Einrichtungstipps
Architektur
Raumgestaltung
Ein Plädoyer für mehr Mut zu Farbe beim Bauen und Einrichten
Weiße, glatte Flächen dominieren vielfach in der Architektur. Warum ist das so und muss das so sein?
Eine weiße Fassade, möglichst geradlinig und ohne Schnörkel kennzeichnet nicht nur manches Haus, sondern ganze Siedlungen. In den Innenräumen setzt sich mit weißen Wänden und Decken das Farbkonzept fort, lassen glatte, einheitliche Oberflächen eine scheinbar saubere und aufgeräumte Atmosphäre entstehen. Oder ist die doch eher unwohnlich und steril? Wie kommt es überhaupt, dass so viele unserer Wohnräume in Weiß mit glatten Oberflächen gehalten sind? Wir haben mit einem Architekten und einer Innenarchitektin darüber gesprochen.
Die geradlinige und weiße Architektur des Bauhaus wollten die Bauherren auf keinen Fall. Mit diesem Anliegen kamen sie auf das Atelier ST zu. Grün und winklig schlängelt sich das Haus jetzt durch den Garten.
Eine Frage des Mutes
Vorbilder sind eine Sache, davon abzuweichen eine andere. Warum weichen Bauherren nicht vom vermeintlich Normalen ab, erproben ihren individuellen Stil? „Die meisten Menschen trauen sich nicht, etwas anderes zu machen. Es fehlt der Mut“, so Maier.
Mangelnden Mut sieht auch Seyfarth als einen wichtigen Grund und beschreibt: „Architektur sollte analog zu einem Wald aufgebaut sein. Wie dieser aus Dickicht und Lichtungen, helleren und dunkleren Orten besteht, sollte ein Haus aus verschiedenen Raumsituationen aufgebaut sein.“ Nur in Weiß gehaltene Architektur birgt die Gefahr, zur Orientierungslosigkeit zu führen. Ist es nicht ohnehin schöner, vom roten Salon oder der grünen Küche zu sprechen?
Wer seinem eigenen Geschmack nicht vertraut, sollte einen Experten oder eine Expertin einschalten, rät Maier. „Das wirkt auch der Kritik von außen entgegen. Ein Gast wird nichts gegen eine kräftige Farbe sagen, wenn der Bauherr betont, dass ein Profi sie ausgesucht hat.“
Lesen Sie auch: 7 Strategien für mehr Farbe
Eine Frage des Mutes
Vorbilder sind eine Sache, davon abzuweichen eine andere. Warum weichen Bauherren nicht vom vermeintlich Normalen ab, erproben ihren individuellen Stil? „Die meisten Menschen trauen sich nicht, etwas anderes zu machen. Es fehlt der Mut“, so Maier.
Mangelnden Mut sieht auch Seyfarth als einen wichtigen Grund und beschreibt: „Architektur sollte analog zu einem Wald aufgebaut sein. Wie dieser aus Dickicht und Lichtungen, helleren und dunkleren Orten besteht, sollte ein Haus aus verschiedenen Raumsituationen aufgebaut sein.“ Nur in Weiß gehaltene Architektur birgt die Gefahr, zur Orientierungslosigkeit zu führen. Ist es nicht ohnehin schöner, vom roten Salon oder der grünen Küche zu sprechen?
Wer seinem eigenen Geschmack nicht vertraut, sollte einen Experten oder eine Expertin einschalten, rät Maier. „Das wirkt auch der Kritik von außen entgegen. Ein Gast wird nichts gegen eine kräftige Farbe sagen, wenn der Bauherr betont, dass ein Profi sie ausgesucht hat.“
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Auch nach zehn Jahren hat sich Sarah Maier an der von ihr gestalteten Kücheninsel in magentafarbenem Corian nicht sattgesehen.
Eine Frage des Ortes
Gute Architektur bezieht stets den Ort mit ein. Das gilt für Farbe ebenso wie für die Materialität. In heißen, sonnigen Gegenden etwa dient eine weiße Fassade zum Schutz vor zu großer Hitzeentwicklung, da sie das Sonnenlicht reflektiert. Auch harte, kühl wirkende Oberflächen wie Marmor und Fliesen oder glatt verputzte Wände strahlen eine kühle Ästhetik aus.
„Schallharte Flächen sind in südlichen Ländern erwünscht. Mit unserem Schmuddelwetter entsteht aber keine Wohlfühlatmosphäre mit diesen Materialien. Die Akustik trägt auch dazu bei, ob ein Raum als eher warm oder kühl wahrgenommen wird“, beschreibt Seyfarth. Er rät beispielsweise dazu, im Winter bodentiefe Fenster mit wollenen Vorhängen zu umrahmen.
