Strohballenhaus: Experten erklären Vor- und Nachteile
Wohngesund und klimafreundlich bauen? Dann werden Sie froh mit Stroh. Erfahren Sie alles über das Öko-Baumaterial
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Eva Bodenmüller
15. Juni 2020
Houzz Deutschland Contributor. Freie Autorin mit Faible für Architektur und Technik, Garten und Kulinarik
Houzz Deutschland Contributor. Freie Autorin mit Faible für Architektur und Technik,... Mehr
Stroh erinnert an heiße Sommertage, an Kinder, die über Strohballen hüpfen. Wer aber denkt bei Stroh an den Hausbau? Dabei wurde der nachwachsende Rohstoff über die Jahrhunderte in verschiedener Weise zum Bauen verwendet. Vor mehr als hundertfünfzig Jahren haben Farmer in Nebraska Strohballen als Baumaterial für sich entdeckt und ihre Häuser damit errichtet. Noch heute sind Strohballenhäuser in den USA verbreitet. Aber auch in Europa gibt es alte wie neue Bauprojekte aus Stroh.
Hier steckt Stroh drin: Das Büro AL Architekt hat das moderne Einfamilienhaus in strohgedämmter Holzrahmenbauweise mit lehmverputzten Wänden realisiert – allerdings mit Unterstützung von Stahlstützen.
In Deutschland fristet das Material mit dem geringen CO2-Fußabdruck bislang noch ein Nischendasein, was nicht heißt, dass es nicht auch hierzulande neben Einfamilienhäusern große Wohnanlagen aus Stroh gibt. Eindeutig weiter verbreitet ist der Strohbau aber in Frankreich, auch in Großbritannien oder Österreich, wo neben Wohnanlagen sogar Schulen und Kindergärten damit erstellt werden. Was steckt wirklich in dem Material? Wie wird es verbaut? Und für wen ist es geeignet? Vier Experten teilen ihr Wissen.
In Deutschland fristet das Material mit dem geringen CO2-Fußabdruck bislang noch ein Nischendasein, was nicht heißt, dass es nicht auch hierzulande neben Einfamilienhäusern große Wohnanlagen aus Stroh gibt. Eindeutig weiter verbreitet ist der Strohbau aber in Frankreich, auch in Großbritannien oder Österreich, wo neben Wohnanlagen sogar Schulen und Kindergärten damit erstellt werden. Was steckt wirklich in dem Material? Wie wird es verbaut? Und für wen ist es geeignet? Vier Experten teilen ihr Wissen.
Stroh, der jährlich nachwachsende Baustoff
Stroh gilt heute vielfach als Abfallprodukt, das allenfalls noch zu Kleintierstreu verarbeitet wird, aber kaum noch als Einstreu im Stall und schon gar nicht mehr als Matratzenfüllung genutzt wird. Daher ist es relativ günstig zu haben, auch als Baumaterial.
„Stroh ist ein allgemein zugelassener Baustoff, für den es auch eine Qualitätssicherung gibt“, betont Architekt Dennis Harms, Vorstandsmitglied des Fachverbands Strohballenbau Deutschland e.V. (FASBA). Am besten eignen sich die stabilen Halme von Roggen oder Weizen. Sie sollten beim Dreschen nicht zusätzlich geknickt werden, wie dies viele moderne Mähdrescher machen. Mehr gilt es im Grunde nicht zu beachten. Der natürliche Baustoff Stroh kann unbehandelt verwendet werden.
Stroh gilt heute vielfach als Abfallprodukt, das allenfalls noch zu Kleintierstreu verarbeitet wird, aber kaum noch als Einstreu im Stall und schon gar nicht mehr als Matratzenfüllung genutzt wird. Daher ist es relativ günstig zu haben, auch als Baumaterial.
