Architektur
Der Pritzker-Preis 2017 geht an RCR Arquitectes
Ein Architektentrio aus der katalanischen Kleinstadt Olot erhält in diesem Jahr die renommierte Auszeichnung
In vielen Medien, darunter der New York Times, wurde die Ankündigung als mögliches Ende einer Ära der Stararchitekten gewertet – in den vergangenen Jahren hatten vornehmlich die berühmteren Vertreter der Disziplin den Preis gewonnen, darunter die 2016 verstorbene Zaha Hadid (2004) und Rem Koolhaas (2000). Carme Pigem ist die dritte Frau, die mit dem Pritzer-Preis ausgezeichnet wurde, nach Zaha Hadid und Kazuyo Sejima (2010), die sich die Auszeichnung mit ihrem Geschäftspartner Ryue Nishizawa teilte. Zum zweiten Mal hintereinander geht der Preis damit an Architekten, deren Muttersprache Spanisch ist. Im vergangenen Jahr hatte ihn der Chilene Alejandro Aravena erhalten.
In den Mittelpunkt ihrer Arbeiten stellen die drei Architekten immer die umgebende Landschaft. Sie hat einen starken Einfluss auf die Gestaltung der Gebäude, zu deren Baustoffen oft wiederverwerteter Stahl und Kunststoff gehören. In ihren Arbeiten, die sie vor allem in Spanien und Frankreich umgesetzt haben, finden sich Gebäude mit verschiedensten Funktionen – darunter die Loggia eines Theaters, ein Kindergarten, ein Seniorenheim, eine Bibliothek, ein Museum, ein Weingut und ein Restaurant. „Die Platzierung der Gebäude, ihre Geometrie und die Materialien sind immer so gewählt, dass sie die natürlichen Bedingungen der Umgebung hervorheben und in den gebauten Raum hineinholen“, schrieb die Jury in ihrer Begründung.
Das Stadthaus, das hier zu sehen ist, haben die Architekten zwischen zwei Steinwände gebaut.
In den Mittelpunkt ihrer Arbeiten stellen die drei Architekten immer die umgebende Landschaft. Sie hat einen starken Einfluss auf die Gestaltung der Gebäude, zu deren Baustoffen oft wiederverwerteter Stahl und Kunststoff gehören. In ihren Arbeiten, die sie vor allem in Spanien und Frankreich umgesetzt haben, finden sich Gebäude mit verschiedensten Funktionen – darunter die Loggia eines Theaters, ein Kindergarten, ein Seniorenheim, eine Bibliothek, ein Museum, ein Weingut und ein Restaurant. „Die Platzierung der Gebäude, ihre Geometrie und die Materialien sind immer so gewählt, dass sie die natürlichen Bedingungen der Umgebung hervorheben und in den gebauten Raum hineinholen“, schrieb die Jury in ihrer Begründung.
Das Stadthaus, das hier zu sehen ist, haben die Architekten zwischen zwei Steinwände gebaut.
Die drei Architekten studierten gemeinsam an der Vallès-Hochschule für Architektur (ETSAV) in der Nähe von Barcelona, wo sie 1988 gemeinsam ihren Abschluss machten. Im darauffolgenden Jahr gründeten sie ihr Büro RCR Arquitectes. Der Name setzt sich aus den Anfangsbuchstaben ihrer Vornamen zusammen.
Von Anfang an arbeiteten sie stark kollaborativ. „Die Herangehensweise, die sie entwickelt haben, zeichnet sich durch echte Zusammenarbeit aus, in der weder das Gesamtprojekt noch Teile davon nur einem der Teampartner zuzurechnen sind“, schrieb die neunköpfige Jury am 1. März in der Ankündigung zur Preisvergabe. „Zu ihrem kreativen Ansatz gehören eine ständige Mischung verschiedener Ideen und der gemeinsame Austausch darüber.“
Der Innenhof eines Seniorenheims, der hier zu sehen ist, wurde behutsam in die Innenstadt von Barcelona eingebettet.
