Wohnen weltweit
Architektur
Nicht von dieser Welt – Geschichte und Magie der japanischen Teehäuser
Die Tradition begann vor 500 Jahren mit Rikyū, dem Meister der Teezeremonie. In zeitgenössischen Formen lebt das Teehaus bis heute weiter
Wenn es um japanische Architektur geht, denken wir zuerst an das Teehaus oder den Teeraum (chashitsu). Diese Orte kamen mit der Entwicklung der Teezeremonie (chanoyu oder sadō) auf, die sich mit der Zeit zu einer eigenen Kunstform herausbildete. Durch die Zubereitung, das Servieren und gemeinsame Trinken des Tees kommen japanische Empfindsamkeit und Ästhetik beispielhaft zum Ausdruck. Der chashitsu, wie wir ihn heute verstehen, geht vor allem auf Sen no Rikyū zurück, der im 16. Jahrhundert die in Japan übliche Raumaufteilung weiterentwickelte. Seitdem hat der Teeraum in der japanischen Architektur einen besonderen Stellenwert. Noch heute werden viele chashitsus gebaut.
Die Voraussetzungen für ein chashitsu
Das Teehaus ist ein Ort, dessen Einrichtung ganz auf das gemeinsame Teetrinken ausgerichtet ist. Allerdings ist es mit der Ausstattung nicht getan. Masao Nakamura, der führende Experte für chashitsus, schreibt: „Um ein Teehaus zu gestalten, reicht es nicht aus, einen Raum mit den Utensilien auszurüsten, die man für eine Teezeremonie benötigt. Neben den funktionellen Voraussetzungen für die Zeremonie muss in dem Raum auch eine Atmosphäre herrschen, die dem Ritus angemessen ist.“ (A Picture History of Japanese Tearooms, Tankosha, 1998.) Die Entwicklung der Teezeremonie ist tief verankert in der japanischen Einstellung zur Natur. In den Teehäusern sollen sich diese Empfindungen widerspiegeln.
Woraus besteht ein traditionelles Teehaus?
Der Teehausgarten (roji)
Vor dem traditionellen Teehaus liegt ein Garten, der roji. Gäste durchschreiten ihn auf einem schmalen Pfad aus Trittsteinen. Dabei geben sie ihrer Bewunderung für die Bäume und die anderen Pflanzen Ausdruck, bevor sie ihre Hände in einem Steinbecken waschen, um sich auf den Besuch im Teehaus vorzubereiten.
Die Durchquerung dieses kleinen Stücks Natur ist ein Übergangsritus, mit dem man sich der ganz anderen Welt nähert, die der Teeraum definiert. Der Gastgeber der Zeremonie nimmt einen anderen Eingang als die Besucher, den sogenannten sadōguchi.
Das Teehaus ist ein Ort, dessen Einrichtung ganz auf das gemeinsame Teetrinken ausgerichtet ist. Allerdings ist es mit der Ausstattung nicht getan. Masao Nakamura, der führende Experte für chashitsus, schreibt: „Um ein Teehaus zu gestalten, reicht es nicht aus, einen Raum mit den Utensilien auszurüsten, die man für eine Teezeremonie benötigt. Neben den funktionellen Voraussetzungen für die Zeremonie muss in dem Raum auch eine Atmosphäre herrschen, die dem Ritus angemessen ist.“ (A Picture History of Japanese Tearooms, Tankosha, 1998.) Die Entwicklung der Teezeremonie ist tief verankert in der japanischen Einstellung zur Natur. In den Teehäusern sollen sich diese Empfindungen widerspiegeln.
Woraus besteht ein traditionelles Teehaus?
Der Teehausgarten (roji)
Vor dem traditionellen Teehaus liegt ein Garten, der roji. Gäste durchschreiten ihn auf einem schmalen Pfad aus Trittsteinen. Dabei geben sie ihrer Bewunderung für die Bäume und die anderen Pflanzen Ausdruck, bevor sie ihre Hände in einem Steinbecken waschen, um sich auf den Besuch im Teehaus vorzubereiten.
Die Durchquerung dieses kleinen Stücks Natur ist ein Übergangsritus, mit dem man sich der ganz anderen Welt nähert, die der Teeraum definiert. Der Gastgeber der Zeremonie nimmt einen anderen Eingang als die Besucher, den sogenannten sadōguchi.
Der Eingang des Teehauses (nijiriguchi)
Eines der Hauptmerkmale der klassischen Strohdach-Teehäuser, die Rikyū eingeführt hat, ist der Gasteingang, bekannt als nijiriguchi. Die quadratische Tür (auf dem Foto: die Holzschiebetür in der Bildmitte) ist so niedrig und eng, dass Gäste sich ducken und hindurchkriechen müssen. Der Eingang des Gastgebers ist von normaler Größe.
