Houzzbesuch: Wohnen in der Maschinenhalle einer alten Zeche
Früher stand hier eine riesige Dampfmaschine. Jetzt dient das Haus einem Architekten als Wohn- und Arbeitsort
Der Begriff Industrial Style war noch nicht allzu verbreitet, als der Architekt Hans-Peter Anders 1999 die alte Maschinenhalle der Zeche Hasenwinkel in Bochum-Dahlhausen zum Wohnhaus mit Büroetage umbaute. Aus dem Industriedenkmal mit seiner einzigartigen Ästhetik machte er für sich und seine Familie ein Zuhause, das die Geschichte der Zeche lebendig hält und zugleich modernen Wohnkomfort bietet.
VORHER:
Die Zeche wurde bereits 1919 stillgelegt, die Gebäude größtenteils abgerissen. Das Maschinenhaus blieb jedoch erhalten und wurde 1926 zu einem Wohnhaus mit sieben Einheiten umgebaut. Auf dem Bild sieht man das Maschinenhaus, wie es im Jahr 1996 aussah. Die Fassade war weiß gestrichen, die alten Industriefenster zugemauert.
Die Zeche wurde bereits 1919 stillgelegt, die Gebäude größtenteils abgerissen. Das Maschinenhaus blieb jedoch erhalten und wurde 1926 zu einem Wohnhaus mit sieben Einheiten umgebaut. Auf dem Bild sieht man das Maschinenhaus, wie es im Jahr 1996 aussah. Die Fassade war weiß gestrichen, die alten Industriefenster zugemauert.
Architekt Anders hatte für den Umbau eine klare Vision: „Keine wilden Sachen. Ich wollte den Charakter der Maschinenhalle wiederherstellen. Die Decken, die in den Zwanzigern eingezogen worden waren, haben wir teils entfernt, um den Raum in seiner Höhe wieder erlebbar zu machen. Die Fassade wurde restauriert. Die Maschinenhalle ist an sich sehr symmetrisch. Das wollte ich wieder aufnehmen, den Ort erspüren und ihn zurückhaltend verwandeln.“
Der Backstein der Fassade wurde gereinigt. „Unser großes Glück war, dass 1926, als die Maschinenhalle zum Wohnhaus umgebaut wurde, der Backstein verwendet wurde, der beim Abriss der Zeche angefallen war. Diese Wände haben wir herausgerissen und durch eine Stahlkonstruktion ersetzt. So konnten wir die Steine zur Rekonstruktion der historischen Fassade verwenden“, sagt Anders.
1999 stellten der Architekt und sein Team den Wohnbereich fertig, das Büro folgte im Jahr 2000. Über dem Kellergeschoss, das hauptsächlich aus den Fundamenten für die schwere Dampfmaschine besteht, gibt es drei Ebenen: das Erdgeschoss mit Wohn- und Küchenbereich; das erste Geschoss, in dem sich über eine Galerie vier Zimmer und ein großes Bad erschließen, und das zweite Obergeschoss, in dem das Architekturbüro untergebracht ist.
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Der Esstisch aus Massivholz bietet Platz für die Familie und eine Handvoll Gäste. Rechts nebenan trennt der Küchenblock den Essbereich dezent vom Küchenbereich ab.
Ein bisschen Sport muss sein. Früher haben die beiden Kinder des Architekten gerne auf diesem antiken Pauschenpferd geturnt. Inzwischen sind sie größer, und das gute Stück dient nur noch dekorativen Zwecken. Diejenigen Dielen, die ausgetauscht werden mussten, wurden denen der alten Böden von 1926 angepasst und bestehen aus Fichten- und Tannenholz.
Beheizt wird die alte Maschinenhalle durch einen Gas-Brennwertkessel und ein Hüllflächen-Temperiersystem. „So zu heizen, ist bis heute eher ungewöhnlich“, sagt Anders. „Durch Warmwasserleitungen in den Außenwänden wird das Gebäude sehr energiesparend grundtemperiert.“ Ergänzt wird diese Heiztechnik durch einen Bullerjan, einen kanadischen Werkstattofen, der unten kalte Luft anzieht und oben warme Luft ausströmen lässt. „Wenn es draußen total eklig ist, kann man mit dem Bullerjan drinnen innerhalb einer halben Stunde auf angenehme 25 Grad einheizen. Er hat 20 Kilowatt.“
Unterhalb der Galerie, wo sich der Wohnbereich mit dem Bullerjan befindet, ist der Wohnraum nur ein Geschoss hoch. Bei angenehmer Ofenwärme kann man es sich hier auf einem Eames Lounge Chair gemütlich machen.