Von Anfang an arbeiteten sie stark kollaborativ. „Die Herangehensweise, die sie entwickelt haben, zeichnet sich durch echte Zusammenarbeit aus, in der weder das Gesamtprojekt noch Teile davon nur einem der Teampartner zuzurechnen sind“, schrieb die neunköpfige Jury am 1. März in der Ankündigung zur Preisvergabe. „Zu ihrem kreativen Ansatz gehören eine ständige Mischung verschiedener Ideen und der gemeinsame Austausch darüber.“
Der Innenhof eines Seniorenheims, der hier zu sehen ist, wurde behutsam in die Innenstadt von Barcelona eingebettet.
„Unsere Zusammenarbeit bedeutet uns sehr viel. Da geht es um solche unverzichtbaren Dinge wie die Tatsache, dass wir unsere Kreativität miteinander teilen“, schilderte Pigem die Arbeitsweise des Teams im Gespräch mit der New York Times. „Es geht nie um einen von uns, wir sind immer alle drei beteiligt. Oder, wie wir manchmal sagen: Sechs Hände, eine Stimme.“
Auf diesem Bild sind Kinder zu sehen, die unter dem Vordach des El Petit Kindergartens spielen, den RCR Arquitectes 2010 im spanischen Besalu realisierten. Säulenförmige Röhren mit unterschiedlichem Durchmesser bilden ein vielfarbiges Ensemble auf dem Außengelände. Manche Betrachter fühlen sich davon an Buntstifte erinnert.
Auf diesem Bild sind Kinder zu sehen, die unter dem Vordach des El Petit Kindergartens spielen, den RCR Arquitectes 2010 im spanischen Besalu realisierten. Säulenförmige Röhren mit unterschiedlichem Durchmesser bilden ein vielfarbiges Ensemble auf dem Außengelände. Manche Betrachter fühlen sich davon an Buntstifte erinnert.
Foto: Ramon Prat
„Es ist ziemlich offensichtlich, dass ihre Architektur etwas Rohes und Schlichtes hat – ähnlich der von Peter Zumthor, einem früheren Preisträger“, sagt Rafael Fernández Bermejo, Redakteur der spanischen Ausgabe von Houzz. „Als sie die Leichtathletik-Anlage Tossols-Basil (im Bild) entwarfen, planten sie einige Bäume mit ein, die bereits auf dem Gelände standen und sich jetzt in der Mitte der Laufbahnen befinden. Diese einfache Geste hat sie bekannt gemacht.“
„Es ist ziemlich offensichtlich, dass ihre Architektur etwas Rohes und Schlichtes hat – ähnlich der von Peter Zumthor, einem früheren Preisträger“, sagt Rafael Fernández Bermejo, Redakteur der spanischen Ausgabe von Houzz. „Als sie die Leichtathletik-Anlage Tossols-Basil (im Bild) entwarfen, planten sie einige Bäume mit ein, die bereits auf dem Gelände standen und sich jetzt in der Mitte der Laufbahnen befinden. Diese einfache Geste hat sie bekannt gemacht.“
Ein Großteil der Fassaden wurde mit Cortenstahl verkleidet. Das Gebäude besteht aus mehreren Kuben, die harmonisch mit der Landschaft verschmelzen.
Auf dem Weingut Bell-Lloc in Palamos (Spanien) bauten die Architekten 2007 einen Weinkeller mit Degustationsraum. Ein Gang (im Bild) erschließt die Bereiche; der lamellenartige Aufbau der Hülle lässt Licht, aber auch Wind und Regen eindringen und sorgt dafür, dass komplexe Schattenmuster entstehen, die sich im Laufe des Tages verändern.
