Warum lieben die Deutschen graue Sofas?
Grau, grau, grau, so sieht er aus, der Polsterstoff in deutschen Wohnzimmern. Sagt das etwas über die deutsche Seele aus? Und falls ja, was?
Grau ist die Farbe, in der Deutsche ihre Polstermöbel sehen wollen. Wissen wir, weil wir uns angesehen haben, welche Wohnzimmerbilder unsere deutschen User 2015 am häufigsten gespeichert haben. 8 von 10 Sofas darauf sind grau. Bei den Favoriten der Italiener sind 8 von 10 Sofas weiß. Die Briten suchen sich sogar farbige Sofas aus – von Blau bis Zartgelb.
Warum wählen wir Deutschen ausgerechnet und immer Grau? Diesem Phänomen muss auf den Grund gegangen werden. Schauen wir also uns und unseren Landsleuten in die Köpfe, untersuchen die Einflüsse der preußischen Tugenden und des Bauhauses. Erforschen wir den Drang danach, Wohnräume zur reizarmen Erholungsarchitektur zu machen.
Warum wählen wir Deutschen ausgerechnet und immer Grau? Diesem Phänomen muss auf den Grund gegangen werden. Schauen wir also uns und unseren Landsleuten in die Köpfe, untersuchen die Einflüsse der preußischen Tugenden und des Bauhauses. Erforschen wir den Drang danach, Wohnräume zur reizarmen Erholungsarchitektur zu machen.
Sind wir nicht alle ein bisschen Bauhaus?
Oder hat die Vorliebe für dezente Töne ihre Gründe in unserer Geschichte? Wenn wir bei Houzz die einzelnen Länder im Vergleich betrachten, lassen sich durchaus landestypische Vorlieben erkennen. Hierzulande zum Beispiel die für einen minimalistischen, klaren Einrichtungsstil, in dem natürliche Materialien und helle Farben kombiniert werden.
Welche Farbe passt zu Grau?Experten geben Rat
Oder hat die Vorliebe für dezente Töne ihre Gründe in unserer Geschichte? Wenn wir bei Houzz die einzelnen Länder im Vergleich betrachten, lassen sich durchaus landestypische Vorlieben erkennen. Hierzulande zum Beispiel die für einen minimalistischen, klaren Einrichtungsstil, in dem natürliche Materialien und helle Farben kombiniert werden.
Welche Farbe passt zu Grau?Experten geben Rat
„Bescheidenheit ist eine Zier“, beginnt das Sprichwort, und schließt dann mit den Worten: „doch besser lebt man ohne ihr.“ Also, mal nicht so demütig, schließlich hat eine der einflussreichsten Bewegungen der Moderne, das Bauhaus, unser aller ästhetisches Empfinden maßgeblich beeinflusst.
Und was kam vorher? Der Pietismus. Es wäre zwar vermessen zu behaupten, ganz Deutschland sei evangelisch-lustfeindlich geprägt, und doch: Spätestens seit der Zeit des Deutschen Reiches drang die Kunde von den preußischen Tugenden (unter ihnen Zurückhaltung, Bescheidenheit, Ordnungssinn und Sauberkeit) auch in den letzten Winkel des Landes.
Sofa: Bolia
Und was kam vorher? Der Pietismus. Es wäre zwar vermessen zu behaupten, ganz Deutschland sei evangelisch-lustfeindlich geprägt, und doch: Spätestens seit der Zeit des Deutschen Reiches drang die Kunde von den preußischen Tugenden (unter ihnen Zurückhaltung, Bescheidenheit, Ordnungssinn und Sauberkeit) auch in den letzten Winkel des Landes.
Sofa: Bolia
Martha Stewart? Nein, Danke!
Während es die Amerikaner üppig kapitoniert mögen und es in ihren Wohnzimmern gerne nach Dallas oder Denver-Clan aussehen darf, ist das Lieblingssofa der Deutschen eine Ansammlung von schlichten, quaderförmigen Polstern und Kissen, gerne über Eck, damit mindestens zwei es sich liegend darauf gemütlich machen können. Das fördert außerdem die Kommunikation, denn reden ist angenehmer, wenn man sich nicht frontal gegenübersitzt.
Sofa: Jagger Low Back, Minotti
Während es die Amerikaner üppig kapitoniert mögen und es in ihren Wohnzimmern gerne nach Dallas oder Denver-Clan aussehen darf, ist das Lieblingssofa der Deutschen eine Ansammlung von schlichten, quaderförmigen Polstern und Kissen, gerne über Eck, damit mindestens zwei es sich liegend darauf gemütlich machen können. Das fördert außerdem die Kommunikation, denn reden ist angenehmer, wenn man sich nicht frontal gegenübersitzt.
