Houzzbesuch: Eine Oase der Ruhe in Stockholm
Nach Jahren des Nomadenlebens suchte ein junger Choreograf einen Anker – und richtete sich eine zenmäßig entspannte, reduzierte Wohnung ein
Was ist ein Zuhause? Eine pragmatische Definition würde wohl lauten: Der Ort, an dem man sich am meisten aufhält. Eben dies wurde diese Wohnung in Stockholm vor zwei Jahren für den Choreografen Alexander Ekman. Warum das ungewöhnlich ist? Weil er eigentlich ein Nomade war. „Zwischen 20 und 30 reiste ich ständig hin und her. Ich lebte einige Jahre in den Niederlanden, einige in New York – aber ich wusste immer, dass es nicht von Dauer war. Als ich diese Wohnung gekauft habe, spürte ich, dass eine neue Lebensphase beginnt. Dass ich irgendwie – erwachsener wurde“.
„Ich habe mir dutzende Wohnungen angeschaut, bevor ich diese hier fand. Als ich die Türschwelle übertrat, fühlte sie sich sofort gut an. Es klingt komisch, aber ich habe mich in ihre Freundlichkeit verliebt“, sagt Ekman. Dabei war das Apartment seinerzeit ziemlich seltsam eingerichtet. „Bei der Besichtigung haben wahrscheinlich viele andere einfach nicht das Potential erkannt.“
Eames Armchair DAW, Vitra
Eames Armchair DAW, Vitra
Er aber sah die Chancen. Schöne Details der Jahrhundertwende, und die Lage, nur einen Steinwurf vom Mariatorget, einem kleinen Stadtpark, entfernt. „Es ist eine fantastische Gegend, mit einem sehr künstlerischen Flair. Einfach sehr, sehr schön – anders kann ich es nicht beschreiben.“
Porträtfoto: Key Visual des Sonnenbrillenherstellers Han Kjøbenhavn
Porträtfoto: Key Visual des Sonnenbrillenherstellers Han Kjøbenhavn
In puncto Einrichtung zielte er auf ein Apartment, das ein kosmopolitisches Flair hat, aber vor allem einfach und reduziert ist. Zur gleichen Zeit, als er umzog, trat seine Freundin Carina in sein Leben und wurde auch zum kreativen Sparringspartner. „Ganz am Anfang unseres Einrichtungsprozesses fragte Carina mich: ‚Willst Du hier Yoga machen?’ Das war ein Schlüsselmoment, weil ich begriff, dass mein Zuhause genau so ein Platz sein sollte – beruhigend sanft, harmonisch. Wobei es natürlich manchmal auch ganz anders ist, wenn ich eine Party gebe und alle tanzen!“
Fotografie: „Pink Bedroom Odalisque“, Richard Tuschman
Fotografie: „Pink Bedroom Odalisque“, Richard Tuschman
Die Harmonie gelang durch ein sanftes, aber nicht langweiliges Farbschema. Lässig hingeworfene Überwürfe und die am Boden aufliegenden langen Vorhänge wirken äußerst entspannt. Viele Grünpflanzen, wie das Orangenbäumchen und die Geigenfeige im Wohnzimmer, tun ihr Übriges.
