Houzzbesuch: Eine Berghütte für drei – mit atemberaubenden Aussichten
Ein Ferienhaus aus Holz und Stahl, mitten im weiten Nirgendwo, mit dem nötigsten Komfort– darunter eine überraschend platzierte Badewanne …
Sie träumten den Traum vieler Großstädter, er handelte von einem ruhigen Refugium auf dem Land. Vor vier Jahren machten sich der in Vancouver lebende Architekt Jesse Garlick und seine Frau Susan Elliott auf die Suche danach. Eines Tages, während eines Camping-Urlaubs nahe der Weinregion von British Columbia, etwa fünf Autostunden östlich von Vancouver, fuhren sie über die Staatsgrenze nach Washington State. Und verliebten sich augenblicklich in die wunderschöne Natur. Hier wollten sie ein Ferienhaus bauen.
Und auch der Preis stimmte: Ein acht Hektar großes, hügeliges Stück Wüstenhochland kostete hier gerade einmal 30 000 Dollar. Natürlich war den beiden klar, dass der Hausbau in einer so abgelegenen Gegend (der nächste Ort Oroville mit 1 676 Einwohner ist rund 40 Kilometer entfernt) kein Kinderspiel sein würde. Aber der Architekt Garlick sah es als Herausforderung und konnte es kaum abwarten, sein energieautarkes Haus zu bauen.
Und auch der Preis stimmte: Ein acht Hektar großes, hügeliges Stück Wüstenhochland kostete hier gerade einmal 30 000 Dollar. Natürlich war den beiden klar, dass der Hausbau in einer so abgelegenen Gegend (der nächste Ort Oroville mit 1 676 Einwohner ist rund 40 Kilometer entfernt) kein Kinderspiel sein würde. Aber der Architekt Garlick sah es als Herausforderung und konnte es kaum abwarten, sein energieautarkes Haus zu bauen.
Mit knapp 80 Quadratmetern ist das Haus genauso groß wie die Stadtwohnung der Kleinfamilie in Vancouver. Mehr Platz braucht die nicht. Ein weiteres Argument für die relativ geringe Größe waren natürlich die Baukosten, die auf diese Weise im Rahmen blieben. Und auch im Hinblick auf die Heizkosten ist ein kompaktes, zweigeschossiges Haus effizienter als ein Gebäude mit größerer Grundfläche.
Die Fassade aus Cortenstahl verleiht dem Haus einen modern-rustikalen Look – ganz im Stil der alten, verlassenen Minen-Hütten, die es in der Gegend gibt. Aber nicht nur aus ästhetischen Gründen entschied sich Garlick für dieses Material, sondern auch wegen seiner hohen Feuerbeständigkeit – schließlich kommt es in der Region immer mal wieder zu Waldbränden.
Willkommen in der Rostlaube! Cortenstahl – bauen mit Patina >>>
Die Fassade aus Cortenstahl verleiht dem Haus einen modern-rustikalen Look – ganz im Stil der alten, verlassenen Minen-Hütten, die es in der Gegend gibt. Aber nicht nur aus ästhetischen Gründen entschied sich Garlick für dieses Material, sondern auch wegen seiner hohen Feuerbeständigkeit – schließlich kommt es in der Region immer mal wieder zu Waldbränden.
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Im Inneren ist das Haus komplett mit Holz verkleidet. Das ganze Haus wurde aus vorgefertigten Brettsperrholz-Paneelen gebaut, die vor Ort mithilfe eines Krans innerhalb von drei Tagen zusammengesetzt wurden. „Das Haus ist wie ein riesiges Ikea-Möbelstück“, so Garlick, hier im Wohnzimmer mit seiner Frau Susan Elliott, ihrem Sohn Theodore und dem Kater Max zu sehen. Für den letzten Schliff behandelte er Wandpaneele und Kieferndielen nur noch mit einer wasserbasierten, semitransparenten Beize.
Der Kachelofen ist die einzige Heizmöglichkeit im Haus – wenn es im Winter draußen richtig kalt ist, dauert es eineinhalb Stunden, bis es drinnen einigermaßen warm ist. Nach sechs Stunden haben die Innenräume eine Temperatur von etwa 20 Grad erreicht.
Der Strom wird über Solarzellen erzeugt und in acht Akkus gespeichert – genügend Energie, um den Kühlschrank, das Licht, die Wasserpumpe und alle anderen elektronischen Geräte zu betreiben.
