Gartenstile kurz erklärt: Der naturnahe Garten
Ein Natur- oder Ökogarten ist nicht nur wunderbar bunt – er schont auch Ressourcen und unterstützt die regionale Tier- und Pflanzenwelt
Anja Winnes
23. August 2018
Houzz Deutschland Contributor. Gartengestalterin bei ao gartengestaltung & freie Journalistin
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Ein naturnaher Garten ist in erster Linie ein Garten, der im Einklang mit der ihn umgebenden Natur steht. Das bedeutet, dass sich ein naturnaher Garten im regnerischen Oberbayern von einem im sonnenverwöhnten mexikanischen Yucatan deutlich unterscheidet. Einige Dinge sind jedoch allen gemeinsam: Naturnähe ist nicht so sehr ein Design, es kommt nicht so sehr auf die Farben und Formen an. Vielmehr ist es eine Art und Weise zu Gärtnern. Naturnahe Gärten weisen jedoch einige Elemente auf, die deutlich das Design beeinflussen.
Woher kommt die Idee des naturnahen Gartens?
Vorbild für die naturnahen Gärten ist, na klar: die Natur. Bereits Anfang des 20. Jahrhunderts kam es zur sogenannten Naturgartenbewegung in Deutschland. Sie proklamierte die Abkehr von den zuvor gängigen formellen Gärten und war ein Ausdruck des zeittypischen Freigeistes und neuen Gedankenguts.
Aber schon im späten 18. Jahrhundert taucht der Begriff des „Naturgartens“ erstmals auf, etwa im Zusammenhang mit den seinerzeit populären Landschaftsgärten oder -parks, die jedoch eine idealisierte Natur darstellten.
Vorbild für die naturnahen Gärten ist, na klar: die Natur. Bereits Anfang des 20. Jahrhunderts kam es zur sogenannten Naturgartenbewegung in Deutschland. Sie proklamierte die Abkehr von den zuvor gängigen formellen Gärten und war ein Ausdruck des zeittypischen Freigeistes und neuen Gedankenguts.
Aber schon im späten 18. Jahrhundert taucht der Begriff des „Naturgartens“ erstmals auf, etwa im Zusammenhang mit den seinerzeit populären Landschaftsgärten oder -parks, die jedoch eine idealisierte Natur darstellten.
Mit einem naturnahen Garten schafft man eine Anlage, die Pflanzen wie Tieren nützt und im Gesamtgefüge möglichst wenig Schaden anrichtet. Die Naturnähe bezieht sich nicht nur auf die Gestaltung, sondern auch auf das Gärtnern und Leben im Allgemeinen. Wichtig ist Nachhaltigkeit, ein möglichst geringer Ressourcenverbrauch, sorgsamer Umgang mit Wasser, Energie, Boden und allen Lebewesen.
Was ist typisch für den naturnahen Garten?
Lockere, ungezwungene Formen bieten sich an, sind aber nicht notwendig. Der Garten kann auch naturnah sein, wenn Pflaster und Pflanzen im Raster gesetzt sind. Es kommt auf die inneren Werte an.
So sollte in einem naturnahen Garten möglichst wenig Fläche versiegelt werden. Das heißt, bei Belägen sind die Fugen groß und gerne auch bewachsen. Dadurch kann das Regenwasser an Ort und Stelle versickern. Der Naturstein für Wege, Mauern und Flächen sollte aus der Umgebung stammen oder zumindest aus Deutschland – und nicht aus Übersee importiert werden.
Lockere, ungezwungene Formen bieten sich an, sind aber nicht notwendig. Der Garten kann auch naturnah sein, wenn Pflaster und Pflanzen im Raster gesetzt sind. Es kommt auf die inneren Werte an.
So sollte in einem naturnahen Garten möglichst wenig Fläche versiegelt werden. Das heißt, bei Belägen sind die Fugen groß und gerne auch bewachsen. Dadurch kann das Regenwasser an Ort und Stelle versickern. Der Naturstein für Wege, Mauern und Flächen sollte aus der Umgebung stammen oder zumindest aus Deutschland – und nicht aus Übersee importiert werden.
