Das blaue Altbauwunder einer Berliner Künstlerin
Malerin Christa Buri entdeckte auf Reisen die Flora und Fauna dieser Welt – und zaubert sie an die blauen Wände ihrer Westberliner Wohnung
Christa Buri liebt Kunst und Geselligkeit. In ihrem Zuhause im Berliner Westen findet man beides vereint – auf beeindruckende und doch gelassene Art. Viele Jahre lebte die Künstlerin in Portugal, ließ Farben und Licht auf sich wirken – und bringt nun all das zurück nach Berlin, wo sie bereits in den Achtzigerjahren Kunst studierte. In ihrer großzügigen Altbauwohnung lebt Christa Buri mit ihrem Freund, im Gästezimmer gewährt sie aber gerne Reisenden Unterschlupf. „Ich bin ein Lebemensch und liebe es, das Leben anderer zu streifen“, sagt sie – und öffnet auch uns die Türen zu ihren blauen vier Wänden; einer von Flora und Fauna inspirierten Wohnwelt.
Auf einen Blick
Hier wohnt: Malerin Christa Buri mit ihrem Freund
Auf: 170 Quadratmetern
In: Berlin-Wilmersdorf
Fotos: Luca Girardini
Auf einen Blick
Hier wohnt: Malerin Christa Buri mit ihrem Freund
Auf: 170 Quadratmetern
In: Berlin-Wilmersdorf
Fotos: Luca Girardini
Geboren in Süddeutschland zog es Christa Buri (hier in ihrem Atelier) in den Achtzigern ins bunte Berlin: „Ich wollte unbedingt dorthin. Einfach, weil Berlin anders war, ein wildes Nachtleben versprach, interessante Menschen versammelte – aber auch, um dort anthroposophische Kunst zu studieren.“ Ein paar Jahre später wanderte sie dann nach Sintra, Portugal, aus, genoss das Leben in vollen Zügen, eröffnete einen Tee-Salon im Herzen der kleinen Stadt. „Sintra wird auch ‚Garten von Eden‘ genannt. Umgeben von steilen Hängen, geheimnisvollen Grotten und exotischer Flora und Fauna war Sintra früher die Sommerresidenz der portugiesischen Könige. In diesem Idyll wollte ich nicht nur Urlaub machen, sondern auch leben. Kunst, Reiselust und Geselligkeit konnte ich schließlich in meinem kleinen Café vereinen.“
2003 kehrte Buri nach Berlin zurück, im Herbst 2011 bezog sie mit ihrem Freund diese Altbauwohnung in Berlin-Wilmersdorf. Doch vor dem Einzug war diese alles andere als herrschaftlich: „Viele der Räume waren klein, wie zum Beispiel das jetzige Esszimmer, in dem sich früher das Bad und die Kammer befanden“, sagt Buri. „Der charmante Dielenboden war unter grässlichem Teppich versteckt, und auch die Elektrizität mussten wir neu verlegen.“
Nun ist das Esszimmer, das gleich rechts neben der Eingangstür liegt, das Herz der Wohnung. „Hier sitzen wir mit Freunden, Gästen – trinken und plaudern bis zum Morgengrauen.“
Nun ist das Esszimmer, das gleich rechts neben der Eingangstür liegt, das Herz der Wohnung. „Hier sitzen wir mit Freunden, Gästen – trinken und plaudern bis zum Morgengrauen.“
Auch auf dem kleinen Balkon davor sitzt Buri gerne. „Hier höre ich um acht Uhr morgens den Gong von der Schule gegenüber, gieße meine grüne Oase und genehmige mir ab und zu eine Zigarette.“
Im Einrichtungsstil von Christa Buri finden sich Anklänge von Mid-Century, Art déco und Moderne. „Trotz schickem Interior wollen wir in der Wohnung aber vor allem leben – und nicht präsentieren“, sagt Buri.
Die himmelblauen Wände fallen auf. „Wir wollten bewusst keine weißen Wände, es sollte etwas Lebendigeres sein“, sagt Buri. Da Blau ihre Lieblingsfarbe ist, war der richtige Ton schnell gefunden. „Außerdem kommt meine Kunst davor besser zur Geltung.“
Buri malt in Acryl und Pastellkreide auf Leinwand. Der Mix ist das Besondere: „Damit der feine Staub der Kreide nicht herunterrieselt, fixiere ich sie mit einem speziellen Spray. Das wiederhole ich viele Male, so dass eine aufregende Textur entsteht.“
Die himmelblauen Wände fallen auf. „Wir wollten bewusst keine weißen Wände, es sollte etwas Lebendigeres sein“, sagt Buri. Da Blau ihre Lieblingsfarbe ist, war der richtige Ton schnell gefunden. „Außerdem kommt meine Kunst davor besser zur Geltung.“
Buri malt in Acryl und Pastellkreide auf Leinwand. Der Mix ist das Besondere: „Damit der feine Staub der Kreide nicht herunterrieselt, fixiere ich sie mit einem speziellen Spray. Das wiederhole ich viele Male, so dass eine aufregende Textur entsteht.“
Die vielen Jahre in Portugal, aber auch zahlreiche Reisen nach Brasilien und in den Dschungel inspirieren Buri bei der Arbeit. „All die intensiven Farben und das fantastische Licht möchte ich mit meiner Kunst wiedergeben“, sagt sie. Im Esszimmer hängen momentan einige Werke ihrer „Blumen & Macht“-Serie. Die roten „Floating Flowers“ wirken, als könnte man sie gleich von der Wiese pflücken. „Gleichzeitig hat das Bild eine gewisse erotische Aura und ist in seiner Transparenz auch etwas Zerbrechliches“, sagt Buri.