Außerdem hat Garlick einen Mobilfunkverstärker installiert, der den Handyempfang sicherstellt; Internetanschluss hat die Familie über eine 3G-Verbindung. Damit können sie zwar keine Filme streamen und auch nicht den ganzen Tag im Internet surfen, aber „das ist auch gut so“, sagt Garlick.
Das Abwasser wird auf einem Rieselfeld entsorgt. Das Gas für den Herd kommt aus einer Propangas-Flasche, und Warmwasser wird bei Bedarf über einen Boiler erhitzt. Zusätzlich gibt es ein Notstromaggregat – von dem die Familie im Winter schon mehrere Male Gebrauch machen musste. Normalerweise reicht der über die Solaranlage gewonnene Strom jedoch für mehrere Tage. Auch wenn die Sonne mal länger nicht scheint, gibt es also kein Problem. Und innerhalb von sechs Stunden lädt sich der Akku wieder vollständig auf.
Holzofen: True North, Pacific Energy
Der Kachelofen ist die einzige Heizmöglichkeit im Haus – wenn es im Winter draußen richtig kalt ist, dauert es eineinhalb Stunden, bis es drinnen einigermaßen warm ist. Nach sechs Stunden haben die Innenräume eine Temperatur von etwa 20 Grad erreicht.
Der Strom wird über Solarzellen erzeugt und in acht Akkus gespeichert – genügend Energie, um den Kühlschrank, das Licht, die Wasserpumpe und alle anderen elektronischen Geräte zu betreiben.
Außerdem hat Garlick einen Mobilfunkverstärker installiert, der den Handyempfang sicherstellt; Internetanschluss hat die Familie über eine 3G-Verbindung. Damit können sie zwar keine Filme streamen und auch nicht den ganzen Tag im Internet surfen, aber „das ist auch gut so“, sagt Garlick.
Das Abwasser wird auf einem Rieselfeld entsorgt. Das Gas für den Herd kommt aus einer Propangas-Flasche, und Warmwasser wird bei Bedarf über einen Boiler erhitzt. Zusätzlich gibt es ein Notstromaggregat – von dem die Familie im Winter schon mehrere Male Gebrauch machen musste. Normalerweise reicht der über die Solaranlage gewonnene Strom jedoch für mehrere Tage. Auch wenn die Sonne mal länger nicht scheint, gibt es also kein Problem. Und innerhalb von sechs Stunden lädt sich der Akku wieder vollständig auf.
Holzofen: True North, Pacific Energy
Wohn- und Küchenbereich gehen direkt ineinander über. Die Kücheninsel ist mit dem gleichen Stahl verkleidet wie die Fassade; die Arbeitsfläche ist jedoch aus PaperStone, einem Kompositmaterial aus recyceltem Papier, das hier so bearbeitet wurde, dass es wie Stahl aussieht. „Das Ganze erinnert mich an den Obelisken aus Kubricks ’2001: Odyssee im Weltraum“, so Garlick.
Da der Stahl hier jedoch nicht Wind und Wetter ausgesetzt ist, erhält er nicht dieselbe Patina wie die Fassade. Der Stahl der Kücheninsel wird wie ein Referenzpunkt sein: Dafür, wie die Fassade einmal ausgesehen hat.
Da der Stahl hier jedoch nicht Wind und Wetter ausgesetzt ist, erhält er nicht dieselbe Patina wie die Fassade. Der Stahl der Kücheninsel wird wie ein Referenzpunkt sein: Dafür, wie die Fassade einmal ausgesehen hat.
Für Elliot, eine hauptberufliche moderne Tänzerin und Köchin aus Leidenschaft, ist der alte Herd von Wolf der absolute Mittelpunkt der Küche.
Armaturen: KPF-1602, Kraus
Armaturen: KPF-1602, Kraus
Beeindruckend: Vom Wohnzimmer aus sieht man am Horizont die Cascade Mountains. Garlick liebt es, die Landschaft zu beobachten, zu sehen, wie sich das Licht im Laufe des Tages verändert.
Die Terrasse aus Beton war die größte Herausforderung, erzählt er. Da die nächste Betonfabrik eineinhalb Stunden entfernt ist, war der Beton bei der Ankunft am Haus schon ziemlich warm geworden (an dem Tag waren 37 Grad), so dass er viel schneller fest wurde als geplant – was die Arbeit ungemein erschwerte.
Die Terrasse aus Beton war die größte Herausforderung, erzählt er. Da die nächste Betonfabrik eineinhalb Stunden entfernt ist, war der Beton bei der Ankunft am Haus schon ziemlich warm geworden (an dem Tag waren 37 Grad), so dass er viel schneller fest wurde als geplant – was die Arbeit ungemein erschwerte.