Trockenmauern aus regionalem Stein passen gut in einen naturnahen Garten. Die Steine sind lose geschichtet und nicht mit Beton verfugt. Sie heizen sich durch Sonneneinstrahlung auf und bieten eine Rückzugsmöglichkeit für Insekten und Eidechsen. In den Fugen können besondere Pflanzen wachsen, die auf diesen Lebensraum angepasst sind, wie zum Beispiel Mauerpfeffer. Auch Kräuter wie Thymian, Lavendel und Salbei lieben die Wärme einer Trockenmauer.
Mehr über Trockenmauern lesen
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Weitere Möglichkeiten für einen unbefestigten Weg ist der Einsatz von Kies oder, wie in diesem Garten von Daniel Keeley, ein Gartenweg aus Rindenmulch. Regenwasser kann so direkt vor Ort versickern.
Für Terrassen, Wege und Gartenmöbel sollte im naturnahen Garten kein Tropenholz verwendet werden, lieber Lärche, Robinie, Eiche – allesamt recht robust und heimisch! Bei Terrassen verlängert eine Überdachung die Haltbarkeit des Holzes.
Kunststoffe wie WPC (wood plastic composites) sind aus ökologischen Gesichtspunkten übrigens besser als unzertifiziertes Tropenholz!
Für Terrassen, Wege und Gartenmöbel sollte im naturnahen Garten kein Tropenholz verwendet werden, lieber Lärche, Robinie, Eiche – allesamt recht robust und heimisch! Bei Terrassen verlängert eine Überdachung die Haltbarkeit des Holzes.
Kunststoffe wie WPC (wood plastic composites) sind aus ökologischen Gesichtspunkten übrigens besser als unzertifiziertes Tropenholz!
Langlebigkeit, Recycling und Upcycling wird im naturnahen Garten groß geschrieben.
Viele Materialien lassen sich hier wiederverwenden; aus Fundstücken werden wunderbare Sachen gezaubert, so wie dieses Gartentor….
Viele Materialien lassen sich hier wiederverwenden; aus Fundstücken werden wunderbare Sachen gezaubert, so wie dieses Gartentor….
… oder diese Pflanzwand aus Konservendosen. Unkonventionelles Recycling ist kostengünstig und sorgt für farbfrohe Hingucker.
Für die Bewässerung sollte man (nicht nur im naturnahen Garten…) kein Wasser aus dem Hahn verwenden, sondern lieber Regenwasser sammeln. Das Wasser ist meist kalkärmer und daher bei Pflanzen beliebt.
So nutzen Sie Regenwasser klug für Haus & Garten
So nutzen Sie Regenwasser klug für Haus & Garten
In einem Natur-Schwimmteich klären spezielle Pflanzen das Wasser, und anders als bei einem herkömmlichen Pool kommen keine Chemikalien zum Einsatz. Frösche, Libellen, Molche und Fische können sich hier ansiedeln.
Insektenhotels oder Nistkästen für Vögel locken die Tierwelt an. Auf Barrieren wie Zaunsockel oder Mauern sollte verzichtet werden, damit sich auch kleinere Tiere ungehindert im Garten bewegen können.
Mehr über Insektenhotels
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Welche Pflanzen passen in einen Naturgarten?
In erster Linie sollten einheimische Bäume und Sträucher angepflanzt werden. Auch gut: Pflanzen, die zwar ursprünglich aus einem anderen Teil der Welt kommen, aber heimischen Insekten und Vögeln Nahrung bieten, wie zum Beispiel Schmetterlingsflieder Buddleia, die gelbblühende Rudbeckie oder hier im Bild der Sonnenhut Echinacea officinalis.
Wichtig sind auch Pflanzen, die nicht nur hübsch blühen, sondern zudem essbare Früchte ausbilden, beispielsweise einige Rosen, Felsenbirne Amelanchier ovalis oder die Kornelkirsche Cornus mas.
So machen Sie Ihren Garten fit für Schmetterlinge
In 8 Schritten zum insektenfreundlicheren Garten
In erster Linie sollten einheimische Bäume und Sträucher angepflanzt werden. Auch gut: Pflanzen, die zwar ursprünglich aus einem anderen Teil der Welt kommen, aber heimischen Insekten und Vögeln Nahrung bieten, wie zum Beispiel Schmetterlingsflieder Buddleia, die gelbblühende Rudbeckie oder hier im Bild der Sonnenhut Echinacea officinalis.
Wichtig sind auch Pflanzen, die nicht nur hübsch blühen, sondern zudem essbare Früchte ausbilden, beispielsweise einige Rosen, Felsenbirne Amelanchier ovalis oder die Kornelkirsche Cornus mas.
