Houzzbesuch
Houzzbesuch: Ein altes Ulmer Stadthaus öffnet sich nach oben
Sichtbares Dachgebälk, viel Luft und jede Menge ausgefallene Ideen fügen sich zu einem individuellen Wohnraum.
Sechs Geschosse in Innenstadtlage mit Blick auf ein weltbekanntes Wahrzeichen. Eigentlich ein Glücksfall, solch ein Stadthaus erwerben und sanieren zu können. Wären da nicht der wirklich fragwürdige Zustand des Gebäudes und die Auflagen des Denkmalschutzes. Wer den Mut für ein solches Projekt aufbringt und seinem Architekten vertraut, wird mit einem sehr persönlichen neuen Zuhause belohnt. So wie das Ulmer Ehepaar, das seinerseits vom Architekten für sein Vertrauen, seine Gelassenheit und seine Ruhe selbst bei den größten Überraschungen gelobt wird.
Denkmalgeschützt, verfallen, mitten in Ulm
Mit dem Münster in Sichtweite überzeugte das denkmalgeschützte alte Stadthaus durch seine Lage. Den Zustand hingegen beschreibt der Architekt als desolat. „Es gab eine Wölbung an einer der Außenwände. Beim genaueren Hinsehen entdeckten wir, dass das Fachwerk des Nachbargebäudes an dieser Stelle gebrochen war und die Wand auf unser Haus drückte“, so Roberto Carnevale.
Der Architekt riet dem Baupaar dennoch zum Kauf. Bevor jedoch mit den Sanierungsarbeiten begonnen werden konnte, mussten beide Gebäude abgefangen werden.
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Mit dem Münster in Sichtweite überzeugte das denkmalgeschützte alte Stadthaus durch seine Lage. Den Zustand hingegen beschreibt der Architekt als desolat. „Es gab eine Wölbung an einer der Außenwände. Beim genaueren Hinsehen entdeckten wir, dass das Fachwerk des Nachbargebäudes an dieser Stelle gebrochen war und die Wand auf unser Haus drückte“, so Roberto Carnevale.
Der Architekt riet dem Baupaar dennoch zum Kauf. Bevor jedoch mit den Sanierungsarbeiten begonnen werden konnte, mussten beide Gebäude abgefangen werden.
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Sechs Geschosse zur freien Verfügung
Bis unter das steile Giebeldach standen sechs Geschosse zur Verfügung, die mit neuem Leben gefüllt werden wollten. Möglichkeiten sahen Architekt und Baupaar viele dafür. Der Planungsprozess dauerte mit zwei Jahren denn auch relativ lange – wobei die Koordination mit der Denkmalschutzbehörde hier die größte Herausforderung war.
Eine andere Schwierigkeit bereitete die Einrichtung der Baustelle selbst, was wegen der engen Innenstadtlage vor allem der Nachbarschaft einiges abverlangte. Am Ende aber profitierte auch die Nachbarschaft von den Baumaßnahmen. „Eine Sanierung wertet eine Gegend immer auf. Mittlerweile ist auch das Nebenhaus renoviert“, erzählt der Architekt.
Bis unter das steile Giebeldach standen sechs Geschosse zur Verfügung, die mit neuem Leben gefüllt werden wollten. Möglichkeiten sahen Architekt und Baupaar viele dafür. Der Planungsprozess dauerte mit zwei Jahren denn auch relativ lange – wobei die Koordination mit der Denkmalschutzbehörde hier die größte Herausforderung war.
Eine andere Schwierigkeit bereitete die Einrichtung der Baustelle selbst, was wegen der engen Innenstadtlage vor allem der Nachbarschaft einiges abverlangte. Am Ende aber profitierte auch die Nachbarschaft von den Baumaßnahmen. „Eine Sanierung wertet eine Gegend immer auf. Mittlerweile ist auch das Nebenhaus renoviert“, erzählt der Architekt.
Unkonventionelle Raumgestaltung
Die Autosammlung des Bauherrn wurde im Erdgeschoss untergebracht. Statt einer einfachen Garage zeigt sich schon hier der spielerische Gestaltungswille, der sich durch das ganze Haus zieht. Weiß gestrichene Backsteinwände zu schwarz eingefärbtem Betonboden lassen die Räume wie eine Galerie wirken, in der Kunst und Autos ausgestellt werden.
Die Autosammlung des Bauherrn wurde im Erdgeschoss untergebracht. Statt einer einfachen Garage zeigt sich schon hier der spielerische Gestaltungswille, der sich durch das ganze Haus zieht. Weiß gestrichene Backsteinwände zu schwarz eingefärbtem Betonboden lassen die Räume wie eine Galerie wirken, in der Kunst und Autos ausgestellt werden.
Eine befahrbare und wasserdichte Falltür führt in den Weberkeller und damit tief in die Geschichte des Hauses, in dem wohl einst Stoffe gewoben wurden. „Von solchen Spielereien wie der Garage und der Falltür gibt es im Haus einige. Das Baupaar war sehr offen und unkonventionell“, beschreibt Carnevale.
Im ersten Obergeschoss liegen die beiden Gästewohnungen, die vor allem Freund:innen für längere Besuche zur Verfügung stehen. Mit fortschreitendem Alter des Baupaars könnte hier auch Pflegepersonal untergebracht werden.
