Architektur
Architektur: Drei Boxen gliedern ein 120qm-Loft in Berlin
Fließender Raum durch Wohnboxen – in diesem Loft entsteht durch clevere Einbauten eine stimmige Aufteilung und Stauraum
In Berlin-Mitte, wo früher die Komische Oper ihre Werkstätten hatte, Requisiten und Bühnenbilder lagerten, entstanden in den letzten Jahren großzügige Lofts. Eines davon hat ein Unternehmer aus München gekauft, um hier zu wohnen, wenn er in Berlin zu tun hat. Die Architekten von Ambrus+Co Architektur.Design übernahmen den Innenausbau und setzten die Wünsche des Bauherrn um: den Loftcharakter zu erhalten und dennoch abgeschlossene Räume zu schaffen. Dafür entwickelte das Büro drei Kuben, die im Zentrum des großen Raumes zusammengefügt sind und drei Nutzungsbereiche mit unterschiedlichen Funktionen plus Stauraum bieten.
„Wir haben lange mit dem Bauherrn diskutiert und mehrere Grundrissvorschläge gemacht. Immer wieder kamen wir dabei zu dem Ergebnis: Das ist kein Loft mehr. Schließlich sind wir von den drei Hauptbereichen ausgegangen, die entstehen sollten. Die verbleibenden Flächen waren dann die Wohn- und zugleich Erschließungsflächen, um in diese drei Räume zu kommen“, sagt der Architekt. Drei Boxen, in denen die verschiedenen Nutzungsbereiche untergebracht sind, bilden den Kern der heutigen Lösung. Sie sitzen wie Bauklötze im Raum. Wohn- und Essbereich sowie der Arbeitsraum bilden die Erschließungsflächen.
Die Küche wirkt, als sei sie aus dem grauen Betonquader ausgeschnitten. Dunstabzugshaube und Kücheninsel grenzen den Raum ab, nicht nur physisch. Der Innenbereich der Küche wird von einem anthrazitfarbenen Fußboden aus Pandomo und der auf der Rückseite weiß lackierten Glasscheibe des Spritzschutzes unterbrochen. Die Außenhaut der Box ist dagegen ein dünn gespachteltes Betonimitat, das auf den Baukörper aus Holzwerkstoff aufgebracht ist. „Wir haben alle drei Boxen mit Material aus dem Messebau erstellt“, erklärt Ambrus.
Neben dem grauen Küchenblock steht ein hellgrüner Kubus. (Auf dem Foto wirkt er eher neongelb). Der mit Pandomo gespachtelte Körper ist mit 3,40 Metern nur 40 Zentimeter niedriger als die Decke des Lofts. „In diesem Kubus haben wir eine tragende Betonscheibe versteckt“, verrät Ambrus. Zudem sind hier Fernseher und Abstellnischen untergebracht. Eine Tapetentür zwischen der Box und der weiß gestrichenen Ziegelwand führt in das Innere, wo sich die Haustechnik verbirgt.
Zum Bad, das ebenfalls im grünen Kubus liegt, den der Architekt auch als Jadebox bezeichnet, geht es einmal um den gesamten eingestellten Komplex herum…
Zum Bad, das ebenfalls im grünen Kubus liegt, den der Architekt auch als Jadebox bezeichnet, geht es einmal um den gesamten eingestellten Komplex herum…
…Der Wohnraum hat vier große Fenster, von denen eines bis zum Boden reicht und auf einen französischen Balkon führt. Vorbei an dem Ausschnitt der Küche, entlang der grauen Box, in der sich gegenüber der Eingangstür die Garderobe und daneben die Gästetoilette verbergen.
Am Ende der grauen Box liegt die Leseecke vor zwei großen Fenstern. Die Ziegelmauer ist original. Sie wurde lediglich restauriert. Die überall außerhalb der Boxen verlegten Schiffsbodendielen aus gebürsteter Eiche hingegen sind neu.
Von der Leseecke aus zeigt sich die dritte Box mit ihrer rostfarbenen Hülle. Sie ist mit gerade mal 2,60 Metern Höhe die niedrigste der drei Boxen. „Die Außenwand sieht wie Cortenstahl aus, ist aber aus Leichtbauplatten, die mit Epoxidharz beschichtet wurden. Wir wollten für die Kuben archaische Materialien verwenden. In der Umsetzung haben wir allerdings Materialien genutzt, die sich leichter verbauen lassen“, erläutert Ambrus. Durch die jeweilige Oberflächenbehandlung ist der Ansatz allerdings optisch verwirklicht.
