Houzzbesuch
Innenausbau
Modernes Familienheim dank Rückbau und Umgestaltung
Grünes Leder, Eichenholz und Aluminium: Neue Materialien und Formen prägen dieses denkmalgeschützte Haus in Berlin
Manchmal kommt es einfach anders: Eine junge Familie wünschte sich ein modernes, zeitgemäßes Heim – und erwarb ein geschichtsträchtiges Haus aus den Fünfzigern im Berliner Hansaviertel. Was sie dann draus machten? Der Architekt Carsten Wiewiorra verhalf mit einem offenen Raumkonzept, engem Bezug zur Vergangenheit sowie außergewöhnlichen Materialien und Farben dem ehemals großbürgerlichen Haus zu neuem Glanz.
Auf einen Blick
Hier wohnt: eine vierköpfige Familie
In: einem Wohnhaus im Hansaviertel in Berlin
Auf: 427 Quadratmetern
Experte: Carsten Wiewiorra von Wiewiorra Hopp Schwark Architekten
Fotos: Tobias Wille
Auf einen Blick
Hier wohnt: eine vierköpfige Familie
In: einem Wohnhaus im Hansaviertel in Berlin
Auf: 427 Quadratmetern
Experte: Carsten Wiewiorra von Wiewiorra Hopp Schwark Architekten
Fotos: Tobias Wille
„Wir haben den Altbau von nachträglichen und nicht ursprünglichen Um- und Einbauten befreit und zu großen Teilen wieder in das alte Konzept zurückgebaut. Das Haus ist zur Straße hin sehr geschlossen und öffnet sich zum Garten hin. Das haben wir herausgearbeitet“, erläutert Wiewiorra das Gesamtkonzept, in dessen Rahmen einst geschlossene Pergolen freigelegt wurden. Auf der Straßenseite wurden Balkone im Obergeschoss bereits im Rahmen früherer Umbauten geschlossen. Hinter der erneuerten und jetzt langgestreckten Glasfassade befinden sich die Schlafzimmer und Bäder der Familie.
Ein gekonntes Spiel mit unterschiedlichen Materialien und Themen lässt das Erdgeschoss lebendig und wohnlich erscheinen. „Wir sind für unsere Verhältnisse sehr farbig geworden“, kommentiert Wiewiorra das Ergebnis. Die mehrfarbige Sitzlandschaft in dem zentralen Wohnraum ist von drei Räumen umgeben: der Bibliothek aus Eiche, der Küche aus Aluminium und dem sogenannten Gartenraum in grünem Leder im Hintergrund.
Aber nicht nur die Farbigkeit der Räume ist hier etwas Besonderes: Das Rautenparkett sticht ebenfalls optisch hervor. „Eine tolle handwerkliche Leistung“, kommentiert Wiewiorra das aus 35.000 Einzelteilen bestehende Eichenparkett, das stilistisch zwischen dem Baujahr des Hauses und der Gegenwart vermittelt.
Aber nicht nur die Farbigkeit der Räume ist hier etwas Besonderes: Das Rautenparkett sticht ebenfalls optisch hervor. „Eine tolle handwerkliche Leistung“, kommentiert Wiewiorra das aus 35.000 Einzelteilen bestehende Eichenparkett, das stilistisch zwischen dem Baujahr des Hauses und der Gegenwart vermittelt.
Komplett von Büchern umgeben: Die Bibliothek ließen die Architekten mit umlaufenden Regalen aus Eiche auskleiden – inklusive der Öffnungen, Zugänge und dem Fenster, das dank der nun breiten Fensterbank einen schönen Sitzplatz mit Aussicht in den Garten bietet. Ein polygonaler Schreibtisch in der Mitte bildet exakt die Form des inneren Raumes ab.
Hier und da gewährt das Bücherregal Durchblick: Mit mittig verbauten Glaswänden können an manchen Stellen die Fächer beidseitig gefüllt werden. „Im Erdgeschoss war früher eine Augenarztpraxis. Es gab dort andere Raumzusammenhänge, die wir besonders durch diese verglasten Öffnungen erhalten und subtil sichtbar gemacht haben“, erklärt Wiewiorra. Zu dem offenen Raumkonzept gehört auch die Falttür, die sich im offenen Zustand passgenau in das Regal einfügt.
Innenarchitekten in Ihrer Nähe
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Buchstäblich im Grünen liegt der Gartenraum: „Mit Fenstern von drei Seiten sitzt man hier eigentlich wie draußen“, beschreibt Wiewiorra den lichtdurchfluteten Raum, in dem mit grünem Leder bezogene, maßgefertigte Möbel einen direkten Bezug zum umliegenden Garten herstellen. Die Sitzlandschaft stammt von Cor-Interlübke, die auch das Leder lieferten, das als Bezugsmaterial diente.
