Architekturikone: Ozeandampfer oder Burg? Die Villa Cavrois von 1932
Dieses Schlüsselwerk der Moderne von Robert Mallet-Stevens war schon halb verfallen. Dank Aktivisten erstrahlt es wieder fast in altem Glanz
Es gibt nur wenige Gebäude, in denen so viel Geschichte steckt wie in der Villa Cavrois, einem Meisterwerk der modernen Architektur, das Robert Mallet-Stevens 1932 in Nordfrankreich für den wohlhabenden Industriellen Paul Cavrois erbaute. Die „moderne Burg“ war ihrer Zeit weit voraus. Das lag vor allem am Pioniergeist des Architekten, der Anfang des 20. Jahrhunderts zu den größten Rivalen von Le Corbusier zählte. Die damaligen Anwohner und Cavrois’ nordfranzösische Unternehmerkollegen jedoch waren geschockt von dem Bau – sie empfanden ihn als unerhörte Anmaßung. Schon bald erhielt das Gebäude Spitznamen wie „der gelbe Ozeandampfer“, „die gelbe Gefahr“ oder sogar „Cavrois’ Lustschloss“.
Autorinnen: Agnès Carpentier, Olivia Strigari
Fotos: Virginie Rooses
Autorinnen: Agnès Carpentier, Olivia Strigari
Fotos: Virginie Rooses
„Die Aufgabe [von Gebäuden] besteht nicht nur darin, durch ihre wunderschöne Erscheinung das Leben angenehmer und lebenswerter zu machen, sondern auch darin, all jenen, die stehen bleiben, um die Proportionen und die Harmonie ihrer Formen zu betrachten, einen flüchtigen Eindruck von Glück und Perfektion zu vermitteln.“ – Architekt Robert Mallet-Stevens
Auf einen Blick
Hier lebten: Paul Cavrois (ein vermögender Industrieller, dem fünf Textilfabriken mit 700 Angestellten in der Umgebung gehörten), seine Frau Lucie und die sieben Kinder der beiden.
In: Croix, einem wohlhabenden Städtchen in der Nähe von Lille, Nordfrankreich
Auf: insgesamt 1.840 Quadratmeter Wohnfläche und 830 Quadratmeter Terrasse (an der Hauptfassade ist die Villa 60 Meter lang); dazu kommen 17.600 Quadratmeter Parkfläche
Bauzeit: 1929 bis 1932
Renovierungszeitraum: 2003 bis 2015
Experten: Entwurf und Gestaltung: Robert Mallet-Stevens. Renovierung: Michel Goutal, Chefarchitekt für Baudenkmäler, und seine Kollegin Béatrice Grandsard; Parkrekonstruktion: Aline Le Cœur, Landschaftsarchitektin
Renovierungskosten: 23 Millionen Euro
Als der Staat die Villa Cavrois 2001 kaufte und die Restaurierungspläne allmählich Form annahmen, waren keine Aufzeichnungen oder Pläne des Gebäudes mehr vorhanden, denn Robert Mallet-Stevens (1886-1945) hatte in seinem Testament verfügt, dass seine schriftlichen Hinterlassenschaften verbrannt werden sollten. Erhalten geblieben waren lediglich einige Fotografien in guter Qualität, die für ein Buch mit dem Titel „Une Demeure“ 1934 gemacht worden waren. Mallet-Stevens hatte es auf eigene Kosten drucken lassen, nachdem die Villa Cavrois erbaut worden war. Die Restaurierung beruht auf diesen Aufnahmen und der Arbeit eines Teams aus Archäologen und Architekten.
Auf einen Blick
Hier lebten: Paul Cavrois (ein vermögender Industrieller, dem fünf Textilfabriken mit 700 Angestellten in der Umgebung gehörten), seine Frau Lucie und die sieben Kinder der beiden.
