Houzzbesuch: Ein Bungalow mit Mut zu Schwarz und asiatischen Einflüssen
Flugbegleiterin goes Interior-Profi: Ohne Vorerfahrungen wuppte diese Dänin die Sanierung eines alten Wohnhauses bei Kopenhagen
Karin Graabaek Helledie
21. September 2016
Ein Haus sanieren zu lassen, ist anstrengend genug. Es komplett selbst umzubauen, ist eine Herausforderung, vor der selbst Profis Respekt haben. Nicht so die Dänin Brit Folke! Obwohl sie selbst kaum Erfahrungen in diesem Bereich und einen ziemlich stressigen Job als Flugbegleiterin hatte und sich alleine um ihre drei Söhne kümmert, wagte sie das scheinbar Unmögliche: Sie kaufte, nur einen Steinwurf von Kopenhagen entfernt, einen unscheinbaren Bungalow und machte daraus in Eigenregie ihr Traumhaus: offen, praktisch und mit einer südostasiatisch angehauchten Einrichtung. „Ich bezeichne meinen Stil gern als eurasisch“, erklärt Folke. „Er ist das Ergebnis der verschiedenen Inspirationen, die ich auf meinen vielen Reisen gesammelt habe.“
Auf einen Blick
Hier wohnt: Brit Folke mit ihren drei Söhnen
In: einem Bungalow aus den Sechzigerjahren in Vallensbæk, nahe Kopenhagen, Dänemark
Auf: 165 Quadratmetern plus 12 Quadratmeter Anbau und 36 Quadratmeter Außenküche
Fotos: Jesper Ray
Wie kommt eine alleinerziehende Mutter mit Vollzeitjob auf die Idee, sich ein mehrjähriges Bauprojekt aufzubürden? „Nach meiner Scheidung hatte ich das Bedürfnis, mein eigenes Zuhause zu schaffen. Natürlich musste ich Kompromisse eingehen, vor allem wegen meines beschränkten Budgets, aber das merkt man dem Haus zum Glück nicht an. Es ist zu 100 Prozent mein Zuhause“, schwärmt Folke. Und gleichzeitig war das Bauprojekt der Startschuss für eine berufliche Veränderung in Folkes Leben: inzwischen arbeitet sie als Interior Designerin.
Hier wohnt: Brit Folke mit ihren drei Söhnen
In: einem Bungalow aus den Sechzigerjahren in Vallensbæk, nahe Kopenhagen, Dänemark
Auf: 165 Quadratmetern plus 12 Quadratmeter Anbau und 36 Quadratmeter Außenküche
Fotos: Jesper Ray
Wie kommt eine alleinerziehende Mutter mit Vollzeitjob auf die Idee, sich ein mehrjähriges Bauprojekt aufzubürden? „Nach meiner Scheidung hatte ich das Bedürfnis, mein eigenes Zuhause zu schaffen. Natürlich musste ich Kompromisse eingehen, vor allem wegen meines beschränkten Budgets, aber das merkt man dem Haus zum Glück nicht an. Es ist zu 100 Prozent mein Zuhause“, schwärmt Folke. Und gleichzeitig war das Bauprojekt der Startschuss für eine berufliche Veränderung in Folkes Leben: inzwischen arbeitet sie als Interior Designerin.
Eines Abends im Jahr 2010 setzte sich Brit Folke hin und malte die Ideen für den Umbau einfach auf. „Anschließend habe ich mein ‚Werk‘ an einen Architekten übergeben, der es in professionelle Zeichnungen übertragen sollte. Leider hat er nicht verstanden, was ich wollte, und so wanderten seine Entwürfe direkt in den Papierkorb“, erinnert sich Folke. Daraufhin nahm sie die Sache selbst in die Hand und ließ später lediglich einen befreundeten Ingenieur ihre Zeichnungen korrigieren.
Wie finde ich einen Architekten, der zu mir passt?
Den Grundriss entwarf sie komplett neu, um das Haus offener zu gestalten, mit einem einzigen, großen Wohnbereich mit Küche. Die Idee, die Bereiche fließend ineinander übergehen zu lassen, kam Folke in Asien.
Ihr Umbaukonzept sah auch einen Fußboden aus Sichtestrich vor, der damals in Dänemark noch nicht sehr verbreitet war. Um einen Kontrast zu dem rauen Industrial-Charakter zu schaffen, kombinierte sie ihn mit warmen Farben, natürlichen Materialien und asiatisch inspirierten Möbeln und Accessoires.
Wie finde ich einen Architekten, der zu mir passt?
Den Grundriss entwarf sie komplett neu, um das Haus offener zu gestalten, mit einem einzigen, großen Wohnbereich mit Küche. Die Idee, die Bereiche fließend ineinander übergehen zu lassen, kam Folke in Asien.
