Houzzbesuch
Houzzbesuch: Einfach wohnen bleiben, der Wohnraum wächst mit
Bei der Zusammenlegung von drei Wohnungen zu einer entstand eine bunte Collage aus Liebgewonnenem und Wiederverwertetem
Flexibler Wohnraum, das geht auch in einer Wohnung. Noch besser natürlich, wenn es gleich drei sind, wie dieses Beispiel aus Berlin zeigt. Bereits als Student hatte der Bauherr in dem Haus gewohnt, allein in einer Wohnung im dritten Obergeschoss des Vorderhauses. Später zog seine zukünftige Frau mit ein. Als sich die Chance bot, zwei benachbarte Wohnungen ebenfalls zu kaufen, zögerten die beiden nicht lange. Eine gute Entscheidung. Denn so wie die Familie wuchs, konnte damit auch der Raum mitwachsen.
Dafür wurden die drei nebeneinanderliegenden Wohnungen zusammengelegt. Doch wie wird aus drei einzelnen Teilen ein Ganzes? Für diese Frage zogen der Anwalt und die an einer integrativen Schule tätige Lehrerin die Experten Petr Barth und Taras Breker hinzu. Die beiden Architekten fügten Liebgewonnenes zu Neuem und ergänzten mit viel Wiederverwertetem.
Dafür wurden die drei nebeneinanderliegenden Wohnungen zusammengelegt. Doch wie wird aus drei einzelnen Teilen ein Ganzes? Für diese Frage zogen der Anwalt und die an einer integrativen Schule tätige Lehrerin die Experten Petr Barth und Taras Breker hinzu. Die beiden Architekten fügten Liebgewonnenes zu Neuem und ergänzten mit viel Wiederverwertetem.
Die Lage: teils im Vorderhaus, teils im Seitenflügel. Ein Teil der Wohnung liegt im Vorderhaus, das nach Norden geht, der andere im Seitenflügel mit Fenstern nach Osten. Zwar lagen die Wohnungen im dritten Obergeschoss und waren damit sicher heller als die in den unteren Geschossen. Doch waren die Lichtverhältnisse nicht optimal. Zudem gab es drei Küchen, drei Bäder und insgesamt relativ kleine Zimmer. Nicht gerade eine ideale Ausgangssituation für großzügige Freiräume, die sich die Familie wünschte. Hinzu kam ein Höhenunterschied zwischen Vorderhaus und Seitenflügel, den es zu überwinden galt.
Die Vorgehensweise: nicht alles planen. „Für uns ist es spannend, mit unserer Planung das Familienleben zu organisieren“, beschreibt Petr Barth die Vorgehensweise. „Wir fangen mit mehreren Ideen an, aus denen sich unterschiedliche Dinge herauskristallisieren.“
„Das ist wie bei einer Collage. Wir wollen gar nicht durchplanen. Manches entwickelt sich erst vor Ort“, ergänzt Taras Breker. Beide betonen, dass Vertrauen für dieses Vorgehen immens wichtig ist. Selbstverständlich wissen die Baufamilien, dass damit zehn bis fünfzehn Prozent eines Projektes immer offen sind – sowohl was das Aussehen am Ende angeht, als auch die Kosten.
„Das ist wie bei einer Collage. Wir wollen gar nicht durchplanen. Manches entwickelt sich erst vor Ort“, ergänzt Taras Breker. Beide betonen, dass Vertrauen für dieses Vorgehen immens wichtig ist. Selbstverständlich wissen die Baufamilien, dass damit zehn bis fünfzehn Prozent eines Projektes immer offen sind – sowohl was das Aussehen am Ende angeht, als auch die Kosten.
Eine Tür zu viel? Dann wird daraus ein Fenster, mit Blickbeziehung zur Küche.
Finden Sie hier Architekt:innen für den Umbau und die Optimierung Ihrer Wohnräume
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Die Idee: bestehende Strukturen auflösen. „Die drei Wohnungen hatten noch ihren ursprünglichen Grundriss“, erzählt Breker. Das änderte sich nun grundlegend. Flure gibt es nicht mehr, die Räume gehen fließend ineinander über.
Aus Flur, Bad und Küche der ehemals mittleren Wohnung entstand ein großer, zentraler Wohnraum, der sich bis in den Seitenflügel erstreckt (Foto unten). Im Vorderhaus liegt das Schlafzimmer der Eltern, während die Kinder ihre Zimmer im Seitenflügel und damit weit entfernt von dem der Eltern haben.