Auf diesem Bild ist zu sehen, wie sich der 2011 entstandene überdachte Außenbereich des Theaters La Lira im spanischen Ripoll zum Ufer des Flusses Ter hin öffnet. Die Fußgängerbrücke, die sich anschließt, wurde – wie weitere Teile des Gebäudes – ebenfalls aus Cortenstahl gebaut. Für dieses Projekt arbeitete das Team mit dem ortsansässigen Architekten Joan Puigcorbé zusammen.
Weitere Arbeitsplätze bietet ein Pavillon, der die Grenze zwischen Außen- und Innenraum verwischt.
Die Wahl, die die Jury getroffen hat, lässt sich auch als Hinweis auf die Bedeutung der Globalisierung verstehen, die als Schlagwort mittlerweile in alle Regionen der Welt vorgedrungen ist. In der Begründung sprachen die Preisrichter diesen Aspekt direkt an: „In diesen Tagen und in diesem Zeitalter gibt es wichtige Fragen, die sich die Menschen überall auf der Welt stellen, und sie haben nicht nur mit Architektur zu tun. Es geht auch um Gesetzgebung, Regierungspraxis und andere Formen von Politik“, hieß es in der Begründung.
„Wir leben in einer globalisierten Welt, in der wir uns auf internationale Einflüsse, Handelsbeziehungen, Debatten und Transaktionen verlassen können müssen. Es gibt immer mehr Menschen, die befürchten, dass wir durch diese globalen Einflüsse unsere regionalen Werte, unsere regionalen Kunstformen und unsere regionalen Bräuche verlieren könnten. Sie sind besorgt und haben manchmal sogar Angst davor. Mit ihren Arbeiten teilen Rafael Aranda, Carme Pigem und Ramon Vilalta uns mit, dass es möglich sein kann, beides miteinander zu vereinen.“
Die Auszeichnung ist mit 100.000 US-Dollar dotiert und wird den Architekten am 20. Mai verliehen.
Die Gewinner des Pritzer-Architekturpreises 2015 – Frei Otto und 2016 – Alejandro Aravena
Die Wahl, die die Jury getroffen hat, lässt sich auch als Hinweis auf die Bedeutung der Globalisierung verstehen, die als Schlagwort mittlerweile in alle Regionen der Welt vorgedrungen ist. In der Begründung sprachen die Preisrichter diesen Aspekt direkt an: „In diesen Tagen und in diesem Zeitalter gibt es wichtige Fragen, die sich die Menschen überall auf der Welt stellen, und sie haben nicht nur mit Architektur zu tun. Es geht auch um Gesetzgebung, Regierungspraxis und andere Formen von Politik“, hieß es in der Begründung.
„Wir leben in einer globalisierten Welt, in der wir uns auf internationale Einflüsse, Handelsbeziehungen, Debatten und Transaktionen verlassen können müssen. Es gibt immer mehr Menschen, die befürchten, dass wir durch diese globalen Einflüsse unsere regionalen Werte, unsere regionalen Kunstformen und unsere regionalen Bräuche verlieren könnten. Sie sind besorgt und haben manchmal sogar Angst davor. Mit ihren Arbeiten teilen Rafael Aranda, Carme Pigem und Ramon Vilalta uns mit, dass es möglich sein kann, beides miteinander zu vereinen.“
Die Auszeichnung ist mit 100.000 US-Dollar dotiert und wird den Architekten am 20. Mai verliehen.
Die Gewinner des Pritzer-Architekturpreises 2015 – Frei Otto und 2016 – Alejandro Aravena
Seit 1979 gibt es den Pritzker-Preis für Architektur, die bedeutendste Auszeichnung der Branche. Zum ersten Mal haben ihn jetzt drei Architekten gemeinsam bekommen.
Rafael Aranda, Carme Pigem and Ramon Vilalta (von links) gründeten ihr Architekturbüro RCR Arquitectes vor 30 Jahren in Olot, einer Kleinstadt in Katalonien, mehr als 100 Kilometer entfernt von der schillernden Architekturszene Barcelonas. Pigem und Vilalta sind miteinander verheiratet.