Gebrauchte Architektur: 4 Tücken alter Bauernhäuser
Ferien auf dem Bauernhof – für immer. Das versprechen alte Bauernhäuser. Aber halten sie das auch?
Knarzende Dielen, Rascheln im Gebälk und draußen ein üppiger Garten mit Kräutern und Phlox – so sieht wohl das Traumbild vom Wohnen in einem alten Bauernhaus aus. Doch bevor es auch nur annähernd so weit ist, muss häufig viel renoviert und saniert werden. Und selbst dann sind nicht alle Mängel behoben. Aber macht nicht das gerade den Charme aus? Worauf sich künftige Besitzer:innen von alten Bauernhäusern einstellen sollten …
1. Bauschäden durch falsche Sanierung. Das alte, fast verfallene Bauernhaus, das seit Jahrhunderten immer gleich geblieben ist und nun aus dem Dornröschenschlaf erweckt werden soll, ist selten. Meist wurden die Häuser den Bedürfnissen ihrer Bewohnerschaft angepasst, wurde oft in Eigenleistung modernisiert. Nicht immer wurde auf die Bauphysik geachtet, wodurch Schäden entstanden sind. Die müssen bei einer erneuten Sanierung behoben werden.
Das geschah auch bei dem 250 Jahre alten Bauernhof in der Nähe des Starnberger Sees. In den 1990er-Jahren wurde er mit neuen Fenstern aus Kunststoff ausgestattet und mit einem Zementputz versehen. In der Folge entstanden Feuchteschäden mit Schimmelbildung.
Architekt Sebastian Wiedemann hat bei der Sanierung darauf reagiert und nach dem Rückbau die alten Bruchsteinmauern mit baubiologisch sinnvollen Maßnahmen wieder aufgebaut. Stampflehmböden, Kalkputz und Kastenfenster nach altem Vorbild können mit Feuchtigkeit gut umgehen und lassen die Luft ausreichend zirkulieren.
Architekt Sebastian Wiedemann hat bei der Sanierung darauf reagiert und nach dem Rückbau die alten Bruchsteinmauern mit baubiologisch sinnvollen Maßnahmen wieder aufgebaut. Stampflehmböden, Kalkputz und Kastenfenster nach altem Vorbild können mit Feuchtigkeit gut umgehen und lassen die Luft ausreichend zirkulieren.
2. Kein Fundament. Gerade kleine Häuser wurden früher auch mal ohne Fundamentplatte gebaut. Der Boden wurde einfach festgestampft und darauf die Mauern errichtet. Stabil sind diese Konstruktionen durchaus. Nur stellen sie bei Umbau und Sanierung eine Herausforderung dar. Denn große, schwere Maschinen wie Bagger oder Krane können mit ihrem Gewicht und durch Erdarbeiten die Stabilität beeinträchtigen. Vorsicht ist also geboten.
Die ließ auch das Team von Nhs Architekten walten, als es ein altes Bauernhaus ohne Fundament kernsanierte. An einigen Stellen musste nachträglich ein Fundament gebaut werden und auch sonst waren kreative Lösungen gefragt. Eine Herausforderung war dies auch für das Budget. Kosten und Bauzeit haben sich durch die Entdeckung des fehlenden Fundaments erhöht.
Die Sanierung eines alten Bauernhauses geht nicht ohne Profihilfe. Finden Sie hier adäquate Architekturbüros für Ihr Bauvorhaben.
Die Sanierung eines alten Bauernhauses geht nicht ohne Profihilfe. Finden Sie hier adäquate Architekturbüros für Ihr Bauvorhaben.
3. Schiefe Wände und Böden. Außen idyllisch windschief und innen akkurate Moderne funktioniert in alten Bauernhäusern nicht. Schiefe Wände zeigen die Handarbeit, die in alten Häusern steckt. Sie zeigen aber auch, dass sich die früher verwendeten, natürlichen Materialien über die Zeit verändern können. Wer ein altes Bauernhaus bewohnen möchte, sollte sich also darauf einstellen, dass die Wasserwaage selten ins Lot kommt.
So ist es auch bei einem alten Bauernhaus in Essen, das 1791 errichtet wurde. In der Küche beispielsweise hat der Boden ein Gefälle von ganzen zwölf Zentimetern. Das und die schiefen Wände waren Grund genug, die Küche vom Schreiner in den Raum einpassen zu lassen.
4. Kleine Fenster, wenig Licht. Wie viele alte Gebäude haben auch Bauernhäuser meist kleinere Fenster. Das war sparsamer und die Temperierung der Räume war einfacher. Vor allem in den nur als Lager und Stauraum genutzten Dachböden gab es allenfalls Lüftungsluken. Wer heute vom Erdgeschoss bis zum Dach die ganze Fläche nutzten möchte, muss dies berücksichtigen. Nicht immer lassen sich Fenster einfach vergrößern, zumal wenn es Denkmalschutzauflagen gibt.
Beim Umbau eines alten Bauernhauses in Bayern mit Nutzung von Dachstuhl und Stall ging das Team des Büros Philipp Möller behutsam vor, um möglichst viel der alten Bausubstanz zu erhalten. Neue Dachflächenfenster bringen Tageslicht in das jetzt ausgebaute Dachgeschoss.