zu zehn Personen Platz.
Dank der großen Fenster und vieler Deckenstrahler ist es überall im Haus angenehm hell. Alexeeva plante zusätzliche Decken-, Wand- und Stehleuchten ein, um den Raum durch Licht in Zonen zu teilen und durch punktuelle Beleuchtung eine intime Atmosphäre herzustellen. Die auffälligen Hängeleuchten über dem Esstisch wurden auf den Philippinen handgefertigt.
Stühle: Pelle, Zeitraum; Hängeleuchten: Kenneth Cobonpue bei Hive; Esstisch: Aise, Treku.
Dank der großen Fenster und vieler Deckenstrahler ist es überall im Haus angenehm hell. Alexeeva plante zusätzliche Decken-, Wand- und Stehleuchten ein, um den Raum durch Licht in Zonen zu teilen und durch punktuelle Beleuchtung eine intime Atmosphäre herzustellen. Die auffälligen Hängeleuchten über dem Esstisch wurden auf den Philippinen handgefertigt.
Stühle: Pelle, Zeitraum; Hängeleuchten: Kenneth Cobonpue bei Hive; Esstisch: Aise, Treku.
„Die Einbauküche gab es schon vorher“, sagt Alexeeva. „Wir wollten nach Möglichkeit mit dem arbeiten, was wir vorfanden, also haben wir sie übernommen.“
Barhocker: Norr11
Barhocker: Norr11
Küchenwand und -schränke sind mit schwarzen Laminatplatten in Schnittholzoptik verkleidet. „Der Esstisch besteht aus schwarz gestrichenem Echtholz, das ganz ähnlich aussieht. Damit setzt sich der visuelle Eindruck der einen Zone in der anderen fort“, erläutert Alexeeva. Die Arbeitsplatte ist aus weißem Kompositstein gefertigt, der das dunkle Farbschema leicht abmildert.
Das Fernsehzimmer kann dank Schlafsofa in ein Gästezimmer verwandelt werden: „Ich habe es nach Maß fertigen lassen“, sagt sie. „Das Zimmer ist nur drei Meter breit, und das Dreisitzersofa nimmt fast die gesamte Breite ein. Aber es ist so konstruiert, dass sich zwei der Sitzflächen zum Gästebett umklappen lassen, die dritte hat dann die Funktion eines Nachtischs.“
Bettsofa: Sofa & More.
Bettsofa: Sofa & More.
Die Tür zum Fernsehzimmer tauschte Alexeeva gegen eine in der Wand laufende Schiebetür aus. „Der Raum ist wirklich klein“, erklärt sie. „Eine normale Tür würde in geöffnetem Zustand den Bildschirm verdecken.“
Alle Teppiche im Haus sind von dem australischen Hersteller Armadillo & Co. „Das sie aus Hanffasern gefertigt sind, verschmelzen sie farblich fast mit dem Bodenbelag, bereichern ihn aber auch durch ihre interessanten Texturen.“
Spiegel: Iona Cheval, Pinch Design.
Alle Teppiche im Haus sind von dem australischen Hersteller Armadillo & Co. „Das sie aus Hanffasern gefertigt sind, verschmelzen sie farblich fast mit dem Bodenbelag, bereichern ihn aber auch durch ihre interessanten Texturen.“
Spiegel: Iona Cheval, Pinch Design.
Eine der wichtigsten Aufgaben bestand darin, die Inneneinrichtung so zu gestalten, dass sie mit der zeitgenössischen Architektur des Hauses in Einklang steht. Besonders augenfällig ist das im Gästebad, in dem schwarze Metallstrukturen die Form der Fensterrahmen aufnehmen. „Den Hintergrund bildet Béton Ciré, ein französischer Feinputz auf Zementbasis, den wir auf die Wände aufgetragen haben“, erklärt Alexeeva.
Grenzenlos schön! 9 fugenlose Bäder und ihre Techniken
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Wo jetzt das Gästebad ist, war früher eine Ankleide. Alexeeva installierte eine Dusche, die von einer eigens in Italien angefertigten Glaswand mit schwarzen Metalleinfassung abgetrennt ist.
In den drei En-Suite-Bädern setzt Holz Akzente an Regalen, Abstellflächen und sogar auf den Fußböden. In dem Bad, das hier zu sehen ist, verbirgt sich hinter dem Spiegel und unter dem Waschbecken zusätzlicher Stauraum.
In allen drei En-Suite-Bädern gab es ursprünglich nur Duschen. In eines ließ Alexeeva ließ eine Wanne einbauen – damit das Kind planschen kann.
„Das Schlafzimmer ist fast ein eigenständiger Trakt des Gebäues“, erklärt Alexeeva. „Es hat sogar seine eigene Terrasse. Das bedeutet auch: Wenn Gäste zu Besuch sind, haben sie das ganze Haus zur Verfügung, aber den Eigentümern bleibt noch eine Rückzugsmöglichkeit.“
In vielen der Zimmer gibt es eine Wand, die durch ihr Muster oder ihre strukturierte Oberfläche die Aufmerksamkeit auf sich zieht. Hier im Schlafzimmer ist es eine Tapete aus Gräsern.
„Wir haben hier bewusst erdige Farbtöne eingesetzt“, sagt Alexeeva. Das natürliche Farbspektrum macht das Zimmer behaglich und verbindet Drinnen und Draußen.
„Wir haben hier bewusst erdige Farbtöne eingesetzt“, sagt Alexeeva. Das natürliche Farbspektrum macht das Zimmer behaglich und verbindet Drinnen und Draußen.