Es gibt viele Geschichten, die den Ursprung des nijiriguchi erklären. Oft heißt es, dass der schmale, niedrige Eingang sogar einen General zwingen würde, sein Schwert am Eingang zurückzulassen. In dem Raum hinter dem Eingang lässt man also gleichsam die Realität hinter sich. Alle Gäste müssen sich kleinmachen, ungeachtet ihres gesellschaftlichen Rangs – sie werden Gleiche unter Gleichen. Eine weitere Deutung, die man manchmal hört: Wenn der Eingang so klein ist, wirkt der Teeraum dahinter gleich umso größer.
Eines der Hauptmerkmale der klassischen Strohdach-Teehäuser, die Rikyū eingeführt hat, ist der Gasteingang, bekannt als nijiriguchi. Die quadratische Tür (auf dem Foto: die Holzschiebetür in der Bildmitte) ist so niedrig und eng, dass Gäste sich ducken und hindurchkriechen müssen. Der Eingang des Gastgebers ist von normaler Größe.
Es gibt viele Geschichten, die den Ursprung des nijiriguchi erklären. Oft heißt es, dass der schmale, niedrige Eingang sogar einen General zwingen würde, sein Schwert am Eingang zurückzulassen. In dem Raum hinter dem Eingang lässt man also gleichsam die Realität hinter sich. Alle Gäste müssen sich kleinmachen, ungeachtet ihres gesellschaftlichen Rangs – sie werden Gleiche unter Gleichen. Eine weitere Deutung, die man manchmal hört: Wenn der Eingang so klein ist, wirkt der Teeraum dahinter gleich umso größer.
Die Größe eines chashitsu
Die Standardmaße eines chashitsu sind 8,2 Quadratmeter. Diese Fläche ergibt sich aus der Anweisung, dass ein Teeraum genau 4,5 jō groß sein muss. Das alte Flächenmaß entspricht genau einer Tatami-Reisstrohmatte, so dass viereinhalb dieser Matten in den Teeraum passen müssen. (In Japan ist es üblich, Wohnflächen auf diese Art zu messen. Allerdings ist eine Tatamimatte nicht in allen Regionen gleich groß, die Maße schwanken zwischen 1,5 und 1,9 Quadratmetern. Bei der Abmessung des Teeraums gilt aber die Tatami, die traditionell in der Region Kyoto genutzt wird. Sie misst 1,91 mal 0,955 Meter, was 1,82 Quadratmetern entspricht.)
Kleinere Teeräume nennt man koma, größere hiroma. Dieser Raum ist ein nijō-nakaita koma (zwei Tatamimatten mit einer Aussparung für den Herd). Auch in einem kleinen Teeraum kann der Gastgeber mit bis zu drei Gästen eine Teezeremonie begehen.
Der Herd (ro)
Von November bis April wird zum Wasserkochen ein Herd benutzt, der im Fußboden des Teeraums verankert ist – dazu wird aus der Tatamimatte ein Stück herausgeschnitten. Von Mai bis Oktober wird dieses Stück wieder eingesetzt und bedeckt den Herd. An seiner Stelle wird dann ein tragbarer Herd verwendet, der sogenannte fūro.
Die Bildernische (tokonoma oder toko)
Im Teeraum darf auch ein Alkoven nicht fehlen, der mit Hängerollen und Blumen geschmückt ist. Wenn Gäste ein Teehaus betreten, begeben sie sich zuerst zu dieser Nische und bewundern die Dekoration. Tokos bestehen aus zwei senkrechten Stützpfeilern – einem vorderen (tokobashira) und einem hinteren (aitebashira) sowie zwei waagerechten Balken – einem unteren (tokogamachi) und einem oberen (otoshigake). Es kommt vor, dass man einige Jahre mit der Auswahl dieser Elemente verbringt, denn ihre Herkunft und ihr Charakter sollen genau zur Bildernische passen.
Die Wände dieses Alkovens sind verputzt. Manchmal gibt es an einer der beiden Seitenwände ein Fenster (shitajimado), das sich öffnen lässt und die Gitterstruktur der Wände enthüllt. Der Boden der Bildernische kann mit Holz vertäfelt oder mit einer Tatamimatte bedeckt sein.
Der Vorbereitungsraum (mizuya)
Hier reinigt der Gastgeber die Utensilien und bereitet die Teezeremonie vor.
Die Standardmaße eines chashitsu sind 8,2 Quadratmeter. Diese Fläche ergibt sich aus der Anweisung, dass ein Teeraum genau 4,5 jō groß sein muss. Das alte Flächenmaß entspricht genau einer Tatami-Reisstrohmatte, so dass viereinhalb dieser Matten in den Teeraum passen müssen. (In Japan ist es üblich, Wohnflächen auf diese Art zu messen. Allerdings ist eine Tatamimatte nicht in allen Regionen gleich groß, die Maße schwanken zwischen 1,5 und 1,9 Quadratmetern. Bei der Abmessung des Teeraums gilt aber die Tatami, die traditionell in der Region Kyoto genutzt wird. Sie misst 1,91 mal 0,955 Meter, was 1,82 Quadratmetern entspricht.)
