Architektur
Luftschlösser für die Ewigkeit: Posthumer Pritzker-Preis für Frei Otto
Der deutsche Architekt starb, bevor die Verleihung bekannt gegeben werden konnte: Frei Otto erhält den weltweit wichtigsten Architekturpreis
Die Nachricht traf die Architekturszene bittersüß: Der deutsche Architekt Frei Otto, Schöpfer des berühmten Zeltdachs des Münchner Olympiastadiums, wird mit dem Pritzker-Preis 2015 – quasi dem Nobelpreis der Architektur – ausgezeichnet. Frei Otto aber ist am Montag im Alter von 89 Jahren verstorben.
Frei Otto ist (nach Gottfried Böhm 1986) erst der zweite Deutsche, der den seit 1979 jährlich vergebenen Preis erhält. Zum ersten Mal wird der Preis posthum verliehen – eigentlich sollte der Preisträger erst in zwei Wochen bekannt gegeben werden. Der Architekt selbst erfuhr jedoch noch von der Auszeichnung. „Das Gewinnen von Preisen ist nicht mein Lebensziel“, soll er der Jury entgegnet haben. „Ich wollte Gebäude entwerfen, die armen Menschen helfen, zum Beispiel nach Naturkatastrophen. Aber was soll ich sagen, ich bin sehr glücklich.“
Das architektonische Experiment interessierte Otto, nicht der Ruhm. Weltweit berühmt wurde er doch, durch die zeltartige Dachkonstruktion des Münchener Olympiastadions von 1972; ein Entwurf, der eigentlich unbaubar schien.
Frei Ottos Architekturstudium wurde durch den 2. Weltkrieg unterbrochen, als Kampfpilot kam er in Kriegsgefangeschaft – während dieser soll er in Chartres bereits an günstigen Leichtbaukonstruktionen gearbeitet haben. Ab 1948 setzt er sein Studium fort, lernt auf einer Studienreise durch die USA 1950 Architekturgrößen und ihre Bauten kennen, von Mies van der Rohe bis Frank Llloyd Wright.
Nach seinem Abschluss lehrte Frei Otto unter anderem an der einflussreichen Hochschule für Gestaltung in Ulm; gründete dann 1964 das Institut für Leichte Flächentragwerke der Technischen Hochschule Stuttgart mit.
In diesem Institut entwickelte er im interdisziplinären Austausch mit Biologen, Medizinern, Paläontologen Konstruktionen, die auf Bauprinzipien der Natur basieren. Auch Experimente mit Drahtmodellen, die er in Seifenlauge tauchte, gehörten dazu – die Seifenblasenhaut spannt sich dann über die kleinste Fläche. Spinnennetze, gespannte Schnüre, ja sogar Damenstrümpfe: alles konnte bei der Erkenntnisgewinnung helfen.
Nach seinem Abschluss lehrte Frei Otto unter anderem an der einflussreichen Hochschule für Gestaltung in Ulm; gründete dann 1964 das Institut für Leichte Flächentragwerke der Technischen Hochschule Stuttgart mit.
In diesem Institut entwickelte er im interdisziplinären Austausch mit Biologen, Medizinern, Paläontologen Konstruktionen, die auf Bauprinzipien der Natur basieren. Auch Experimente mit Drahtmodellen, die er in Seifenlauge tauchte, gehörten dazu – die Seifenblasenhaut spannt sich dann über die kleinste Fläche. Spinnennetze, gespannte Schnüre, ja sogar Damenstrümpfe: alles konnte bei der Erkenntnisgewinnung helfen.
Der deutsche Pavillon bei der Expo 1967 in Montreal entstand lange vor dem berühmten Münchner Zeltdach, es war der erste öffentliche Großversuch einer solchen Dachkonstruktion.
Ein Einzelkämpfer war Frei Otto nie, viele Bauwerke realisierte er mit Kollegen; mit Shigeru Ban entwarf er etwa den Japanischen Pavillon auf der Expo 2000 in Hannover.
Seine Zeltdächer überspannten so einiges, von Bundesgartenschauen (etwa Kassel, 1955) über Schwimmbäder (Paris, 1966) bis hin zu Bühnen: Für die US-Tournee von Pink Floyd 1977 entwarf er bewegliche Bühnenschirme. Immer wieder entwarf er Notunterkünfte, temporär, schnell aufbaubar, stabil und erweiterbar zu Zeltstädten. Er wollte den Menschen helfen. Und er entwarf Städte in der Wüste und in der Arktis, die immer nur Ideen blieben.
Seine Zeltdächer überspannten so einiges, von Bundesgartenschauen (etwa Kassel, 1955) über Schwimmbäder (Paris, 1966) bis hin zu Bühnen: Für die US-Tournee von Pink Floyd 1977 entwarf er bewegliche Bühnenschirme. Immer wieder entwarf er Notunterkünfte, temporär, schnell aufbaubar, stabil und erweiterbar zu Zeltstädten. Er wollte den Menschen helfen. Und er entwarf Städte in der Wüste und in der Arktis, die immer nur Ideen blieben.
Aberwitzig wirken Frei Ottos Entwürfe, federleicht manchmal, wie hier die Großvoliere im Münchner Tierpark Hellabrunn. Als „Visionär und Utopist“ bezeichnete die Jury des Pritzker-Preises den Architekten.
Er selbst sagte einmal, er habe wenig gebaut, aber er habe viele Luftschlösser ersonnen.
Was kann es Schöneres geben?
Er selbst sagte einmal, er habe wenig gebaut, aber er habe viele Luftschlösser ersonnen.
Was kann es Schöneres geben?