Houzzbesuch: Moderner Kubismus mitten in Paris
Avantgarde auf drei Stockwerken: Dieses Wohnhaus mit Atelier und goldener Wand entstand auf dem abschüssigen Gelände eines Gemüsegartens
„Dieses Grundstück war ein echter Glücksfund!“, erinnert sich Architekt Emmanuel Thirard. In der Tat sind 300 Quadratmeter Bauland mitten in Paris extrem schwer zu bekommen. „Für mich wurde ein Traum wahr, als ich es 2006 per Zufall fand.“ Und so ließ er sich auch nicht von den schwierigen Bedingungen abschrecken – das Grundstück ist nach allen Seiten eingebaut und noch dazu ziemlich abschüssig – sondern schlug sofort zu. „Da die Baufirmen einen extrem engen Zeitplan hatten, was in Paris keine Seltenheit ist, musste der Bau des Hauses in zwei Phasen erfolgen. Im September 2009 konnten wir dann endlich einziehen.“
Schon von außen sieht man: Dieses Haus ist alles andere als normal. Mit seinem grafischen Design und dem perfekt durchkonzipierten Grundriss sprengt es alle Konventionen. „Es hat drei Schlafzimmer, zwei Bäder, Wohnzimmer und Küche. Der wichtigste Raum aber ist das Atelier – meine Frau ist Malerin und brauchte einen hellen Raum zum Arbeiten. Im Grunde haben wir das 20 Quadratmeter große Zimmer zum Ausgangspunkt für das gesamte Wohnkonzept gemacht und die restlichen Zimmer quasi drumherum geplant“, so Thirard. So scheint das gesamte Haus um diesen besonderen Raum zu kreisen. Am besten kann man sich Atelier und Haus als „Würfel im Würfel“ vorstellen, wie der Architekt erklärt.
Auf einen Blick
Hier wohnen: der Architekt Emmanuel Thirard, seine Frau Virginie Artaud und ihre zwei Kinder
Wo: ganz in der Nähe des berühmten Friedhofs Père Lachaise, im 20. Arrondissement von Paris
Baujahr: 2009
Größe: das Haus hat eine Wohnfläche von 125 Quadratmetern und steht auf einem 300 Quadratmeter großen Grundstück
Architekt: Emmanuel Thirard, Comme Quoi Architecture
Besonderheit: Das Grundstück war früher ein Gemüsegarten
Schon von außen sieht man: Dieses Haus ist alles andere als normal. Mit seinem grafischen Design und dem perfekt durchkonzipierten Grundriss sprengt es alle Konventionen. „Es hat drei Schlafzimmer, zwei Bäder, Wohnzimmer und Küche. Der wichtigste Raum aber ist das Atelier – meine Frau ist Malerin und brauchte einen hellen Raum zum Arbeiten. Im Grunde haben wir das 20 Quadratmeter große Zimmer zum Ausgangspunkt für das gesamte Wohnkonzept gemacht und die restlichen Zimmer quasi drumherum geplant“, so Thirard. So scheint das gesamte Haus um diesen besonderen Raum zu kreisen. Am besten kann man sich Atelier und Haus als „Würfel im Würfel“ vorstellen, wie der Architekt erklärt.
Auf einen Blick
Hier wohnen: der Architekt Emmanuel Thirard, seine Frau Virginie Artaud und ihre zwei Kinder
Wo: ganz in der Nähe des berühmten Friedhofs Père Lachaise, im 20. Arrondissement von Paris
Baujahr: 2009
Größe: das Haus hat eine Wohnfläche von 125 Quadratmetern und steht auf einem 300 Quadratmeter großen Grundstück
Architekt: Emmanuel Thirard, Comme Quoi Architecture
Besonderheit: Das Grundstück war früher ein Gemüsegarten
So sah das in der Nähe des berühmten Friedhofs Père Lachaise gelegene Grundstück früher aus. Seit dem 19. Jahrhundert wurde es als Gemüsegarten genutzt. Das Gelände ist mit einem Gefälle von vier Metern recht abschüssig, aber davon ließ sich Thirard keineswegs abschrecken, im Gegenteil! Er ergriff ohne zu zögern diese einzigartige Gelegenheit, mitten in der Großstadt ein modernes Eigenheim mit Garten für sich und seine Familie zu bauen.
