Wohnraum: Die Größe des Kleinen
Muss es immer mehr sein? Oder reicht auch weniger Wohnraum, um sich wohlzufühlen?
Zunehmende Flächenversiegelung auf der einen Seite und wachsender Platzbedarf für den privaten Rückzugsort auf der anderen: Es ist nicht einfach, die passende Wohnraumgröße zu ermitteln. Eine, die den individuellen Bedürfnissen ebenso gerecht wird wie den gesellschaftlichen Herausforderungen. Was ist die optimale Wohnraumgröße?
Was ist viel, was ist wenig Wohnraum?
Unser Platzbedarf steigt stetig. 2018 waren es in Deutschland laut Statistischem Bundesamt 46,7 Quadratmeter pro Person. Wobei nur die Räume eingerechnet wurden, die ausschließlich zu einer Wohneinheit gehören – Coliving-Spaces fallen nicht darunter. Ist das nun viel oder wenig?
Was ist viel, was ist wenig Wohnraum?
Unser Platzbedarf steigt stetig. 2018 waren es in Deutschland laut Statistischem Bundesamt 46,7 Quadratmeter pro Person. Wobei nur die Räume eingerechnet wurden, die ausschließlich zu einer Wohneinheit gehören – Coliving-Spaces fallen nicht darunter. Ist das nun viel oder wenig?
Zu zweit auf sechzig Quadratmetern? „Asketisch lebt das Pärchen nicht. Vielmehr haben die Bewohner sich entschieden, ihre Besitzstücke auf ein Minimum zu reduzieren, ohne dabei auf tägliche Rituale verzichten zu müssen – was sie als ,angenehm und mühelos‘ empfinden“, wie es im Artikel heißt.
Darf’s ein bisschen weniger sein?
Warum brauchen wir immer mehr Raum? Eine Erklärung liegt in der steigenden Zahl von Singlehaushalten. Das betrifft junge Menschen, aber auch ältere, die in ihrer gewohnten Umgebung bleiben wollen, auch wenn das ehemalige Familienzuhause mittlerweile nur noch allein bewohnt wird und eigentlich viel zu groß geworden ist. Was also tun? Am besten den Wohnraum so planen, dass er sich an veränderte Lebenssituationen anpassen kann.
Tipp 2: Heute schon an morgen denken und eine flexible Wohnraumunterteilung einplanen.
Mehr zum Thema: Fehler bei der Grundrissplanung | So bauen wir in Zukunft | Was wir von Tiny Houses lernen können
Darf’s ein bisschen weniger sein?
Warum brauchen wir immer mehr Raum? Eine Erklärung liegt in der steigenden Zahl von Singlehaushalten. Das betrifft junge Menschen, aber auch ältere, die in ihrer gewohnten Umgebung bleiben wollen, auch wenn das ehemalige Familienzuhause mittlerweile nur noch allein bewohnt wird und eigentlich viel zu groß geworden ist. Was also tun? Am besten den Wohnraum so planen, dass er sich an veränderte Lebenssituationen anpassen kann.
Tipp 2: Heute schon an morgen denken und eine flexible Wohnraumunterteilung einplanen.
Mehr zum Thema: Fehler bei der Grundrissplanung | So bauen wir in Zukunft | Was wir von Tiny Houses lernen können
Dettling-Architekten zeigen bei diesem Einfamilienhaus, wie sich flexibler Wohnraum gestalten lässt: Ein aktuell als Praxis genutzter Teil des Hauses lässt sich zusammen mit den Kinderzimmern später unaufwendig zu einer kleinen Wohneinheit umbauen.
Klein gleich günstig?
Winnemuth hat mit kleinem Wohnraum durchaus Erfahrung: Sie ist aus ihrer zweihundert Quadratmeter großen Hamburger Wohnung in ein gerade mal achtunddreißig Quadratmeter kleines Apartment gezogen. Ihr Argument? „Ich sah nicht mehr ein, für diese riesige Menge Luft um mich herum zu schuften, wenn ich sie noch nicht mal genoss.“ Großer Wohnraum macht also nicht per se glücklich, kostet aber.
So kommt die Wiener Architektin Sabine Pollak in ihrem Blog im „Standard“ zu dem Schluss: „In der Architektur bedeutet viel Geld nicht zwingend viel Qualität. Im Gegenteil, Entwürfe gelingen oft umso besser, je größer die äußeren Zwänge sind: wenig Geld zur Verfügung, ein eng zugeschnittenes Grundstück oder eine schwierige Orientierung.“ Die Betonung liegt hier wohl auch auf Architektur, und die wird von Architekten gemacht. So könnte die Formel auch heißen: Je kleiner der Wohnraum, umso wichtiger wird es, den richtigen Experten zu beauftragen.
Tipp 3: Kleinerer Wohnraum ist meist günstiger zu haben. Dies mag nicht unbedingt auf den Quadratmeterpreis bezogen gelten, aber unterm Strich sind kleinere Wohnungen absolut gesehen meist günstiger. Das gilt auch für Häuser, egal ob Neu- oder Umbau.
