Architektur
Ständer, Rähm und Strebe – über den Reiz von Fachwerk
Sie biegen sich, arbeiten und altern würdevoll: Fachwerkhäuser sind historische Zeitzeugen, in denen man heute sehr individuell wohnen kann
Fachwerk kommt aus nomadischen Kulturen; so haben wir das im Architekturstudium gelernt. Die Holzskelett-Bauweise ist eine Weiterentwicklung mobiler Konstruktionen – man denke nur an Jurten. Es gab Fachwerk seit der Antike und bis ins 19. Jahrhundert hinein. Inzwischen ist es vom Holzständerbau abgelöst worden, der allerdings nichts mit der Schönheit alter, kunstvoll mit Zimmermanns-Verbindungen zusammengefügter und bemalter Fachwerkhäuser gemein hat. Wer, wie ich, in Oberhessen aufgewachsen ist, wird seine Kindheit umgeben von altem Fachwerk verbracht und auch so manches von Jahrhunderten krumm gebogene Haus von Innen gesehen haben. Selbst in unserer Kreisstadt Gießen wurde im 16. und 17. Jahrhundert das Schloss noch aus Fachwerk erbaut! Heute sind Fachwerkhäuser Liebhaberei und bedeuten nicht selten viel Arbeit in der Restaurierung. Aber sie sind es wert, jedes Gebäude ein Unikat!
Auf dem Spitzboden desselben Projektes und darunter, wo die Kinderzimmer untergebracht sind, entschied sich Lison dazu, die Balken weiß zu streichen. Das erzeugt eine andere Ästhetik und mehr Helligkeit in den schnuckeligen Räumen.
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Übrigens: Ab dem 13. Jahrhundert kommen mehrstöckige Fachwerkhäuser auf. Die Blütezeit des Bautypus liegt allerdings im 16. Jahrhundert. In der Wiederaufbauphase nach dem Dreißigjährigen Krieg entstehen noch einmal viele Fachwerkbauten (ein Großteil der 1200 zum Unesco-Weltkulturerbe gehörenden Fachwerkhäuser Quedlinburgs stammen aus dieser Zeit). Jedoch baute man vielerorts schmuckloser, mit geringeren Querschnitten und größeren Abständen, da Bauholz (Eiche) knapp war.
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Übrigens: Ab dem 13. Jahrhundert kommen mehrstöckige Fachwerkhäuser auf. Die Blütezeit des Bautypus liegt allerdings im 16. Jahrhundert. In der Wiederaufbauphase nach dem Dreißigjährigen Krieg entstehen noch einmal viele Fachwerkbauten (ein Großteil der 1200 zum Unesco-Weltkulturerbe gehörenden Fachwerkhäuser Quedlinburgs stammen aus dieser Zeit). Jedoch baute man vielerorts schmuckloser, mit geringeren Querschnitten und größeren Abständen, da Bauholz (Eiche) knapp war.
Gerd Lallinger von W3 Architekten baute das Bürgermeisterhaus in Hagnau am Bodensee um. Für die ehemalige Scheune entwarf er eine Treppenskulptur mit Stahlwangen, die drei Einheiten zusammenführt: Haus, Stall und Scheune.
„Das historische Erscheinungsbild mit ordentlich schiefen Außenwänden und nach oben weiter auskragenden Geschossen haben wir trotz energetischer Dämmmaßnahmen beibehalten, um den Charme des historischen Hauses nicht zu verlieren“, so der Architekt. Zur Straße hin wurden die Fenster nach historischen Zeichnungen und Bildern rekonstruiert.
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„Das historische Erscheinungsbild mit ordentlich schiefen Außenwänden und nach oben weiter auskragenden Geschossen haben wir trotz energetischer Dämmmaßnahmen beibehalten, um den Charme des historischen Hauses nicht zu verlieren“, so der Architekt. Zur Straße hin wurden die Fenster nach historischen Zeichnungen und Bildern rekonstruiert.
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In Mülsen bei Zwickau stand diese alte Scheune und befand sich zur Zeit der Aufnahme in recht desolatem Zustand. Sie gehörte zu einem Vierseithof und war über dem gemauerten Erdgeschoss in traditionellem Fachwerk errichtet worden. Genau dafür interessierten sich die Architekten von Ahoch4.
Gemauerte Erdgeschosse waren eine bauliche Neuerung des 15. Jahrhunderts, die Fachwerk fit für die Jahrtausende machen sollte. Denn durch den steinernen Sockel war das Holz vor aufsteigender Feuchtigkeit geschützt und konnte theoretisch für immer halten.
Gemauerte Erdgeschosse waren eine bauliche Neuerung des 15. Jahrhunderts, die Fachwerk fit für die Jahrtausende machen sollte. Denn durch den steinernen Sockel war das Holz vor aufsteigender Feuchtigkeit geschützt und konnte theoretisch für immer halten.
Die Architekten analysierten das Holztragwerk der alten Scheune eingehend und mussten feststellen, das ein Großteil nicht mehr zu retten war. In traditioneller Bauweise, mit großer Begeisterung für die Kunstfertigkeit der Zimmerleute von einst, stellten sie das Fachwerk danach mit alten Zimmermannstechniken wieder her.
