Houzzbesuch: Ein typisch britisches Reihenhaus, neu zusammengesetzt
Entkernung, Dachausbau, Anbau: Nach radikalem Update ist dieses Londoner Townhouse in begehrter Lage heller, etwas größer und praktischer
Von außen unterscheidet sich das Reihenhaus kaum von all den anderen im viktorianischen Stil, die man in Großbritannien zu Tausenden findet, oft erweitert durch einen modernen Anbau oder einen Dachausbau. Doch dieses wurde im Innenbereich so klug neu strukturiert, dass vergleichbare Reihenhäuser kaum mithalten können. Decken wurden erhöht, Räume vergrößert oder neu geschaffen (darunter ein Hauswirtschaftsraum, zwei Bäder, ein Abstellraum im Keller sowie ein Gäste-WC und ein Outdoor-Arbeitszimmer, das auch als Fernsehzimmer dient), eine neue Treppe, ein Oberlicht und neue Fenster eingebaut. „Bis auf die Front- und die zwei Seitenwände haben wir das Haus im Grunde vollständig abgetragen und neu aufgebaut, wobei die Grundfläche unverändert blieb. Nur ein paar Zentimeter haben wir hie und da herausgeholt“, erklärt Architekt Reuben Spiring.
Auf einen Blick
Ort: Glebe Street, Chiswick, im Südwesten von London, Großbritannien
Größe: 5 Zimmer, Wohnküche, zwei Badezimmer, Abstellraum, Gartenhaus
Architekt: Reuben Spiring von JLB Developments
Fotos: Simon Maxwell
Auf einen Blick
Ort: Glebe Street, Chiswick, im Südwesten von London, Großbritannien
Größe: 5 Zimmer, Wohnküche, zwei Badezimmer, Abstellraum, Gartenhaus
Architekt: Reuben Spiring von JLB Developments
Fotos: Simon Maxwell
Im Wohnzimmer im Erdgeschoss kann man schön sehen, wie Spiring ein luftiges, offenes Raumgefühl schuf. Um den Raum (und auch das Schlafzimmer darüber) zu vergrößern, wurde der alte Kamin samt Rauchabzug entfernt. Was blieb, ist eine dekorative Kaminkonsole vor der Wand – ein Feuer kann man hier aber nicht machen. „Wenn man auf engem Raum mehr Platz schaffen will, muss man eben auf einiges verzichten. In einem kleinen Haus ist jedes Detail entscheidend. Und in diesem Deko-Kamin kann man immerhin noch ein kleines Feuer mit Bioethanol machen“, so Spiring.
Die Hängeschränke rechts und links neben dem Kamin kaufte Spiring von Ikea, ein Tischler passte sie auf die richtige Größe an und bestückte sie mit neuen Griffen. Farblich passen sie gut zum Fußboden aus weißer Eiche. Die Dielen hatte Spiring unbehandelt gekauft und anschließend selbst mit Öl von Osmo versiegelt. „Das fühlt sich einfach viel besser an als Holz, das industriell behandelt wurde“, findet er.
Schrank: Besta, Stühle mit Armlehne: Ekenäset, Ikea (limitierte Retro-Kollektion, 2014); Sofa: New England, World Stores; Teppich: City Cows; Wandfarbe: Strong White, Farrow & Ball; Kissen: Mr Fox, Scion
Die Hängeschränke rechts und links neben dem Kamin kaufte Spiring von Ikea, ein Tischler passte sie auf die richtige Größe an und bestückte sie mit neuen Griffen. Farblich passen sie gut zum Fußboden aus weißer Eiche. Die Dielen hatte Spiring unbehandelt gekauft und anschließend selbst mit Öl von Osmo versiegelt. „Das fühlt sich einfach viel besser an als Holz, das industriell behandelt wurde“, findet er.
Schrank: Besta, Stühle mit Armlehne: Ekenäset, Ikea (limitierte Retro-Kollektion, 2014); Sofa: New England, World Stores; Teppich: City Cows; Wandfarbe: Strong White, Farrow & Ball; Kissen: Mr Fox, Scion
Kein dekoratives Detail im Haus ist original. Selbst die Stuckleisten und -ornamente hat Spirings’ Team entworfen und gefertigt. „Wir haben gar nicht erst versucht, sie originalgetreu nachzubilden“, erklärt Spiring. „Uns ging es vor allem darum, ein ansprechendes Gesamtbild zu schaffen. Schon als die Eigentümer das Gebäude kauften, war von den Original-Details nichts mehr übrig, und es ist auch kein Geheimnis, dass dies letztlich ein modernes Haus ist. Wir haben nur versucht, dem Ganzen eine traditionelle Note zu verleihen.“
Der Kaminvorbau ist zumindest aus der viktorianischen Zeit – stammt jedoch aus einem anderen entkernten Haus. Da die Original-Fliesen fehlten, wählte Spiring moderne Zementfliesen. Die Ummantelung aus Gusseisen ließ er abschleifen und weiß lackieren.