„Stroh ist ein allgemein zugelassener Baustoff, für den es auch eine Qualitätssicherung gibt“, betont Architekt Dennis Harms, Vorstandsmitglied des Fachverbands Strohballenbau Deutschland e.V. (FASBA). Am besten eignen sich die stabilen Halme von Roggen oder Weizen. Sie sollten beim Dreschen nicht zusätzlich geknickt werden, wie dies viele moderne Mähdrescher machen. Mehr gilt es im Grunde nicht zu beachten. Der natürliche Baustoff Stroh kann unbehandelt verwendet werden.
Dem von Jan Reinschmidt aus der Architektengruppe Stroase geplanten Haus in Boissow ist seine Bauweise rein äußerlich nicht anzusehen. Der Dachüberstand an der Giebelseite und die hinterlüftete Holzfassade schützen die kalk- und lehmverputzten Strohballenwände.
Die Vorteile
Die Vorteile
- Stroh dämmt sehr gut sowohl was die Temperatur als auch den Schall angeht. Gut für die Betriebskosten.
- Strohbaustellen sind leise und anders als bei anderen Baustellen riecht es meist gut. Doch nicht nur deswegen wünscht sich Architekt Peter Schubert, der sich auch bei Architects for Future engagiert, dass Architekten den Strohhausbau voranbringen: „Stroh speichert ähnlich wie Holz sehr viel CO2, bei einer Tonne Stroh sind das rund vierhundertzwanzig Kilogramm. Aber es wächst viel schneller als Holz, kann jährlich geerntet werden. Und am Ende lassen sich die Häuser einfach kompostieren.“ Damit erfüllen sie sogar die Prinzipien der Kreislaufwirtschaft, auch Cradle-to-Cradle genannt.
- Strohballenhäuser halten die Stöße bei Erdbeben noch besser aus als Holzhäuser und weit besser als gemauerte Häuser. „Erdbebensicherheit ist ein großer Vorteil. Lasttragende Strohballenhäuser leiten die Erdstöße sogar noch besser ab als strohgedämmte Holzständerbauten. Nur auf die Fenster muss geachtet werden, die könnten splittern“, betont der emeritierte Architekturprofessor Gernot Minke, der an der Universität Kassel das Forschungslabor für Experimentelles Bauen leitete.
- Stroh selbst hat keine Nachteile, wie Harms betont. Aber: „Bauen mit Stroh ist wohl die aufwendigste Neubauweise. Sie bedarf exakter Planung und exakter Ausführung“, verdeutlicht Architekt Jan Reinschmidt.
- Stroh kann zwar mit Feuchtigkeit umgehen, darf aber nicht durchnässen. Eine trockene Lagerung des Baumaterials muss gewährleistet sein. Der Bauablauf selbst ist durch diese Eigenschaft des Materials stark vom Wetter abhängig.
Eine Baufolie schützt das Stroh während der Aufbauphase vor Regen. Für das Projekt in Buchberg-Wangelin, dem ersten in Deutschland genehmigten lasttragenden Tonnengewölbe aus Stroh, entworfen von Gernot Minke, wurden die Strohballen mit einem am Forschungslabor für Experimentelles Bauen der Universität Kassel entwickelten Schneidegerät konisch zugeschnitten. Foto: Stephanus Minke, Berlin, in: „Handbuch Strohballenbau“, ökobuch Verlag.
In diesem Strohballenhaus, welches Arkin Tilt Architects in der Nähe von San Francisco gebaut haben, sind die dicken, mit Strohballen gefüllten Außenwände gut auszumachen.
Die Konstruktion
„Stroh wird immer nur an den Außenwänden verwendet“, erklärt Harms. Für die Innenwände ist der Wandaufbau zu dick, vor allem wenn mit Strohballen gebaut wird. Dabei würde wertvoller Wohnraum verloren gehen. „Die sinnvollste Lösung besteht darin, außen Stroh zu verwenden und innen Lehmwände. Das ist am besten für das Raumklima und die Temperaturverhältnisse im Haus“, erläutert Minke. Lehm wird auch als Innenputz auf die Strohwände aufgetragen. Damit wird der Brandschutz gewährleistet und zugleich Ungeziefer ferngehalten. „Lehm kann zudem sehr viel Feuchtigkeit aufnehmen und hält so die umliegenden Bauteile trocken. Die lehmverputzten Wände bleiben diffusionsoffen“, beschreibt Harms.