Mehr zum Thema: Effektive Maßnahmen gegen Lärm
Eine Frage des Ortes
Gute Architektur bezieht stets den Ort mit ein. Das gilt für Farbe ebenso wie für die Materialität. In heißen, sonnigen Gegenden etwa dient eine weiße Fassade zum Schutz vor zu großer Hitzeentwicklung, da sie das Sonnenlicht reflektiert. Auch harte, kühl wirkende Oberflächen wie Marmor und Fliesen oder glatt verputzte Wände strahlen eine kühle Ästhetik aus.
„Schallharte Flächen sind in südlichen Ländern erwünscht. Mit unserem Schmuddelwetter entsteht aber keine Wohlfühlatmosphäre mit diesen Materialien. Die Akustik trägt auch dazu bei, ob ein Raum als eher warm oder kühl wahrgenommen wird“, beschreibt Seyfarth. Er rät beispielsweise dazu, im Winter bodentiefe Fenster mit wollenen Vorhängen zu umrahmen.
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Beton, Stäbchenparkett und Stahl fügen sich in diesem Treppenaufgang zu einer Einheit. Bewusst haben seyfarth stahlhut architekten die kontrastierenden Materialien kombiniert.
Eine Frage des Materials
Glatte, weiße Architektur besteht häufig aus wenigen, einheitlichen Materialien. Architekt Seyfarth rät hier zu Kontrasten, einem Stahltisch auf dem Holzboden, einem Holztisch auf dem Estrich, Sichtbeton zu Putz und Holz oder gar einem flauschigen Teppich, der flächenbündig an den Estrich anschließt. „Wichtig ist eine Materialbalance. Nicht Estrich zu Beton. Besser eine wichtige Wand betonen, etwa durch eine Vertäfelung“, skizziert Seyfarth.
Allein mit Plüsch wird ein reinweiß gestrichener Raum hingegen nicht gemütlich, meint auch Innenarchitektin Maier: „Decken und Wände sollten unterschiedlich sein. Und niemals Signalweiß verwenden, sondern immer mit abgetöntem Weiß arbeiten. Sterile, weiße Räume wirken oft unordentlicher, bunte hingegen einfach lässig.“
Auch interessant: Wie Sie den perfekten Weißton für Wände finden
Eine Frage des Materials
Glatte, weiße Architektur besteht häufig aus wenigen, einheitlichen Materialien. Architekt Seyfarth rät hier zu Kontrasten, einem Stahltisch auf dem Holzboden, einem Holztisch auf dem Estrich, Sichtbeton zu Putz und Holz oder gar einem flauschigen Teppich, der flächenbündig an den Estrich anschließt. „Wichtig ist eine Materialbalance. Nicht Estrich zu Beton. Besser eine wichtige Wand betonen, etwa durch eine Vertäfelung“, skizziert Seyfarth.
Allein mit Plüsch wird ein reinweiß gestrichener Raum hingegen nicht gemütlich, meint auch Innenarchitektin Maier: „Decken und Wände sollten unterschiedlich sein. Und niemals Signalweiß verwenden, sondern immer mit abgetöntem Weiß arbeiten. Sterile, weiße Räume wirken oft unordentlicher, bunte hingegen einfach lässig.“
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Die einfachste Möglichkeit, sich dem Wunsch nach mehr Farbe zu nähern, ist, auf gedämpte, vergraute Farbtöne zu setzen. Ein zartes Taubenblau, ein dezentes Resedagrün, Taupe oder ein vergrauter Beerenton, auch Mauve genannt, bringen Farbe ins Spiel, ohne dabei zu bunt zu sein.
Eine Frage der Beratung
Reichen bei der Inneneinrichtung Möblierungsakzente? „Häufig besteht die Angst, sich zum eigenen Geschmack zu bekennen. Statt eines Originalkunstwerks wird dann beispielsweise nur ein günstiger Kunstdruck gewählt, der allgemein gefällt. Am Ende entsteht so eher eine Atmosphäre wie in einem Möbelhaus“, warnt Seyfarth.
Experten können hier helfen, indem sie bei der Beratung die Wünsche der Kunden aufnehmen und die Kunden zu mehr individuellen Räumen führen. „Es ist viel Beratung notwendig“, betont Maier. „In der Planungsphase legen wir unseren Kunden meist eine Materialcollage vor, die alle bis zu diesem Zeitpunkt besprochenen Materialien und Farben enthält. Vielen Kunden fällt dann wie von allein auf, wenn offensichtlich ein Akzent fehlt.“
Lesen Sie auch: Inneneinrichtung mit Expertenhilfe
Eine Frage der Beratung
Reichen bei der Inneneinrichtung Möblierungsakzente? „Häufig besteht die Angst, sich zum eigenen Geschmack zu bekennen. Statt eines Originalkunstwerks wird dann beispielsweise nur ein günstiger Kunstdruck gewählt, der allgemein gefällt. Am Ende entsteht so eher eine Atmosphäre wie in einem Möbelhaus“, warnt Seyfarth.
