Vorher-Nachher: Wohnen im Schweinestall
Aus einem miefigen, engen Schweinestall wurde eine großzügige moderne Wohnung – dank mutigen Eigentümern und erfindungsreichen Architekten
Hier sieht es ja aus wie im Schweinestall!, könnte man jetzt rufen. Und man hätte irgendwie recht (dabei ist hier heute so gar nichts chaotisch). „Die Bauherren hatten den Mut und die Fantasie, sich einen leerstehenden Schweinestall als neues Zuhause vorzustellen“, so der Architekt Tobias Mißfeldt. Nach dem Umbau entdeckt man eine sachliche, aufgeräumte Wohnung – und von Schweinen ist auch weit und breit nichts mehr zu sehen (geschweige denn zu riechen). Der Flachdachbau des ehemaligen Schweinestalls blieb als Hülle; im Inneren wurden Koben und Mief entfernt, ein neuer Boden gelegt, die Fenster vergrößert und der Raum durch Einbauten aus Birke strukturiert. Ein (sau-)starker Umbau!
Auf einen Blick
Hier wohnt: ein Paar mittleren Alters
In: Husby, nahe Flensburg, Schleswig-Holstein
Auf: 220 Quadratmetern, umgeben von 1000 Quadratmeter Grundstück
Experten: Mißfeldt Kraß Architekten BDA
Auf einen Blick
Hier wohnt: ein Paar mittleren Alters
In: Husby, nahe Flensburg, Schleswig-Holstein
Auf: 220 Quadratmetern, umgeben von 1000 Quadratmeter Grundstück
Experten: Mißfeldt Kraß Architekten BDA
NACHHER: Der unverbaute Blick ins Grüne war für die Bauherren Grund genug, von Flensburg zurück aufs Land zu ziehen, die Stadtwohnung gegen den Schweinestall einzutauschen. Abreißen war keine Option. „Erstens konnten wir das laut Baurecht sowieso nicht. Und zweitens war es spannender mit dem zu arbeiten, was da ist“, so Architekt Mißfeldt.
Die Grundmauern des Schweinestalls blieben also; vor die alten Klinkersteine wurde jedoch ein Mauerwerk aus gelben Ziegeln aus Dänemark gesetzt: „Das sieht nicht nur ansprechender aus, die dickeren Wände isolieren auch besser.“ Auch das Dach erhielt eine stärkere Dämmung und zudem eine Photovoltaikanlage. Die wahre Herausforderung aber lag im Inneren.
Die Grundmauern des Schweinestalls blieben also; vor die alten Klinkersteine wurde jedoch ein Mauerwerk aus gelben Ziegeln aus Dänemark gesetzt: „Das sieht nicht nur ansprechender aus, die dickeren Wände isolieren auch besser.“ Auch das Dach erhielt eine stärkere Dämmung und zudem eine Photovoltaikanlage. Die wahre Herausforderung aber lag im Inneren.
VORHER: 300 Schweine waren einst in den Boxen rechts und links der Stallgasse untergebracht. „Als erstes musste der Gestank raus. Dazu haben wir stark geruchsbelastete Teile entfernt, der ganze Boden musste abgetragen werden“, so Mißfeldt.
NACHHER: Die Innenwände wurden mit Lehm verputzt und mit Kalkfarbe gestrichen. „Das sind zum einen ökologisch gute Materialien, die gleichzeitig aber auch Gerüche neutralisieren“, so der Architekt.
Der alte Steinboden wurde durch eine Betonsohle ausgetauscht, in die Heizschläuche eingelegt sind. „Man läuft hier immer auf einem lauwarmen Boden. Ansonsten gibt es keine Heizung, denn die Betonmasse speichert die Wärme lange, wie ein heißer Steinboden im Sommer“, so Mißfeldt.
Der alte Steinboden wurde durch eine Betonsohle ausgetauscht, in die Heizschläuche eingelegt sind. „Man läuft hier immer auf einem lauwarmen Boden. Ansonsten gibt es keine Heizung, denn die Betonmasse speichert die Wärme lange, wie ein heißer Steinboden im Sommer“, so Mißfeldt.
„Die Bauherren wollten das Ein-Raum-Gefüge des alten Stalls erhalten, aber dennoch separate Bereiche schaffen“, so Mißfeldt. Wände im konventionellen Sinn gibt es bis auf das tragende Mauerwerk nicht; stattdessen strukturieren Boxen aus Birkenholz den alten Stall. Die schmalen Gänge, die sich dazwischen bilden, zitieren die alte Stallgasse.