Die Außenwände erhalten einen wetterfesteren Kalkputz. „Die beste Lösung für außen ist eine hinterlüftete Fassade vor den verputzten Wänden“, rät Minke. Er sieht beim Bauen mit Stroh vor allem die planerischen Fähigkeiten der Architekten gefordert: „Planung ist enorm wichtig. Strohballen gibt es in unterschiedlichen Maßen. Da muss klar sein, wie sie eingebaut werden sollen.“
Die Konstruktion
„Stroh wird immer nur an den Außenwänden verwendet“, erklärt Harms. Für die Innenwände ist der Wandaufbau zu dick, vor allem wenn mit Strohballen gebaut wird. Dabei würde wertvoller Wohnraum verloren gehen. „Die sinnvollste Lösung besteht darin, außen Stroh zu verwenden und innen Lehmwände. Das ist am besten für das Raumklima und die Temperaturverhältnisse im Haus“, erläutert Minke. Lehm wird auch als Innenputz auf die Strohwände aufgetragen. Damit wird der Brandschutz gewährleistet und zugleich Ungeziefer ferngehalten. „Lehm kann zudem sehr viel Feuchtigkeit aufnehmen und hält so die umliegenden Bauteile trocken. Die lehmverputzten Wände bleiben diffusionsoffen“, beschreibt Harms.
Die Außenwände erhalten einen wetterfesteren Kalkputz. „Die beste Lösung für außen ist eine hinterlüftete Fassade vor den verputzten Wänden“, rät Minke. Er sieht beim Bauen mit Stroh vor allem die planerischen Fähigkeiten der Architekten gefordert: „Planung ist enorm wichtig. Strohballen gibt es in unterschiedlichen Maßen. Da muss klar sein, wie sie eingebaut werden sollen.“
Was wie ein moderner Neubau aussieht, ist in Wirklichkeit ein von Georg Bechter zum Niedrigenergiehaus umgebautes Gebäude aus dem Jahr 1964. Die Ziegelwände wurden außen mit Strohballen umgeben, vor die wiederum eine hinterlüftete Fassade aus Holzschindeln gesetzt wurde. So wuchs die Stärke der Außenwände auf einundneunzig Zentimeter. Foto: Architektur + Design Georg Bechter, Langenegg, in: „Handbuch Strohballenbau“, ökobuch Verlag.
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Doch wie wird generell mit Stroh gebaut? Grundsätzlich gibt es zwei Möglichkeiten, die sich in zahlreiche Varianten aufteilen lassen: das Stroh wird als lasttragendes Baumaterial verwendet oder nur als Dämmstoff in einer Rahmenkonstruktion.
- Lasttragender Strohballenbau
Das Haus im Bild oben wurde als lasttragender Strohballenbau konstruiert. In den USA, wo auch dieses Strohballenhaus im kalifornischen Pasadena von Allbright Bullock Architects errichtet wurde, ist diese Methode verbreiteter als beispielsweise in Deutschland.
„In Deutschland ist es aber nicht erlaubt, dass der Putz die Horizontalkräfte aufnimmt. Daher bedarf ein lasttragendes Strohballenhaus immer einer Einzelfallentscheidung, meist mit zusätzlichen statischen Berechnungen“, so Harms, der auch auf die dadurch erhöhten Kosten hinweist. Damit das Dach die Wände durch seine Last nicht auseinanderdrückt, wird – ähnlich wie bei einem gemauerten Haus – ein Ringanker auf die oberste Strohballenlage gesetzt. Er wird durch Zugelemente mit dem Fundament verbunden, wodurch das Stroh stark zusammengezogen und verdichtet wird. Diese Konstruktion stabilisiert das Gebäude so, dass die Wände der Last des Daches standhalten können. „Mit dieser Bauweise sind Häuser mit bis zu drei Geschossen möglich“, erklärt Harms.
