Houzzbesuch: Ahoi! Britischer Hausboot-Charme auf kleinstem Raum
Dieses Hausboot zeigt, wie mit kreativem Design ein schwimmendes Zuhause groß rauskommen kann – und wie man dabei Schlagseite vermeidet …
Ein Hausboot auf dem Regent’s Canal in London – davon träumte Lee Thornley schon immer. Und warum Träume nicht einfach mal wahr werden lassen? „Ich bin ein großer Fan von gut durchdachten und gleichzeitig erschwinglichen Häusern“, sagt Thornley. Ein geeigneter Platz war schnell gefunden, nämlich direkt vor dem Hauptsitz seiner Interior Design-Firma Bert & May. Praktisch, denn so hat Thornley, der eigentlich mit seiner Familie in Yorkshire lebt, unter der Woche nur einen kurzen Arbeitsweg.
Thornleys Wunsch nach einem Hausboot war nicht nur der Notwendigkeit geschuldet, einen Zweitwohnsitz für seine vielen London-Aufenthalte zu schaffen – vielmehr war es für ihn die einmalige Gelegenheit, sich als Designer mal so richtig auszutoben und zu schauen, wie Wohnen auf kleinstem Raum aussehen kann. „Ich wollte wissen, ob man in Großbritannien mit weniger als 150.000 Britischen Pfund ein Zuhause schaffen kann, das auch noch schön ist“, so Thornley. Und ob man das kann! Sofern man immer auf die Gewichtsverteilung achtet …
Thornleys Wunsch nach einem Hausboot war nicht nur der Notwendigkeit geschuldet, einen Zweitwohnsitz für seine vielen London-Aufenthalte zu schaffen – vielmehr war es für ihn die einmalige Gelegenheit, sich als Designer mal so richtig auszutoben und zu schauen, wie Wohnen auf kleinstem Raum aussehen kann. „Ich wollte wissen, ob man in Großbritannien mit weniger als 150.000 Britischen Pfund ein Zuhause schaffen kann, das auch noch schön ist“, so Thornley. Und ob man das kann! Sofern man immer auf die Gewichtsverteilung achtet …
Der Kanal, an dem das Boot vertäut ist, ist extrem ruhig. „Manchmal schwimmen Enten vorbei, und letztens hat sogar ein Blesshuhn direkt neben dem Boot seine Jungen aufgezogen“, so der Eigentümer. Oft bewundern auch Spaziergänge das schöne Boot. „Hier am Kanal sind viele junge Jogger unterwegs. Manche Leute machen sogar Fotos und fragen, was wir hier machen oder rufen uns zu, wie schön sie das Boot finden.“
Das Dach hat Thornley so konzipiert, dass man darauf entspannt sitzen kann. „Es sollte eine richtige Terrasse sein“, erklärt er. „Es ist der schönste Ort auf dem Boot. Auf ‚normalen‘ Kanalbooten, wird das Dach nicht so viel genutzt.“
Das für Kanalboote übliche Schrägdach kam für Thornley nicht in Frage, also musste eine eigene Dachkonstruktion entworfen werden. „Wir hatten ganz vergessen, dass wir ja auch Brücken passieren müssen“, lacht Thornley. „Als die Brüstung schon montiert war, fiel uns auf, dass sie viel zu hoch war. Also haben wir sie nachträglich mit Gelenken ausgestattet, so dass sie bei Bedarf einfach eingeklappt werden kann.“
Das für Kanalboote übliche Schrägdach kam für Thornley nicht in Frage, also musste eine eigene Dachkonstruktion entworfen werden. „Wir hatten ganz vergessen, dass wir ja auch Brücken passieren müssen“, lacht Thornley. „Als die Brüstung schon montiert war, fiel uns auf, dass sie viel zu hoch war. Also haben wir sie nachträglich mit Gelenken ausgestattet, so dass sie bei Bedarf einfach eingeklappt werden kann.“
Bei der Einrichtung hat Thornley bewusst auf Einbaumöbel verzichtet, die bei kleinen Räumen sonst gern zum Einsatz kommen. „Ich fand ein dänisches Vintage-Sofa einfach viel hübscher als die typische gepolsterte Sitzecke“, erzählt er.
Anstatt also die Möbel fest in das Boot zu integrieren, wählte Thornley einige wenige Stücke, die er sorgfältig im Raum platzierte. „Bei Einbaumöbeln geht es doch meist darum, möglichst viel aus dem Raum herauszuholen. Das wirkt dann aber schnell total vollgestopft. Für mich ist der ästhetische Aspekt viel wichtiger“, so der Eigentümer.
