Tierfrei wohnen – ein Trend im Interieur?
Damit ist nicht gemeint, dass Sie Ihren geliebten Vierbeiner vor die Tür setzen müssen
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Jadranka Kursar
8. Oktober 2019
Houzz Deutschland Contributor. Freie Autorin und Kosmopolitin mit Faible für Design und Interior
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Veganern reicht es nicht aus, sich frei von tierischen Produkten zu ernähren – sie wollen auch tierfrei wohnen und sich vegan einrichten. Ein hundertprozentig veganer Lifestyle ist möglich, aber knifflig. Houzz verrät Tipps und zeigt innovative Designer, die Unkraut, Pilze und Früchte zu neuartigen Materialien für vegane Möbel verarbeiten.
Vegan, cruelty-free oder beides?
Wem das vegane Einrichten schwerfällt, kann zuerst mit cruelty-free Produkten anfangen. Bei cruelty-free dürfen in keiner Phase der Produktentwicklung Tierversuche durchgeführt werden. Ja, nicht nur bei der Entwicklung von Kosmetika und Medikamenten sind Tierversuche üblich, sondern für Farben, Textilien und Kunststoffe. Ein Produkt kann zwar cruelty-free sein, muss deshalb aber nicht vegan sein. So kann ein Produkt, das nicht an Tieren getestet wurde, trotzdem tierische Produkte enthalten, wie Bienenwachs, Wolle, Daunen oder Knochenleim. Oft ist dies bei Teppichen, Polsterungen, Bettdecken, Fotografien, Büchern oder Holzmöbeln der Fall. Doch Vorsicht: Auch hier sollte man auf das cruelty-free Siegel von PETA – einem Hasen mit pinkfarbenen, herzförmigen Ohren – achten.
Fragen Sie auch Ihren Interior-Experten nach veganen oder cruelty-free Möbeln und Produkten beim Einrichten
Wem das vegane Einrichten schwerfällt, kann zuerst mit cruelty-free Produkten anfangen. Bei cruelty-free dürfen in keiner Phase der Produktentwicklung Tierversuche durchgeführt werden. Ja, nicht nur bei der Entwicklung von Kosmetika und Medikamenten sind Tierversuche üblich, sondern für Farben, Textilien und Kunststoffe. Ein Produkt kann zwar cruelty-free sein, muss deshalb aber nicht vegan sein. So kann ein Produkt, das nicht an Tieren getestet wurde, trotzdem tierische Produkte enthalten, wie Bienenwachs, Wolle, Daunen oder Knochenleim. Oft ist dies bei Teppichen, Polsterungen, Bettdecken, Fotografien, Büchern oder Holzmöbeln der Fall. Doch Vorsicht: Auch hier sollte man auf das cruelty-free Siegel von PETA – einem Hasen mit pinkfarbenen, herzförmigen Ohren – achten.
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Stolperfalle Schlafzimmer
Als Ersatz für Wolle, Seide und Daunen bieten sich Naturkautschuk, Polyester und andere synthetisch hergestellte Stoffe als vegane Alternative an. Denn für Seide werden Raupen zu Tode gekocht und für Daunen werden die Federn teilweise von lebenden Enten oder Gänsen gerupft. Künstliche Stoffe sind oftmals nicht nur billiger, sondern auch weniger empfindlich, allergikerfreundlich und können in der Waschmaschine gereinigt werden. Wer lieber Naturmaterialien mag, kann auch Baumwolle oder Leinen verwenden und statt Daunen die Pflanzendaune Kapok oder Bambusfasern.
Lesen Sie auch: Ein veganes Kleinod in Berlin
Als Ersatz für Wolle, Seide und Daunen bieten sich Naturkautschuk, Polyester und andere synthetisch hergestellte Stoffe als vegane Alternative an. Denn für Seide werden Raupen zu Tode gekocht und für Daunen werden die Federn teilweise von lebenden Enten oder Gänsen gerupft. Künstliche Stoffe sind oftmals nicht nur billiger, sondern auch weniger empfindlich, allergikerfreundlich und können in der Waschmaschine gereinigt werden. Wer lieber Naturmaterialien mag, kann auch Baumwolle oder Leinen verwenden und statt Daunen die Pflanzendaune Kapok oder Bambusfasern.
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Stolperfalle Wohnzimmer
Holzmöbel sind in vielen Fällen nicht vegan, außer sie haben dafür ein veganes Siegel. Denn der Holzleim, der die Bretter zusammenhält, wird häufig durch das Auskochen von Tierknochen gewonnen. Aufgrund seiner Härte wird der Klebstoff auch bevorzugt beim Leimen von Musikinstrumenten wie Gitarren oder Geigen verwendet. Und: Meist ist das Bücherregal aus einem anderen Grund nicht vegan. Bücher werden ebenfalls mit tierischem Leim gebunden.