Kleinere Teeräume nennt man koma, größere hiroma. Dieser Raum ist ein nijō-nakaita koma (zwei Tatamimatten mit einer Aussparung für den Herd). Auch in einem kleinen Teeraum kann der Gastgeber mit bis zu drei Gästen eine Teezeremonie begehen.
Der Herd (ro)
Von November bis April wird zum Wasserkochen ein Herd benutzt, der im Fußboden des Teeraums verankert ist – dazu wird aus der Tatamimatte ein Stück herausgeschnitten. Von Mai bis Oktober wird dieses Stück wieder eingesetzt und bedeckt den Herd. An seiner Stelle wird dann ein tragbarer Herd verwendet, der sogenannte fūro.
Die Bildernische (tokonoma oder toko)
Im Teeraum darf auch ein Alkoven nicht fehlen, der mit Hängerollen und Blumen geschmückt ist. Wenn Gäste ein Teehaus betreten, begeben sie sich zuerst zu dieser Nische und bewundern die Dekoration. Tokos bestehen aus zwei senkrechten Stützpfeilern – einem vorderen (tokobashira) und einem hinteren (aitebashira) sowie zwei waagerechten Balken – einem unteren (tokogamachi) und einem oberen (otoshigake). Es kommt vor, dass man einige Jahre mit der Auswahl dieser Elemente verbringt, denn ihre Herkunft und ihr Charakter sollen genau zur Bildernische passen.
Die Wände dieses Alkovens sind verputzt. Manchmal gibt es an einer der beiden Seitenwände ein Fenster (shitajimado), das sich öffnen lässt und die Gitterstruktur der Wände enthüllt. Der Boden der Bildernische kann mit Holz vertäfelt oder mit einer Tatamimatte bedeckt sein.
Der Vorbereitungsraum (mizuya)
Hier reinigt der Gastgeber die Utensilien und bereitet die Teezeremonie vor.
Um ein Teehaus oder einen Teeraum zu bauen und einzurichten, braucht man die Hilfe vieler erfahrener Arbeitskräfte: Ein Tischler sollte ebenso dabeisein wie ein Strohdachdecker, ein Verputzer, ein Schiebetürbauer (tategushi), ein Tatamimatten-Hersteller und ein Gärtner.
Der Architekt Yasushi Iwasaki, der in seiner Werkstatt Iwasaki Architecture Laboratory Teeräume in großer Anzahl baut, sagt: „Der chashitsu ist etwas, für dessen Herstellung tatsächlich alle traditionellen japanischen Handwerke zusammenwirken müssen. Man könnte auch sagen, er ist weniger ein Ergebnis von Architektur als vielmehr das größte Hilfsmittel zum Teekochen.“ Iwasaki hat die Teehäuser gestaltet, die auf den letzten drei Bildern zu sehen waren.
Iwasaki schildert, wie seine Teeraum-Entwürfe zustande kommen: „Viele meiner Kunden schätzen die Teezeremonie und möchten gerne selbst welche abhalten. Aber einige interessieren sich auch für den Bau eines eigenen Teehauses, weil sie die Teezeremonie noch lernen möchten.“
Bei dem Ritus werden zwei Teearten serviert, der dickflüssige koicha und der dünnflüssige usucha, begleitet von einer traditionellen, leichten Mahlzeit (kaiseki).
Der Architekt Yasushi Iwasaki, der in seiner Werkstatt Iwasaki Architecture Laboratory Teeräume in großer Anzahl baut, sagt: „Der chashitsu ist etwas, für dessen Herstellung tatsächlich alle traditionellen japanischen Handwerke zusammenwirken müssen. Man könnte auch sagen, er ist weniger ein Ergebnis von Architektur als vielmehr das größte Hilfsmittel zum Teekochen.“ Iwasaki hat die Teehäuser gestaltet, die auf den letzten drei Bildern zu sehen waren.
Iwasaki schildert, wie seine Teeraum-Entwürfe zustande kommen: „Viele meiner Kunden schätzen die Teezeremonie und möchten gerne selbst welche abhalten. Aber einige interessieren sich auch für den Bau eines eigenen Teehauses, weil sie die Teezeremonie noch lernen möchten.“
Bei dem Ritus werden zwei Teearten serviert, der dickflüssige koicha und der dünnflüssige usucha, begleitet von einer traditionellen, leichten Mahlzeit (kaiseki).
Ein traditioneller chashitsu in einem Mietshaus
In den modernen japanischen Städten leben viele Menschen nicht in ihrem eigenen Haus, sondern in einer Wohnanlage. Auch dort gibt es manchmal Teeräume. Ein Beispiel ist der Tokioter Teeraum, den Hiroyuki Suzuki von Atelier 137 gestaltet hat. Sein Kunde war ein Mann, der mit diesem Raum seiner Frau – die seit 30 Jahren die Teezeremonie der Urasenke-Schule studiert – einen Wunsch erfüllen wollte.