Anstatt also die Möbel fest in das Boot zu integrieren, wählte Thornley einige wenige Stücke, die er sorgfältig im Raum platzierte. „Bei Einbaumöbeln geht es doch meist darum, möglichst viel aus dem Raum herauszuholen. Das wirkt dann aber schnell total vollgestopft. Für mich ist der ästhetische Aspekt viel wichtiger“, so der Eigentümer.
Bei der Planung behandelte Thornley das Boot wie einen einzigen großen Raum. „Ich wollte, dass es wie eine kleine Wohnung wirkt, in der alle Bereiche fließend ineinander übergehen“, erklärt er.
Hinter dieser Wand verbirgt sich ein ausklappbares Doppelbett. So können auf dem Boot bei Bedarf bequem vier Personen schlafen.
Tisch und Stühle hat Thornley secondhand gekauft. „Bei allen Möbeln, die ich für das Boot ausgewählt habe, war die Größe der entscheidende Faktor. Diese Essgruppe passt perfekt in die Ecke, und auch das Design fügt sich wunderbar in den Rest des Bootes ein“, so der Eigentümer. „Bei kleineren Möbelstücken wird oft kein Wert auf die Details gelegt, aber bei diesem Ensemble habe ich mich sofort in die Tisch- und Stuhlbeine verliebt.“
Tisch und Stühle: Pirkka, Design: Ilmari Tapiovaara, Artek
Tisch und Stühle hat Thornley secondhand gekauft. „Bei allen Möbeln, die ich für das Boot ausgewählt habe, war die Größe der entscheidende Faktor. Diese Essgruppe passt perfekt in die Ecke, und auch das Design fügt sich wunderbar in den Rest des Bootes ein“, so der Eigentümer. „Bei kleineren Möbelstücken wird oft kein Wert auf die Details gelegt, aber bei diesem Ensemble habe ich mich sofort in die Tisch- und Stuhlbeine verliebt.“
Tisch und Stühle: Pirkka, Design: Ilmari Tapiovaara, Artek
„Um einen einfachen und schlichten Look zu schaffen, haben wir uns auf einige wenige Materialien beschränkt“, so Thornley. „Man hat hier nicht das Gefühl, jedes Mal einen anderen Raum zu betreten, wenn man von einem Ende zum anderen geht.“ Dafür verwendete Thornley und sein Team vor allem helle Holzvertäfelungen und Marmor. „Die zwei Materialien waren praktisch mein Leitmotiv.“
Thornley liebt es, von der Terrasse aus das entspannte Treiben am Ufer zu beobachten. „Sie ist ein toller Ort, um Gäste zu empfangen, zum Beispiel bei Meetings oder Mittagessen“, sagt er.
Für den Terrassenboden besorgte Thornley antike Zementfliesen aus Italien und Spanien. „Sie sind schon 100 Jahre alt und die Farben sind etwas verblasst – das sieht einfach toll aus!“
Für den Terrassenboden besorgte Thornley antike Zementfliesen aus Italien und Spanien. „Sie sind schon 100 Jahre alt und die Farben sind etwas verblasst – das sieht einfach toll aus!“
„Die Schottwand bietet sich perfekt als Fläche für Stauraum an“, so Thornley. Dafür wurden pulverbeschichtete Korpusse mit Zwischenböden aus Marmor auf Maß gefertigt. Auch in den Treppenstufen befindet sich Stauraum.
Die Eichendielen haben einen sanften Grauton. „Ich mag keine künstlichen Farben“, sagt Thornley. „Wir haben Wochen damit zugebracht, die richtige Nuance für die Dielen zu finden.“
Teppich: Larusi
Die Eichendielen haben einen sanften Grauton. „Ich mag keine künstlichen Farben“, sagt Thornley. „Wir haben Wochen damit zugebracht, die richtige Nuance für die Dielen zu finden.“
Teppich: Larusi
Alle Lichtschalter sind mit einem Dimmer ausgestattet. So kann Thornley jederzeit für die richtige Stimmung an Board sorgen. Tagsüber ist es dank der vielen Fenster und des großzügigen Oberlichts über dem Wohnbereich wunderbar hell.
Abends tauchen jede Menge Wand- und Stehleuchten von Atelier Areti das Boot in ein gemütliches Licht.
Neben einer komfortablen Fußbodenheizung ließ Thornley einen urigen Holzofen einbauen. „Im Winter verzichte ich auf die Fußbodenheizung und heize lieber mit dem Holzofen – so ein Feuer ist einfach viel gemütlicher“, erzählt er. Bei der Firma Stovax fand er einen passenden Ofen mit maßgefertigtem Rauchabzug. „Da der Ofen recht schwer ist, mussten wir das Gewicht am anderen Ende des Bootes mit einem Gegengewicht ausgleichen“, erzählt Thornley.