Eine Schiebetür und eine kleine Stufe trennen den Schlafzimmer vom Arbeitsbereich. Innen ist der Raum ganz mit weißem Pandomo beschichtet. Durch eine satinierte Glasscheibe fällt Tageslicht vom dahinterliegenden Fenster in den Raum. Ein weiteres Fenster, das außerhalb der Box liegt, lässt sich öffnen und sorgt für Frischluft.
„Die Badewanne im Schlafzimmer war eine Idee des Bauherrn. Im Bad hätte sie keinen Platz gehabt, aber hier passt sie gut hin“, so Ambrus. Die kleine Wandnische neben dem Eingang wurde in Gelb hochglanzlackiert – in der gleichen Farbe wie die Glasmosaikfliesen der Dusche, die nebenan liegt.
„Die Badewanne im Schlafzimmer war eine Idee des Bauherrn. Im Bad hätte sie keinen Platz gehabt, aber hier passt sie gut hin“, so Ambrus. Die kleine Wandnische neben dem Eingang wurde in Gelb hochglanzlackiert – in der gleichen Farbe wie die Glasmosaikfliesen der Dusche, die nebenan liegt.
Die Dusche ist auch vom Schlafraum aus zugänglich. Eine Schiebetür lässt sich über die vorher beschriebene Wandnische schieben und gibt den Weg in die Dusche frei, die mit gelbem Glasmosaik ausgekleidet ist. Das Kopfende des Bettes steht an der Wand, die den rostfarbenen Kubus vom Bad abgrenzt.
Modular im Dachgeschoss: Eine Küche als Einbaubox
Modular im Dachgeschoss: Eine Küche als Einbaubox
Und hier nun, auf der Rückseite des grünen Kubus, liegt das Bad. Der Eingang befindet sich zwischen einem Spiegel und der Schlafbox. Hinter dem Spiegel, durch eine Tapetentür im Bad zugänglich, liegt ein kleiner Abstellraum mit Platz für die Waschmaschine. Das Bad ist mit dem Schlafzimmer bodengleich.
Im Bad sind Wände und Boden mit in sich gemusterten Natursteinplatten gefliest, die Decke wurde mit Pandomo gespachtelt. Hinter einer Glastrennwand liegt die Toilette, und dahinter die Dusche, die übrigens nicht Teil des grünen, sondern des grauen Kubus ist – gleich hinter der Gästetoilette. „In der Dusche lassen sich verschiedene Stimmungen erzeugen mit dem Licht an der Decke, in der Wandnische oder den LED-Bändern“, sagt Ambrus. Die Armaturen und die maßgefertigten Sanitärgegenstände aus Corian von Hasenkopf nehmen die puristische Form der Kuben auf. Ambrus hat viel mit dem Bauherrn diskutiert und war auch mit ihm unterwegs, um die passenden Einbauten und Materialien zu finden.
IM ÜBERBLICK
Mithilfe des Grundrisses lässt sich die Raumaufteilung leicht nachvollziehen. Küche, Garderobe, Gästetoilette und einige Schränke sowie die Dusche sind in der grauen Betonbox untergebracht. Haustechnik, Besenkammer und Bad befinden sich in der Jadebox. Der Schlafraum mit Badewanne liegt in der rostfarbenen Metallbox.
Weitere Houzzbesuche in der Stadt
Mithilfe des Grundrisses lässt sich die Raumaufteilung leicht nachvollziehen. Küche, Garderobe, Gästetoilette und einige Schränke sowie die Dusche sind in der grauen Betonbox untergebracht. Haustechnik, Besenkammer und Bad befinden sich in der Jadebox. Der Schlafraum mit Badewanne liegt in der rostfarbenen Metallbox.
Weitere Houzzbesuche in der Stadt
Hier wohnt: ein Unternehmer, wenn er in Berlin ist
Auf: 120 Quadratmetern
In: Berlin-Mitte
Experten: Ambrus+Co Architektur.Design
Fotos: Harf Zimmermann
„Das Objekt war komplett entkernt worden. Das Loft war im Grunde nur Luftraum, umgeben von einer neuen Stahlbetondecke und jeweils vier Fenstern zu den beiden Höfen“, berichtet Architekt László Ambrus. Zwei alte, sanierte Ziegelmauern und ein roher Fußboden definierten den Raum. Hier hinein wünschte sich der Bauherr drei abgeschlossene Nutzungsbereiche: Schlafzimmer, Küche und Bad. Platz genug war da, aber der sollte nicht kleinteilig werden.