Die Möbel haben Buri und ihr Freund über viele Jahre zusammengetragen. „Einige Teile haben wir auf Trödelmärkten hier in Berlin gefunden, aber natürlich auch in kleinen Shops in Portugal oder auf Reisen“, sagt die Künstlerin. „In dieser Wohnung kommt all das zusammen und sieht aus, als hätte es schon immer so kombiniert werden wollen.“
Auch einige Teile von Ikea findet man – die mit etwas Fantasie leicht abgewandelt wurden. So ließen sie etwa bei der Deckenlampe „Maskros“ im Wohnzimmer einfach die Papierblüten weg. „Ich finde, sie sieht so viel spannender aus“, sagt Buri.
Auch einige Teile von Ikea findet man – die mit etwas Fantasie leicht abgewandelt wurden. So ließen sie etwa bei der Deckenlampe „Maskros“ im Wohnzimmer einfach die Papierblüten weg. „Ich finde, sie sieht so viel spannender aus“, sagt Buri.
Neben Stuck und Dielen wurde in der Altbauwohnung noch ein weiteres historisches Element erhalten: der Jugendstil-Kamin aus dem frühen 20. Jahrhundert. „In den meisten Wohnungen wurden die alten Öfen herausgerissen. Dieses Prachtexemplar durfte glücklicherweise bleiben und schmückt unser Wohnzimmer auf einzigartige Weise“, sagt Buri.
Durch die Flügeltür gelangt man ins Gästezimmer, das von Freunden, Bekannten oder Reisenden gerne in Anspruch genommen wird. „Wir mögen die Idee einer belebten Wohnung“, sagt Buri. „Außerdem erinnert es mich an meine Zeit in Portugal – an einen besonders geselligen Lebensabschnitt. Unsere Gäste können zum Beispiel auch ein Dinner von mir bekommen – beim gemeinsamen Abendessen hört man so viele interessante Geschichten und darf das Leben anderer Menschen kurzzeitig streifen“, sagt sie.
Blumen findet man nicht nur auf Buris Gemälden, sondern auch überall frisch in Vasen arrangiert, wie hier auf dem Nachttisch: „Ich liebe den wunderbaren Duft. Lilien mag ich gern, im Sommer auch Kornblumen und Mohn“.
Den Rahmen für das Bild mit floralen Motiven hat Buri selbst bespannt. „Es war sehr aufwändig, aber die grobe Struktur des Baumwollstoffs macht das Motiv noch spannender“, sagt sie.
Daneben befindet sich ein Paravent aus weiß lackiertem Holz und mit Stoff bezogenen Paneelen. „Die habe ich ebenfalls selbst bemalt, von beiden Seiten. Die Blau- und Türkistöne schimmern toll, wenn das Licht durch den Paravent hindurchscheint“, sagt Buri.
Den Rahmen für das Bild mit floralen Motiven hat Buri selbst bespannt. „Es war sehr aufwändig, aber die grobe Struktur des Baumwollstoffs macht das Motiv noch spannender“, sagt sie.
Daneben befindet sich ein Paravent aus weiß lackiertem Holz und mit Stoff bezogenen Paneelen. „Die habe ich ebenfalls selbst bemalt, von beiden Seiten. Die Blau- und Türkistöne schimmern toll, wenn das Licht durch den Paravent hindurchscheint“, sagt Buri.
Ein Lieblingsstück von Christa Buri steht neben der Tür zum Flur: ein japanischer Paravent aus dem 18. Jahrhundert. „Das Besondere an ihm ist, dass er nicht nur aus vier, sondern aus sechs Teilen besteht. Das ist sehr selten zu finden.“
„Oft stehe ich vor dem Paravent und betrachte seine kunstvoll gestalteten Details“, sagt Buri. Auf den eingelassenen, oxidierten Messingplättchen stehen in kleine Schriftzeichen wohl japanische Liebesgedichte. „Früher wurde dieser Paravent in einem Boudoir zum Umkleiden verwendet. Leider habe ich keine japanischen Freunde, die mir die Gedichte übersetzen können. Aber vielleicht wohnt ja mal ein Gast aus Japan bei uns, das wäre spannend“, sagt sie.
