Houzzbesuch
Houzzbesuch: Irisches Lebensgefühl im australischen Outback
Von Europa nach Down Under: Wie eine sechsköpfige Familie sich ein neues Zuhause schuf – ein modernes Holzhaus mit Ausblick in den Busch
In den Hügeln von Invermay im australischen Bundesstaat Victoria liegt ein Haus, in dem kühne australische Architektur auf europäischen Lebensstil trifft. 2012 zogen die Eigentümer von Irland nach Invermay, etwa 100 Kilometer südwestlich von Melbourne. Sie beauftragten den Architekten Mick Moloney mit der Aufgabe, fern ihrer Heimat ein neues Zuhause für sie zu errichten. Den Großteil ihres Lebens hatten sie in Irland verbracht – deshalb war es ihnen wichtig, in einem zweistöckigen Gebäude zu leben, wie sie es gewohnt waren. Gleichzeitig wollten sie aber auch ein echtes Stück Australien ihr eigen nennen, den weiten Ausblick genießen – auf „den Busch“, wie man es hier auch nennt. Mit beiden Wünschen im Hinterkopf starteten sie ihr Bauprojekt, das innerhalb von zwei Jahren vollendet war. Das Ergebnis ist ein modernes Domizil, das fast nahtlos in die Landschaft der Umgebung übergeht.
Auf einen Blick
Hier lebt: Ein irisch-australisches Ehepaar mit seinen vier Kindern
In: Invermay, Victoria (bei Ballarat)
Auf: 330 Quadratmetern (5 Schlafzimmer, 3 Bäder)
Auf einen Blick
Hier lebt: Ein irisch-australisches Ehepaar mit seinen vier Kindern
In: Invermay, Victoria (bei Ballarat)
Auf: 330 Quadratmetern (5 Schlafzimmer, 3 Bäder)
Der größte Teil des Gebäudes ist aus Holz gefertigt. „Wir setzen gerne Holz ein. Es lässt sich gut verarbeiten, ist nicht teuer, und es speichert sogar CO2, anstatt welches zu verbrauchen“, sagt Moloney. Gleich bei mehreren Holzbau-Auszeichnungen kam das Gebäude ins Finale, und schließlich gehörte es zu den Gewinnern der Australian Timber Design Awards 2015.
Der Eingangsbereich, der hier zu sehen ist, setzt Maßstäbe: Er ist einladend, aber auch effektvoll. „Wir schöpfen gerne alle Möglichkeiten aus, die ein Raum zu bieten hat. Die Treppe am Eingang ist ein markantes Gestaltungsmerkmal, und gleichzeitig spart sie Platz“, erläutert Moloney.
Der Eingangsbereich, der hier zu sehen ist, setzt Maßstäbe: Er ist einladend, aber auch effektvoll. „Wir schöpfen gerne alle Möglichkeiten aus, die ein Raum zu bieten hat. Die Treppe am Eingang ist ein markantes Gestaltungsmerkmal, und gleichzeitig spart sie Platz“, erläutert Moloney.
Das Esszimmer schließt sich an den Eingangsbereich an und ist groß genug für einen langen Esstisch. In einer Nische verbirgt sich ein Arbeitsplatz, der bei Bedarf hinter einer Schiebewand aus Holz verschwindet.
In Invermay kann es kalt werden, im Winter sinken die Temperaturen regelmäßig unter Null. Moloney erinnert sich, dass es während der Bauarbeiten zweimal schneite. Ihm war es wichtig, das Haus mit einer guten Wärmedämmung zu versehen. Außerdem sollte das Gebäude so ausgerichtet sein, dass es im Winter die Einwirkung der Sonne möglichst gut ausnutzt.
Wände und Fußbodenplatten aus Beton sorgen mit ihrer thermischen Masse dafür, dass die tagsüber aufgenommene Wärme bei Nacht abgestrahlt werden kann und auf diese Weise die Temperatur im Haus reguliert. Der Kamin von Chiminees Phillipe bringt ebenfalls warme Luft in die Wohnräume.
Tisch und Stühle: Great Dane; Deckenverkleidung aus Räuchereiche: Harper Sandilands; Pendelleuchten: „Dollop“, Ash Allen
Wände und Fußbodenplatten aus Beton sorgen mit ihrer thermischen Masse dafür, dass die tagsüber aufgenommene Wärme bei Nacht abgestrahlt werden kann und auf diese Weise die Temperatur im Haus reguliert. Der Kamin von Chiminees Phillipe bringt ebenfalls warme Luft in die Wohnräume.