Holzmöbel sind in vielen Fällen nicht vegan, außer sie haben dafür ein veganes Siegel. Denn der Holzleim, der die Bretter zusammenhält, wird häufig durch das Auskochen von Tierknochen gewonnen. Aufgrund seiner Härte wird der Klebstoff auch bevorzugt beim Leimen von Musikinstrumenten wie Gitarren oder Geigen verwendet. Und: Meist ist das Bücherregal aus einem anderen Grund nicht vegan. Bücher werden ebenfalls mit tierischem Leim gebunden.
Veganer kochen anders
Für sie sind mehrere Arbeitsflächen zum Schneiden von Gemüse deutlich wichtiger. Zwei Spülbecken sind von Vorteil, da Veganer viel mehr Lebensmittel waschen oder zerkleinern. In manchen Küchen kann eine Getreidemühle als Einbaugerät nützlich sein. Im Schrank sind oft kleine Gewächshäuser oder wie hier Pflanzkästen zu finden, in denen Gewürze, Sprossen und Kräuter herangezogen werden können. Auch gibt es bei Veganern viele Gewürze, da sie beim veganen Essen eine wichtige Rolle spielen. Besprechen Sie Ihre Ernährungsvorlieben auch mit einem Küchenplaner, damit dieser die Küche optimal gestalten kann.
Für sie sind mehrere Arbeitsflächen zum Schneiden von Gemüse deutlich wichtiger. Zwei Spülbecken sind von Vorteil, da Veganer viel mehr Lebensmittel waschen oder zerkleinern. In manchen Küchen kann eine Getreidemühle als Einbaugerät nützlich sein. Im Schrank sind oft kleine Gewächshäuser oder wie hier Pflanzkästen zu finden, in denen Gewürze, Sprossen und Kräuter herangezogen werden können. Auch gibt es bei Veganern viele Gewürze, da sie beim veganen Essen eine wichtige Rolle spielen. Besprechen Sie Ihre Ernährungsvorlieben auch mit einem Küchenplaner, damit dieser die Küche optimal gestalten kann.
Augen auf bei Wandfarben
Besonders bei Wandfarben sollten Veganer vorsichtig sein. Viele Farben enthalten Tierbestandteile. Karmin, ein roter Farbstoff, wird aus mittel- und südamerikanischen Cochenilleschildläusen gewonnen und nicht nur in Lippenstiften, sondern auch in Wandfarben verwendet. Schauen Sie beim Kauf von Wandfarbe, Kerzen und Wachs auf die Inhaltsstoffe. Vegane Wandfarben sind mit einem veganen Logo versehen, zum Beispiel mit der Veganblume der Vegan Society.
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Besonders bei Wandfarben sollten Veganer vorsichtig sein. Viele Farben enthalten Tierbestandteile. Karmin, ein roter Farbstoff, wird aus mittel- und südamerikanischen Cochenilleschildläusen gewonnen und nicht nur in Lippenstiften, sondern auch in Wandfarben verwendet. Schauen Sie beim Kauf von Wandfarbe, Kerzen und Wachs auf die Inhaltsstoffe. Vegane Wandfarben sind mit einem veganen Logo versehen, zum Beispiel mit der Veganblume der Vegan Society.
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Statt Leder lieber Kunstleder
Wenn Sie auf die Leder- oder Pelzoptik nicht verzichten möchten, kaufen Sie Möbel aus Kunstleder oder Kunstpelz. Der neuste Trend ist „Lino Leather“ des aufstrebenden Designers Don Kwaning. Das Linoleum-Leder sorgt mit diversen Strukturen für eine ganz besondere Haptik. Und: Bei Linoleum- und Kunstleder müssen keine Tiere sterben. Ebenso tierfreundlich und obendrein gemütlich sind Sofas mit Stoffbezug.
Wenn Sie auf die Leder- oder Pelzoptik nicht verzichten möchten, kaufen Sie Möbel aus Kunstleder oder Kunstpelz. Der neuste Trend ist „Lino Leather“ des aufstrebenden Designers Don Kwaning. Das Linoleum-Leder sorgt mit diversen Strukturen für eine ganz besondere Haptik. Und: Bei Linoleum- und Kunstleder müssen keine Tiere sterben. Ebenso tierfreundlich und obendrein gemütlich sind Sofas mit Stoffbezug.
Vegane und ökologische Bodenbeläge
Linoleum besteht aus einer Mischung von Leinöl, Baumharzen, Pigmenten, Korkstaub, Holzmehl und gemahlenem Kalkstein. Diese Materialien sind biologisch abbaubar. Ähnlich wie Korkböden ist Linoleum nicht für Feuchträume geeignet und sollte in Badezimmern nicht verlegt werden.
Linoleum besteht aus einer Mischung von Leinöl, Baumharzen, Pigmenten, Korkstaub, Holzmehl und gemahlenem Kalkstein. Diese Materialien sind biologisch abbaubar. Ähnlich wie Korkböden ist Linoleum nicht für Feuchträume geeignet und sollte in Badezimmern nicht verlegt werden.