So machen Sie Ihren Garten fit für Schmetterlinge
In 8 Schritten zum insektenfreundlicheren Garten
Schönes Beispiel: In diesem kalifornischen Garten wurden nur Pflanzen angesiedelt, die auch in der Umgebung vorkommen – er sieht fast so aus, als wäre nie ein Gärtner vor Ort gewesen (was natürlich nicht stimmt…) und fügt sich nahezu nahtlos in die Landschaft ein.
Aus der Naturgartenbewegung in Deutschland kristallisierte sich auch die Regel der Verwendung der Stauden nach ihren Lebensbereichen. Das heißt, jede Pflanze kommt dort zum Einsatz, wo sie am besten wächst. Statt hochgezüchteter Prachtstauden kommen Wildstauden zum Einsatz, die an der richtigen Stelle gepflanzt unkompliziert und pflegeleicht sind. Dafür sollte man seinen Gartenstandort gut kennen und wissen, welchen Boden man hat, welche Lichtverhältnisse vorherrschen und wie kalt es tatsächlich im Winter werden kann.
Mittlerweile kann man viele Pflanzen aus ökologischem Anbau beziehen. Das heißt unter anderem, dass schon bei der Anzucht ökologisch gedüngt und auf chemischen Pflanzenschutz verzichtet wurde.
Das gilt natürlich auch im eigenen Garten: Kein Einsatz chemischer Dünger oder chemischer Pflanzenschutzmittel, stattdessen lieber selbst Hand anlegen, Nützlinge einsetzen – und vor allem schon bei der Auswahl gezielt auf robuste Pflanzen achten.
Das gilt natürlich auch im eigenen Garten: Kein Einsatz chemischer Dünger oder chemischer Pflanzenschutzmittel, stattdessen lieber selbst Hand anlegen, Nützlinge einsetzen – und vor allem schon bei der Auswahl gezielt auf robuste Pflanzen achten.
Ansaaten aus Wildblumen ersetzen im naturnahen Garten einen kurzgeschorenen Rasen. Die bunte Blumenwiese erfreut Betrachter – und vor allem auch Insekten.
Tipps für die Wildblumenwiese im Garten
Tipps für die Wildblumenwiese im Garten
Generell gilt: ein naturnaher Garten ist nicht aufgeräumt. Blütenstände dürfen sich versamen, Totholz kann liegen bleiben und auch das Laub wird im Herbst nicht weggeblasen –so können Igel darunter überwintern.
7 Gründe, warum Sie Ihren Garten im Herbst nicht aufräumen sollten
Ganz ohne Pflege geht es trotzdem nicht. Ein komplett verwilderter Garten wäre zwar auch naturnah – doch setzen sich dort auf die Dauer wenige Pflanzen durch und dominieren das restliche Grün. Trockenrasen, niedrige Stauden und bunte Sommerblumen würden von Baumsämlingen überwachsen. Das wäre schade, denn eine größere Artenvielfalt bei den Pflanzen zieht eine größere Artenvielfalt in der Tierwelt nach sich.
7 Gründe, warum Sie Ihren Garten im Herbst nicht aufräumen sollten
Ganz ohne Pflege geht es trotzdem nicht. Ein komplett verwilderter Garten wäre zwar auch naturnah – doch setzen sich dort auf die Dauer wenige Pflanzen durch und dominieren das restliche Grün. Trockenrasen, niedrige Stauden und bunte Sommerblumen würden von Baumsämlingen überwachsen. Das wäre schade, denn eine größere Artenvielfalt bei den Pflanzen zieht eine größere Artenvielfalt in der Tierwelt nach sich.
Da es beim naturnahen Garten eher um eine Art des Gärtnerns geht als ums Design, lässt er sich mit praktisch jedem anderen Gartenstil gut verbinden. Besonders gut funktioniert eine Überschneidung mit dem romantischen Garten, da auch hier die Pflanzen und ihre vielfalt im Mittelpunkt stehen. Doch selbst ein formeller Garten kann naturnah sein – auch einheimische Pflanzen lassen sich schließlich streng und symmetrisch anordnen…
Gartenstile kurz erklärt
Der minimalistische Garten
Der romantische Garten
Der formelle Garten
Der diskrete Charme des Bauerngartens
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