In: Croix, einem wohlhabenden Städtchen in der Nähe von Lille, Nordfrankreich
Auf: insgesamt 1.840 Quadratmeter Wohnfläche und 830 Quadratmeter Terrasse (an der Hauptfassade ist die Villa 60 Meter lang); dazu kommen 17.600 Quadratmeter Parkfläche
Bauzeit: 1929 bis 1932
Renovierungszeitraum: 2003 bis 2015
Experten: Entwurf und Gestaltung: Robert Mallet-Stevens. Renovierung: Michel Goutal, Chefarchitekt für Baudenkmäler, und seine Kollegin Béatrice Grandsard; Parkrekonstruktion: Aline Le Cœur, Landschaftsarchitektin
Renovierungskosten: 23 Millionen Euro
Als der Staat die Villa Cavrois 2001 kaufte und die Restaurierungspläne allmählich Form annahmen, waren keine Aufzeichnungen oder Pläne des Gebäudes mehr vorhanden, denn Robert Mallet-Stevens (1886-1945) hatte in seinem Testament verfügt, dass seine schriftlichen Hinterlassenschaften verbrannt werden sollten. Erhalten geblieben waren lediglich einige Fotografien in guter Qualität, die für ein Buch mit dem Titel „Une Demeure“ 1934 gemacht worden waren. Mallet-Stevens hatte es auf eigene Kosten drucken lassen, nachdem die Villa Cavrois erbaut worden war. Die Restaurierung beruht auf diesen Aufnahmen und der Arbeit eines Teams aus Archäologen und Architekten.
Eingangshalle und Gesellschaftsraum
Die Besucher betreten die Villa durch einen massiven verglasten Eingangsbereich, der in einen kubusförmigen Raum führt – halb Eingangshalle, halb Wohnzimmer, durchflutet von Tageslicht.
Die Wände sind in einem weichen Grünton gehalten. Sie nehmen damit die Farbnuancen des Parks auf, der in Form großformatiger Gemälde auch im Haus präsent ist; auf den Bildern kommt er in allen vier Jahreszeiten zur Darstellung. „Mein Großvater wollte auf dem Land leben und seinen Garten genießen. So kommt es, dass man – egal, wo man sich niederlässt – immer mehr oder weniger im Garten sitzt“, sagt Christine Jouret, die Enkeltochter von Paul Cavrois.
Die Besucher betreten die Villa durch einen massiven verglasten Eingangsbereich, der in einen kubusförmigen Raum führt – halb Eingangshalle, halb Wohnzimmer, durchflutet von Tageslicht.
Die Wände sind in einem weichen Grünton gehalten. Sie nehmen damit die Farbnuancen des Parks auf, der in Form großformatiger Gemälde auch im Haus präsent ist; auf den Bildern kommt er in allen vier Jahreszeiten zur Darstellung. „Mein Großvater wollte auf dem Land leben und seinen Garten genießen. So kommt es, dass man – egal, wo man sich niederlässt – immer mehr oder weniger im Garten sitzt“, sagt Christine Jouret, die Enkeltochter von Paul Cavrois.
Gegenüber vom Eingang wartet der große Raum mit einem eindrucksvollen Kamin auf. In dieser vertraulichen, mit Siena-Marmor ausgekleideten Nische hieß die Familie ihre Gäste willkommen. Insgesamt sind die Empfangsräume eher einfach gehalten. Ohne unnötige Ornamente befinden sie sich im Einklang mit dem funktionalistischen Geist des modernistischen Stils.
Ursprünglich war der Raum mit Möbeln ausgestattet, die Mallet-Stevens selbst entworfen hatte. Das Centre des monuments nationaux (In Frankreich für die Erhaltung und Restaurierung historischer Gebäude und Orte verantwortlich) nahm im Dezember an einer großen Auktion bei Sotheby’s teil, um einige der Originalmöbel zurückzukaufen. Einige Lehnstühle und Tische aus Walnussholz, die früher das große Wohnzimmer schmückten, werden bald an ihren rechtmäßigen Ort zurückkehren.
Ursprünglich war der Raum mit Möbeln ausgestattet, die Mallet-Stevens selbst entworfen hatte. Das Centre des monuments nationaux (In Frankreich für die Erhaltung und Restaurierung historischer Gebäude und Orte verantwortlich) nahm im Dezember an einer großen Auktion bei Sotheby’s teil, um einige der Originalmöbel zurückzukaufen. Einige Lehnstühle und Tische aus Walnussholz, die früher das große Wohnzimmer schmückten, werden bald an ihren rechtmäßigen Ort zurückkehren.
Der Parkettboden in diesem Raum hatte schwer gelitten, während die Villa leerstand. Das belgische Traditionsunternehmen Jadoul, das den Boden schon 1932 verlegt hatte, musste mehr als 90 Prozent davon ersetzen. Verfugt mit getöntem Zement auf Magnesiumbasis, hält der Boden jetzt auch größere Besuchermassen aus.