Aus Flur, Bad und Küche der ehemals mittleren Wohnung entstand ein großer, zentraler Wohnraum, der sich bis in den Seitenflügel erstreckt (Foto unten). Im Vorderhaus liegt das Schlafzimmer der Eltern, während die Kinder ihre Zimmer im Seitenflügel und damit weit entfernt von dem der Eltern haben.
„Bei Familien und generell beim gemeinschaftlichen Wohnen ist es wichtig, sich gelegentlich aus dem Weg gehen zu können. Dann muss man sich nicht begegnen und schätzt das Zusammensein umso mehr“, verrät Barth.
Im Bad der Eltern wurde eine Sauna eingebaut. Ein zweites Bad befindet sich zwischen den beiden Kinderzimmern.
Die Umsetzung: Gliederung durch Höhenunterschiede. „Wir haben die trennende Brandwand herausgenommen und dafür einen Stahlträger von viereinhalb Metern Länge eingesetzt. Allein die Genehmigung hierfür hat ein Jahr gedauert“, erzählt Barth.
Genehmigungen waren auch notwendig, um die Brüstungen einiger Fenster zum Hof zu entfernen. Viel Licht fällt nun durch die bodentiefen Fenster. Die Höhenversprünge an der Decke und zum Seitenflügel geben eine Orientierung für die Wege durch die Wohnung.
Genehmigungen waren auch notwendig, um die Brüstungen einiger Fenster zum Hof zu entfernen. Viel Licht fällt nun durch die bodentiefen Fenster. Die Höhenversprünge an der Decke und zum Seitenflügel geben eine Orientierung für die Wege durch die Wohnung.
Der Pfeiler in der Küchenmitte ist so breit wie die Dunstabzugshaube und beherbergt hinter Glasfronten neben dem Kaminschacht auch einen Barschrank.
Das Material: erhalten und ergänzen. Zentrales Element im Wohnbereich ist der Deckenfries, den der Bauherr in seiner Studentenzeit selbst freigelegt hatte. Er sollte unbedingt erhalten bleiben.
Diesen Willen zur Erhaltung ergänzten die Architekten mit dem Gedanken der Wiederverwertung: Die Flügeltür zum Wohn- und Musikzimmer stammt aus einer Villa im Ruhrgebiet. Der Rollschrank in der Küche ist aus einem Büro.
Für die Küchenfronten wurden teilweise die Schranktüren der Umkleide eines Berliner Schwimmbads verwendet, Sperrholzplatten, auf denen Sägespuren von der Arbeit eines Tischlers erzählen.
Beispielsweise vom Zurechtsägen des Holzes für den Einbauschrank, der sich von der Garderobe bis ins Schlafzimmer zieht. Kunstvoll ist ein weiß lackiertes Element eingefügt, das von einem Schrank aus den Jahren um 1910 stammt.
Besonders augenfällig ist der Parkettboden mit seinen bunten Farbtupfern, der sich durch die gesamte Wohnung zieht. Er stammt aus einer Turnhalle in Halle (an der Saale), wo er wegen Hochwasserschadens ausgebaut worden war. Bevor er neu verlegt werden konnte, mussten die einzelnen Stücke sortiert und aufgearbeitet werden.
Besonders augenfällig ist der Parkettboden mit seinen bunten Farbtupfern, der sich durch die gesamte Wohnung zieht. Er stammt aus einer Turnhalle in Halle (an der Saale), wo er wegen Hochwasserschadens ausgebaut worden war. Bevor er neu verlegt werden konnte, mussten die einzelnen Stücke sortiert und aufgearbeitet werden.
So tauchen fast an jeder Stelle gebrauchte Materialien auf. Mit einem knappen Budget hat das allerdings wenig zu tun, im Gegenteil, wie Barth erklärt: „Gebrauchte Materialien können manchmal günstiger sein. Sie sind in der Verarbeitung aber meist teurer, da viel mehr Handarbeit notwendig ist. Allerdings bringen ältere Materialien eine Geschichte mit und personalisieren einen Ort.“ An Geschichten mangelt es in dieser Wohnung sicher nicht.
Auf: 174 Quadratmetern
In: Berlin-Prenzlauer Berg
Experten: Barth und Breker Architekten
Fotos: Ringo Paulusch