„Kaum zu glauben, dass unser Haus genauso groß ist wie unsere Wohnung in Vancouver – es wirkt viel größer“, so Garlick. Doppelter Deckenhöhe und Panoramafenstern und -schiebetüren sei Dank!
Links über dem Essbereich befindet sich die SchlafetageVon dort aus kann man durch das kleine Fenster rechts oben auf die Berge blicken.
Sofa: Belgian Slope Arm collection, Restoration Hardware
Links über dem Essbereich befindet sich die SchlafetageVon dort aus kann man durch das kleine Fenster rechts oben auf die Berge blicken.
Sofa: Belgian Slope Arm collection, Restoration Hardware
Das Badezimmer befindet sich im Obergeschoss. Darunter, in einer Nische des Wohnbereichs, bleibt noch genügend Platz für eine gemütliche Leseecke mit einem Doppelbett.
Aber das Bett hält noch eine Überraschung parat …!
Aber das Bett hält noch eine Überraschung parat …!
Über eine Bootswinde lässt sich der Bettrahmen hochziehen – und darunter verbirgt sich eine Badewanne!
Eigentlich wünschte sich das Paar einen Außen-Whirlpool, aber angesichts des rauen Klimas während der Wintermonate entschieden sie sich dann doch dagegen – und für diese ungewöhnliche Badewannen-Lösung.
Für mehr Privatsphäre lässt sich die Nische mit einem Vorhang vom Rest des Raums abtrennen, ob man nun gerade auf der Matratze lümmelt oder badet. Und wenn man durch das Fenster auf Kopfhöhe nach draußen blickt, hat man das Gefühl, direkt in der Natur zu sein.
Da das Klima in der Region relativ trocken ist, hat Garlick mit Feuchtigkeit im Haus keine Probleme. Zwischen Bett und Badewanne sind außerdem immer mindestens 15 Zentimeter Luft, so dass es nicht mit Restfeuchte in Berührung kommt..
Da Garlick in seiner Kindheit viel gesegelt ist, lag es für ihn nahe, eine Bootswinde für das Bett zu verwenden. „Einfacher geht’s nicht“, sagt er. „Anders als bei einem Klappbett müssen wir beim Hochziehen und Runterlassen des Bettes nicht erst das Bettzeug wegräumen, sondern können alles so lassen, wie es ist.“
Da Garlick in seiner Kindheit viel gesegelt ist, lag es für ihn nahe, eine Bootswinde für das Bett zu verwenden. „Einfacher geht’s nicht“, sagt er. „Anders als bei einem Klappbett müssen wir beim Hochziehen und Runterlassen des Bettes nicht erst das Bettzeug wegräumen, sondern können alles so lassen, wie es ist.“
Durch eine lackierte Metalltür gelangt man in einen kleinen Flur mit Garderobe.
Da die Außenwände aus massiven Holzpaneelen sind, konnten darin keine Rohre verlegt werden. Stattdessen baute Garlick eine Art Einfassung in die Wand um die Treppe herum, in der sich sämtliche Rohre und Leitungen befinden. Die Sperrholzabdeckung dafür beizte er passend zu den Wandpaneelen aus Brettsperrholz.
Im Obergeschoss befindet sich das eigentliche Bad, mit einer bodengleichen Dusche samt französischem Balkon mit fast unsichtbarer Glasbalustrade – es ist beinahe, als würde man draußen duschen! Um neugierige Nachbarn muss sich die Familie hier ja auch wirklich keine Gedanken machen …
Ebenfalls im Obergeschoss befindet sich das minimalistisch eingerichtete, aber dennoch gemütliche Schlafzimmer mit einem kleinen Ankleidezimmer.
Von dem tresenartigen Schreibtisch aus blickt man hinunter auf den Essbereich und durch das Fenster gegenüber in die Landschaft.
Von dem tresenartigen Schreibtisch aus blickt man hinunter auf den Essbereich und durch das Fenster gegenüber in die Landschaft.
In dem schmalen Schuppen links neben dem Haus hat das Paar Werkzeuge und das Notstromaggregat untergebracht. Außerdem schirmt er den Blick auf die Einfahrt und den Parkplatz ab. Alle Stahlplatten im Außenbereich sind unbehandelt und kamen direkt aus dem Stahlwerk; nach Garlicks 3D-Vorlage mittels Laser-Technik zurechtgeschnitten. Dabei achtete Garlick schon im Vorfeld darauf, dass die einzelnen Stahlplatten nicht zu schwer wurden, damit er und sein Bruder sie noch tragen und allein installieren konnten. „Sie wiegen knapp 40 Kilogramm – mehr hätten wir wirklich nicht allein stemmen können“, erzählt er.
