Houzzbesuch: Ein Atelier mit Ecken und Kanten
Schwer und massiv von außen, leicht und hell von innen: Ein Studio im texanischen Austin rückt sich aus jedem Winkel ins richtige Licht.
Einen passenderen Namen hätte dieses zweigeschossige Gebäude, entworfen vom Architekten Mell Lawrence, nicht erhalten können: „Concrete Studio“ spielt mit dem Doppelsinn des englischen Begriffs „concrete“. Er steht hier nicht nur schlicht für das Material Beton, sondern bringt auch die vielseitige Bedeutung des Konkreten ins Spiel. Zwei enthusiastische Gärtner und Landschaftsplaner gehen hier ihrer Arbeit nach. Das Gebäude liegt im Garten (in angemessenem Abstand zum gemeinsamen Wohnhaus), wo sich viele ihrer täglichen Arbeitsgeräte befinden. Im Untergeschoss besteht es aus Garage und Lager, darüber haben die beiden ihr Atelier. Werfen wir einen Blick in dieses kleine Studio, das von außen so strukturiert und massiv wirkt und sich doch innen so hell und leicht anfühlt.
Auf einen Blick
Hier arbeiten: James David und Gary Peese vom Büro David/Peese Design
in: Austin, Texas (USA)
Auf: 70 Quadratmeter Bürofläche, 70 Quadratmeter Garage
Das besondere Detail: Die Oberfläche der Gussbeton-Fassaden ist Reptilienschuppen nachempfunden.
Auf einen Blick
Hier arbeiten: James David und Gary Peese vom Büro David/Peese Design
in: Austin, Texas (USA)
Auf: 70 Quadratmeter Bürofläche, 70 Quadratmeter Garage
Das besondere Detail: Die Oberfläche der Gussbeton-Fassaden ist Reptilienschuppen nachempfunden.
Dieser Blick auf das Haus in der Abenddämmerung zeigt seine asymmetrische Form und die geneigte Dachfläche. Auch das Fenster und die Tür sind asymmetrisch angeordnet. Das Gebäude wurde in einen Hang gebaut, wodurch die Garage aus diesem Blickwinkel nicht sichtbar wird. Das Studio erhält dadurch einen angemessenen Platz im Garten, ohne mit ihm in Konkurrenz zu treten. Architekt Mell Lawrence hat sich vom Garten und der Umgebung inspirieren lassen. „Ich kenne keine Landschaft, die so überwältigend ist wie die texanische“, sagt er. „Und Texas ist groß!“
Dieses Bild, bei Tageslicht aus einem anderen Winkel aufgenommen, gibt noch mehr asymmetrische Verhältnisse preis, wie ein Blick auf das Dachprofil und die Verteilung der Fenster zeigt. Auch hier ist die ungewöhnliche Textur der Betonfassade zu sehen. Die Variationen im Material wirken hier allerdings etwas stärker, als sie in Wirklichkeit sind.
Ungefähr im gleichen Blickwinkel, aber später am Tag, wenn die Schatten länger werden, tritt die Beschaffenheit der Oberfläche deutlich hervor. Lawrence vergleicht die Struktur mit Reptilienschuppen. Dieses Muster hat er eben deswegen gewählt, „weil sich der Verlauf des Tageslichts darin abbildet“.
„Die Oberfläche der Betonfassade ist alles andere als makellos“, sagt er. „So wollten wir sie auch haben: mit Unregelmäßigkeiten, rau und ungeschliffen. Dadurch wirkt sie nicht so streng, sondern eher informell. Die dicke Betonwand, die das Gebäude umgibt, besteht übrigens aus einer inneren und einer äußeren Schicht. Dazwischen befinden sich Dämmplatten.“
Ein Balkon ragt aus einer Seite des Studios hervor. Er gehört allerdings nicht direkt zum Büro, vielmehr verlängert er den Duschraum. Zum Glück sorgt die (auch aus Beton gefertigte) Brüstung für etwas Privatsphäre.
Noch näher am Studio wird die Verbindung zum Garten offensichtlich, und es erklärt sich von selbst, warum sich Lawrence hier so viele Anregungen geholt hat. Er erläutert: „Wenn man eine Landschaft gestaltet, kann man es noch so perfektionistisch angehen – allein das verfügbare Material sorgt schon dafür, dass alles seine Ecken und Kanten behält, dass es unvollkommen bleibt. Hier und dort wackelt es ein bisschen, insgesamt bleibt es unangestrengt und locker. Aber gleichzeitig wirkt doch alles ziemlich durchkomponiert und ausgearbeitet – und schön. So empfinde ich den Garten, den James und Gary hier angelegt haben. Ich wollte, dass das Studio ihrem Beispiel folgt. Es sollte die Muster und Wertvorstellungen aufgreifen, die im Garten zum Ausdruck kommen.“
Von innen ist das Atelier angenehm hell, obwohl die Wände aus monolithischem Beton bestehen. Drei großflächige Öffnungen versorgen den fünfeckigen Raum mit Tageslicht: Die Schiebetür, ein größeres Fenster in der Außenwand rechts davon (sichtbar auf dem ersten Foto), und …
… ein dreieckiges, oberlichtartiges Fenster, das auf den erhöhten Fußweg zum Eingang ausgerichtet ist (auf einem der zurückliegenden Fotos, das auch die geöffnete Schiebetür zeigt, erkennt man die Anordnung).
Dieses Fenster ist wahrscheinlich die wichtigste Öffnung in der Außenwand. Es die konsequente Pointe des asymmetrischen Entwurfsansatzes. Dabei sind fast alle Wände rechtwinklig – nur die Wand, die dem Wohnhaus gegenüber liegt, tanzt etwas aus der Reihe, indem sie sich vom Studioboden bis zum Dachfirst um ungefähr 30 Zentimeter krümmt (auf dem Bild mit dem Balkon kann man es sehen).
Dieses Fenster ist wahrscheinlich die wichtigste Öffnung in der Außenwand. Es die konsequente Pointe des asymmetrischen Entwurfsansatzes. Dabei sind fast alle Wände rechtwinklig – nur die Wand, die dem Wohnhaus gegenüber liegt, tanzt etwas aus der Reihe, indem sie sich vom Studioboden bis zum Dachfirst um ungefähr 30 Zentimeter krümmt (auf dem Bild mit dem Balkon kann man es sehen).
Wo gestalterisch gearbeitet wird, ist diffuses Nordlicht von Vorteil. Genau dafür sorgt das dreieckige Fenster. Es schließt oben mit der Dachfläche ab – dort, wo ihr tiefster Punkt liegt.
Das Licht aus dem Norden ist so weich, dass James und Gary alle Aufgaben bei optimaler Beleuchtung erledigen können. Lawrence macht auf einen weiteren Vorzug des Fensters aufmerksam: „Der Ausblick weist nach oben in den Himmel – und nach unten ins Tal.“