„In Deutschland ist es aber nicht erlaubt, dass der Putz die Horizontalkräfte aufnimmt. Daher bedarf ein lasttragendes Strohballenhaus immer einer Einzelfallentscheidung, meist mit zusätzlichen statischen Berechnungen“, so Harms, der auch auf die dadurch erhöhten Kosten hinweist. Damit das Dach die Wände durch seine Last nicht auseinanderdrückt, wird – ähnlich wie bei einem gemauerten Haus – ein Ringanker auf die oberste Strohballenlage gesetzt. Er wird durch Zugelemente mit dem Fundament verbunden, wodurch das Stroh stark zusammengezogen und verdichtet wird. Diese Konstruktion stabilisiert das Gebäude so, dass die Wände der Last des Daches standhalten können. „Mit dieser Bauweise sind Häuser mit bis zu drei Geschossen möglich“, erklärt Harms.
- Rahmenkonstruktion
Im Prinzip wird ein modernes, weniger kleinteiliges Fachwerk errichtet, das mit Stroh ausgefacht wird. Stroh wird rein als nachhaltiges und ökologisch unbedenkliches Dämmmaterial eingesetzt. Wie beim traditionellen Fachwerk fungiert eine Holzrahmenkonstruktion aus bis zu acht Zentimeter breiten und bis zu sechsunddreißig Zentimeter tiefen Bohlen als tragendes Element. Die Aussteifung erfolgt meist mit Platten, schmalen Hölzern oder Stahlbändern. „Ein Metalltragwerk wäre nicht sinnvoll, da hier Wärmebrücken entstehen, an denen das Stroh schimmeln könnte“, erläutert Reinschmidt. Der Architekt fand über einen Workshop für Lehmputz zum Strohballenbau und plant heute vor allem Strohballenhäuser mit Dirk Scharmer, einem der Pioniere auf diesem Gebiet.
In einer Halle werden die fertigen Holzrahmen mit Strohballen befüllt. Foto: Erz + Gugl, Ostfildern, in: „Handbuch Strohballenbau“, ökobuch Verlag.
Überhaupt sind Workshops im Strohballenbau sehr verbreitet. Hier lernen Interessierte unter fachkundiger Anleitung, wie das Stroh in die vorgefertigten Holzrahmen eingehämmert wird. Das ist vor allem für Bauherren interessant, die das mit Freunden und Familie selbst machen wollen, wie Harms erzählt. Dabei muss nicht immer direkt auf der Baustelle das Stroh eingepresst werden, das kann auch zuvor in einer Halle geschehen. „Vorgefertigte Bauteile und die Dämmung vor Ort sind in Deutschland etwa gleich verbreitet“, weiß Harms. Einseitig beplankte Holzrahmenkonstruktionen kann im Grunde jede Zimmerei liefern.
Überhaupt sind Workshops im Strohballenbau sehr verbreitet. Hier lernen Interessierte unter fachkundiger Anleitung, wie das Stroh in die vorgefertigten Holzrahmen eingehämmert wird. Das ist vor allem für Bauherren interessant, die das mit Freunden und Familie selbst machen wollen, wie Harms erzählt. Dabei muss nicht immer direkt auf der Baustelle das Stroh eingepresst werden, das kann auch zuvor in einer Halle geschehen. „Vorgefertigte Bauteile und die Dämmung vor Ort sind in Deutschland etwa gleich verbreitet“, weiß Harms. Einseitig beplankte Holzrahmenkonstruktionen kann im Grunde jede Zimmerei liefern.