Klein gleich günstig?
Winnemuth hat mit kleinem Wohnraum durchaus Erfahrung: Sie ist aus ihrer zweihundert Quadratmeter großen Hamburger Wohnung in ein gerade mal achtunddreißig Quadratmeter kleines Apartment gezogen. Ihr Argument? „Ich sah nicht mehr ein, für diese riesige Menge Luft um mich herum zu schuften, wenn ich sie noch nicht mal genoss.“ Großer Wohnraum macht also nicht per se glücklich, kostet aber.
So kommt die Wiener Architektin Sabine Pollak in ihrem Blog im „Standard“ zu dem Schluss: „In der Architektur bedeutet viel Geld nicht zwingend viel Qualität. Im Gegenteil, Entwürfe gelingen oft umso besser, je größer die äußeren Zwänge sind: wenig Geld zur Verfügung, ein eng zugeschnittenes Grundstück oder eine schwierige Orientierung.“ Die Betonung liegt hier wohl auch auf Architektur, und die wird von Architekten gemacht. So könnte die Formel auch heißen: Je kleiner der Wohnraum, umso wichtiger wird es, den richtigen Experten zu beauftragen.
Tipp 3: Kleinerer Wohnraum ist meist günstiger zu haben. Dies mag nicht unbedingt auf den Quadratmeterpreis bezogen gelten, aber unterm Strich sind kleinere Wohnungen absolut gesehen meist günstiger. Das gilt auch für Häuser, egal ob Neu- oder Umbau.
Mit neunzig Quadratmetern steht der dreiköpfigen Familie statistisch gesehen unterdurchschnittlich viel Wohnraum zur Verfügung. Dass es dennoch keinen Platzmangel, im Gegenteil viel Stauraum gibt, dafür hat der Architekt Gerd Streng mit cleveren Einbaumöbeln gesorgt.
Harmonisches Zusammenleben nur mit viel Raum?
„Raum ist in der kleinsten Hütte“, schreibt Friedrich Schiller. Nur reicht der auch für ein friedliches Miteinander? Immerhin geht der Text weiter mit: „für ein glücklich liebend Paar“. Von Aus-dem-Weg-Gehen steht da erst einmal nichts. Macht mehr Wohnraum also doch glücklicher oder zumindest zufriedener?
Der walisische Neurowissenschaftler Dean Burnett stimmt dem bedingt zu, meint er doch in seinem Buch „The Happy Brain“, dass es schwieriger sei, in kleinen Häusern glücklich zu sein. Der Architekt Van Bo Le-Mentzel hingegen, der mit seiner vierköpfigen Familie auf gerade mal fünfundfünfzig Quadratmetern wohnt, verbindet das Glück weniger mit dem tatsächlich verfügbaren Raum, als mit Rückzugsmöglichkeiten für alle, gleichzeitigem Zugang zu Gemeinschaft und der Möglichkeit, den Wohnort frei zu wählen.
Tipp 4: Rückzugsmöglichkeiten und Gemeinschaftsflächen in der Balance halten.
Bedeutet viel Raum auch mehr Komfort?
Wohnen ist Selbstzweck. Wer sagt aber, dass nicht auch Genuss dabei sein darf? Doch der kommt nicht allein bei großflächigem Wohnraum. Im Gegenteil. Wer putzt schon gerne all die Fenster, aus denen es sich so herrlich in die Umgebung blicken lässt? Oder die zahlreichen Räume, die vielleicht alle paar Wochen mal bewohnt werden? Weniger Fläche kann durchaus ein Gewinn sein, ein Gewinn an Zeit, an Wohlfühlen und damit an Genuss.
Harmonisches Zusammenleben nur mit viel Raum?
„Raum ist in der kleinsten Hütte“, schreibt Friedrich Schiller. Nur reicht der auch für ein friedliches Miteinander? Immerhin geht der Text weiter mit: „für ein glücklich liebend Paar“. Von Aus-dem-Weg-Gehen steht da erst einmal nichts. Macht mehr Wohnraum also doch glücklicher oder zumindest zufriedener?
Der walisische Neurowissenschaftler Dean Burnett stimmt dem bedingt zu, meint er doch in seinem Buch „The Happy Brain“, dass es schwieriger sei, in kleinen Häusern glücklich zu sein. Der Architekt Van Bo Le-Mentzel hingegen, der mit seiner vierköpfigen Familie auf gerade mal fünfundfünfzig Quadratmetern wohnt, verbindet das Glück weniger mit dem tatsächlich verfügbaren Raum, als mit Rückzugsmöglichkeiten für alle, gleichzeitigem Zugang zu Gemeinschaft und der Möglichkeit, den Wohnort frei zu wählen.
Tipp 4: Rückzugsmöglichkeiten und Gemeinschaftsflächen in der Balance halten.