Sofa: Jagger Low Back, Minotti
Qualität, die lange hält
Soll ich es wirklich sagen? Ich sag’s einfach: Stichwort Wertarbeit. Auch die ist beim Kauf der Polstergarnitur für viele ausschlaggebend. Wir sind hier schließlich nicht in Italien, wo man Sonnenbrillen monatlich wechselt. Der Deutsche kauft sich lieber eine „vernünftige, zeitlose“ Brille und trägt sie, bis die Sonne nie mehr scheint. Ähnlich verhält es sich mit dem Sofa. Man will lange etwas von ihm haben, daher soll es möglichst hochwertig, kein Modeopfer und gut kombinierbar sein. Weiß? Viel zu empfindlich. Schwarz? Darauf sieht man jeden Krümel. Farbe? Geht schnell auf den Keks. Was bleibt, ist Grau.
Soll ich es wirklich sagen? Ich sag’s einfach: Stichwort Wertarbeit. Auch die ist beim Kauf der Polstergarnitur für viele ausschlaggebend. Wir sind hier schließlich nicht in Italien, wo man Sonnenbrillen monatlich wechselt. Der Deutsche kauft sich lieber eine „vernünftige, zeitlose“ Brille und trägt sie, bis die Sonne nie mehr scheint. Ähnlich verhält es sich mit dem Sofa. Man will lange etwas von ihm haben, daher soll es möglichst hochwertig, kein Modeopfer und gut kombinierbar sein. Weiß? Viel zu empfindlich. Schwarz? Darauf sieht man jeden Krümel. Farbe? Geht schnell auf den Keks. Was bleibt, ist Grau.
Grau wie die Deutschen?
Ist Grau also doch die Farbe der Mutlosen? Sind wir ein Volk der Grauen Herren und Damen (Momo lässt grüßen), die auf grauen Sofas zum Fernsehen Platz nehmen? Vielleicht.
Vielleicht aber regiert hier auch ein Prinzip, das die Franzosen als tranquillité bezeichnen. Man könnte es mit Ruhe und Beschaulichkeit übersetzen. Der graue Himmel mag etwas Tristes haben. Das graue Sofa dagegen lässt, in einem zurückhaltend eingerichteten Raum, Wellnessstimmung aufkommen. Es ist die bodengleiche Dusche des Wohnzimmers.
Ist Grau also doch die Farbe der Mutlosen? Sind wir ein Volk der Grauen Herren und Damen (Momo lässt grüßen), die auf grauen Sofas zum Fernsehen Platz nehmen? Vielleicht.
Vielleicht aber regiert hier auch ein Prinzip, das die Franzosen als tranquillité bezeichnen. Man könnte es mit Ruhe und Beschaulichkeit übersetzen. Der graue Himmel mag etwas Tristes haben. Das graue Sofa dagegen lässt, in einem zurückhaltend eingerichteten Raum, Wellnessstimmung aufkommen. Es ist die bodengleiche Dusche des Wohnzimmers.
Ich bin dann mal weg
Ein graues Sofa ist auch etwas, das es eigentlich gar nicht gibt – wie Bielefeld. Es nimmt zwar mit seinen großen Polsterflächen, auf die man sich fläzen kann, Platz im Raum ein, ist jedoch gestalterisch so zurückgenommen, dass es kaum auffällt – was gut so ist, da wir den Raum heute am liebsten leer mögen. Und von da, wo wir liegen, schauen wir mit Vorliebe auf eine grüne Landschaft, in der Zivilisation, Alltag und Stress nicht vorkommen. In diesem Sinne schafft das graue Sofa gleichzeitig einen virtuellen und einen mönchisch-kontemplativen Ort.
Lieben Sie auch Ihr graues Sofa? Hier, unter Gleichgesinnnten, kann man ja ganz offen sprechen!
Ein graues Sofa ist auch etwas, das es eigentlich gar nicht gibt – wie Bielefeld. Es nimmt zwar mit seinen großen Polsterflächen, auf die man sich fläzen kann, Platz im Raum ein, ist jedoch gestalterisch so zurückgenommen, dass es kaum auffällt – was gut so ist, da wir den Raum heute am liebsten leer mögen. Und von da, wo wir liegen, schauen wir mit Vorliebe auf eine grüne Landschaft, in der Zivilisation, Alltag und Stress nicht vorkommen. In diesem Sinne schafft das graue Sofa gleichzeitig einen virtuellen und einen mönchisch-kontemplativen Ort.
Lieben Sie auch Ihr graues Sofa? Hier, unter Gleichgesinnnten, kann man ja ganz offen sprechen!
Folgende Nachricht geisterte Mitte Januar durch die Social-Media-Kanäle: Deutschland ist vom „U.S. News and World Report“ zum besten Land der Welt gewählt worden. Dieser etwas zweifelhafte Titel basierte auf einer Studie, in der 16.000 Menschen aus aller Welt über ihre Meinung zu bestimmten Ländern befragt wurden. Deutschland punktete besonders in Hinblick auf sein Unternehmertum und seine gut ausgebildeten Bürger. Da wären wir wieder: beim Klischee. Der Deutsche ist fleißig, pünktlich und unbestechlich, diszipliniert und im Urlaub schnell beleidigt, wenn etwas schief läuft. Klingt ja nicht gerade nach einem Haufen waghalsiger Individualisten. Grau, die Farbe der Mutlosen?