„In den Birken-Boxen verstecken sich Abstellkammer und WC; aus den Räumen dazwischen bilden sich das Schlafzimmer [im Bild links hinten] oder an anderen Stellen Regalflächen“, so der Architekt. „Durch Schiebetüren sind einige Elemente der Einbaumöbel beweglich. Man kann sich separate Räume schaffen, muss aber nicht.“
Beton-Pendelleuchten: Aplomb, Foscarini, Stühle: u.a. Ameise, Design: Arne Jacobsen, Fritz Hansen
„In den Birken-Boxen verstecken sich Abstellkammer und WC; aus den Räumen dazwischen bilden sich das Schlafzimmer [im Bild links hinten] oder an anderen Stellen Regalflächen“, so der Architekt. „Durch Schiebetüren sind einige Elemente der Einbaumöbel beweglich. Man kann sich separate Räume schaffen, muss aber nicht.“
Beton-Pendelleuchten: Aplomb, Foscarini, Stühle: u.a. Ameise, Design: Arne Jacobsen, Fritz Hansen
Die tiefen Fenster und Türen überall im Haus lenken den Blick in die unverbaute Natur. Die Terrasse umschließt das Haus auf der süd-westlichen Seite.
Der Stil der Einrichtung ist hier zu erahnen, es wurde sachlich und schnörkellos, aber dennoch gemütlich. „Einige Möbel haben die Eigentümer mitgebracht, wie den Weichholzschrank im Wohnzimmer oder den Esstisch. Den Rest haben wir gemeinsam mit ihnen ausgewählt“, so Mißfeldt.
Couch: Seefelder Möbelwerkstätten; Beistelltisch: DLM, Hay; Schaukelstuhl: Eames Plastic Armchair RAR, Vitra; Gemälde: Cyrus Overbeck (Galerie Kehrein)
Der Stil der Einrichtung ist hier zu erahnen, es wurde sachlich und schnörkellos, aber dennoch gemütlich. „Einige Möbel haben die Eigentümer mitgebracht, wie den Weichholzschrank im Wohnzimmer oder den Esstisch. Den Rest haben wir gemeinsam mit ihnen ausgewählt“, so Mißfeldt.
Couch: Seefelder Möbelwerkstätten; Beistelltisch: DLM, Hay; Schaukelstuhl: Eames Plastic Armchair RAR, Vitra; Gemälde: Cyrus Overbeck (Galerie Kehrein)
Die Küche ist aus dem gleichen Material geschreinert wie die raumhohen Einbaumöbel. Geschnibbelt wird auf einer feuerroten Multiplexplatte, die mit HPL beschichtet ist. „Ein sehr belastbares Material, ideal als Arbeitsplatte“, sagt der Architekt.
Dort wo einst der Gülleschacht verlief, ist heute ein kleiner, kühler Weinkeller untergebracht. „Mit Details wie diesen haben wir immer wieder eine Brücke zum alten Stall geschlagen“, so Mißfeldt.
Dort wo einst der Gülleschacht verlief, ist heute ein kleiner, kühler Weinkeller untergebracht. „Mit Details wie diesen haben wir immer wieder eine Brücke zum alten Stall geschlagen“, so Mißfeldt.
Im hinteren Teil des 220 Quadratmeter großen Hauses befindet sich das Schlafzimmer, das sich durch eine Schiebetür vom Rest abschirmen lässt [hier der Blick aus dem Schlafzimmer Richtung Essbereich].
Bodentiefe Fenster und eine Terrassentür geben auch hier den herrlichen Blick ins Grüne frei.
Bodentiefe Fenster und eine Terrassentür geben auch hier den herrlichen Blick ins Grüne frei.
Direkt an das Schlafzimmer schließt das Bad mit bodengleicher Dusche an. „Wir haben den Waschtisch ebenfalls aus Birke bauen lassen, damit er zum Rest des Interiors passt“, so Mißfeldt. LED-Strahler in der Decke tauchen das Badezimmer in ein angenehmes Licht.
Und sollte mal eine Kuh durchs Fenster blicken, kann man sich hier mit weißen, lichtdurchlässigen Vorhängen etwas mehr Privatsphäre schaffen.
Und sollte mal eine Kuh durchs Fenster blicken, kann man sich hier mit weißen, lichtdurchlässigen Vorhängen etwas mehr Privatsphäre schaffen.
Das Gebäude steht auf dem Grundstück, auf dem die Bauherrin aufgewachsen ist; hinter dem Stall befindet sich der alte reetgedeckte Dreiseithof ihrer Eltern. „Für die Bauherren, eine Ärztin und ein Steuerberater, stand fest, dass sie zurück aufs Land wollen. Da der Stall ohnehin schon eine Weile leer stand, war für die beiden schnell klar, dass das ihr neues Zuhause werden soll. Mit dieser Idee kamen sie dann zu uns“, erzählt Architekt Tobias Mißfeldt, der das Büro Mißfeldt Kraß Architekten BDA im Jahr 2007 mit Hauke Kraß gegründet hat.
Finden Sie hier einen Experten für Umbau und Sanierung