Bedeutet viel Raum auch mehr Komfort?
Wohnen ist Selbstzweck. Wer sagt aber, dass nicht auch Genuss dabei sein darf? Doch der kommt nicht allein bei großflächigem Wohnraum. Im Gegenteil. Wer putzt schon gerne all die Fenster, aus denen es sich so herrlich in die Umgebung blicken lässt? Oder die zahlreichen Räume, die vielleicht alle paar Wochen mal bewohnt werden? Weniger Fläche kann durchaus ein Gewinn sein, ein Gewinn an Zeit, an Wohlfühlen und damit an Genuss.
Trotz wenig Platz ist in dieser Pariser Wohnung alles untergebracht, was eine dreiköpfige Familie braucht. Im Artikel heißt es: „Und sollte es doch zu eng werden, bietet das bunte 18. Arrondissement zahlreiche Plätze, an denen die kleine Familie das Pariser Leben in vollen Zügen genießen kann.“
Vielleicht muss mehr Ordnung gehalten werden, definitiv sollte es ausreichend gut organisierten Stauraum geben, damit das Suchen nicht den Zeitgewinn wieder auffrisst. Tidyism als Trend fürs Wohnen kann auch befreiend sein. Letztendlich kommt es nicht nur auf die Größe, sondern vor allem auf die Qualität des Wohnraums an.
Dazu gehört auch die Umgebung. Der Philosoph Henri Lefebvre hat aus dieser Beobachtung ein „Recht auf Stadt“ und auf eine Architektur der Genüsse abgeleitet. Dafür bezieht er den Außenraum mit ein, der von allen genutzt und gestaltet werden kann. Stadtgartenprojekte gehen in die Richtung, Parks und jegliche öffentliche Grünflächen. Aber auch Kinos, Theater, Museen – kurz alle kulturellen Einrichtungen gehören dazu. Genau aus diesem Grund werben Stadtplaner oder zuletzt die Bürgermeisterin von Paris, Anne Hidalgo, für die „15 Minuten Stadt“ als urbanen Lebensraum der Zukunft. Das Ziel: Alles, was der Mensch im täglichen Leben braucht – Supermarkt, Schule, Park, Arzt und Arbeitsplatz – soll innerhalb von fünfzehn Minuten erreichbar sein.
Tipp 5: Die Qualität des Wohnraums liegt auch in der Umgebung, die individuell unterschiedlich bewertet wird. Können die eigenen Interessen in der Umgebung verfolgt werden, genügt auch weniger individuell genutzter Raum.
Wie denken Sie darüber: Wie viel Platz braucht der Mensch?
Vielleicht muss mehr Ordnung gehalten werden, definitiv sollte es ausreichend gut organisierten Stauraum geben, damit das Suchen nicht den Zeitgewinn wieder auffrisst. Tidyism als Trend fürs Wohnen kann auch befreiend sein. Letztendlich kommt es nicht nur auf die Größe, sondern vor allem auf die Qualität des Wohnraums an.
Dazu gehört auch die Umgebung. Der Philosoph Henri Lefebvre hat aus dieser Beobachtung ein „Recht auf Stadt“ und auf eine Architektur der Genüsse abgeleitet. Dafür bezieht er den Außenraum mit ein, der von allen genutzt und gestaltet werden kann. Stadtgartenprojekte gehen in die Richtung, Parks und jegliche öffentliche Grünflächen. Aber auch Kinos, Theater, Museen – kurz alle kulturellen Einrichtungen gehören dazu. Genau aus diesem Grund werben Stadtplaner oder zuletzt die Bürgermeisterin von Paris, Anne Hidalgo, für die „15 Minuten Stadt“ als urbanen Lebensraum der Zukunft. Das Ziel: Alles, was der Mensch im täglichen Leben braucht – Supermarkt, Schule, Park, Arzt und Arbeitsplatz – soll innerhalb von fünfzehn Minuten erreichbar sein.
Tipp 5: Die Qualität des Wohnraums liegt auch in der Umgebung, die individuell unterschiedlich bewertet wird. Können die eigenen Interessen in der Umgebung verfolgt werden, genügt auch weniger individuell genutzter Raum.
Wie denken Sie darüber: Wie viel Platz braucht der Mensch?
Antworten hierauf gibt es sicher so viele wie Menschen. Autorin Meike Winnemuth vergleicht in ihrem Buch „Bin im Garten“ ihr achtundvierzig Quadratmeter großes Häuschen im Grünen mit den zwölf Quadratmetern, von denen Henry David Thoureau in seinem Werk „Walden“ erzählt, und kommt zu dem Schluss: „Spartanisch kann man das beim besten Willen nicht nennen.“ Nun, spartanisch oder asketisch muss weniger Wohnraum auch nicht sein. Vielmehr gilt es, den Wohnraum den eigenen Bedürfnissen anzupassen.
Tipp 1: Die eigenen Bedürfnisse klären und danach den Wohnraum bemessen und anordnen.