Das Wohn- und Seminarhaus im Bild hat das Architekturbüro Reinberg aus vorgefertigten Bauteilen errichtet, die für dieses Gebäude entwickelt wurden. Sie bestehen aus Holzträgern, die mit Stroh gedämmt und mit lehmverputzten Holzplatten beplankt sind. Die gesamte Konstruktion wurde auf Betonstreifenfundamenten errichtet.
- Einblasdämmung
Auch für die Sanierung von Altbauten oder den Dachausbau eignet sich Stroh. Das Architekturbüro bau-kult-ur hat auf diese Weise ein Haus aus den 1960er-Jahren in ein Effizienzhaus 70 verwandelt.
Die Gestaltung
Ein Strohhaus sieht nicht anders aus, als ein anderes Haus. Nur wer ganz genau hinsieht, entdeckt das eine oder andere Element, das auf ein Strohhaus hindeutet. „Abgerundete Ecken haben meist einen konstruktiven Grund. Lehmputz ist nicht so hart wie andere Putzarten. Scharfe Kanten brechen leichter ab“, verrät Harms.
Die Gestaltung
Ein Strohhaus sieht nicht anders aus, als ein anderes Haus. Nur wer ganz genau hinsieht, entdeckt das eine oder andere Element, das auf ein Strohhaus hindeutet. „Abgerundete Ecken haben meist einen konstruktiven Grund. Lehmputz ist nicht so hart wie andere Putzarten. Scharfe Kanten brechen leichter ab“, verrät Harms.
So modern kann ein Strohballenhaus aussehen. Es steht im San Luis Valley umgeben von den Bergen der Rocky Mountains im US-Bundesstaat Colorado. Auch bei der Haustechnik setzten Eigentümer und Architekt Dominique Gettliffe auf nachhaltige Konzepte. So wird Warmwasser mit Sonnenenergie erzeugt.
Bei der Bauweise mit Strohballen gibt das Ballenmaß die Abmessungen vor, das heute meist bei neunzig auf sechsundvierzig auf sechsunddreißig Zentimetern liegt. „Kleine Ballenpressen werden heute nicht mehr häufig verwendet. Es gibt aber mittlerweile Anbieter, die große Ballen in kleine umpressen“, erzählt Schubert.
Auch wenn alles geht, was auch im konventionellen Hausbau möglich ist, so ist doch nicht alles sinnvoll. „Ein konventioneller Entwurf wird teurer. Bei einem Giebeldach müssen die Strohballen zurechtgeschnitten werden. Daher ist es besser eine Dachform zu wählen, bei der alle Wände waagerecht abschließen“, rät Minke. Oder gleich ein Tonnengewölbe zu errichten. „Das ist in der Praxis recht kompliziert. Die Kurve muss richtig berechnet und die Ballen müssen konisch zugeschnitten werden“, erklärt Minke, der Projekte wie diese auch in seinem bereits in acht Sprachen übersetzten „Handbuch Strohballenbau“ beschrieben hat.
Bei der Bauweise mit Strohballen gibt das Ballenmaß die Abmessungen vor, das heute meist bei neunzig auf sechsundvierzig auf sechsunddreißig Zentimetern liegt. „Kleine Ballenpressen werden heute nicht mehr häufig verwendet. Es gibt aber mittlerweile Anbieter, die große Ballen in kleine umpressen“, erzählt Schubert.
Auch wenn alles geht, was auch im konventionellen Hausbau möglich ist, so ist doch nicht alles sinnvoll. „Ein konventioneller Entwurf wird teurer. Bei einem Giebeldach müssen die Strohballen zurechtgeschnitten werden. Daher ist es besser eine Dachform zu wählen, bei der alle Wände waagerecht abschließen“, rät Minke. Oder gleich ein Tonnengewölbe zu errichten. „Das ist in der Praxis recht kompliziert. Die Kurve muss richtig berechnet und die Ballen müssen konisch zugeschnitten werden“, erklärt Minke, der Projekte wie diese auch in seinem bereits in acht Sprachen übersetzten „Handbuch Strohballenbau“ beschrieben hat.