Glasfliesen sind ökologisch
Glasfliesen werden aus gebrauchten Wein- und Bierflaschen hergestellt. Sie halten lange und sorgen in einem veganen Heim für einen ganz speziellen Look.
Mehr zum Thema: 7 Ideen für mehr Nachhaltigkeit im Möbeldesign
Glasfliesen werden aus gebrauchten Wein- und Bierflaschen hergestellt. Sie halten lange und sorgen in einem veganen Heim für einen ganz speziellen Look.
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Spannende Materialalternativen für Veganer
- Möbel aus Unkraut: Gerade junge Designer zeigen spannende Entwicklungen im Produktdesign. Der niederländische Designer Don Kwaning suchte in seinem Projekt „Medulla“ für die Design Academy Eindhoven nach neuen Anwendungsmöglichkeiten für weichen Binsen, ein Unkraut, das in Feuchtgebieten wie feuchten Wäldern, Sümpfen, Gräben und Wiesen in Büscheln wächst. Er trennte und presste die Faser, um Möbel herzustellen.
- Pilze leuchten lassen – Mycelium Lamps: Die „Mycelium lights“ von Nir Meiri sind aus den fadenförmigen Zellen von Pilzen gefertigt. Dafür werden Papiermüll und Pilzsporen in eine feste Form gegeben. Nach zwei Wochen hat der Pilz das Papier aufgezehrt und füllt die Form aus. Damit der Pilz nicht weiter wächst, muss er komplett ausgetrocknet werden. Anschließend wird der Pilz in einer Presse in die endgültige flache Form gebracht. Der Pilz verbraucht organischen und synthetischen Abfall und ist damit nicht nur vegan, sondern ökologisch nachhaltig. Das Verfahren und das Material hat der Londoner Designer mit der Firma BIOH entwickelt. Das Startup forscht zu nachhaltigen Baustoffen.
- Ananas-Stoff: Die spanische Designerin Carmen Hijosa lernte auf den Philippinen ein Material kennen, das aus den Fasern der Ananas-Blätter gefertigt wird. Nach langem Experimentieren stellte sie einen Stoff her, der sich wie Leder verarbeiten lassen kann. Den neuen Ananas-Stoff nennt sie Pinãtex, den Sie über das Label Ananas Anam vertreibt. Daraus werden Schuhe und Taschen hergestellt, Stühle und Sessel bezogen und sogar die Innenverkleidung von Autos produziert.
- Sofa aus Apfelresten: Einige der Möbelstücke, die Philippe Starck für den italienischen Möbelhersteller Cassina entworfen hatte, wurden neu aufgelegt: Dafür wurden die Sofas und Stühle mit dem pflanzlichen Material „Apple Ten Lork“ bezogen, das aus Apfelkernen und -schalen besteht. Das Unternehmen Frumat, das seinen Sitz in Südtirol hat, entwickelte den industriellen Apfelstoff.
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Vegan wohnen könnte schwierig werden, viele Kunststoffe werden ja nun mal aus Erdöl gemacht. Die veganen Alternativen sind wahrscheinlich für den Normalverbraucher nicht erschwinglich, aber für ein paar Einzelteile könnte ich es mir vorstellen. Aber ein Wohnen ohne Bücher, weil die mit Leim verklebt sind, wäre für mich undenkbar.
Tausende Jahre lang gehörten tierische, naturverträgliche und abbaubare Produkte zum Leben dazu. Ich verstehe den veganen Ansatz und begrüße neue Forschungen zu Materialien aus pflanzlichen Abfallprodukten, finde es aber sehr schwierig, wenn solche Produkte durch Plastik oder sehr energieaufwändige Alternativen ersetzt werden oder nur mit schädlichen Klebern und Bindemitteln funktionieren. Vielmehr finde ich eine artgerechte Haltung und dann die volle Nutzung des Tieres (Innereien, Knochen, Leder usw.) als respektvoller. Überzeugte Veganer sollten bitte auch konsequent auf die Haltung von Haustieren verzichten.
Ich schließe mich raumdeuter an.
Natürlich kann man Kunstfaserstoffe besser in der Maschine waschen - wobei sich aber in jedem Waschgang Mikroplastik löst. Und die Kunstledercouch, die höchstwahrscheinlich auch nicht so lange hält wie die aus echtem Leder, rottet dann noch die nächsten tausend Jahre auf der Müllhalde vor sich hin. Das kann es doch auch nicht sein und kostet wiederum vielen Tieren Leben und Lebensraum. Ich trage nicht den ganzen Tag meinen Alu-Kaffeebecher mit mir rum um Pappbecher zu vermeiden und setze mich dann zu Hause auf meine Plastikmöbel...
Da finde ich die Alternativen aus Ananas etc. interessanter - wenn dann geklärt ist, wie umweltfreundlich sie wirklich in der Herstellung sind.