Vorhalle
Die schwarze Tür in der Lobby wird von zwei Leuchtkästen gerahmt. Sie erinnern daran, dass Mallet-Stevens auch viele Filmsets gestaltet hat. Schwarz-Weiß-Kontraste setzte der Architekt mit Vorliebe ein, sie finden sich in vielen Räumen der Villa.
Die schwarze Tür in der Lobby wird von zwei Leuchtkästen gerahmt. Sie erinnern daran, dass Mallet-Stevens auch viele Filmsets gestaltet hat. Schwarz-Weiß-Kontraste setzte der Architekt mit Vorliebe ein, sie finden sich in vielen Räumen der Villa.
Die gusseisernen Heizkörper im Korridor sind mit verchromten Bügeln im Industrial-Look verkleidet. Die Metallstreifen, die Jacques Le Chevallier entworfen hatte, wurden anhand von drei Originalen, die für die Villa auf dem Kunstmarkt erworben wurden, rekonstruiert.
Esszimmer
Grüner Marmor aus Schweden bedeckt den Fußboden und die Wände des Esszimmers der Eltern. Das Material für die vorgenommenen Ausbesserungen stammt aus demselben Steinbruch wie damals, damit die Platten von den gleichen Äderungen durchzogen sind.
Auch die Beleuchtungstechnik, die seinerzeit der Lichtingenieur André Salomon installierte, erfüllte die avantgardistischen Ansprüche des Gebäudes. In diesem Raum befinden sich unter der Zimmerdecke zwei stangenförmige Leuchtsysteme mit Reflektoren, die es möglich machen, den Raum indirekt zu beleuchten.
Ein breiter Spiegel an der Wand gegenüber vom Fenster erhöht die Lichtausbeute und erlaubt es, sogar dann einen Blick in den Garten zu werfen, wenn man nicht aus dem Fenster, sondern in die entgegengesetzte Richtung schaut.
Grüner Marmor aus Schweden bedeckt den Fußboden und die Wände des Esszimmers der Eltern. Das Material für die vorgenommenen Ausbesserungen stammt aus demselben Steinbruch wie damals, damit die Platten von den gleichen Äderungen durchzogen sind.
Auch die Beleuchtungstechnik, die seinerzeit der Lichtingenieur André Salomon installierte, erfüllte die avantgardistischen Ansprüche des Gebäudes. In diesem Raum befinden sich unter der Zimmerdecke zwei stangenförmige Leuchtsysteme mit Reflektoren, die es möglich machen, den Raum indirekt zu beleuchten.
Ein breiter Spiegel an der Wand gegenüber vom Fenster erhöht die Lichtausbeute und erlaubt es, sogar dann einen Blick in den Garten zu werfen, wenn man nicht aus dem Fenster, sondern in die entgegengesetzte Richtung schaut.
Die Möbel, die Mallet-Stevens für die Villa entworfen hatte – er war Anhänger eines Konzepts „totaler Architektur“, also eines Gesamtkunstwerkes – wurden beim Verkauf des Gebäudes 1987 entfernt. Seit die Villa Cavrois in staatlichem Besitz ist, wurden große Anstrengungen unternommen, um die Möbel wieder aufzuspüren, zu erwerben und in einen möglichst ursprünglichen Zustand zu bringen.
Die Villa war so möbliert, wie es dem funktionalistischen Geist entsprach. Er zeigt sich auch hier im Esszimmer, das mit Details aus geschwärztem Birnbaumholz ausgestattet wurde. Der Heizkörper verschwindet hinter den geometrischen Linien der Metallverkleidung.
Die Villa war so möbliert, wie es dem funktionalistischen Geist entsprach. Er zeigt sich auch hier im Esszimmer, das mit Details aus geschwärztem Birnbaumholz ausgestattet wurde. Der Heizkörper verschwindet hinter den geometrischen Linien der Metallverkleidung.
Treppenhaus
Die Eingangshalle führt zu einem Treppenhaus in Schwarz-Weiß. Neben der Treppe gibt es hier noch einen Aufzug, den der Architekt und Designer Jean Prouvé gestaltet hat. Er fährt vom Keller bis zur Dachterrasse.