Einen Teeraum in einem Mietshaus zu bauen, ist keine einfache Aufgabe. Da ist zunächst die Absenkung, die in den Fußboden eingelassen wird, um den Herd dort unterzubringen: Für sie muss unter dem Boden noch genug Platz sein – nicht nur, damit der Herd aufgestellt werden kann, sondern auch, um die Feuerschutzbestimmungen einhalten zu können. Der Vorbereitungsraum braucht einen Wasseranschluss, aber die in einer Wohnanlage vorhandenen Zu- und Ableitungsrohre lassen oft nicht viel Spielraum.
Um diesen Anforderungen in der Wohnung gerecht zu werden, ist der Boden im Teeraum 41 Zentimeter höher als im übrigen Wohnbereich.
In den modernen japanischen Städten leben viele Menschen nicht in ihrem eigenen Haus, sondern in einer Wohnanlage. Auch dort gibt es manchmal Teeräume. Ein Beispiel ist der Tokioter Teeraum, den Hiroyuki Suzuki von Atelier 137 gestaltet hat. Sein Kunde war ein Mann, der mit diesem Raum seiner Frau – die seit 30 Jahren die Teezeremonie der Urasenke-Schule studiert – einen Wunsch erfüllen wollte.
Einen Teeraum in einem Mietshaus zu bauen, ist keine einfache Aufgabe. Da ist zunächst die Absenkung, die in den Fußboden eingelassen wird, um den Herd dort unterzubringen: Für sie muss unter dem Boden noch genug Platz sein – nicht nur, damit der Herd aufgestellt werden kann, sondern auch, um die Feuerschutzbestimmungen einhalten zu können. Der Vorbereitungsraum braucht einen Wasseranschluss, aber die in einer Wohnanlage vorhandenen Zu- und Ableitungsrohre lassen oft nicht viel Spielraum.
Um diesen Anforderungen in der Wohnung gerecht zu werden, ist der Boden im Teeraum 41 Zentimeter höher als im übrigen Wohnbereich.
Dieser formvollendete Teeraum verdankt sich der Arbeit einiger professioneller Handwerker. Der Verputzer arbeitete mit einem Wandputz auf der Grundlage von Kieselgur, und ein Dekorateur klebte die untere Wandverkleidung mit dunkelblauem Spezialpapier (minato-gami) ab.
Der Boden des Vorbereitungsraums (mizuya) ist mit einem Abtropfbrett aus Bambusrohren ausgerüstet, das dem Wasserabfluss dient. Wegen möglicher Wasserspritzer ist hier der untere Teil der Wand nicht mit dem dunkelblauen Papier bezogen, sondern mit Holz vertäfelt. Der Wasserhahn, die Regale und die Abtropfvorrichtung für die Utensilien entsprechen den Vorgaben der Urasenke-Schule.
„Wo jetzt der mizuya ist, stand früher die Waschmaschine. Der Wasseranschluss war also schon vorhanden und konnte ohne Probleme angepasst werden“, sagt Suzuki.
Der Boden des Vorbereitungsraums (mizuya) ist mit einem Abtropfbrett aus Bambusrohren ausgerüstet, das dem Wasserabfluss dient. Wegen möglicher Wasserspritzer ist hier der untere Teil der Wand nicht mit dem dunkelblauen Papier bezogen, sondern mit Holz vertäfelt. Der Wasserhahn, die Regale und die Abtropfvorrichtung für die Utensilien entsprechen den Vorgaben der Urasenke-Schule.
„Wo jetzt der mizuya ist, stand früher die Waschmaschine. Der Wasseranschluss war also schon vorhanden und konnte ohne Probleme angepasst werden“, sagt Suzuki.
Auch in der Bildernische (tokonoma) wurden ausgesuchte Materialien eingesetzt: Der Stützpfeiler besteht aus Sicheltannenholz, Boden- und Regalbretter sind mit Schilf überzogen.
Auf Rikyūs Spuren: Teehäuser und Teeräume von heute
Bis jetzt ging es um traditionelle Teehäuser und -räume, doch solange die grundlegenden Anforderungen erfüllt sind – „dass alles vorhanden ist, was für die Teezeremonie gebraucht wird und eine angemessene Atmosphäre herrscht“, wie Nakamura es beschreibt –, spricht nichts dagegen, einen chashitsu in zeitgenössischer Form zu errichten.
Auf Rikyūs Spuren: Teehäuser und Teeräume von heute
Bis jetzt ging es um traditionelle Teehäuser und -räume, doch solange die grundlegenden Anforderungen erfüllt sind – „dass alles vorhanden ist, was für die Teezeremonie gebraucht wird und eine angemessene Atmosphäre herrscht“, wie Nakamura es beschreibt –, spricht nichts dagegen, einen chashitsu in zeitgenössischer Form zu errichten.