Das Dach bekam eine neue Deckung mit Biberschwanzziegeln. Eine Bodenplatte aus Glasschaumschotter verbesserte die thermischen Eigenschaften des Hauses enorm.
Hier sieht man die Ebene des Obergeschosses, von den offen liegenden Bundbalken der Dachkonstruktion aus fotografiert.
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Hier sieht man die Ebene des Obergeschosses, von den offen liegenden Bundbalken der Dachkonstruktion aus fotografiert.
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Bei diesem Projekt entschieden sich die Architekten Kiltz Kazmaier, das Fachwerk der etwa 1860 erbauten Scheune nur im Innenraum sichtbar werden zu lassen. Die Fassade errichteten sie in Holzrahmenbauweise mit Zellulosedämmung und vorgehängter Holzfassade. Auch die Fenster bestehen aus Holz. Das Ergebnis ihres Umbaus ist ein Niedrigenergiehaus mit Luft-Wasser-Wärmepumpe.
Vorhandenes altes Fachwerk aus Eichenholz ließen die Architekten im Innenraum sichtbar. Die Wände bekamen einen Lehmverputz. Oberflächenfertiger Estrich und Holz bilden die Bodenbeläge. Das ehemalige Scheunentor verglasten Kiltz Kazmaier komplett, und was früher wahrscheinlich ein Kachelofen gewesen wäre, ist heute eine Feuerstelle, die frei im Zentrum des Wohn- und Essbereiches hängt.
Das Schöne an Scheunen: Sie sind per se als große, offene Räume konzipiert. Dadurch eignen sie sich hervorragend für den Umbau in moderne Wohnhäuser, denn die Aufteilung ist flexibel. So konnten die Architekten hohe Räume mit Sichtbeziehungen zwischen den Stockwerken erzeugen.
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Als Waldhelm Architekten den Auftrag bekamen, das sogenannte „Kaffeehaus“ in Eichsfeld zum Wohnhaus umzubauen, hatte es bereits 20 Jahre leergestanden. Mit einem Kellergeschoss, das, vermutlich vor 500 Jahren, aus Naturstein als Gewölbe gemauert worden war, einem Geschoss aus Ziegelmauerwerk und mehreren Fachwerkgeschossen hatte es eine komplexe Struktur. Da das alte Fachwerk nicht mehr zu retten war, rekonstruierten die Architekten es in moderner Holzrahmenbauweise. Alte Materialien wurden dabei als Zitate der Vergangenheit wiederverwendet. Türen kamen etwa aus einer Villa in Pösneck, die Balken aus Wanfried.
„Alle Materialien wurden roh belassen und traditionell verwendet. Die Holzbalken wurden gebürstet und wieder eingebaut. Die Ausfachung erfolgte mittels Lehmsteinen und Lehmfarbe. Die Ziegelsteine wurden von alten Putzresten befreit und neu als Sichtmauerwerk vermörtelt. Im Erdgeschoss konnten trotz der Rohbauarbeiten die Holzfußböden und die Holztreppe erhalten werden“, sagen die Architekten.
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„Alle Materialien wurden roh belassen und traditionell verwendet. Die Holzbalken wurden gebürstet und wieder eingebaut. Die Ausfachung erfolgte mittels Lehmsteinen und Lehmfarbe. Die Ziegelsteine wurden von alten Putzresten befreit und neu als Sichtmauerwerk vermörtelt. Im Erdgeschoss konnten trotz der Rohbauarbeiten die Holzfußböden und die Holztreppe erhalten werden“, sagen die Architekten.
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Werkart Hannover, ein Netzwerk bestehend aus allen Gewerken rund ums Bauen, vom Architekten bis hin zum Raumausstatter, machten sich um Traditionelles verdient: Auf den Grundmauern eines historischen Gebäudes errichteten sie dieses Einfamilienhaus, das den Fachwerksbau wieder aufleben lässt. Vielleicht ein Indiz dafür, dass selbst im Neubau des Fachwerks letztes Stündlein noch lange nicht geschlagen hat!
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Altbausanierung, Teil 1: Über schützenswerte Epochen
Houzzbesuch: Alte Scheune, neues Glück
Houzzbesuch: Mit historischer Bausubstanz zum modernen Wohnglück
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Architekt Hans-Jürgen Lison baute in Kronberg im Taunus ein denkmalgeschütztes Fachwerkhaus um. Mit einem gemauerten Kellergewölbe und zwei Stockwerken (davon einem mit Dachschräge) und einem Spitzboden ist das alte Haus mühelos groß genug für eine moderne Familie. Hier sehen wir den Wohnbereich im ersten Stock.
Typisch Fachwerk: die verhältnismäßig niedrigen Decken. Typisch auch: Um Wohnräume heutigen Standards anzupassen, werden bei Sanierungen häufig die Füllungen aus den Gefachen von Innentrennwänden entfernt, so dass die Balken zwar weiter ihre tragende Funktion erfüllen, man aber mehrere ehemals kleine Zimmer zu einem großen Raum zusammenfügt.