Eine Gedenktafel erinnert daran, wie sehr sich Mallet-Stevens den Eigentümern verbunden fühlte: „Herrn und Frau Cavrois, die mir durch ihre vorausschauende Haltung, ihre Verachtung des Gewöhnlichen und ihre Begeisterungsfähigkeit ermöglicht haben, dieses Haus zu erbauen. In dankbarer Ergebenheit und unverbrüchlicher Freundschaft.“
Die Eingangshalle führt zu einem Treppenhaus in Schwarz-Weiß. Neben der Treppe gibt es hier noch einen Aufzug, den der Architekt und Designer Jean Prouvé gestaltet hat. Er fährt vom Keller bis zur Dachterrasse.
Eine Gedenktafel erinnert daran, wie sehr sich Mallet-Stevens den Eigentümern verbunden fühlte: „Herrn und Frau Cavrois, die mir durch ihre vorausschauende Haltung, ihre Verachtung des Gewöhnlichen und ihre Begeisterungsfähigkeit ermöglicht haben, dieses Haus zu erbauen. In dankbarer Ergebenheit und unverbrüchlicher Freundschaft.“
Hier schmiegt sich eine Heizkörperverkleidung – aus poliertem Metall, einem der beliebtesten Werkstoffe der Moderne – an die Rundungen der Treppenhauswände. Die Originale waren im Besitz eines amerikanischen Sammlers, der sie der heutigen Verwaltung der Villa großzügigerweise zur Verfügung gestellt hat.
Esszimmer der Kinder
Dieser Speiseraum ist mit Möbeln aus Zebraholz ausgestattet, die nach der Vorlage von Schwarz-Weiß-Fotos aus dem Buch von Mallet-Stevens nachgebaut wurden. Eine der Zwillingstöchter von Paul Cavrois, Brigitte, besuchte das Haus während der Renovierungsarbeiten. Als sie in ihr früheres Esszimmer eintrat, sah sie das Flachrelief an der Wand und sagte: „An dieses Fries kann ich mich erinnern, aber ursprünglich war es farbig!“
Auf dem Fresko sind Freizeitaktivitäten dargestellt: Schallplattenhören, Bowling, Dart, Tennis und das Damespiel.
Dieser Speiseraum ist mit Möbeln aus Zebraholz ausgestattet, die nach der Vorlage von Schwarz-Weiß-Fotos aus dem Buch von Mallet-Stevens nachgebaut wurden. Eine der Zwillingstöchter von Paul Cavrois, Brigitte, besuchte das Haus während der Renovierungsarbeiten. Als sie in ihr früheres Esszimmer eintrat, sah sie das Flachrelief an der Wand und sagte: „An dieses Fries kann ich mich erinnern, aber ursprünglich war es farbig!“
Auf dem Fresko sind Freizeitaktivitäten dargestellt: Schallplattenhören, Bowling, Dart, Tennis und das Damespiel.
Zebraholz, auch bekannt als Zebrano, ist eine Holzart aus Zentralafrika. Es ist hellgelb gefärbt und von zahlreichen feinen dunkelbraunen Adern durchzogen.
Büro von Paul Cavrois
In Paul Cavrois’ Büroraum sind die Wände mit schwarz gestrichenem, lackiertem Birnbaumholz verkleidet, die einen großen Kamin umrahmen.
In Paul Cavrois’ Büroraum sind die Wände mit schwarz gestrichenem, lackiertem Birnbaumholz verkleidet, die einen großen Kamin umrahmen.
Schlafzimmer
Paul und Lucie Cavrois’ Schlafzimmer wurde so hergerichtet, wie es früher aussah, mit dunklen Möbeln auf hellem Hintergrund. Einmal mehr zeigt sich hier das zweifarbige Thema, das sich durch die gesamte Villa zieht.
Paul und Lucie Cavrois’ Schlafzimmer wurde so hergerichtet, wie es früher aussah, mit dunklen Möbeln auf hellem Hintergrund. Einmal mehr zeigt sich hier das zweifarbige Thema, das sich durch die gesamte Villa zieht.
Ankleide von Lucie Cavrois
Ein Feuer hatte dieses Zimmer völlig zerstört, als das Haus noch dem Verfall preisgegeben und von Hausbesetzern bewohnt war. Jetzt hat es seinen alten Glanz zurückerhalten – mit Möbeln aus Sykamorenholz und einem Schminktisch mit Standfüßen aus Aluminium, alles entworfen vom Architekten. Auch diese Möbelstücke stammen aus dem Besitz privater Sammler und konnten durch Käufe in die Villa zurückgebracht werden.
