Eine ehemalige Printenbäckerei in Köln wird zum Familienloft
Der Charme des Kölner Industriegebäudes blieb erhalten. Und trotz strenger Auflagen entstand sogar ein neuer Innenhof
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Julia Schoppe
1. Juli 2018
Houzz-Contributor
Altes Gemäuer in neuer Funktion: Architekt Jochen Reetz ließ sich eine Menge einfallen, um eine ehemalige Kölner Printenbäckerei in das Zuhause einer Familie zu verwandeln. Sein nachhaltiger Umgang mit dem Bestand und ein besonderer Materialmix ließen ein offenes Wohnhaus inklusive Innenhof entstehen – mit industriellem Charme und einem beispielhaften Energiekonzept.
Auf einen Blick
Hier wohnt: ein Ehepaar mit zwei Kindern
In: Neuehrenfeld, Köln
Auf: rund 180 Quadratmetern
Architekt kostenlos kontraktieren: Jochen Reetz von DIIIP
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Ein Blick auf den Grundriss lässt die ehemaligen Räumlichkeiten der Printenbäckerei erkennen. Ein größerer Raum im Erdgeschoss und ein weiterer im Obergeschoss bildeten für Architekt Reetz den Ausgangspunkt. „Das Gebäude war allerdings völlig verwohnt und improvisiert“, erinnert sich der Architekt. Für ihn und seine Bauherren stand von Anfang an fest, dass man den Loftcharakter des Gebäudes erhalten wollte. Die Treppe und die handgebrannten Ziegelsteine des alten Printenofens durften bleiben, der restliche Bestand – mit Ausnahme der benötigten Grenzwände – wurde komplett abgerissen.
Der Bestandsschutz gab baurechtlich vor, dass der ursprüngliche Aufbau des Bauwerks (die Kubatur) zu erhalten war. Glücklicherweise konnte das Bauamt jedoch davon überzeugt werden, einem Innenhof als zentrale Tageslichtquelle für das neue Gebäude zu genehmigen. Auf diese Weise konnte der Architekt ein flexibles und zugleich offenes Wohnkonzept umsetzen, das den Wünschen der Bauherren entspricht und trotzdem die baurechtlichen Anforderungen erfüllt. Im Erdgeschoss entstand ein großer Wohnraum mit ineinander übergehenden Funktionsbereichen, während das Obergeschoss sich aus Einzelzimmern zusammensetzt.
Die freischwingende Treppe wurde in die neue Planung integriert und ist in der Grenzwand eingespannt. „Da der Nachbar Lärmbelästigung durch die Treppe fürchtete, wurde ein Schallgutachten erhoben und zur Sicherheit haben wir die Holzauflagen mit Granulatmatten unterfüttert“, so Reetz. Weil die Bauherren selbst eine Baumanufaktur für Putz-, Ausbau- und Sanierungsarbeiten leiten, begleiteten sie Entwurf und Umsetzung des Wohnhauses mit einem besonderen Augenmerk auf Material und Detail.
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Um den Charakter des alten Handwerksbetriebs zu erhalten, entschied man sich für einen besonderen Materialmix. Grau in Grau ergeben ein Boden aus Gussasphalt, Putzträgerplatten und grober Filzputz ein flächiges Gesamtbild. Verschiedene Eichenholzelemente wie Türen und Treppenaufsätze wirken demgegenüber als warmer Kontrast und unterstützten so den wohnlichen Charakter der Räume.
Die Zusammenarbeit mit seinen Bauherren war für den Architekten während des gesamten Projektes mit viel Spaß verbunden. „Sie waren begeisterungsfähig, mutig und haben einen guten Geschmack“, lobt Reetz. Besonders gefiel ihm der Mut zu ungewöhnlichen Details und die Liebe zu den alten handgebrannten Ziegelsteinen. Diese wurden zunächst abgetragen, gereinigt und aufgetrennt, um mit ihnen anschließend die Wände und Böden des Innenhofes auszukleiden. Auf diese Weise wurden sie nicht nur Teil des Sanierungskonzeptes, sondern bilden zudem einen Kontrast zu den dunklen Putzflächen der flächenbündigen Hausfassade.