Insgesamt brauchten die Brüder drei Wochen, um die Fassade fertigzustellen; auch den Innenausbau konnten die beiden ohne fremde Hilfe bewerkstelligen. Für die Elektrik, die Verlegung der Rohre sowie den Bau der Einbauschränke beauftrage Garlick jedoch Leute vom Fach.
Insgesamt brauchten die Brüder drei Wochen, um die Fassade fertigzustellen; auch den Innenausbau konnten die beiden ohne fremde Hilfe bewerkstelligen. Für die Elektrik, die Verlegung der Rohre sowie den Bau der Einbauschränke beauftrage Garlick jedoch Leute vom Fach.
Hier, mitten in der Natur, kann sich die Familie nun wirklich entspannen – genau, wie sie es sich wünschten. Am liebsten streifen sie durch die Gegend, genießen die Ruhe am See, angeln oder gehen auf Vogeljagd.
Links oben auf der Anhöhe kann man einen Teil des Hauses erspähen, in dem weißen Zelt in der Senke haben die beiden während des Hausbaus gewohnt. Heute nutzen sie es von Juni bis Oktober als Gästehaus. Innerhalb von eineinhalb Stunden ist es aufgebaut. In dem Häuschen links neben dem Zelt befindet sich der Brunnen.
Links oben auf der Anhöhe kann man einen Teil des Hauses erspähen, in dem weißen Zelt in der Senke haben die beiden während des Hausbaus gewohnt. Heute nutzen sie es von Juni bis Oktober als Gästehaus. Innerhalb von eineinhalb Stunden ist es aufgebaut. In dem Häuschen links neben dem Zelt befindet sich der Brunnen.
Hier der Grundriss des Hauses. Insgesamt gab das Paar 250 000 Dollar für das Haus aus: 30 000 Dollar kostete das Grundstück, 40 000 Dollar waren für Solaranlage, Rieselfeld und Wassersystem notwendig, weitere 40 000 Dollar für die Außenanlage inklusive Schotterstraße und etwa 180 000 Dollar kosteten Materialien, Handwerker, die Miete für den Kran und andere Dinge. Durch viel Eigenleistung – von der Planung bis zum Innenausbau – konnte Garlick eine Menge Geld sparen.
Beteiligte Bauingenieure: Eric Karsh und Bernhard Gafner, Equilibrium Consulting. Anfertigung der Holzelemente: John Boys, Nicola Logworks
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Hier entspannen: Jesse Garlick von Platform Architecture + Design, seine Frau Susan Elliott und ihr Sohn Theodore (2)
Im: Nordosten von Washington State, USA
Auf: knapp 80 Quadratmetern
Fotos: The Morrisons
Die acht Hektar Land, auf denen die beiden ihr Ferienhaus errichteten, liegen in den Vorbergen des Kaskadengebirges im Nordwesten des US-Bundesstaates Washington. Schroffe Felsen, tiefe Kiefernwald-Täler und mit Wüsten-Beifuß bewachsene Hügel prägen die Landschaft; eine Gras- und Strauchsteppe – sogar Kakteen wachsen hier.
Aber auch Landwirtschaft wird hier betrieben, Obstplantagen, Felder und andere Nutzflächen ziehen sich durch die Täler der Region. Im Sommer verbringt die Familie gern Zeit an einem der vielen nahe gelegenen Seen.
Um den besten Platz für das Haus zu finden, ist Garlick sein Stück Land viele Male abgelaufen. Schließlich entschied er sich für eine Anhöhe am äußersten Rand des Grundstücks – sie ist weder der höchste noch der niedrigste Punkt: „Wenn man zu niedrig baut, hat man nichts von der schönen Aussicht. Baut man aber zu hoch, dann ist es, wie Frank Lloyd Wright so treffend gesagt hat: Man hat nichts mehr vom Hügel selbst“, erzählt er.
Um vom Haus aus die beste Sicht auf die umliegenden Berge und Seen zu haben und maximal von der Sonne zu profitieren, hat Garlick den Bau zuvor mit einer 3D-Software geplant. In den Tälern unterhalb des Hauses sieht man einige Felder – das einzige Zeugnis menschlichen Lebens weit und breit. Nichts erinnert hier an das geschäftige Treiben ihrer Heimatstadt Vancouver, und auch das Klima unterscheidet sich stark von dem an der Küste. „Dieser Ort ist einfach ganz anders“, so Garlick.