Zentral ist der offene Essbereich gelegen. Die ungewöhnliche Form des weißen Esstischs entwickelten die Architekten speziell für dieses Projekt: „Die Bauherren wollten einen sehr großen Tisch, an dem man gemeinsam sitzen kann, ohne dass es ein runder Tisch ist. Dieser Tisch schafft keine Hierarchien und funktioniert für verschieden große Gruppen. Es gibt eine große und eine kleine Rundung. Je nachdem wie viele Personen es sind, setzt man sich an die entsprechende Rundung.“
Aluminium in zwei unterschiedlichen Grautönen sorgt in der Bulthaup-Küche dahinter für unerwartete Licht- und Farbspiele. „Der Küchenraum ist rundum mit Aluminiumplatten belegt. Ein Material, das die Farben der Umgebung und den Lichteinfall stark reflektiert. So verändert sich die Farbe der Küche ständig“, erläutert Wiewiorra die besondere Wirkung der Oberflächen.
Aluminium in zwei unterschiedlichen Grautönen sorgt in der Bulthaup-Küche dahinter für unerwartete Licht- und Farbspiele. „Der Küchenraum ist rundum mit Aluminiumplatten belegt. Ein Material, das die Farben der Umgebung und den Lichteinfall stark reflektiert. So verändert sich die Farbe der Küche ständig“, erläutert Wiewiorra die besondere Wirkung der Oberflächen.
Wie in allen Räumen legten die Architekten auch im Eingangsbereich großen Wert auf möglichst viel Stauraum – hier in Form eines weißen Einbaumöbels samt integrierter Sitzbank. „Die Flure sind relativ groß, und wir versuchen in unseren Projekten, mit Einbaumöbeln viel Stauraum in unsere Planung zu integrieren“, so Wiewiorra.
Noch mehr Fotos von Treppenhäusern
Noch mehr Fotos von Treppenhäusern
Grafik von Maria Hinze als Vorhang
Kunst ist ein integraler Bestandteil der Innenraumplanung: Im geschwungenen Treppenhaus wurde eine Wand von Maria Hinze, einer jungen Berliner Künstlerin, mit Tusche verziert. „Unsere eigentliche Aufgabe war die Verglasung im ersten Obergeschoss. Dafür brauchten wir einen Vorhang“, erzählt Wiewiorra. Doch weil sich kein passendes Muster finden ließ und die Kosten für den Druck eines eigenen Musters in keinem Verhältnis zur benötigten Menge standen, bat er die ihm bereits bekannte Künstlerin um ihre Unterstützung. Mit Textilfarbe bemusterte sie den gut 100 Meter langen Vorhangstoff. Das Muster fand seine Fortführung auf den Wänden im Foyer des Hauses.
Besondere Verlegeart des Parketts
Drei amorphe Körper strukturieren das Obergeschoss und beherbergen in ihrem Innern Bäder und Ankleiden für die vierköpfige Familie. Von außen sind sie mit unterschiedlich strukturiertem beigefarbenem Linoleum verkleidet und kommen gänzlich ohne scharfen Kanten aus. „Sie verbinden die Räume und gliedern sie zugleich. Es macht Räume größer, wenn man durch sie hindurchwandern kann, von Raum zu Raum, ohne ständiges Rein und Raus“, erklärt Wiewiorra die Raumwirkung.
Benachbart zum Elternschlafzimmer liegen zwei der Körper nebeneinander. Das Ankleidezimmer befindet sich im Innern des rechten Körpers und ist komplett mit schwarzem Linoleum ausgekleidet.
Benachbart zum Elternschlafzimmer liegen zwei der Körper nebeneinander. Das Ankleidezimmer befindet sich im Innern des rechten Körpers und ist komplett mit schwarzem Linoleum ausgekleidet.
Auf der dem Schlafzimmer abgewandten Rückseite des zweiten Körpers befindet sich der offen zugängliche Waschtisch der Eltern. Privatsphäre bieten ein separater Duschraum (links) sowie ein separates WC (rechts im Bild). Beide befinden sich im Innern des linoleumverkleideten Körpers und bieten dank satinierter, geriffelter Glastüren Privatsphäre.
Waschbecken in großer Auswahl
Waschbecken in großer Auswahl
Der Duschraum des Masterbads fällt ebenfalls durch seine besondere farbliche Gestaltung auf: Bis zur Decke ließen die Architekten den Raum mit grünem Mosaik fliesen.
Bemerkenswert vor allem, weil die Bauherren ursprünglich durch ein anderes Projekt auf die Architekten aufmerksam wurden: das Townhouse – das gegensätzlicher nicht sein könnte, wie Wiewiorra zugibt.
„Eigentlich wollten sie genau so ein Haus haben: sehr hell, mit viel Weiß. Jetzt haben sie genau das nicht bekommen und sind damit sehr glücklich“, erzählt Wiewiorra zufrieden.
Wie gefällt Ihnen dieser Umbau? Mit wem würden Sie einziehen?
Bemerkenswert vor allem, weil die Bauherren ursprünglich durch ein anderes Projekt auf die Architekten aufmerksam wurden: das Townhouse – das gegensätzlicher nicht sein könnte, wie Wiewiorra zugibt.
„Eigentlich wollten sie genau so ein Haus haben: sehr hell, mit viel Weiß. Jetzt haben sie genau das nicht bekommen und sind damit sehr glücklich“, erzählt Wiewiorra zufrieden.
Wie gefällt Ihnen dieser Umbau? Mit wem würden Sie einziehen?
„Es war ein funktionstüchtiges Haus“, beschreibt der Architekt das Gebäude, das zwar in einem bewohnbaren Zustand war, den Anforderungen und Vorstellungen der Familie aber nicht entsprach.