Ein Feuer hatte dieses Zimmer völlig zerstört, als das Haus noch dem Verfall preisgegeben und von Hausbesetzern bewohnt war. Jetzt hat es seinen alten Glanz zurückerhalten – mit Möbeln aus Sykamorenholz und einem Schminktisch mit Standfüßen aus Aluminium, alles entworfen vom Architekten. Auch diese Möbelstücke stammen aus dem Besitz privater Sammler und konnten durch Käufe in die Villa zurückgebracht werden.
Rauchersalon
Das ursprüngliche Mobiliar dieses Raucherzimmers war nicht mehr aufzufinden, wurde aber den Originalen entsprechend nachgebaut.
Das ursprüngliche Mobiliar dieses Raucherzimmers war nicht mehr aufzufinden, wurde aber den Originalen entsprechend nachgebaut.
Kinderzimmer
Das gilt auch für die Möbel dieses Kinderzimmers im Obergeschoss. Die Einrichtung ist von der Avantgardebewegung De Stijl inspiriert: kräftige Farben, polychrome Flächen und eine schwarz lackierte Zimmerdecke. 1924 hatte Robert Mallet-Stevens eine Ausstellung der niederländischen Künstlergruppe organisiert.
Das gilt auch für die Möbel dieses Kinderzimmers im Obergeschoss. Die Einrichtung ist von der Avantgardebewegung De Stijl inspiriert: kräftige Farben, polychrome Flächen und eine schwarz lackierte Zimmerdecke. 1924 hatte Robert Mallet-Stevens eine Ausstellung der niederländischen Künstlergruppe organisiert.
Bad
Alle Zimmer im Haus sind auf ihre Weise spektakulär, aber eines von ihnen ist besonders ungewöhnlich: das Bad. Mit 47 Quadratmetern Fläche ist es enorm geräumig, die Wände sind mit Carrara-Marmor vertäfelt. Der Raum bringt die extravagante Gestaltung des ganzen Gebäudes auf den Punkt und zeigt, welchen Stellenwert seine Bewohner der Körperpflege beimaßen.
Alle Zimmer im Haus sind auf ihre Weise spektakulär, aber eines von ihnen ist besonders ungewöhnlich: das Bad. Mit 47 Quadratmetern Fläche ist es enorm geräumig, die Wände sind mit Carrara-Marmor vertäfelt. Der Raum bringt die extravagante Gestaltung des ganzen Gebäudes auf den Punkt und zeigt, welchen Stellenwert seine Bewohner der Körperpflege beimaßen.
Die runde Keramikdusche war für ihre Zeit hochmodern. Links davon befindet sich eine Personenwaage, deren Skala in die Wand eingelassen ist.
Alle Details wurden so rekonstruiert, dass sie dem Originalzustand entsprechen – bis hin zu den Wasserhähnen.
Küche
Die Küche liegt auf derselben Ebene wie der Empfangsraum und folgt der gleichen Aufteilung. Große, erkerartig vertiefte Fenster blicken auf den Garten und den Eingangsbereich. Das ist äußerst ungewöhnlich, denn damals waren Hauswirtschaftsräume (samt dem Personal, das darin arbeitete) häufig in den Keller verbannt und hatten keine Fenster.
Die Küche liegt auf derselben Ebene wie der Empfangsraum und folgt der gleichen Aufteilung. Große, erkerartig vertiefte Fenster blicken auf den Garten und den Eingangsbereich. Das ist äußerst ungewöhnlich, denn damals waren Hauswirtschaftsräume (samt dem Personal, das darin arbeitete) häufig in den Keller verbannt und hatten keine Fenster.
Um die hygienischen Standards zu erfüllen, die für das Haus vorgesehen waren, war die Küche fast komplett in Weiß gehalten, wie in einem Krankenhaus. Die einzige Ausnahme ist der Steinfliesenboden im Schachbrettmuster. Eine emaillierte Küchenzeile fügt sich perfekt in die Rundung der Wand ein. Auch hier war es ein großzügiger amerikanischer Sammler, in dessen Besitz sich die Möbel gut erhalten hatten und der dafür sorgte, dass sie an ihren Ursprungsort zurückkehren konnten.
Die Wasserhähne der Küche im Detail.