Im Geschoss darüber liegen die Schlafräume und das Bad des Ehepaars. „Wir hatten kurz überlegt, zwei Geschosse zusammenzufassen, um dadurch höhere Räume zu gewinnen. Doch die Zimmerhöhe reicht gerade aus. Und so haben wir lediglich die Deckenbalken sichtbar belassen und Decken und Böden begradigt“, erläutert der Architekt. Immerhin war ein Gefälle von zwanzig Zentimetern zu überwinden, das wohl zur Bauzeit ansatzweise schon vorhanden war, sich im Laufe der Zeit aber noch vergrößert hatte.
Nach oben leichter und luftiger
Im eigentlichen Wohnbereich ab dem dritten Obergeschoss öffnet sich der Raum dagegen teilweise. Den Kopf in den Nacken gelegt reicht der Blick bis zu neun Meter hinauf bis unter den First.
„Das Gebälk hat der Sohn des Baupaars mit Freunden gebürstet und abgeschliffen und alle alten Schutzschichten abgetragen“, verrät Carnevale. Die wenigen schlechten Holzteile wurden mit altem Material aus abgetragenen Dachstühlen anderer Häuser ersetzt.
Im eigentlichen Wohnbereich ab dem dritten Obergeschoss öffnet sich der Raum dagegen teilweise. Den Kopf in den Nacken gelegt reicht der Blick bis zu neun Meter hinauf bis unter den First.
„Das Gebälk hat der Sohn des Baupaars mit Freunden gebürstet und abgeschliffen und alle alten Schutzschichten abgetragen“, verrät Carnevale. Die wenigen schlechten Holzteile wurden mit altem Material aus abgetragenen Dachstühlen anderer Häuser ersetzt.
Auch die alte, viertelgewendelte Treppe wurde aufgearbeitet und verbindet nun das zweite mit dem dritten Obergeschoss.
Wenige Materialien, leichte Bauweise
Je weiter nach oben es geht, umso leichter wird die Konstruktion. Zugbänder unterstützen die Statik an den Stellen, wo früher Zwischendecken die Außenwände zusammengehalten haben. Eine leichte Stahltreppe führt auf die Galerie. „Die Netze kamen erst nachträglich hinzu, mit dem Enkelkind des Baupaars“, erzählt Carnevale.
Je weiter nach oben es geht, umso leichter wird die Konstruktion. Zugbänder unterstützen die Statik an den Stellen, wo früher Zwischendecken die Außenwände zusammengehalten haben. Eine leichte Stahltreppe führt auf die Galerie. „Die Netze kamen erst nachträglich hinzu, mit dem Enkelkind des Baupaars“, erzählt Carnevale.
Gerade Einbauten in krumme Räume
Ein besonderer Wunsch des Baupaars war ein Aufzug, der das gesamte Gebäude barrierefrei erschließt. „Einen geraden Baukörper wie einen Aufzug in ein Haus mit schiefen Wänden und Böden einzubauen, ist keine einfache Aufgabe“, berichtet der Architekt. Denn trotz aller Sanierungsmaßnahmen bleiben bei einem alten Gebäude wie diesem immer Wände uneben und krumm. Auch die Einbauschränke und die Küche sind Maßanfertigungen, die der Tischler direkt vor Ort gebaut hat.
Ein besonderer Wunsch des Baupaars war ein Aufzug, der das gesamte Gebäude barrierefrei erschließt. „Einen geraden Baukörper wie einen Aufzug in ein Haus mit schiefen Wänden und Böden einzubauen, ist keine einfache Aufgabe“, berichtet der Architekt. Denn trotz aller Sanierungsmaßnahmen bleiben bei einem alten Gebäude wie diesem immer Wände uneben und krumm. Auch die Einbauschränke und die Küche sind Maßanfertigungen, die der Tischler direkt vor Ort gebaut hat.
Selbst in der Küche wirkt sich die Automobilleidenschaft des Bauherrn aus: Statt herkömmlicher Leuchten strahlen hier Rallyescheinwerfer.
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Außenraum als Hin- und Weggucker
Mit seinem markanten roten Rillenputz fällt das Haus selbst im Ulmer Stadtbild auf, das von zahlreichen alten, sanierten Fassaden geprägt ist. Für das Paar zählt mehr als der Anblick vermutlich der Ausblick: Der geht von der neu geschaffenen Dachterrasse direkt hinüber zum Ulmer Münster.
„Es war gar nicht so einfach, die Außenfläche an den Boden innen anzugleichen“, erzählt der Architekt. Und lobt: „Ein solches Projekt ist nur zu bewältigen, wenn die Handwerksbetriebe wirklich gut sind und die Ausführenden Freude an der Arbeit haben.“
Mit seinem markanten roten Rillenputz fällt das Haus selbst im Ulmer Stadtbild auf, das von zahlreichen alten, sanierten Fassaden geprägt ist. Für das Paar zählt mehr als der Anblick vermutlich der Ausblick: Der geht von der neu geschaffenen Dachterrasse direkt hinüber zum Ulmer Münster.
„Es war gar nicht so einfach, die Außenfläche an den Boden innen anzugleichen“, erzählt der Architekt. Und lobt: „Ein solches Projekt ist nur zu bewältigen, wenn die Handwerksbetriebe wirklich gut sind und die Ausführenden Freude an der Arbeit haben.“
Hier wohnt: ein ruhiges und gelassenes Ärztepaar mit gelegentlichem Besuch
Auf: rund 400 Quadratmetern, inklusive der beiden je 80 Quadratmeter großen Gästewohnungen im ersten Obergeschoss
In: Ulm
Experte: Roberto Carnevale vom arc-studio carnevale architekten und ingenieure
Fotos: Martin Duckek