Ein chashitsu in einem Polyeder
Das Hironaka House, entworfen von dem Architekten Ken Yokogawa, ist ein Gebäude mit einer ungewöhnlichen Form: Hinter der Grundstücksmauer sieht man einen Polyeder, der mit Aluminiumplatten verkleidet ist. Von außen betrachtet, kommt man nicht unbedingt auf die Idee, dass es ein Wohnhaus ist. Das Gelände, auf dem es steht, ist abschüssig, und die Mauer dient auch als Stützmauer. Hinter ihr verbirgt sich das Erdgeschoss mit einem Wohnbereich, der bequem und offen gestaltet ist.
Die Etage darüber – die hinter dem polyedrisch geformten Teil des Gebäudes liegt – beherbergt ein spezielles Atelier und einen Teeraum. Der Eigentümer, ein vielbeschäftigter Anwalt, widmet sich in seiner Freizeit der Malerei und der Teezeremonie. Man könnte sagen: Im Erdgeschoss hat der Alltag seinen Platz, während das Obergeschoss den höheren Sphären vorbehalten ist.
Das Hironaka House, entworfen von dem Architekten Ken Yokogawa, ist ein Gebäude mit einer ungewöhnlichen Form: Hinter der Grundstücksmauer sieht man einen Polyeder, der mit Aluminiumplatten verkleidet ist. Von außen betrachtet, kommt man nicht unbedingt auf die Idee, dass es ein Wohnhaus ist. Das Gelände, auf dem es steht, ist abschüssig, und die Mauer dient auch als Stützmauer. Hinter ihr verbirgt sich das Erdgeschoss mit einem Wohnbereich, der bequem und offen gestaltet ist.
Die Etage darüber – die hinter dem polyedrisch geformten Teil des Gebäudes liegt – beherbergt ein spezielles Atelier und einen Teeraum. Der Eigentümer, ein vielbeschäftigter Anwalt, widmet sich in seiner Freizeit der Malerei und der Teezeremonie. Man könnte sagen: Im Erdgeschoss hat der Alltag seinen Platz, während das Obergeschoss den höheren Sphären vorbehalten ist.
Atelier und Teeraum sind über eine Außentreppe erreichbar, die neben dem Wohnzimmer ihren Anfang nimmt. Geht man die Treppe hoch, bewegt man sich durch grasbewachsene Flächen, die hier die Funktion des roji übernehmen und einen Übergang schaffen – vom profanen Erdgeschoss in die jenseitige Welt der darüberliegenden Etage.
Links vom Eingangsbereich des Polyeders liegt das Atelier, rechts der Gasteingang zum Teeraum.
Links vom Eingangsbereich des Polyeders liegt das Atelier, rechts der Gasteingang zum Teeraum.
Der Teeraum misst 8,20 Quadratmeter (die klassische Fläche von viereinhalb jō). In Teeräumen genießt der Schatten eine hohe Wertschätzung, doch hier liegt unter derselben Struktur auch das Atelier, das wiederum viel Tageslicht benötigt. Deshalb ist unter dem Dachfenster des Teeraums ein doppeltes Holzgitter angebracht; auf diese Weise wird das Tageslicht gestreut.
Zusätzlich kann eine der Dachflächen des Polyeders geöffnet werden. Das Licht, das dann hereinfällt, scheint nur auf den Bereich, in dem sich der Gastgeber der Teezeremonie aufhält, und sorgt für einen reizvollen Kontrast aus Licht und Schatten.
Zusätzlich kann eine der Dachflächen des Polyeders geöffnet werden. Das Licht, das dann hereinfällt, scheint nur auf den Bereich, in dem sich der Gastgeber der Teezeremonie aufhält, und sorgt für einen reizvollen Kontrast aus Licht und Schatten.
Das Holz, mit dem die Bildernische ausgebaut wurde, stammt aus dem Elternhaus des Eigentümers, das früher auf diesem Grundstück stand. Die Grundfläche des Alkovens ist hier abgerundet. Der Teeraum dient auch als Gästezimmer.
Ken Yokogawa hat schon viele Teeräume entworfen – nicht nur für Wohnhäuser, sondern auch für öffentliche Gebäude. Über den modernen Teeraum sagt er: „Die Form hat eine große Bedeutung, aber wenn man sich von ihr überwältigen lässt, kann man nichts Interessantes mehr schaffen. Rikyū ist der Wegbereiter, er hat die Teezeremonie und den chashitsu in seiner Form gefestigt, so wie wir die Tradition noch heute kennen. Sein Erfolg bestand darin, dass er zu seiner Zeit etwas Schöpferisches und Neuartiges hervorgebracht hat. Ich glaube, die wahren chashitsus unserer Zeit sind solche, die Rikyūs Idee und kreative Leistung in zeitgenössische Wohnformen integrieren.“
Mehr Bilder von Ken Yokogawas Polyeder-Wohnhaus >>>
Ken Yokogawa hat schon viele Teeräume entworfen – nicht nur für Wohnhäuser, sondern auch für öffentliche Gebäude. Über den modernen Teeraum sagt er: „Die Form hat eine große Bedeutung, aber wenn man sich von ihr überwältigen lässt, kann man nichts Interessantes mehr schaffen. Rikyū ist der Wegbereiter, er hat die Teezeremonie und den chashitsu in seiner Form gefestigt, so wie wir die Tradition noch heute kennen. Sein Erfolg bestand darin, dass er zu seiner Zeit etwas Schöpferisches und Neuartiges hervorgebracht hat. Ich glaube, die wahren chashitsus unserer Zeit sind solche, die Rikyūs Idee und kreative Leistung in zeitgenössische Wohnformen integrieren.“
Mehr Bilder von Ken Yokogawas Polyeder-Wohnhaus >>>
Ein mobiler chashitsu zur Erkundung des Raums
Wie wir schon erfahren haben, hat ein chashitsu etwas Überirdisches. Rikyū hatte Wände errichtet und die Welt damit von der Teezeremonie ausgeschlossen, mit seinen Teeräumen hatte er eine eigene Wirklichkeit geschaffen – einen abgeschlossenen Mikrokosmos.