Die Haustechnik
Mit Stroh entstehen energieeffiziente Gebäude, die mit wenig Technik auskommen. „Die Heizung kann schmal ausfallen, da das Stroh sehr gut dämmt“, so Harms. Er beobachtet, dass Bauherren häufig zu Flächenheizungen tendieren, etwa einer Fußboden- oder Wandheizung. Grundsätzlich gibt es aber keine Beschränkung bei der Auswahl. Das gilt auch für die Wahl des Heizmaterials. „Häufig entscheiden sich Bauherren für eine Scheitholzheizung in Kombination mit Solarthermie oder eine Wärmepumpe, die sie mit einer Photovoltaikanlage auf dem Dach kombinieren“, so Reinschmidt.
Harms rät lediglich dazu, sparsam mit elektrischen Leitungen in den strohgedämmten Außenwänden zu sein. Die Leerrohre stören die dämmende Wirkung des Strohs. Buchsen für Steckdosen und Lichtschalter werden dick mit Lehm ummantelt, um auch bei einem Kurzschluss den notwendigen Brandschutz zu gewährleisten. Wasserleitungen werden über die Bodenplatte ins Haus gelegt und münden dort meist in Vorwandinstallationen an den Innenwänden.
Mit Stroh entstehen energieeffiziente Gebäude, die mit wenig Technik auskommen. „Die Heizung kann schmal ausfallen, da das Stroh sehr gut dämmt“, so Harms. Er beobachtet, dass Bauherren häufig zu Flächenheizungen tendieren, etwa einer Fußboden- oder Wandheizung. Grundsätzlich gibt es aber keine Beschränkung bei der Auswahl. Das gilt auch für die Wahl des Heizmaterials. „Häufig entscheiden sich Bauherren für eine Scheitholzheizung in Kombination mit Solarthermie oder eine Wärmepumpe, die sie mit einer Photovoltaikanlage auf dem Dach kombinieren“, so Reinschmidt.
Harms rät lediglich dazu, sparsam mit elektrischen Leitungen in den strohgedämmten Außenwänden zu sein. Die Leerrohre stören die dämmende Wirkung des Strohs. Buchsen für Steckdosen und Lichtschalter werden dick mit Lehm ummantelt, um auch bei einem Kurzschluss den notwendigen Brandschutz zu gewährleisten. Wasserleitungen werden über die Bodenplatte ins Haus gelegt und münden dort meist in Vorwandinstallationen an den Innenwänden.
Gemütlich und behaglich ist der offene Wohnbereich in diesem Strohballenhaus. Gut zu sehen, sind die lehmverputzten Wände, die gut zum sichtbaren Fachwerk und dem knorrigen Kiefernholz passen. Sonnenkollektoren auf dem Garagendach versorgen Warmwasser sowie Fußbodenheizung und minimieren die Energiekosten.
Die Bauherren
Wer die Bauherren sind? „Alle, die gesund bauen wollen“, bringt es Harms auf den Punkt. Wenngleich Allergiker wegen des Strohstaubs nicht selbst mitbauen können, profitieren sie genau wie alle anderen vom gesunden Raumklima. Nicht nur deswegen wünscht sich Schubert, dass mehr Architekten mit Stroh bauen – auch und gerade im städtischen Umfeld.
Die Bauherren
Wer die Bauherren sind? „Alle, die gesund bauen wollen“, bringt es Harms auf den Punkt. Wenngleich Allergiker wegen des Strohstaubs nicht selbst mitbauen können, profitieren sie genau wie alle anderen vom gesunden Raumklima. Nicht nur deswegen wünscht sich Schubert, dass mehr Architekten mit Stroh bauen – auch und gerade im städtischen Umfeld.
Das Auftragen des Lehmputzes in mehreren Schichten kostet Zeit und damit Geld. Geschickte Bauherren können aber durchaus auch hier selbst Hand anlegen.