Die Stühle aus gebogenem Messingrohr mit Samtpolstern in Smaragdgrün fand Buri in einem kleinen Shop in Portugal. „Ich sitze hier zwar eher selten, aber ich schaue sie so gern an!“
Ein paar Meter weiter den langen, L-förmigen Flur hinunter gelangt man in die Küche. An der Wand hängen einige Werke der Serie „Es ist nicht alles Gold, was glänzt“, für die Buri mit Acyl, Pastellkreide und Metallic-Farben arbeitete.
„Nur in der Küche gibt es keine blauen Wände, dafür pechschwarze Möbel von Ikea, die vor der weißen Wand stark wirken“, so Buri. Erst vor kurzem haben sie und ihr Freund sich einen großen Range Cooker zugelegt. Kochen und Backen ist Christa Buris zweite Leidenschaft. „Der Schokoladenkuchen, den ich in meinem Salon in Sintra serviert habe, wurde von der spanischen Vogue sogar als der beste Portugals bezeichnet“, schmunzelt sie.
Das Tageslicht-Bad nebenan wurde beim Einzug neu gestaltet und nach Feng-Shui-Regeln eingerichtet. Ganz in Weiß gehalten, lenkt hier nichts von der Entspannung ab.
Nur die Blicke von Audrey Hepburn muss man sich gefallen lassen: „Ich mag ihren Look. Von meinem Idol zu sprechen wäre zu stark, aber sie ist eine faszinierende Persönlichkeit für mich“, sagt Buri.
Am Ende des langen, schmalen Flurs gelangt man ins Atelier der Künstlerin. „Ich brauche nicht viel Platz, aber Ordnung. Wenn zu viel hier herumstehen würde, könnte ich meine kreativen Gedanken nicht gut fließen lassen,“ sagt Buri. „Meistens male ich auf dem Boden, weniger an der Staffelei. So kann ich mich im wahrsten Wortsinn richtig hineinhängen.“ Sobald es abends dunkel wird, hört Buri jedoch auf. „Ich arbeite nur bei Tageslicht, sonst kann ich die Stimmung nicht richtig wiedergeben.“
Für ein Bild braucht Christa Buri zwischen einer Woche und einem Monat. „Je nachdem, wie groß es ist und mit welchen Farben und Strukturen ich arbeite. Manchmal lasse ich ein Bild auch lange ruhen und betrachte es später wieder, um zu überprüfen, ob noch etwas daran fehlt“, so die Künstlerin.
Auf ihrer Website Buribelasartes findet man zahlreiche Werke der Künstlerin.
Auf ihrer Website Buribelasartes findet man zahlreiche Werke der Künstlerin.
Gleich hinter dem Atelier befindet sich das recht kleine Schlafzimmer. „Nachts brauche ich Ruhe – das hier ist der einzige Raum, in dem keine Bilder an der Wand hängen. Einzig eine Madonna-Stickerei meiner Großmutter steht auf einem der beiden Nachtische und erinnert mich ans sie“, sagt Buri. Die Nachttische sind von Ikea. „Das sind zwei übereinander gestapelte Holztruhen aus der Kinderabteilung. Ich mag diese unkonventionelle Idee.“
Kissen, Tagesdecke, Kisten: Ikea
Kissen, Tagesdecke, Kisten: Ikea
Unkonventionell sind auch die Türen des Kleiderschranks. „Herkömmliche Türen wären mir für den zwei Meter langen Pax-Schrank von Ikea zu massiv gewesen. Jetzt haben wir dort schlammfarbene Schiebegardinen angebracht, das wirkt viel leichter und ruhiger“, sagt Buri.
„Unsere Gäste dürfen sich überall in der Wohnung aufhalten, nur mein Atelier und das Schlafzimmer bleiben privat.“ Aber die anderen Räume faszinieren ja ohnehin zur Genüge. Buri und ihr Freund öffnen die Wohnung übrigens auch für Fotoshootings – wer sich oder seine Arbeiten also in einem außergewöhnlichen Ambiente in Szene setzen will, kann über die Website der Künstlerin einen Termin anfragen.
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In unserer Rubrik „Houzzbesuch“ stellen wir spannende Projekte der Houzz-Experten vor, aber auch originelle Wohnungen von Privatleuten. Ihr Projekt oder Ihr Zuhause passt perfekt? Dann schreiben Sie uns – und schicken Sie am besten ein paar Fotos mit!
„Unsere Gäste dürfen sich überall in der Wohnung aufhalten, nur mein Atelier und das Schlafzimmer bleiben privat.“ Aber die anderen Räume faszinieren ja ohnehin zur Genüge. Buri und ihr Freund öffnen die Wohnung übrigens auch für Fotoshootings – wer sich oder seine Arbeiten also in einem außergewöhnlichen Ambiente in Szene setzen will, kann über die Website der Künstlerin einen Termin anfragen.
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