Die traditionelle japanische Architektur zeichnet sich allerdings auch dadurch aus, dass es Wände eigentlich nicht gibt: Fußboden, Tragstruktur und Decke bilden das japanische Haus – was wir als Wände wahrnehmen, hat meist eher die Funktion einer großen Schiebetür (vgl. auch Shoji-Schiebetüren). Der Innenarchitekt Uchida Shigeru interpretiert Rikyūs chashitsu-Ideen als einschneidende Veränderung: „Dass plötzlich Wände auftauchten, war eine Revolution, ein Störfall im Raumkonzept der japanischen Architektur.“ Er machte sich daran, Rikyūs Leitgedanken in Frage zu stellen, und entwarf eine Serie von Teeräumen mit durchsichtigen Wänden, die aus Bambus und durchscheinendem Washi-Papier bestehen.
Wie wir schon erfahren haben, hat ein chashitsu etwas Überirdisches. Rikyū hatte Wände errichtet und die Welt damit von der Teezeremonie ausgeschlossen, mit seinen Teeräumen hatte er eine eigene Wirklichkeit geschaffen – einen abgeschlossenen Mikrokosmos.
Die traditionelle japanische Architektur zeichnet sich allerdings auch dadurch aus, dass es Wände eigentlich nicht gibt: Fußboden, Tragstruktur und Decke bilden das japanische Haus – was wir als Wände wahrnehmen, hat meist eher die Funktion einer großen Schiebetür (vgl. auch Shoji-Schiebetüren). Der Innenarchitekt Uchida Shigeru interpretiert Rikyūs chashitsu-Ideen als einschneidende Veränderung: „Dass plötzlich Wände auftauchten, war eine Revolution, ein Störfall im Raumkonzept der japanischen Architektur.“ Er machte sich daran, Rikyūs Leitgedanken in Frage zu stellen, und entwarf eine Serie von Teeräumen mit durchsichtigen Wänden, die aus Bambus und durchscheinendem Washi-Papier bestehen.
Doch wenn die Wände durchlässig sind, ist der Teeraum mit seiner besonderen Atmosphäre dann überhaupt noch spürbar? Shigeru hütet sich, eine Antwort zu geben – stattdessen vertieft er die Frage durch die Namen, die er seinen Räumen gibt. Alle drei Varianten tragen das japanische Wort an im Titel, das sowohl „einsame Hütte“ als auch „Zufluchtsort“ bedeutet. Daneben weisen die Räume auf drei der fünf Skandhas hin – die verschiedenen Arten menschlicher Empfindungen, wie sie der Buddha unterschieden hat. Ji-An ist die Hütte des Vedanā (der Gefühle), So-An die Hütte des Saṃjñā (der Wahrnehmungen) und Gyo-An die Hütte des Saṅkhāra (der Impulse).
1993 waren die ungewöhnlichen Teeräume auf einer Ausstellung zu sehen, danach wurden sie an verschiedene Kunstförderer verkauft, darunter der Conran Foundation. Zu besonderen Anlässen finden in ihnen Teezeremonien statt.
1993 waren die ungewöhnlichen Teeräume auf einer Ausstellung zu sehen, danach wurden sie an verschiedene Kunstförderer verkauft, darunter der Conran Foundation. Zu besonderen Anlässen finden in ihnen Teezeremonien statt.
Ein Teehaus im Baum – zum Selberbauen
Chashitsu Tetsu heißt das vierte Baum-Teehaus, das der Architekt Terunobu Fujimori 2009 fertiggestellt hat. Fujimori interpretiert die Philosophie des chashitsu auf seine Art:
Chashitsu Tetsu heißt das vierte Baum-Teehaus, das der Architekt Terunobu Fujimori 2009 fertiggestellt hat. Fujimori interpretiert die Philosophie des chashitsu auf seine Art:
- Im Mittelpunkt des chashitsu steht das Individuum, deshalb ist der Teeraum die Umkehrung der größeren, umfassenden Formationen – des Zeitalters, der Gesellschaft und überhaupt der Welt im Großen und Ganzen.