Ihr Umbaukonzept sah auch einen Fußboden aus Sichtestrich vor, der damals in Dänemark noch nicht sehr verbreitet war. Um einen Kontrast zu dem rauen Industrial-Charakter zu schaffen, kombinierte sie ihn mit warmen Farben, natürlichen Materialien und asiatisch inspirierten Möbeln und Accessoires.
Die Esszimmerstühle hat Folke mit sicherem Blick fürs Detail selbst aus Holz- und Lederelementen entworfen. Gefertigt wurden sie in Bali, wo Folke auch die Platte für den großen Esstisch kaufte.
Ein wichtiger Bestandteil von Folkes Entwurf ist das Licht. Für genug Helligkeit sorgen, wenn es draußen dunkel wird, Deckenspots und Hängeleuchten über dem Tisch.
Die Renovierung hat insgesamt mehrere Jahre gedauert und der engagierten Frau viel Kreativität und Geduld abverlangt. Fast all ihre ganze Freizeit und ihre gesamten Ersparnisse opferte sie dem Großprojekt. Abgesehen von gelegentlichen Freundschaftsdiensten hat Folke vieles alleine erledigt.
„Ich bin einfach nicht der Typ, der um Hilfe bittet“, sagt sie. „Am Anfang hat mein Bruder noch mit angepackt, aber sonst habe ich so gut wie alles allein, beziehungsweise zusammen mit meiner coolen 70-jährigen Mutter gemacht. Natürlich musste ich auch ein paar Kompromisse eingehen, aber nicht bei den wesentlichen Dingen! Zum Beispiel wollte ich keine Standard-Küche. Das hätte den ganzen Look zunichte gemacht. Meine jetzige Küche gleicht eher einem Möbelstück.“
„Ich bin einfach nicht der Typ, der um Hilfe bittet“, sagt sie. „Am Anfang hat mein Bruder noch mit angepackt, aber sonst habe ich so gut wie alles allein, beziehungsweise zusammen mit meiner coolen 70-jährigen Mutter gemacht. Natürlich musste ich auch ein paar Kompromisse eingehen, aber nicht bei den wesentlichen Dingen! Zum Beispiel wollte ich keine Standard-Küche. Das hätte den ganzen Look zunichte gemacht. Meine jetzige Küche gleicht eher einem Möbelstück.“
Die maßgeschreinerte Küche aus massivem Wenge-Holz hat sie sich einiges kosten lassen. Gefertigt wurde sie von Søgaard Møbler.
Anderswo machte sie dafür Kompromisse. „Mein eigentliches Traumsofa konnte ich mir nicht leisten, also habe ich eines von Ikea gekauft“, erzählt Folke. „Sofa, Vorhänge, Teppiche und andere Accessoires kann man ja auch später austauschen.“ Viele der Textilien und Möbel hat Folke von ihren Reisen mitgebracht. Eine ganze Tür kam aus Bali mit!
Der niedrige Couchtisch besteht aus massiven Holzbohlen, die von Stahlbändern fixiert werden. Er vereint skandinavische Rustikalität mit asiatischer Schlichtheit.
Trotz der dunklen Wände (eine mutige Farbwahl, vor allem für eine Dänin – schließlich wird nordisches Design sonst eher mit hellen, freundlichen Farben in Verbindung gebracht) wirkt der Raum hell. Dafür sorgen die großen Fenster und die offene Raumgestaltung.
Das halboffene Layout war ein wesentlicher Bestandteil von Folkes Vision, und sie hat monatelang geschuftet, um Wände herauszureißen, (insgesamt elf) Türen zu entfernen und tonnenweise Schutt mit einem kleinen Anhänger abzutransportieren.
Hinter dem Wandpaneel liegt eines der Schlafzimmer. Das aufwendig geschnitzte Holzrelief stammt – natürlich – aus Asien.
„Türschwellen, Fußleisten, Stuck und solche Sachen sind nicht mein Ding. Darum habe ich ganz darauf verzichtet“, so Folke.
Hinter dem Wandpaneel liegt eines der Schlafzimmer. Das aufwendig geschnitzte Holzrelief stammt – natürlich – aus Asien.
„Türschwellen, Fußleisten, Stuck und solche Sachen sind nicht mein Ding. Darum habe ich ganz darauf verzichtet“, so Folke.
An den Schlafplatz schließt ein Badezimmer an.
Von dem offenen Wohnbereich aus geht es rechts in den Flur zu den anderen Schlafzimmern.
