Kurz erklärt: Das bedeutet diffusionsoffen bauen
Wandfarbe, Putz, Bodenbelag und Tapete – vieles soll heute diffusionsoffen sein. Wir erklären, was dahintersteckt
Wie diffusionsoffen ist Styropor? Oder: Welcher Innenputz ist offen für die Diffusion von Dampf? Es sind unter anderem solche Fragen, die Menschen beschäftigen dürften, wenn sie etwa einen Wandaufbau planen, ein Dach ausbauen wollen oder ein ganzes Gebäude sanieren lassen. Der Hintergrund: Früher, also vor 2016 und der Energieeinsparverordnung (EnEV), herrschte in Wohnhäusern häufig noch eine natürliche Luftzirkulation. Bedeutete aber auch: Wärmeverlust. Inzwischen baut man energieeffizienter, dämmt dichter – der Passivhaus-Standard setzt Maßstäbe. Dadurch gelangt weniger Kälte und Wasser in Gebäude hinein, Wärme bleibt drinnen – aber überschüssige Feuchtigkeit auch. In puncto Lüftungsverhalten, Dämmung, Feuchteregulierung und Diffusion müssen Hausbauer und -bewohner entsprechend erfinderisch werden.
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Bei der energetischen Sanierung von Gebäuden stellt sich oft die Herausforderung, das ältere Äußere zu bewahren – eine dichte Außendämmung würde stören. In dieser zum Wohnhaus umgebauten Scheune von 1930 besteht die Fassade aus alten Ziegelsteinen. Innen sorgen Lehmputz, Flachs- und Holzweichfasern für ausreichende Wärmedämmung sowie ein gesundes Raumklima
Diffusionsoffene Materialien
Laut Grosshauser hat die Industrie verschiedene Maßnahmen entwickelt, die für dampfdiffusionsoffene Oberflächen sorgen. Zahlreiche Materialien lassen Feuchtigkeit über einen langen Zeitraum diffundieren und machen es möglich, sie zu regulieren. Ein besonderes Baumaterial ist Kalziumsilikat, denn es kann Raumfeuchte aufsaugen, puffern und nach Bedarf wieder abgeben.
Bei bereits bestehenden Gebäudebegrenzungen, so der Experte, müsse man etwas erfinderischer sein und gegebenenfalls mit dem Putzer, Maler und/oder Trockenmaler eine Lösung finden, um die Wände diffusionsoffen von außen zu dämmen. In manchen Altbauten, in denen keine dichte Dämmung möglich ist, werden oft diffusionsoffene Lösungen für die Innendämmung eingesetzt.
Wie diffusionsoffen Baustoffe sind, gibt die Dampfdiffusions-Widerstandszahl µ (sprich mü) an. Je kleiner sie ist, desto geringer ist der Widerstand, den das Material dem Dampf entgegensetzt – und desto größer seine Wasserdampfdurchlässigkeit. Holzfaserplatten haben zum Beispiel eine niedrige Dampfdiffusions-Widerstandszahl, Beton hat eine hohe. Welche Materialkombination im Einzelfall am sinnvollsten ist, weiß Ihr ausführender Architekt oder Bauphysiker:innen am besten.
Diffusionsoffene Materialien
Laut Grosshauser hat die Industrie verschiedene Maßnahmen entwickelt, die für dampfdiffusionsoffene Oberflächen sorgen. Zahlreiche Materialien lassen Feuchtigkeit über einen langen Zeitraum diffundieren und machen es möglich, sie zu regulieren. Ein besonderes Baumaterial ist Kalziumsilikat, denn es kann Raumfeuchte aufsaugen, puffern und nach Bedarf wieder abgeben.
Bei bereits bestehenden Gebäudebegrenzungen, so der Experte, müsse man etwas erfinderischer sein und gegebenenfalls mit dem Putzer, Maler und/oder Trockenmaler eine Lösung finden, um die Wände diffusionsoffen von außen zu dämmen. In manchen Altbauten, in denen keine dichte Dämmung möglich ist, werden oft diffusionsoffene Lösungen für die Innendämmung eingesetzt.