- Im chashitsu entfaltet sich die allerkleinste, wesentlichste Einheit der Architektur in einem kleinen, engen Raum, in den eine Feuerquelle integriert ist.
- Diese allerkleinste Basiseinheit der Architektur ist ein DIY-Projekt. Man baut sie am besten selbst.
- Aus diesen Gründen ist die weitere Erforschung der chashitsu-Architektur eine universelle Herausforderung für die Menschheit.
Das Teehaus schwebt vier Meter über dem Erdboden und ist auf dem Rumpf einer 80 Jahre alten japanischen Hinoki-Scheinzypresse befestigt. Bei dem Dach aus Kupferplatten und den verputzten Wänden hat Fujimori auf die Hilfe der Jōmon Architecture Group zurückgegriffen – einer Gruppe von befreundeten Amateuren, die ihm manchmal bei Projekten zur Hand gehen. Der Bau wurde auf einem Grundstück errichtet, auf dem früher eine Grundschule stand. Hier wachsen jetzt dutzende von Yoshino-Kirschbäumen, und in der Kirschblütenzeit ist der Blick nach draußen einfach ein Traum.
Ein Teehaus als Kunstinstallation
Das Teehaus Ma Ba ist ein Werk des Künstlers und Architekten Fumihiko Sano, der seine Ausbildung als Tischler bei Nakamura Sotoji Komuten erhielt, einem bekannten Architektur- und Bauunternehmen, das sich auf traditionelle Gartenlauben für Teezeremonien im Sukiya-Stil spezialisiert hat.
Sanos Teehaus ist eine Installation für eine New Yorker Kunstgalerie, in der eine Ausstellung zum prähistorischen Japan stattfand. Es ging um Orte, an denen Menschen zusammenkommen, und um Räume, die nicht materiell umgesetzt werden, sondern in den Köpfen entstehen.
Eine Holzkiste in der Mitte der Galerie sendet ein Licht aus, das „eine immaterielle Grenzlinie definiert“, mit deren Hilfe ein „Raum“ geschaffen wird. Vier Sensoren messen die Verhältnisse, in denen die Besucher der Installation zueinander stehen: ihre Anzahl, die Entfernung zwischen ihnen und ihre Bewegungen. Das Licht passt sich entsprechend an, um die Gäste in den imaginären Raum aufzunehmen.
Wo Feuer ist, kommen Menschen zusammen: Ein Alltagsleben wird möglich, und Gemeinschaft entsteht. In der Jōmon-Zeit, einem Abschnitt der japanischen Frühgeschichte, wurden am Feuer wahrscheinlich schamanistische Riten ausgeführt. Die menschliche Gemeinschaft und die Versorgung mit Gütern haben eine gemeinsame Mitte: das Feuer und das Licht. Das ist auch eine Kernbotschaft der Teezeremonie. Gastgeber und Gäste bilden eine Gemeinschaft, während das Wasser kocht und der Tee serviert wird.
Das Teehaus Ma Ba ist ein Werk des Künstlers und Architekten Fumihiko Sano, der seine Ausbildung als Tischler bei Nakamura Sotoji Komuten erhielt, einem bekannten Architektur- und Bauunternehmen, das sich auf traditionelle Gartenlauben für Teezeremonien im Sukiya-Stil spezialisiert hat.
Sanos Teehaus ist eine Installation für eine New Yorker Kunstgalerie, in der eine Ausstellung zum prähistorischen Japan stattfand. Es ging um Orte, an denen Menschen zusammenkommen, und um Räume, die nicht materiell umgesetzt werden, sondern in den Köpfen entstehen.
Eine Holzkiste in der Mitte der Galerie sendet ein Licht aus, das „eine immaterielle Grenzlinie definiert“, mit deren Hilfe ein „Raum“ geschaffen wird. Vier Sensoren messen die Verhältnisse, in denen die Besucher der Installation zueinander stehen: ihre Anzahl, die Entfernung zwischen ihnen und ihre Bewegungen. Das Licht passt sich entsprechend an, um die Gäste in den imaginären Raum aufzunehmen.
Wo Feuer ist, kommen Menschen zusammen: Ein Alltagsleben wird möglich, und Gemeinschaft entsteht. In der Jōmon-Zeit, einem Abschnitt der japanischen Frühgeschichte, wurden am Feuer wahrscheinlich schamanistische Riten ausgeführt. Die menschliche Gemeinschaft und die Versorgung mit Gütern haben eine gemeinsame Mitte: das Feuer und das Licht. Das ist auch eine Kernbotschaft der Teezeremonie. Gastgeber und Gäste bilden eine Gemeinschaft, während das Wasser kocht und der Tee serviert wird.
Ein gläsernes Teehaus
Die architektonische Form des chashitsu ist geprägt von einer wertschätzenden Haltung zur Natur und von der Kunstform der Teezeremonie. Ein beeindruckendes Beispiel, wie dieses Konzept sich in einem großformatigen Kunstwerk niederschlagen kann, ist das gläserne Teehaus „Kou an“ des Designers Tokujin Yoshioka.
