Architektur
5 Vorurteile gegenüber Sichtbeton
Ein Versuch, Beton in Wohnräumen salonfähig zu machen
Die einen lieben ihn, die anderen haben eine tiefe Abneigung gegen ihn. Wohl kaum ein Baumaterial spaltet die Geschmäcker so sehr wie Beton. Seinen Gegnern gilt er als kalt, abweisend, unwohnlich und nicht zuletzt als ökologisch nicht vertretbar. Dabei wurde und wird das Material vor allem wegen seiner Vielseitigkeit immer noch gerne eingesetzt. Was ist dran an den Vorurteilen gegenüber Beton? Wir haben mit Architekt Alex Probst gesprochen, der als gelernter Stahlbetonbauer durchaus fasziniert ist von dem Material.
Für den Anbau an ein Haus von 1947 wählten Deeken Architekten Sichtbeton. Ein spannender Moment, als die Schalung abgebaut wurde: „An einer Stelle war der Bewehrungsstahl sichtbar. Da bekamen die Bauherren einen riesigen Schrecken. Doch der Betonbauer hat die Wand sehr gut ausgebessert“, erinnert sich der Architekt. Der Sichtbeton wurde anschließend noch mit einer Betonveredelung überarbeitet.
2. Beton ist grau
Fades Grau wird am häufigsten mit Beton in Verbindung gebracht. Die Farbe stimmt, doch von fade kann nicht die Rede sein. Je nachdem, woher der zugeschlagene Sand stammt, schimmert das Grau eher beige, schwarz oder rötlich. Mal ganz abgesehen davon, dass Beton auch eingefärbt werden kann. „Teilweise sind sogar die einzelnen Ladungen der Betonlaster schon unterschiedlich in ihrer Färbung. Diese häufig nur minimalen Unterschiede geben dem Beton eine zusätzliche Lebendigkeit“, beschreibt Probst.
2. Beton ist grau
Fades Grau wird am häufigsten mit Beton in Verbindung gebracht. Die Farbe stimmt, doch von fade kann nicht die Rede sein. Je nachdem, woher der zugeschlagene Sand stammt, schimmert das Grau eher beige, schwarz oder rötlich. Mal ganz abgesehen davon, dass Beton auch eingefärbt werden kann. „Teilweise sind sogar die einzelnen Ladungen der Betonlaster schon unterschiedlich in ihrer Färbung. Diese häufig nur minimalen Unterschiede geben dem Beton eine zusätzliche Lebendigkeit“, beschreibt Probst.
Beim Abschlagen der alten Küchenfliesen kam eine rosa eingefärbte Betonwand zum Vorschein, auf der noch die Notizen der Bauarbeiter zu sehen waren. Ein überraschender Renovierungsfund, den Clara Zachariassen von Studio Plietsch in das Konzept für die Umgestaltung einer Wohnung in Hamburg aufnahm.
3. Beton ist abweisend und hart
Beton wirkt nicht einladend? Das sieht der Experte anders: „Der Abdruck einer Betonschalung hält sehr lange, das lässt sich gut an den Bauten aus den 1960er- und 1970er-Jahren ablesen und spüren. Beton ist ein sehr haptisches Material.“
Bretterverschalungen geben den Wänden einen individuellen, handwerklichen Charakter. Laden geradezu ein, sie anzufassen, die Unebenheiten zu ertasten. Hart muss Beton nach dem Trocknen sein, doch schimmert die Oberfläche im richtigen Licht weich und samtig. Sichtbeton erzählt auch immer die Geschichte seiner Herstellung. Statt des Einerleis weißer Wände erhalten die Räume durch die Spuren seines Entstehungsprozesses einen sehr persönlichen Ausdruck.
Mehr zum Thema: 8 Beton-Alternativen | Beton im Garten | Architekten-WG in Beton
3. Beton ist abweisend und hart
Beton wirkt nicht einladend? Das sieht der Experte anders: „Der Abdruck einer Betonschalung hält sehr lange, das lässt sich gut an den Bauten aus den 1960er- und 1970er-Jahren ablesen und spüren. Beton ist ein sehr haptisches Material.“
Bretterverschalungen geben den Wänden einen individuellen, handwerklichen Charakter. Laden geradezu ein, sie anzufassen, die Unebenheiten zu ertasten. Hart muss Beton nach dem Trocknen sein, doch schimmert die Oberfläche im richtigen Licht weich und samtig. Sichtbeton erzählt auch immer die Geschichte seiner Herstellung. Statt des Einerleis weißer Wände erhalten die Räume durch die Spuren seines Entstehungsprozesses einen sehr persönlichen Ausdruck.
Mehr zum Thema: 8 Beton-Alternativen | Beton im Garten | Architekten-WG in Beton
Stampfbeton, wie ihn rundzwei im Sockelbereich des mit Kork verkleideten Hanghauses in Berlin-Staaken verwendeten, hat durch die Mischung von Zement mit Natursteinen eine sehr offenporige Oberfläche. Dieser Beton wird in die Schalung eingestampft und kommt ohne Bewehrung aus. Dass er trotz dieser archaisch anmutenden Herstellung wohnlich wirkt, zeigt das Beispiel.