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„Die Hinterhofsituation und der Bestandsschutz waren baulich – und baurechtlich – sicherlich speziell. Der Austausch mit dem Bauamt war konstruktiv und partnerschaftlich. Aufgrund der Expertise des Bauherren war die Umsetzung unproblematisch. Bestimmte Details waren nur mit seiner baulichen Erfahrung möglich – zum Beispiel die abdeckungslose Attika, an der mir besonders der klare Dachabschluss und die Abschlusskante gefällt“, sagt Reetz.
Alle Außenzugänge öffnen sich in Form von großformatigen Glasfalttüren zum Innenhof. Der Esstisch erhielt eine zentrale Position mit viel Tageslicht, um seiner Rolle als Treffpunkt der Familie gerecht werden zu können.
Die mit vielen schwarzen Linoleumflächen gestaltete Küche bildet den Übergang von der Essecke in einen gemütlichen Sofabereich.
Reetz hat die Küche selber entworfen. Auch hier bildet der Gussasphalt-Boden eine farblich stimmige Ergänzung, das beleuchtete Mittelsegment aus Eichenholz bringt strahlende Wärme in den dunklen Mix.
Reetz hat die Küche selber entworfen. Auch hier bildet der Gussasphalt-Boden eine farblich stimmige Ergänzung, das beleuchtete Mittelsegment aus Eichenholz bringt strahlende Wärme in den dunklen Mix.
„Das industrielle Flair zu unterstützen, war unsere Zielsetzung. Deshalb konnten wir Fragen nach Material und Farben schnell klären“, sagt der Architekt.
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Das offene Wohnkonzept schafft im ganzen Haus Übergänge zwischen innen und außen. So kann die kleine Tochter der Eigentümer mit ihrem Dreirad durch Wohnbereich, Innenhof und Gästetrakt fahren, ohne absteigen zu müssen. Ein Rückzugsort, der von der Wohnachse durch einen Bad- und Garderobentrakt abgetrennt ist, bietet der Familie vielfältige Nutzungsvarianten. Dadurch gibt es auch genug Platz, um flexibel auf zukünftige Veränderungen reagieren zu können. Weitere Kinderzimmer, die Einrichtung einer Anliegerwohnung oder altersgerechte Wohnräume für die Eltern sind später problemlos realisierbar.
Im Obergeschoss des Lofts sind kleine, rein funktionale Privaträume wie Schlafzimmer und Bad untergebracht.
Der Farb- und Materialmix zieht sich bis ins Schlafzimmer. Hier sorgen ein großes Fenster und weiße Vorhänge für genügend Helligkeit.
Dank Wärmepumpe, Solarthermie und Photovoltaik-Anlage erreichen die Energiewerte des Hauses fast Passivhaus-Standard. Die Architektur wird den Anforderungen der Eigentümer ebenso gerecht wie ökologischen und baurechtlichen Kriterien – und mit dem neu geschaffenen Innenhof fügt sich der ehemalige Industriebau harmonisch in den nachbarschaftlichen Kontext ein.
MEHR ZUM THEMA: Nachhaltiges Bauen: Hier erhalten Sie weitere Tipps und Informationen
Wie gefällt Ihnen dieses besondere Zuhause mit Industrial-Charme und offenem Wohnkonzept?
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Sehr schick, wirkt eher wie ein 2-Personen-Haushalt als ein Familienrefugium! Die Küche ist schön, wäre mir aber auf Dauer zu dunkel und erdrückend (und unsere ist Holz mit schwarzer Arbeitsplatte, also auch nicht so hell).
Wunderbar ist der Essbereich mit Blick in den Innenhof. Die Kombi weiße Leuchten und gestreifter Teppich wirkt sehr harmonisch.
Schade das kein Einblick ins Bad gegeben wird.
Ich finde das Projekt fantastisch. Mir persönlich ist es aber auch zu dunkel ausgestaltet. Innenhof hingehen mit den tollen Ziegeln ist ein absoluter Lichtblick ;)