Ungewöhnlich ist an diesem Teehaus einiges – es gibt keine Hängerollen, keine Blumen und noch nicht einmal Tatamimatten. Seinen Entwurf erläutert Yoshioka so: „Ich wollte einen Blick auf das eigentliche Wesen der japanischen Kultur werfen, wie es in unseren Sinnen zum Ausdruck kommt. Dieser mikrokosmische chashitsu-Raum schärft das Bewusstsein für den gegenwärtigen Augenblick in der Natur. Er fordert dazu auf, sich von den materiellen Grenzen zu lösen und sich in die natürliche Umgebung einzufügen.“
Die architektonische Form des chashitsu ist geprägt von einer wertschätzenden Haltung zur Natur und von der Kunstform der Teezeremonie. Ein beeindruckendes Beispiel, wie dieses Konzept sich in einem großformatigen Kunstwerk niederschlagen kann, ist das gläserne Teehaus „Kou an“ des Designers Tokujin Yoshioka.
Ungewöhnlich ist an diesem Teehaus einiges – es gibt keine Hängerollen, keine Blumen und noch nicht einmal Tatamimatten. Seinen Entwurf erläutert Yoshioka so: „Ich wollte einen Blick auf das eigentliche Wesen der japanischen Kultur werfen, wie es in unseren Sinnen zum Ausdruck kommt. Dieser mikrokosmische chashitsu-Raum schärft das Bewusstsein für den gegenwärtigen Augenblick in der Natur. Er fordert dazu auf, sich von den materiellen Grenzen zu lösen und sich in die natürliche Umgebung einzufügen.“
Das Konzept für diese Arbeit wurde zuerst auf der Biennale Venedig 2011 vorgestellt, aber als abgeschlossenes Werk war sie erst im April 2015 zu sehen. Zum 50. Jahrestag der Städtepartnerschaft zwischen Kyoto und Florenz wurde die Installation auf der Hinokiholz-Bühne (hinokibutai) des Shogunzuka-Seiryuden-Tempels aufgestellt. Von diesem Standort aus hat man einen ungestörten Ausblick auf die Stadt Kyoto. Hier wird das Teehaus noch eine Weile zu sehen sein. (Den Zeitpunkt, an dem die Ausstellung endet, werden die Webseiten des Tempels und des Designers Tokujin Yoshioka drei Monate im Voraus ankündigen.)
Die Überlieferung nach kam der erste Tee während der Heian-Zeit (794–1185) von China nach Japan. Damals waren es vor allem Adelige und Mönche, die allmählich eine Teekultur entwickelten. Allerdings galt Tee zu dieser Zeit noch nicht als Alltagsgetränk, sondern eher als Medizin; man schätzte die anregende Wirkung des Koffeins. Nachdem Zen-Mönche in der Kamakura-Zeit (1185–1333) begannen, in Japan nach chinesischem Vorbild Tee anzubauen, begannen auch die Samurai, die Mitglieder des Kriegerstandes, mit dem Teetrinken.
In der zweiten Hälfte der Muromachi-Zeit (1336–1573) wurde unter den Samurai, die für ihren extravaganten Lebensstil bekannt waren, ein Teeproben-Wettbewerb (tōcha) zu einem beliebten Spiel. Die Teilnehmer versuchten, die Teesorte zu erraten, die ihnen serviert wurde, während sie sich mit gemeinsamem Dichten (renga) in Klubhäusern die Zeit vertrieben oder sich in Kalligrafie (kaisho) übten. In diesen Klubhäusern fanden zwar neben dem Teetrinken noch viele andere Aktivitäten statt, doch mit der Zeit entwickelten sich aus ihnen die ersten Teehäuser.
Mit der Festigung der traditionellen Wohnhausarchitektur (shoin-zukuri) kam der Teesalon (shoin no cha) auf. Im späten 15. Jahrhundert führten Murata Jukō und Takeno Jōō eine völlig neue Art von Teezeremonie ein, die dann als wabi-cha bekannt wurde. Ihr Markenzeichen bestand darin, dass sie jetzt nicht mehr in prächtigen Häusern, sondern in einfachen Hütten mit Strohdächern stattfand. Die Bauten wurden nach dem Vorbild von Berghütten jetzt auch in den Städten errichtet. Auf diese Weise erhielt die Teezeremonie eine ländliche Note und veränderte vielerorts das Stadtbild.
Diese Tradition des wabi-cha war es, die Rikyū ab Mitte des 16. Jahrhunderts zu perfektionieren begann und als eigene Kunstform etablierte. Die kleinen Häuser oder Räume, die jedem Japaner in den Sinn kommen, wenn er das Wort „Teehaus“ hört, sind Nachfolger der Strohhütten, deren Aufbau und Einrichtung Rikyū seine ganze Aufmerksamkeit widmete.