Auf dem blauen Stoffbezug des Betts setzt ein schmaler, senfgelber Saum farbliche Akzente. Das Samtsofa greift die knallige Farbe auf und bringt sie zum Leuchten. Die blassen, erdigen Töne auf dem Boden und an den Wänden bringen die kräftigen Farben in ein harmonisches Gleichgewicht.
Tapete: Havana 3152, Kollektion Braided Walls von Phillip Jeffries.
Tapete: Havana 3152, Kollektion Braided Walls von Phillip Jeffries.
„Wir haben dem modernen, aufgeräumten Look noch einen gewissen Twist gegeben, indem wir dem Bett zwei Nachttische von Osvaldo Borsani [italienischer Designer und Mitgründer der Möbelfirma Tecno] aus den Fünfzigern an die Seite gestellt haben. Ich habe sie auf einer Antikmesse in London entdeckt“, erzählt Alexeeva.
Zusätzlich zu Bett und Sofa gibt es im Schlafzimmer auch noch einen Arbeitsplatz. „Die Eigentümer haben hier alles, was sie brauchen“, sagt Alexeeva, „Auch einen malerischen Ausblick in den Garten.“
Sofa: Arketipo, Schreibtisch: De La Espada.
Sofa: Arketipo, Schreibtisch: De La Espada.
Das Bad neben dem Hauptschlafzimmer ist mit einem maßgefertigten Waschtisch ausgestattet. „Ich habe ihn so entworfen, dass er etwas schlanker ist als ein Standard-Waschtisch“, sagt Alexeeva, die das Möbelstück von einem italienischen Hersteller bauen ließ. Die Oberfläche aus Corian ist nur 40 Zentimeter tief. „Er ist so breit, dass zwei Personen ihn gleichzeitig benutzen können, und genauso funktional wie ein größerer Waschtisch“, erklärt Alexeeva. Die Wände sind auch hier mit Béton Ciré verputzt, diesmal in einer helleren Variante.
„Im gesamten Haus haben wir ein sehr dezentes Farbschema eingesetzt“, sagt Alexeeva. „Es sind starke Farben, aber in leicht verwaschenen und abgetönten Schattierungen, damit eine entspannte Atmosphäre entsteht.“ In einem weiteren Gästezimmer hat sie hellblaue, lachsrote und grüne Töne miteinander kombiniert, und mit der verträumten Tapete kehrt die waldreiche Umgebung als Motiv wieder. „Als ich noch auf Ideensuche war, entdeckte ich diese Tapete auf der Decorex-Messe in London“, berichtet Alexeeva. „Ich dachte sofort: Das passt ja perfekt!“
Tapete: Kollektion Skog, Sandberg
Tapete: Kollektion Skog, Sandberg
Der schmale Schminktisch im Gästezimmer ist Alexeevas Lieblingsmöbel im Haus. „Genau dieses Modell war gar nicht mehr erhältlich“, sagt sie. „Ich musste direkt beim Hersteller anrufen, um herauszubekommen, ob es vielleicht noch irgendwo zu haben war. Der Hersteller telefonierte dann mit all seinen Vertriebspartnern auf der ganzen Welt – und ich bekam wohl den letzten, den es noch gab! Er ist sehr schmal, bietet aber auch Stauraum.“
Schminktisch: Pivot-Kollektion, Arco
Schminktisch: Pivot-Kollektion, Arco
Im Kinderzimmer entschied sich Alexeeva für einen Stil, der keinen Moden unterworfen ist. „Der Raum macht keinen kindischen Eindruck“, sagt sie. „Die Einrichtung ist einfach, und eine Wand erhält durch das übergroße Blumenmotiv eine zentrale Stellung. Die Farben sind wirklich wunderschön – es sieht aus, als wäre das Motiv auf eine Leinwand aufgebracht. Wer das sieht, möchte sofort mit der Hand darüberfühlen.“
Tapete: Mr Perswall; Schubladenschrank: Mix Drawer von House Doctor, Tagesbett: Ikea; Tisch und Stühle: Kimi, Great Little Trading Company; Naturholz-Kinderstuhl (vorne rechts): Bambi, Elements Optimal
Tapete: Mr Perswall; Schubladenschrank: Mix Drawer von House Doctor, Tagesbett: Ikea; Tisch und Stühle: Kimi, Great Little Trading Company; Naturholz-Kinderstuhl (vorne rechts): Bambi, Elements Optimal
Vorhänge in Altrosa greifen das Tapetenmotiv auf, und einfache Möbel mit klaren Linien machen den Raum komplett – weit weg von allen Kinderzimmerklischees.
Vorhänge: Prêt À Vivre.
Mehr Wohnungen und Häuser in aller Welt kennenlernen
Vorhänge: Prêt À Vivre.
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Hier lebt: ein Paar mit seinem Kind
In: Hampstead, einem Vorort von London
Größe: 3 Schlafzimmer, 4 Bäder
Innenarchitektin: Olga Alexeeva von Black & Milk Interior Design
Fotos: Philip Durrant
Das Haus steht auf einem Privatgrundstück im Londoner Stadtteil Hampstead und ist von einem großen Garten umgeben. Der Entwurf stammt vom Büro Claridge Architects, das für seine Projekte schon mehrfach ausgezeichnet wurde. Beim Bau kamen größere Mengen Kebony zum Einsatz, ein modifiziertes Holz, das als nachhaltige Alternative zu Tropenhölzern zum Einsatz kommt.