Wie diffusionsoffen Baustoffe sind, gibt die Dampfdiffusions-Widerstandszahl µ (sprich mü) an. Je kleiner sie ist, desto geringer ist der Widerstand, den das Material dem Dampf entgegensetzt – und desto größer seine Wasserdampfdurchlässigkeit. Holzfaserplatten haben zum Beispiel eine niedrige Dampfdiffusions-Widerstandszahl, Beton hat eine hohe. Welche Materialkombination im Einzelfall am sinnvollsten ist, weiß Ihr ausführender Architekt oder Bauphysiker:innen am besten.
Im sanierten Dachgeschoss eines Familienheims von 1918 bilden Kalkputz und Holzfaserdämmung die Grundlage des diffusionsoffenen Wandaufbaus
Gedämmte Häuser bedürfen gründlicherer Pflege
Um auch ein gut gedämmtes Haus warm zu halten und die Feuchtigkeit draußen zu lassen, brauche man Ventilatoren und Belüftungssysteme, erläutert der Fachmann. „Diese muss man aber verstecken. Die Häuser müssen höher gebaut werden, und das wird teuer.“ Eine kostengünstigere Variante wäre, Löcher und Schlitze im Bereich der Fenster einzubauen.
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Was bedeutet diffusionsoffen?
Diffusion kennen die meisten von uns aus dem Physik- und Chemieunterricht. Inzwischen begegnet Diffusion uns auch häufig im Zusammenhang mit Hauswänden und -dächern. „Seit der EnEV sieht die Situation der modernen Bauweise so aus, dass Gebäude luftdichter werden“, erklärt Diplom-Ingenieur für Architektur Tobias Grosshauser im Gespräch mit Houzz. Durch Dämmung und neue Fenster werde sichergestellt, dass bei Häusern weniger Wärme entweicht und weniger Kälte eindringt.
Und genau hier hat die Sache einen Haken. Der Experte veranschaulicht das Problem mit einem Vergleich zum menschlichen Körper: Schwitzt man in einer Jacke aus wenig atmungsaktivem Material, wird es darunter bald sehr feucht. Genau so sei es seit der EnEV auch im Inneren von Häusern. Wasserdampf, der durch das alltägliche Leben entsteht – etwa beim Kochen, Spülen, Transpirieren, Duschen – sammelt sich im Haus und kann nicht automatisch nach draußen entweichen. Dadurch steigt die relative Luftfeuchtigkeit in Räumen. Mögliche Folgen: Schimmel und weitere Bauschäden sowie ein schlechtes Raumklima. Lösungen zum Abtransport der Feuchte: Regelmäßig lüften (dadurch entweicht aber auch wertvolle Wärme) – oder Wände, die wasserdampfdurchlässig sind und so einen einseitigen Durchdringungsprozess ermöglichen, ähnlich wie bei einer Funktionsjacke mit atmungsaktiven Fasern. Diffusionsoffenheit beschreibt also nichts anderes als die Wasserdampfdurchlässigkeit von Baustoffen und Bauteilen. Das Gegenteil einer diffusionsoffenen Bauweise wäre die diffusionsdichte Dämmung, durch die Feuchte nicht mehr über das Material reguliert wird.
Was bedeutet diffusionsoffen nicht?
Diffusionsoffenheit bedeutet nicht, dass durch Wand, Dämmung oder Putz Luft strömt. Denn dann wäre die Wand schlicht undicht und auch wertvolle Wärme würde verloren gehen. Für gute Luft sorgen in wärmegedämmten Häusern nämlich gute Lüftungsanlagen, nicht eine „atmende“ Wand. Einfach zu merken: Bauen Sie luftdicht, aber diffusionsoffen!