Nachdem er so lange wie ein Nomade umherzog, fing Alexander Ekman erst beim Einzug an, sich richtige Möbel anzuschaffen. „Als ich wusste, dass Stockholm meine Basis werden würde, wollte ich mein Verhältnis zu den Dingen ändern, das fast einer Wegwerfmentalität ähnelte. Ich wollte endlich anfangen, Dinge zu kaufen und vor allem zu behalten, die ich gerne mag. Der Kronleuchter und die großen Vasen im Schlafzimmer sind zum Beispiel sehr besondere Stücke, die ein Statement setzen.“
Den Einrichtungsprozess betrachtet er ähnlich wie seine Arbeit: „Diese Wohnung ist zwei Jahre lang gewachsen, beinahe wie ein Kunstwerk, ein neues Stück. Als ich einzog, war ich ein Neuling in Einrichtungsdingen, aber ich bin zu dem Schluss gekommen, dass es dabei viele Parallelen zu anderen künstlerischen Tätigkeiten gibt.“
Nachdem er so lange wie ein Nomade umherzog, fing Alexander Ekman erst beim Einzug an, sich richtige Möbel anzuschaffen. „Als ich wusste, dass Stockholm meine Basis werden würde, wollte ich mein Verhältnis zu den Dingen ändern, das fast einer Wegwerfmentalität ähnelte. Ich wollte endlich anfangen, Dinge zu kaufen und vor allem zu behalten, die ich gerne mag. Der Kronleuchter und die großen Vasen im Schlafzimmer sind zum Beispiel sehr besondere Stücke, die ein Statement setzen.“
Den Einrichtungsprozess betrachtet er ähnlich wie seine Arbeit: „Diese Wohnung ist zwei Jahre lang gewachsen, beinahe wie ein Kunstwerk, ein neues Stück. Als ich einzog, war ich ein Neuling in Einrichtungsdingen, aber ich bin zu dem Schluss gekommen, dass es dabei viele Parallelen zu anderen künstlerischen Tätigkeiten gibt.“
„Carina hatte für Story Hotels gearbeitet – von dort haben wir die Idee geklaut, eine Wand der Küche mit Putz im roughen Betonlook zu gestalten. Wir sind ein tolles Team und hatten viel Spaß, als wir das Apartment gemeinsam einrichteten“, so Ekman.
„Ich reise weiterhin viel, aber ein Zuhause zu haben wird mir immer wichtiger. Und wenn es manchmal nur ist, dass ich weiß wo ich das beste Essen bestellen kann! Ich bin sehr gerne daheim.“
„Ich reise weiterhin viel, aber ein Zuhause zu haben wird mir immer wichtiger. Und wenn es manchmal nur ist, dass ich weiß wo ich das beste Essen bestellen kann! Ich bin sehr gerne daheim.“
In einer Flurnische hat Ekman eine praktische Garderobe gebaut, mit Fertigteilen für Metallregale.
Jeder Entwurfsprozess kommt einmal an ein Ende, es gibt immer den Moment der ersten Aufführung, oder den Verkaufsstart eines Buches. Dann beginnt eine neue Phase – auch in dieser Wohnung. „Ich bin hier fertig, und ich wünsche mir schon fast wieder ein neues Projekt. Das nächste Mal nehme ich es sicher etwas leichter, und werde gleichzeitig stringenter sein.“
Wenn man den Abschied schon im Kopf hat, beginnt meist eine Phase der Melancholie. „Ich werde das Viertel vermissen, den Heimweg durch Mariatorget. Aber man sollte nicht traurig sein, sondern eher dankbar dafür, dass man hier sein durfte. Schließlich treffe ich selbst die Entscheidung. Dafür, dass es Zeit wird, etwas Neues zu kreieren.“
Mehr Projekte aus Skandinavien >>>
Jeder Entwurfsprozess kommt einmal an ein Ende, es gibt immer den Moment der ersten Aufführung, oder den Verkaufsstart eines Buches. Dann beginnt eine neue Phase – auch in dieser Wohnung. „Ich bin hier fertig, und ich wünsche mir schon fast wieder ein neues Projekt. Das nächste Mal nehme ich es sicher etwas leichter, und werde gleichzeitig stringenter sein.“
Wenn man den Abschied schon im Kopf hat, beginnt meist eine Phase der Melancholie. „Ich werde das Viertel vermissen, den Heimweg durch Mariatorget. Aber man sollte nicht traurig sein, sondern eher dankbar dafür, dass man hier sein durfte. Schließlich treffe ich selbst die Entscheidung. Dafür, dass es Zeit wird, etwas Neues zu kreieren.“
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Hier wohnt: Alexander Ekman, 31, Choreograf
In: der Maria Prästgårdsgata, im Viertel Södermalm in Stockholm
Auf: 72 Quadratmetern (2 Zimmer und Wohnküche)
Interiorfotos: Jesper Florbrant; Porträt: Tobias Regell
Als Choreograf gilt Alexander Ekmann als herausfordernd, überraschend und aufsehenerregend – er arbeitet viel mit schnellen präzisen Timings. Als er zurück nach Stockholm kam, nach Jahren des Umherziehens, wurde sein Zuhause quasi die Antithese seines Berufsalltags: Harmonisch und friedlich.