Um in dem verwinkelten Sechzigerjahre-Haus ein großzügiges, offenes Raumgefühl zu schaffen, hat Folke tief in die Designer-Trickkiste gegriffen. Platzsparende Schiebetüren zu den Schlafzimmern der Kinder sorgen für die gewünschte Weite im Flur, in dem Folke zudem einen kleinen Arbeitsbereich eingerichtet hat. Zurückhaltende Accessoires und Lampenschirme aus Bambus verleihen dem Raum eine asiatische Note.
Zu den Dingen, die Folke in ihrem Job als Flugbegleiterin definitiv gelernt hat, gehört ein kreativer Umgang mit begrenztem Platz. Um die verfügbare Fläche optimal auszunutzen, hat sie sich einige praktische Lösungen einfallen lassen. Zum Beispiel diese minimalistischen Etagenbetten. Außerdem gibt es in den Schlafzimmern keine Kleiderschränke. Stattdessen hat Folke Einbauschränke für den Hauswirtschaftsraum entworfen, der nun als Ankleidezimmer dient, aber auch Waschmaschine und Trockner beherbergt.
Mit seiner sanften, ruhigen Atmosphäre erinnert dieses Hauptschlafzimmer beinahe an einen japanischen Hotelraum. Fehlt nur noch der Zen-Garten vor der Tür. Auch hier hat Folke diverse Reisemitbringsel aufgestellt.
Für die Bäder hatte die Eigentümerin „klare Linien mit einer gemütlichen Note“ im Sinn. Die Wände der offenen Dusche sind deckenhoch mit großformatigen, schwarzen Fliesen versehen. Um deren imposante Wirkung etwas abzumildern, kombinierte Folke sie mit weißen Wänden, Korbleuchten und Waschtischen aus Holz.
Mehr schwarze Bäder anschauen
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Beide Badezimmer sind Ton in Ton gestaltet. Auch die Türgriffe hat Folke aus Bali mitgebracht.
VORHER: Das kastenförmige, aus Gasbetonsteinen errichtete Haus war alles andere als exotisch – ein schlichter Sechzigerjahre-Bungalow mit Flachdach und großen Terrassenschiebetüren, die in den Garten führen.
NACHHER: Seit die Fassade verputzt ist und die Holzelemente in warmen Farbtönen und Schwarz lackiert wurden, hat das Haus einen coolen und modernen Look mit asiatischem Einschlag. Die rustikale Terrasse betont heute diese exotische Komponente.
Um den auffälligen, horizontalen Holzbalken unter dem Dachüberstand zu kaschieren, brachte Folke Leuchtspots an. Die Terrasse mit Fliesen in Walnussholz-Optik mildert die harten Kanten des Hauses zusätzlich ab – natürlich hat die Hausbesitzerin jede Fliese selbst verlegt.
Um den auffälligen, horizontalen Holzbalken unter dem Dachüberstand zu kaschieren, brachte Folke Leuchtspots an. Die Terrasse mit Fliesen in Walnussholz-Optik mildert die harten Kanten des Hauses zusätzlich ab – natürlich hat die Hausbesitzerin jede Fliese selbst verlegt.
Noch vor der eigentlichen Sanierung hatte Folke einen 12 Quadratmeter großen Anbau errichtet. Er diente der Familie während des Umbaus acht Monate lang als provisorisches Zuhause; zwei Monate lebten sie in einem Wohnwagen.
„Es war schon hart, vor allem, weil ich während der gesamten Zeit gearbeitet habe. Manchmal musste ich sogar draußen baden, bevor ich zum Beispiel einen Flug nach New York antrat. Aber ich habe mich einfach nicht beirren lassen und an meinem Projekt festgehalten. Auf das Ergebnis bin ich wirklich stolz.“
Weitere Houzzbesuche in Skandinavien
„Es war schon hart, vor allem, weil ich während der gesamten Zeit gearbeitet habe. Manchmal musste ich sogar draußen baden, bevor ich zum Beispiel einen Flug nach New York antrat. Aber ich habe mich einfach nicht beirren lassen und an meinem Projekt festgehalten. Auf das Ergebnis bin ich wirklich stolz.“
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Das Haus ist unheimlich schön geworden! Wir machen bei uns auch fast alles selbst und ich habe großen Respekt vor der Eigentümerin, das alleine zu stemmen!
Etwas irritiert bin ich vom Kinderzimmer mit den Stockbetten, das wie eine Gefängniszelle aussieht, während das Schlafzimmer der Mutter ein Traum ist. Aber vielleicht sollten sie echten Kinderzimmer auch nicht fotografiert werden.
Auf das Ergebnis können Sie mit Recht stolz sein!!! Ist 200%ig mein Geschmack👍🏼
…Kompliment! Ich bin ebenso dabei am Bodensee so ein Projekt umzusetzen! Nur dass ich nicht so handwerklich begabt bin! Ihr Bungalow ist toll geworden mit „Seele“ !