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Neben der klassischen Bogenlampe bilden zwei Sessel des Models LC2 von Le Courbusier mit dem Dreisitzersofa eine gemütliche Sitzgruppe.
Neue Stahlelemente wie die Treppe und die Geländer wurden von einem Schlosser handgefertigt. Ihre Trittstufen bestehen aus Buchen-Multiplex.
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Im Erdgeschoss werden die sechs Meter hohen Fenster dank Galerie in ihrer ganzen Größe erlebbar. Um den hohen Raum zu erhalten, wurde die zwischenzeitlich eingebaute Geschossdecke aufgeschnitten. Die Galerie und die Zimmer, wie auch die Decke des zweiten Obergeschosses, werden von neuen Stahlträgern und Stützen gehalten.
Aufgrund der eingezogenen Decke ist hier im ersten Obergeschoss nur der obere Teil der sechs Meter hohen Fenster sichtbar. Die Rundbögen sorgen für besonderen Industrie-Charme. Der Corbusier-Stuhl ist mit einem Kuhfell bezogen.
Der Blick in das Zimmer des Architekten: „Bei uns hat jeder sein eigenes Zimmer. Das meiner Frau ist gleich nebenan“, sagt Anders. In der hölzernen raumhohen Box befindet sich ein Ankleideraum, der durch die Wand geschoben wurde. Er liegt zur Hälfte im Zimmer des Architekten, zur anderen Hälfte in dem seiner Frau.
Das Familienbad befindet sich ebenfalls oben auf der Galerieetage. Hier sorgt das runde Fenster, das an der Fassade mittig über der Eingangstür liegt, für Tageslicht. Ganz auf diese Achse bezogen, hat Anders die Wanne im Zentrum des Bades aufgestellt.
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Eine zweite Stahltreppe erschließt das Büro im zweiten Obergeschoss.
Hier arbeitet der Architekt mit seinem Team unter der originalen gemauerten Kappendecke, die von Stahlträgern gehalten wird und aus der Erbauungszeit der Maschinenhalle um 1890 erhalten ist. „An den Stahlträgern kann man die Aufschrift lesen: ‚Gutehoffnungshütte Oberhausen‘. Von dort stammen die Bauteile“, sagt Anders.
Große Fenster geben im gesamten Haus den Rhythmus der Einrichtung vor. Das Projekt aus dem Jahr 2000 hat einen Einrichtungsstil vorweggenommen, der inzwischen unter dem Schlagwort Industrial zum eigenständigen Wohnstil geworden ist. Der alten Industriearchitektur wurden die entscheidenden Ideen abgelauscht – und mit zeitgenössischen Formen beantwortet.
Wie gefällt Ihnen dieses Projekt? In welchen Industriedenkmal könnten Sie sich vorstellen zu leben?
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Hier wohnt: Architekt Hans-Peter Anders mit seiner Frau und den beiden Kindern
In: einer Maschinenhalle von 1890 in Bochum-Dahlhausen
Auf: 650 Quadratmetern (davon 430 Quadratmeter Wohnung und 220 Quadratmeter Büro)
Experte: Hans-Peter Anders, Architektur Anders
Ursprünglich hatte Hans-Peter Anders nach einer alten Schule gesucht. Etwas in der Größe hatte ihm vorgeschwebt – ein Gebäude, das sich für eine Mischnutzung als Wohnung und Büro umbauen ließe. „Ich kannte die Zeche Hasenwinkel von Kind auf. Die Stadt hat mich letztlich auf das Maschinenhaus aufmerksam gemacht.“
Das Baudenkmal mit der alten Stahldecke gefiel ihm sofort. Darin hatte früher die große Dampfmaschine gestanden, von der die Seilzüge des Förderturms angetrieben wurden.
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