4. Beton ist kalt und ungemütlich
Scharfe Kanten sind typisch für roh belassenen Beton. Für eine Einrichtung im Industriestil genau richtig. Doch Beton kann auch anders sein, wird oft nach dem Ausschalen abgeschliffen, geglättet und poliert. Seine Oberfläche gleicht dann fast einem Spiegel. Dennoch scheuen sich manche Bauherren, den Beton in den Innenräumen sichtbar zu machen. Häufig fällt dabei das Argument, das Material wirke kalt, die Räume dadurch ungemütlich. „Beton ist ein idealer Partner für weiches, warmes, glänzendes Material wie etwa Holz oder Messing. Und er passt sehr gut zu knalligen Farben, angefangen von Altrosa über Petrol bis hin zu Gold oder Silber“, so Probst.
4. Beton ist kalt und ungemütlich
Scharfe Kanten sind typisch für roh belassenen Beton. Für eine Einrichtung im Industriestil genau richtig. Doch Beton kann auch anders sein, wird oft nach dem Ausschalen abgeschliffen, geglättet und poliert. Seine Oberfläche gleicht dann fast einem Spiegel. Dennoch scheuen sich manche Bauherren, den Beton in den Innenräumen sichtbar zu machen. Häufig fällt dabei das Argument, das Material wirke kalt, die Räume dadurch ungemütlich. „Beton ist ein idealer Partner für weiches, warmes, glänzendes Material wie etwa Holz oder Messing. Und er passt sehr gut zu knalligen Farben, angefangen von Altrosa über Petrol bis hin zu Gold oder Silber“, so Probst.
Rosafarbene Küchenfronten und rohen Beton hat Designer Daniel Klapsing von Mykilos Kitchens für die Küche seiner Berliner Plattenbauwohnung gewählt. Ein perfekter Mix.
5. Beton ist umweltschädlich
„Wir sollten das Bauen grundsätzlich hinterfragen“, so Probst, der für mehr Umnutzung und Umbau plädiert, angesichts des großen Anteils, den die Bauwirtschaft an den CO2-Emissionen hat. Für die Betrachtung der Gesamtenergiebilanz wird die Energie von der Herstellung über Transport bis zum Rückbau einbezogen, praktisch der gesamte Lebenszyklus eines Bauwerks und seiner Bestandteile.
„Bauen mit Holz ist noch nicht so günstig, wie es sein sollte. Auf Beton gänzlich zu verzichten wird aber auch dann nicht möglich sein. Daher ist ein guter Materialmix wichtig“, so Probst, der dazu rät, Beton nur dort einzusetzen, wo er einen klaren Vorteil gegenüber anderen Materialien hat. Etwa bei Fundamenten und Kellern. Als Fundament oder Kern für ein mit Holz, Stroh oder Hanf gebautes Haus erfüllt Beton durchaus einen guten Zweck. Im Übrigen kann auch Abrissmaterial aus Beton für ein Fundament herangezogen werden und schlechter Beton lässt sich durchaus ausbessern und damit seine Lebensdauer verlängern.
5. Beton ist umweltschädlich
„Wir sollten das Bauen grundsätzlich hinterfragen“, so Probst, der für mehr Umnutzung und Umbau plädiert, angesichts des großen Anteils, den die Bauwirtschaft an den CO2-Emissionen hat. Für die Betrachtung der Gesamtenergiebilanz wird die Energie von der Herstellung über Transport bis zum Rückbau einbezogen, praktisch der gesamte Lebenszyklus eines Bauwerks und seiner Bestandteile.
„Bauen mit Holz ist noch nicht so günstig, wie es sein sollte. Auf Beton gänzlich zu verzichten wird aber auch dann nicht möglich sein. Daher ist ein guter Materialmix wichtig“, so Probst, der dazu rät, Beton nur dort einzusetzen, wo er einen klaren Vorteil gegenüber anderen Materialien hat. Etwa bei Fundamenten und Kellern. Als Fundament oder Kern für ein mit Holz, Stroh oder Hanf gebautes Haus erfüllt Beton durchaus einen guten Zweck. Im Übrigen kann auch Abrissmaterial aus Beton für ein Fundament herangezogen werden und schlechter Beton lässt sich durchaus ausbessern und damit seine Lebensdauer verlängern.
Bei der Sanierung und Umnutzung einer denkmalgeschützten Werkstatt im Taunus kam auch Beton zum Einsatz. Allerdings verwendet Architekt Marc Flick das Material nicht allein als Gestaltungselement. Vielmehr ist die u-förmige Sichtbetonwand in der neuen Küche Ringanker, Unterzug, Abdichtung und Heizung in einem. Durch eine Kernaktivierung wird das gesamte Gebäudeinnere zentral mit angenehmer Strahlungswärme versorgt, wie der Architekt beschreibt.
Was denken Sie über Sichtbeton? Schreiben Sie Ihre Meinung in den Kommentaren!
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Zweckmäßig und funktional eingesetzt, gilt Beton häufig als langweiliges Material, das auf jeden Fall hinter einer Fassadenverkleidung, hinter Putz oder Tapete verschwinden sollte. Was aber meint der Experte dazu? Architekt Alex Probst, der gemeinsam mit Ralf Schlachter das Büro unique assemblage leitet, spricht für die handwerkliche Leistung, die das Betongießen erfordert: „Sichtbeton hat seine Tücken. Es muss sehr sorgfältig gearbeitet werden, erst hinsichtlich der Verschalung, dann beim Einfüllen des Betons. Es ist immer ein spannender Moment, wenn die Verschalung entfernt wird.“ Erst dann wird nämlich sichtbar, ob die Sorgfalt ausreichend war, das Werk gelungen ist. Langweilig ist also zumindest der Entstehungsprozess keineswegs.
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