„Ich wollte, dass das Wohnen auf dem Hausboot ein ganz besonderes Erlebnis ist“, sagt Thomley. „Und so war ich auch bei der Küche erst einmal für alles offen.“ Normalerweise würde man für Arbeitsplatte und Wandanschlussleiste in einem Hausboot eher nicht Marmor wählen, aber Thornley gefiel die Idee. „Da Marmor ziemlich schwer ist, hatte das Boot ein weiteres Mal Schlagseite. Also mussten wir auf der gegenüberliegenden Seite den Fußboden aufreißen und noch mehr Beton einfüllen, damit das Ganze wieder im Lot ist“, erzählt er.
„Die Arbeitsplatte ist sogar mit einer ausklappbaren Steckdose ausgestattet“, so Thornley. „Ich liebe diese Art von Männer-Spielzeug!“
An der Küchenwand hinter der Arbeitsplatte hat Thornley drei große, schwarz-weiße Teller von Darkroom angebracht. Sie nehmen die Farbpalette der restlichen Einrichtung wieder auf.
Mit einer Größe von 1,8 mal 2,5 Metern ist das Badezimmer mit ebenerdiger Dusche recht großzügig bemessen. „Es fühlt sich richtig groß an“, so Thornley.
Waschbecken, Armaturen und WC: Agape
Waschbecken, Armaturen und WC: Agape
Oft bekam Thornley den Ratschlag, nicht so viele Fliesen zu verwenden, da sie relativ schwer sind. „Aber ein Boot schwimmt ja. Das Gewicht selbst ist also nicht das Problem. Entscheidend ist, dass es gleichmäßig verteilt ist.“
Fliesen, Küchenschränke, Wandverkleidung und Holzdielung: Bert & May
Fliesen, Küchenschränke, Wandverkleidung und Holzdielung: Bert & May
„Da die Außenseite des Bootes schwarz ist, hatte ich die Befürchtung, dass sich der Innenraum im Sommer schnell aufheizen könnte“, so der Eigentümer. „Aber die Temperaturen sind immer angenehm hier drinnen.“ Das Fenster hinter dem Kopfteil des Bettes lässt sich öffnen – so ist für ausreichende Luftzirkulation gesorgt.
In Anlehnung an klassische Bullaugen, wurde auf beiden Seiten des Bootes jeweils ein rundes Fenster eingebaut (dieses hier befindet sich im Schlafzimmer). „Sie lassen sich sowohl ankippen als auch komplett öffnen – für maximale Durchlüftung“, so Thornley.
Das schlichte Schlafzimmer ist mit einem Doppelbett und praktischem Stauraum ausgestattet. „Unter dem Bett und hinter dem Kopfteil ist genügend Platz für meine Sachen“, erzählt Thornley. Die hochwertige Bettwäsche von Larusi verleiht dem Raum einen Hauch von Luxus. „Das Zimmer ist sehr einfach, aber auch sehr schön, wie ich finde.“
Schlichte Stoffrollos aus französischem Leinenstoff schaffen am Abend die nötige Privatsphäre.
Schlichte Stoffrollos aus französischem Leinenstoff schaffen am Abend die nötige Privatsphäre.
Der Schrank besteht aus demselben Holz wie die Wandverkleidung und fügt sich so ganz unauffällig in das Schlafzimmer ein. Das Marmorregal nimmt den luxuriösen Look der Küche wieder auf.
Die Wandhaken aus Leder und Holz, die Thornley und sein Team handgefertigt haben, verleihen dem Boot einen individuellen Touch.
Besonders wichtig war Thornley eine gute Wärmedämmung. „Hier waren wir sehr gewissenhaft, denn im Winter kann es in London richtig kalt werden. Manchmal friert der Kanal sogar zu“, erzählt er. „Für optimale Wärmedämmung haben wir einigen Platz an Bord geopfert und auch einiges an Geld investiert. Auch die Fenster sind doppelverglast.“
Die meiste Zeit ist das Boot vor Thornleys Firma vertäut. Wenn andere Boote vorbeifahren, beginnt Thornleys Boot sanft zu schaukeln. „Das fühlt sich an, als hätte man ein paar Gläser Wein zu viel getrunken“, lacht er. „Aber wer weiß – vielleicht ist es ja auch wirklich der Wein …“
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Hier wohnt: Lee Thornley, Gründer der Interior Design-Firma Bert & May, die sich auf den Verkauf von antiken und neuen Fliesen, antikem Holz und Vintage-Möbeln spezialisiert hat
Größe: Das neu gebaute Hausboot ist etwa 14,5 mal 3,5 Meter groß (ein Schlafzimmer, ein Badezimmer)
Vor Anker gegangen: auf dem Regent’s Canal im Stadtteil Bethnal Green, London, Großbritannien
„Anders als ein typisches Kanalboot ist dieses Modell von der Konstruktion her recht minimalistisch, so dass im Innenraum so viel Platz wie möglich ist“, erzählt Thornley.