Mit viel Respekt vor seinem urbanen Umfeld hat der Architekt das Beste aus der schwierigen Grundstückslage herausgeholt und ein modernes Eigenheim geschaffen, das sich trotz seiner Extravaganz absolut harmonisch in seine Umgebung einfügt. Die erste Herausforderung beim Bau des Hauses war die fehlende Zufahrt, so dass Thirard sich etwas einfallen lassen musste, um die nötigen Materialien zur Baustelle zu bringen. Die Lösung: Holzbeton! „Das Haus besteht aus ineinander verschachtelten, verrottungsfesten Holzbeton-Elementen. Die waren zwar nicht federleicht, aber doch leicht genug, um von den Arbeitern zu Fuß von der Straße zur Baustelle getragen werden zu können.“
Die außergewöhnliche Holzbeton-Fassade wird durch mutig eingesetzte Farben aufgelockert. „Die Kanten haben wir gesondert behandelt, damit kein Wasser eindringt.“ Die knallroten Paneele betonen den grafischen Look des Hauses. Für die nach Süden ausgerichtete Rückseite wählte der Architekt ein kühles Graublau, das perfekt in die urbane Umgebung passt.
Durch seine kubistische Formensprache in Kombination mit den eingesetzten Primärfarben Gelb, Rot und Blau steht das Haus deutlich in der Tradition der Moderne, wie sie von der Künstlergruppe de Stijl und dem Bauhaus begründet wurde. Es erinnert formal stark an das Rietveld-Schröder-Haus – das einzige realisierte Architekturprojekt von de Stijl.
Architekturikonen: Mehr über das Rietveld-Schröder-Haus>>>
Durch seine kubistische Formensprache in Kombination mit den eingesetzten Primärfarben Gelb, Rot und Blau steht das Haus deutlich in der Tradition der Moderne, wie sie von der Künstlergruppe de Stijl und dem Bauhaus begründet wurde. Es erinnert formal stark an das Rietveld-Schröder-Haus – das einzige realisierte Architekturprojekt von de Stijl.
Architekturikonen: Mehr über das Rietveld-Schröder-Haus>>>
„Ich bin kein großer Fan davon, Wohnen und Essen in einem Raum zusammenzulegen. Daher entschied ich mich, die beiden Bereiche eindeutig voneinander zu trennen. Der Fußboden besteht im gesamten Haus aus Sicht-Estrich. Ich verwende gern mineralische Materialien. Sie sind hygienisch, pflegeleicht und außerdem verhältnismäßig günstig (was ja auch ein nicht zu verachtender Vorteil ist).“
„Für die Gestaltung des Gartens habe ich mir Unterstützung bei Gärtner Nicolas Scheid geholt – der ist mindestens genauso gut wie ein Landschaftsarchitekt. Er weiß, was er tut und kennt sich toll mit Pflanzen aus. Ich beauftrage ihn eigentlich bei all meinen Projekten.“
Für einen fließenden Übergang zwischen Innen und Außen verwendete Thirard im Haus die gleichen Materialien wie draußen. „Der Dialog zwischen Innen und Außen ist bei all meinen Projekten ein wichtiges Thema. Ich denke sogar, es ist eines der Grundprinzipien von Architektur überhaupt.“
Durch den Höhenunterschied zwischen Küche und Wohnzimmer sind die beiden Räume deutlich voneinander abgegrenzt. Die holzbeplankte Terrasse befindet sich auf Höhe des Küchenfußbodens, wodurch das Draußen-Gefühl der Küche noch verstärkt wird.