Der Kaminvorbau ist zumindest aus der viktorianischen Zeit – stammt jedoch aus einem anderen entkernten Haus. Da die Original-Fliesen fehlten, wählte Spiring moderne Zementfliesen. Die Ummantelung aus Gusseisen ließ er abschleifen und weiß lackieren.
Im hinteren Teil des Hauses wurde ein Anbau hinzugefügt. Damit ein Maximum an Licht in den Raum gelangt, hat Spiring viele zusätzliche Fenster einbauen lassen, inklusive eines maßgefertigten großen Oberlichts.
Die Ziegelsteine stammen von den alten Kaminen und Rauchabzügen, die im Zuge des Umbaus entfernt wurden.
Die Ziegelsteine stammen von den alten Kaminen und Rauchabzügen, die im Zuge des Umbaus entfernt wurden.
„Spiegel zu verwenden, um einen Raum optisch zu vergrößern, ist ein so alter Trick im Interiordesign, dass ich fast keine Lust darauf hatte“, lacht Spiring. „Aber wenn der Herd direkt an der Wand steht, eignet sich ein Spiegel nun mal gut als Spritzschutz, besonders in Familienhaushalten, denn so kann man sehen, was hinter dem Rücken passiert.“
Das Regal über dem Herd wurde aus einer alten Fußbodendiele gefertigt. Die Arbeitsfläche ist aus Quartz, 30 Millimeter dick.
Hängeleuchten: Ranarp, Ikea; Kühlschrank: Samsung; Herd, Öfen: Neff, Wasserhahn: Gosford Monobloc in Chrom, Abode
Das Regal über dem Herd wurde aus einer alten Fußbodendiele gefertigt. Die Arbeitsfläche ist aus Quartz, 30 Millimeter dick.
Hängeleuchten: Ranarp, Ikea; Kühlschrank: Samsung; Herd, Öfen: Neff, Wasserhahn: Gosford Monobloc in Chrom, Abode
Um viel Licht in die Räume zu bringen und sie größer wirken zu lassen, hat Spiring weitere Spiegel im gesamten Haus platziert. Dieser Küchenschrank etwa, eine Kaffee- und Tee-Station, hat eine verspiegelte Rückwand.
Alle Schränke wurden übrigens von Spirings Team maßgefertigt.
Rechts geht es weiter ins Treppenhaus.
Alle Schränke wurden übrigens von Spirings Team maßgefertigt.
Rechts geht es weiter ins Treppenhaus.
Die neue Treppe über drei Stockwerke ist eine Maßanfertigung und wurde so konzipiert, dass sie ein Minimum an Fläche beansprucht und sich dennoch harmonisch in die historische Gebäudehülle einfügt.
Hier befinden wir uns schon im ersten Obergeschoss.
Hier befinden wir uns schon im ersten Obergeschoss.
Das eine Schlafzimmer auf dieser Etage hat eine besondere Lichtlösung: ein verstecktes Oberlicht direkt über dem Fenster lässt zusätzlich Tageslicht hinein. „Das ist ein wirklich schönes Detail“, so Spiring. „Der Raum wirkt dadurch wunderbar groß und hell.“
Bett: Ikea; Hängeleuchten: The Lighting Centre
Bett: Ikea; Hängeleuchten: The Lighting Centre
Die Wände im Familienbad auf der gleichen Etage wurden mit Carrara-Marmor verkleidet. Hinter dem Waschbecken ließ Spiring sechseckige Mini-Fliesen einarbeiten. Die dunklen Fliesen sind aus Porzellan.
Schrankfarbe: Pavilion Gray, Farrow & Ball, Waschtisch: Maßanfertigung, alle Fliesen: Mandarin Stone
Schrankfarbe: Pavilion Gray, Farrow & Ball, Waschtisch: Maßanfertigung, alle Fliesen: Mandarin Stone
Das großzügige Elternschlafzimmer erstreckt sich über das gesamte, neu ausgebaute Dachgeschoss. Es hat ein En-Suite-Bad, maßgefertigten Stauraum unter der Schräge (rechts) und ist wunderbar hell und hoch.
Ins Kopfteil des Betts sind ein Regal sowie praktische Steckdosen für Handy und Tablet integriert. Es wurde aus Fußbodendielen und einem Spiegel maßgefertigt.
Leseleuchten: The Lighting Company
Leseleuchten: The Lighting Company
Das En-Suite-Bad lässt sich durch eine Taschenschiebetür vom Schlafzimmer abtrennen.
Die maßgefertigte Waschtischauflage ist aus grauem Jura-Kalkstein, die Wandfliesen sind aus Moleanos-Kalkstein. Die Wände sind in der Farbe „Elephant’s Breath“ von Farrow & Ball gestrichen.