Tisch und Stühle: Great Dane; Deckenverkleidung aus Räuchereiche: Harper Sandilands; Pendelleuchten: „Dollop“, Ash Allen
Die Küche ist das Herzstück des Familiendomizils. Die Kücheninsel dient nicht nur dem schnellen Frühstück an arbeitsreichen Tagen, sie lädt auch dazu ein, größere Abendessen zu veranstalten. Den Eigentümern kam es darauf an, die Küche einladend zu gestalten, damit die Kinder auch Lust bekommen, beim Kochen zu helfen.
Der großzügige offene Wohnbereich geht in eine Terrasse über. Moloney und sein Team mussten das Haus nicht nur winterfest machen, sondern auch den Wetterbedingungen im Sommer einige Beachtung schenken. Moloney erklärt, dass an der Westfassade selbst ein ausladendes Vordach nicht für ausreichende Beschattung sorgen könnte, weil die Nachmittagssonne hier in einem sehr flachen Winkel auf das Gebäude trifft. Deshalb befindet sich an der Nord- und Westfassade stattdessen eine Sonnenschutzkonstruktion aus Holzleisten.
Vier verschiedene Oberflächen setzte das Team von Moloney für die Gestaltung der Außenwände ein: Beton, Glas, eine Vertäfelung aus dem relativ hellen Holz der australischen Eukalyptusart Spotted Gum und – in Verbindung mit Glas – Holzleisten aus dem etwas dunkleren Blackbutt, einer ebenfalls regional verbreiteten Eukalyptusart.
In den offenen Wohnbereich fällt jede Menge Licht, und da er sich über zwei Stockwerke erstreckt, ist das Raumgefühl beeindruckend. Der Panoramakamin erzeugt nicht nur Wärme, er grenzt den Raum auch von den anderen ab.
Offene Wohnbereiche gestalten: 8 Tipps für Weite mit Gemütlichkeit >>>
Offene Wohnbereiche gestalten: 8 Tipps für Weite mit Gemütlichkeit >>>
Ein Spielzimmer schließt sich an den offenen Wohnbereich an. Dass die beiden Räume ineinander übergehen, gehört zur offenen Konzeption des Gebäudes. Bei Bedarf gibt es aber auch die Möglichkeit, sie mit Schiebewänden (die auf diesem Bild nicht zu sehen sind) voneinander zu trennen. Der Lärm der Kinder verschwindet dann hinter den Wänden, durch ein eingelassenes Fenster können die Eltern sie aber trotzdem im Blick behalten.
Die Gestaltung der Wohnräume ist noch nicht ganz abgeschlossen, aber die Eigentümer mögen moderne Möbel, die in Einklang mit den warmen Tönen und Strukturen des Gebäudes stehen.
Die Gestaltung der Wohnräume ist noch nicht ganz abgeschlossen, aber die Eigentümer mögen moderne Möbel, die in Einklang mit den warmen Tönen und Strukturen des Gebäudes stehen.
Das Bad im Erdgeschoss ist modern und schlicht eingerichtet. Die Wasserhähne stammen von den australischen Firmen Reece, die Duscharmaturen von Roger Seller.
Das Schlafzimmer der Eltern liegt – ebenso wie die Kinderzimmer – im Obergeschoss. Der Raum ist offen und hat keine Türen. „Die Familienmitglieder sind meistens alle gemeinsam zu Hause. Deshalb waren wir nicht sicher, ob unser Vorschlag, das Schlafzimmer zum Wohnbereich hin zu öffnen, bei den Eigentümern gut ankommen würde. Aber sie mochten die Vorstellung, eine Verbindung zum geschäftigen Familienalltag zu haben“, sagt Moloney.
Der Architekt freut sich nicht nur über die gelungene Gestaltung des Gebäudes, sondern auch über das Vertrauensverhältnis, das ihn mit den Eigentümern verbindet. „Es ist einfach toll, dass ich mir mit ihnen bei einem Glas Wein Gedanken über die anstehende Landschaftsgestaltung machen kann.“
Mehr tolle Holzhäuser aus aller Welt >>>
Mehr tolle Holzhäuser aus aller Welt >>>
Ursprünglich hatte Moloney der Familie ein eingeschossiges Gebäude vorgeschlagen, aber diese beharrte auf zwei Geschossen, mit Schlafzimmern im ersten Stock, wie es in ihrer früheren Heimat Irland üblich ist. Die wichtigste Vorgabe bestand aber darin, dass es einen weiträumigen Ausblick auf die Landschaft rund um das Gebäude geben sollte.
Im Obergeschoss war das kein Problem, doch der Wohnbereich im Erdgeschoss hätte unter normalen Umständen nur begrenzten Ausblick bieten können. Also schlug Moloney vor, einen Gebäudeteil auskragen zu lassen, damit er über der Landschaft schweben kann. „Dieser Teil des Gebäudes bringt den Wohnbereich im Erdgeschoss so weit über das Gelände, dass es jetzt auch nach Südwesten einen großzügigen Ausblick gibt“, erklärt der Architekt.