Der Küchentisch ist ein weiterer Entwurf des Architekten Mallet-Stevens. Die Restauratoren fanden ihn im Keller – er ist das einzige Möbelstück, das sich seit 1932 ununterbrochen im Haus befunden hat.
Daneben sehen wir eine Neuauflage des lackierten Stahlstuhls von Mallet-Stevens, dessen erste Exemplare 1930 von der Firma Tubor gefertigt worden waren. Die Konstruktion besteht aus Stahlrohren, der Stuhl lässt sich stapeln und deshalb gut transportieren – ein Sinnbild für funktionalistische Gebrauchsmöbel, die für ihre Zeit eine absolute Neuheit waren.
Daneben sehen wir eine Neuauflage des lackierten Stahlstuhls von Mallet-Stevens, dessen erste Exemplare 1930 von der Firma Tubor gefertigt worden waren. Die Konstruktion besteht aus Stahlrohren, der Stuhl lässt sich stapeln und deshalb gut transportieren – ein Sinnbild für funktionalistische Gebrauchsmöbel, die für ihre Zeit eine absolute Neuheit waren.
Arbeit am Gedächtnis des Hauses
„Wir hatten einen großen Behälter voll mit Gegenständen, die einmal zum Haus gehört hatten, und fragten uns: Was sollen wir damit machen?“ erzählt Elisabeth Porté, die für die Inventarisierung der Objekte zuständig war. Pläne des Hauses existierten nicht mehr, und ein Archiv hatte sich auch nicht erhalten. Schließlich wurde entschieden, einige der Fundsachen zu behalten und in dem großen Weinkeller auszustellen – eine Art Gedächtnis des Hauses, in deren Kontext auch die Forschungen während der Rekonstruktion dargestellt werden konnten.
Und so erhielten die alten Weinregale eine neue Aufgabe: Sie wurden zu Ausstellungsvitrinen. Es ist das erste Mal, dass es in einem modernen Haus eine Abteilung gibt, die eigens der Konservierung und Rekonstruktion vorbehalten ist. Der Raum erwies sich schon bald als besonders beliebt bei den Besuchern.
„Wir hatten einen großen Behälter voll mit Gegenständen, die einmal zum Haus gehört hatten, und fragten uns: Was sollen wir damit machen?“ erzählt Elisabeth Porté, die für die Inventarisierung der Objekte zuständig war. Pläne des Hauses existierten nicht mehr, und ein Archiv hatte sich auch nicht erhalten. Schließlich wurde entschieden, einige der Fundsachen zu behalten und in dem großen Weinkeller auszustellen – eine Art Gedächtnis des Hauses, in deren Kontext auch die Forschungen während der Rekonstruktion dargestellt werden konnten.
Und so erhielten die alten Weinregale eine neue Aufgabe: Sie wurden zu Ausstellungsvitrinen. Es ist das erste Mal, dass es in einem modernen Haus eine Abteilung gibt, die eigens der Konservierung und Rekonstruktion vorbehalten ist. Der Raum erwies sich schon bald als besonders beliebt bei den Besuchern.
Auch der alte Verteilerkasten wird in dem ehemaligen Weinkeller aufbewahrt.
Um die Erinnerung an die wechselvollen Jahre des Hauses aufrechtzuerhalten, ließ der neue Verwalter der Villa Cavrois, Paul-Hervé Parsy, eines der Jungenkinderzimmer im oberen Stockwerk unverändert. Hier zeigt sich, in welchem Zustand sich die Villa bei der Übernahme noch befand.
Paul-Hervé Parsy (im Bild) hatte zu der Gruppe von Personen gehört, die sich leidenschaftlich für den Erhalt des einzigartigen Gebäudes eingesetzt hatten. Das heutige öffentliche Interesse gibt ihm recht: „Schon im Februar 2016 hatten 100.000 Besucher die Villa besichtigt“, erzählt er – bei den Planungen war man zunächst von 35.000 Besuchern im ersten Jahr ausgegangen.
Info: Die Villa Cavrois ist täglich außer dienstags geöffnet. Mehr Informationen auf der Website villa-cavrois.fr
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Info: Die Villa Cavrois ist täglich außer dienstags geöffnet. Mehr Informationen auf der Website villa-cavrois.fr
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Werfen Sie mit uns einen Blick in dieses ungewöhnliche Gebäude, das heute als Manifest des Modernismus gilt.