Küche und Wohnzimmer sind über eine kleine schwarze Treppe miteinander verbunden. Sie ist quasi der Dreh- und Angelpunkt des Hauses.
Der Wohnbereich liegt etwas zurückgesetzt und zugleich ganz auf den Garten hin ausgerichtet. „Die goldene Wand bringt ein Stück Sonne ins Wohnzimmer und zeigt, dass Gold längst nicht mehr nur Königen vorbehalten ist. Heutzutage kann jeder von dem wunderschönen Material profitieren.“
Hier ein Blick ins Atelier, in dem Thirards Frau nun ihre Mal-Leidenschaft voll ausleben kann. „Es gab den Anstoß für das gesamte Projekt.“
Der in der ersten Etage des Hauses gelegene Raum ist dank seiner großen Fenster wunderbar hell. Das ist nicht nur für die Farbauswahl beim Malen wichtig, sondern bringt die Werke erst richtig zur Geltung.
Der in der ersten Etage des Hauses gelegene Raum ist dank seiner großen Fenster wunderbar hell. Das ist nicht nur für die Farbauswahl beim Malen wichtig, sondern bringt die Werke erst richtig zur Geltung.
Die Treppe aus Rohbeton führt auf ein Podest, von dem man auf eine zweite, frei schwebende Metalltreppe gelangt. „Dieses Treppendesign war ein absolutes Novum für mich. Dank der Lücke zwischen den einzelnen Elementen kann man vom Wohnzimmer aus in das hinter der Küche liegende Spielzimmer blicken, das auf den Hinterhof ausgerichtet ist.
In der Grauzone – über Beton in Wohnräumen >>>
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Die frei schwebende Treppe aus drei Millimeter starkem Rohstahl verbindet die beiden Obergeschosse des Hauses mit dem Wohnbereich. Von jedem Treppenabsatz aus hat man einen Blick ins Wohnzimmer.
Hier eine Nahaufnahme des Treppengeländers, das ebenfalls aus Rohstahl ist.
Dank diverser Öffnungen in Dach und Fassade kommt jede Menge Tageslicht in das Haus. „Das Thema Licht spielte eine große Rolle, da das Haus ziemlich eingebaut ist. Außerdem fühlt sich meine Frau beim Malen so jederzeit mit der Außenwelt verbunden.“
Dieses Foto zeigt den Weg, der von der Straße zum Haus führt. Während man sich ihm nähert, kann man schon die golden schimmernde Wand sehen, die aus der urbanen Umgebung deutlich heraussticht.
Weil das Haus rundum so eingebaut ist, musste die Eingangstür in das Obergeschoss des Hauses verlegt werden. Zur Eingangstür gelangt man über eine Metallrampe, von der aus man den Innenhof überblickt.
Auch für die nach Norden ausgerichtete Außenwand wählte Thirard eine goldfarbene Beschichtung. „Den Farbton habe ich in Absprache mit den Nachbarn ausgewählt. Morgens, wenn die Sonne darauf scheint, wird die Wand regelrecht zum Scheinwerfer“, erzählt er.
Abends verwandelt sich das Haus in ein echtes Kunstwerk für die Nachbarn – ein UFO, das gerade gelandet ist. „Natürlich geht es mir als Architekt in erster Linie darum, ein schönes Zuhause zu schaffen. Aber die moderne Bauweise macht das Haus zu einer richtigen Wohn-Skulptur.“ Und genau das sollte moderne Architektur doch leisten: unsere Wohnräume zu Kunstwerken machen!
Weitere Bilder des Projektes im Expertenprofil von Comme Quoi Architecture>>>
In unserer Rubrik „Houzzbesuch“ stellen wir spannende Projekte der Houzz-Experten vor, aber auch originelle Wohnungen von Privatleuten. Ihr Projekt oder Ihr Zuhause passt perfekt? Dann schreiben Sie uns – und schicken Sie am besten ein paar Fotos mit!
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