Die maßgefertigte Waschtischauflage ist aus grauem Jura-Kalkstein, die Wandfliesen sind aus Moleanos-Kalkstein. Die Wände sind in der Farbe „Elephant’s Breath“ von Farrow & Ball gestrichen.
Das luxuriöse Badezimmer ist sowohl mit einer Badewanne als auch mit einer bodengleichen Dusche ausgestattet.
Ungewöhnlich: das Fliesenrelief im Duschbereich. Laut Spiring, war es „ein echter Alptraum“ die Fliesen so anzubringen. Sie wurden zunächst in unterschiedlicher Größe ausgeschnitten, dann wurde der Klebstoff je nach gewünschter Tiefe verschieden dick aufgetragen. Jedes Mal musste man die Trocknungszeit abwarten, bis die nächsten Fliesen angeklebt werden konnten. „Das Ganze kann man so ähnlich aber auch als vorgefertigtes Wandpaneel kaufen“, so Spiring. „Das erleichtert die Arbeit enorm!“
Ungewöhnlich: das Fliesenrelief im Duschbereich. Laut Spiring, war es „ein echter Alptraum“ die Fliesen so anzubringen. Sie wurden zunächst in unterschiedlicher Größe ausgeschnitten, dann wurde der Klebstoff je nach gewünschter Tiefe verschieden dick aufgetragen. Jedes Mal musste man die Trocknungszeit abwarten, bis die nächsten Fliesen angeklebt werden konnten. „Das Ganze kann man so ähnlich aber auch als vorgefertigtes Wandpaneel kaufen“, so Spiring. „Das erleichtert die Arbeit enorm!“
Im Garten hat Spiring Kunstrasen verlegen lassen. „Eigentlich bin ich kein großer Fan davon, aber er ist pflegeleicht und fühlt sich in dieser Qualität wirklich wunderbar weich an“, sagt er. „Bei Kunstrasen lohnt es sich, ein bisschen mehr Geld auszugeben.“ Der Zaun besteht aus unterschiedlich breiten Leisten in Western Red Cedar, die immer abwechselnd angeordnet wurden.
Das Gartenhäuschen, das als Arbeits- und Fernsehzimmer genutzt wird, ist mit einer Fußbodenheizung ausgestattet. Außerdem bietet es jede Menge Stauraum. „Der Garten ist zwar eher klein“, so Spiring, „aber meist nutzt man ja doch nicht die gesamte Fläche. Also beschlossen wir, zwei Meter davon abzuzwacken, um so ein Extrazimmer zu schaffen. Das macht die verlorene Gartenfläche mehr als wett!“
Am unteren Bildrand sieht man das mit Fetthenne bepflanzte Dach des Anbaus mit Küchen- und Essbereich; auch das Dach des Anbaus ist damit begrünt.
Am unteren Bildrand sieht man das mit Fetthenne bepflanzte Dach des Anbaus mit Küchen- und Essbereich; auch das Dach des Anbaus ist damit begrünt.
Die schwarze Wandfarbe auf Leinölbasis wird in Schweden gerne als schützendes Finish Holzflächen im Außenbereich verwendet. „Es hat einen wunderschönen matten Glanz“, so Spiring.
Über dem Schreibtisch im Gartenhäuschen ist eine ausziehbare Leinwand angebracht. Der Beamer befindet sich in einem Schrank an der gegenüberliegenden Wand, hier ist auch Platz für ein kleines Sofa – für ungestörte Stunden in der britischen Metropole.
Stuhl: Stockholm, Ikea
Mehr Bilder des Projektes >>>
Wie wohnen Menschen in Großbritannien? Mehr Houzzbesuche auf der Insel >>>
Über dem Schreibtisch im Gartenhäuschen ist eine ausziehbare Leinwand angebracht. Der Beamer befindet sich in einem Schrank an der gegenüberliegenden Wand, hier ist auch Platz für ein kleines Sofa – für ungestörte Stunden in der britischen Metropole.
Stuhl: Stockholm, Ikea
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Unter anderem ließ Spiring die alten Fußböden rausreißen und neue Betonböden einziehen – mit Wärmedämmung und Fußbodenheizung, aber doch um einiges dünner als der ursprüngliche Fußboden. Insgesamt kitzelte er so zusätzlichen Luftraum von 40 Zentimeter Höhe aus dem Haus und erreichte Raumhöhen von 2,50 Meter. Zum Vergleich: Die durchschnittliche Raumhöhe in britischen Reihenhäusern dieser Art beträgt 2,30 bis 2,40 Meter. Beim Dachausbau erreicht man meist nur 2 Meter, opfert dafür aber zuweilen Raumhöhe in der Etage darunter.
Dank der Fußbodenheizung sind auch keine Heizkörper mehr nötig, die wertvollen Platz wegnehmen würden.