Die Kosten
Stroh ist ein günstiges Baumaterial. Wie hoch aber sind die Gesamtkosten für ein mit Stroh gebautes Haus? Alle Experten sind sich hier einig: die Kosten für ein Strohhaus liegen in der oberen Preiskategorie eines Einfamilienhauses.
Die Kosten
Stroh ist ein günstiges Baumaterial. Wie hoch aber sind die Gesamtkosten für ein mit Stroh gebautes Haus? Alle Experten sind sich hier einig: die Kosten für ein Strohhaus liegen in der oberen Preiskategorie eines Einfamilienhauses.
- „Die komplexe Planung und schwierige Genehmigung verursachen Mehrkosten“, so Minke, der dabei vor allem auf den lasttragenden Strohballenbau hinweist.
- Der Faktor Zeit zieht sich als Kostentreiber durch fast das ganze Bauverfahren. Das zeit- und arbeitsintensive Einbauen des Strohs lässt sich ein wenig durch Eigenleistung der Bauherren und einen möglichst großen Helferkreis eingrenzen.
- „Die Logistik ist für die Kosten mitverantwortlich. Meist sind es kleine Betriebe, der Grad an Industrialisierung ist im Strohbau noch nicht weit fortgeschritten“, so Schubert.
- Ebenso kostet die aufwendige Baustelleneinrichtung mehr, was besonders den Brandschutz und die trockene Lagerung des Strohs betrifft.
- Während eine Einblasdämmung kaum Kostenersparnis bringt, hilft eine modulare Vorfertigung schon, die Kosten zu senken, wie Schubert betont. Ein vorgefertigtes Haus kann so in zwei bis drei Wochen bezugsfertig aufgebaut werden. Die kürzere Bauzeit bedeutet geringere Kosten für den Betrieb der Baustelle, geringere Bauzinsen und ermöglicht den schnelleren Einzug.
- Auch das Vorbereiten der Wände für das Verputzen sowie das anschließende Auftragen jeweils mehrerer Schichten Lehmputz innen und Kalkputz außen erweist sich als kostenintensiv. Aber dafür ist das Haus ökologisch gedämmt und hat durch mindestens drei Zentimeter Lehmputz ein tolles Raumklima.
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Mäuse fressen kein Stroh - i.d.R, das ist richtig, aber sie nisten darin wie in anderem Dämmaterial auch. Mäuse lieben Wohnen in Stroh. Feinde können nicht dran und schön mollig, ideal also um sich zu multimultiplizieren. Sie fressen Gänge und Höhlen, bilden sich da keine Wärme - bzw Kältebrücken mit folgender Tauwasserbildung?
Und wenn sie erstmal drin sind - die kriegt doch kein Mensch mehr raus. Ich habe jahrzehntelang mit Mäusen gekämpft, habe sie in verschiedenen Häusern erlebt (KS-Stein, Holz, Fachwerk...) Erfolg hatte ich aber keinen.
Beim Kalkmörtel sehe ich für Mäusezähne kein großes Problem, sowie er einen kleinen Riß hat.
Wie handhabt man dieses Problem?
Ratten wage ich mal gar nicht erst anzusprechen. In meiner Kindheit gabs ja keine, aber das hat sich rapide geändert (Biogasanlagen, Geflügelställe etc fördern die Ausbreitung sehr) und sie sind massiv zerstörend. Um eine 2,2cm Nut - und Feder - Holzwand durchzunagen benötigt eine Ratte exakt 18 Minuten, ich hab auf die Uhr geguckt.
Ja, NOFRETE, das würde mich auch mal interessieren....
@User Nager sind beim Strohballenbau kein Problem. Zum einen kommt ja ein dicker Putz auf die Ballen. Mehrere Putzlagen, die tief in die Ballen rein gehen, Da kommen die Mäuse nicht durch. Ausserdem werden die Ballen stark komprimiert damit sie an Ort und Stelle bleiben. Das ist nicht sehr wohnlich.
LG