Experten können hier helfen, indem sie bei der Beratung die Wünsche der Kunden aufnehmen und die Kunden zu mehr individuellen Räumen führen. „Es ist viel Beratung notwendig“, betont Maier. „In der Planungsphase legen wir unseren Kunden meist eine Materialcollage vor, die alle bis zu diesem Zeitpunkt besprochenen Materialien und Farben enthält. Vielen Kunden fällt dann wie von allein auf, wenn offensichtlich ein Akzent fehlt.“
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In dieser Wohnung in Berlin wählten die Experten von The Inner House kräftige Wand- und Deckenfarben, kombinierten sie mit vorhandenen und neuen Möbelstücken und arrangierten alles, inklusive der neu gerahmten Fotos, zu einem stimmigen Ganzen.
Eine Frage des Budgets
Extrawünsche oder einfach nur Abweichungen vom Standard sind meist mit Mehrkosten verbunden. Eine besondere Fliese, eine Fassade mit unterschiedlichen Materialien oder vertäfelte Wände erhöhen die meist ohnehin schon beachtliche Bausumme.
Was die Farbe angeht, bestimmen die Pigmente den Preis. „Ein hochwertiger Farbton besteht heute aus siebzig bis achtzig verschiedenen Pigmenten. Das macht die Farben teuer, dafür sind sie aber auch sehr gut. Schlecht pigmentierte Farben hingegen sind günstig und rein chemisch zusammengesetzt“, erklärt Maier.
Eine Frage des Budgets
Extrawünsche oder einfach nur Abweichungen vom Standard sind meist mit Mehrkosten verbunden. Eine besondere Fliese, eine Fassade mit unterschiedlichen Materialien oder vertäfelte Wände erhöhen die meist ohnehin schon beachtliche Bausumme.
Was die Farbe angeht, bestimmen die Pigmente den Preis. „Ein hochwertiger Farbton besteht heute aus siebzig bis achtzig verschiedenen Pigmenten. Das macht die Farben teuer, dafür sind sie aber auch sehr gut. Schlecht pigmentierte Farben hingegen sind günstig und rein chemisch zusammengesetzt“, erklärt Maier.
In diesem weißen Bungalow von Morber Jennerich Architekten bringen bunte Glaskugelleuchten über dem Esstisch einen Hauch Farbe in den Raum.
Farbe sieht Seyfarth als die günstigste Variante einer Wandgestaltung, wobei Weiß am wenigsten auf Widerstand stößt. Die Frage des Budgets beantwortet er mit Hinweis auf das Alter der Bauherren: „Unsere Bauherren werden älter. Um die Fünfzig steht ein größeres Budget zur Verfügung. Damit haben wir die Möglichkeit, ein Gesamtkonzept von Architektur und Innenarchitektur zu erstellen.“ Doch auch in jüngeren Jahren sollte der Verweis auf das Budget kein Vorwand für eine Gestaltung nur mit mutlosem Weiß sein.
Wie haben Sie Farbe in Ihre Räume gebracht? Oder lieben Sie es einfach Weiß? Kommentieren Sie, zeigen Sie gerne Ihre Ideen in den Kommentaren.
Farbe sieht Seyfarth als die günstigste Variante einer Wandgestaltung, wobei Weiß am wenigsten auf Widerstand stößt. Die Frage des Budgets beantwortet er mit Hinweis auf das Alter der Bauherren: „Unsere Bauherren werden älter. Um die Fünfzig steht ein größeres Budget zur Verfügung. Damit haben wir die Möglichkeit, ein Gesamtkonzept von Architektur und Innenarchitektur zu erstellen.“ Doch auch in jüngeren Jahren sollte der Verweis auf das Budget kein Vorwand für eine Gestaltung nur mit mutlosem Weiß sein.
Wie haben Sie Farbe in Ihre Räume gebracht? Oder lieben Sie es einfach Weiß? Kommentieren Sie, zeigen Sie gerne Ihre Ideen in den Kommentaren.
Eine Antwort auf die Frage, warum Bauherren und Architekten gerne zu Weiß greifen, sieht Architekt Jens-Uwe Seyfarth, Partner im Büro seyfarth stahlhut architekten, in den vorhandenen Vorbildern. „Vielleicht wird einfach viel über Projekte berichtet, die eben weiß sind“, mutmaßt der Architekt.
Tatsächlich gibt es beispielsweise bei Küchen seit Jahren einen Hang zu Weiß, worüber auch viel berichtet wird. Bei der Wandgestaltung hingegen steht meist Farbe im Vordergrund der Berichterstattung, wenngleich die meisten Wände immer noch weiß gestrichen werden.
Als Vorbild orientieren sich viele Bauherren auch an der Architektur des Bauhaus, die vermeintlich von Weiß geprägt ist. Wobei die Originalbauwerke zumindest im Innenraum häufig mit sehr viel Farbe aufgewartet haben. „Bauträger übergeben Wohnungen in Signalweiß. Und wir denken dann, das ist normal“, beobachtet Innenarchitektin Sarah Maier, Inhaberin von Sarah Maier Handgewerke.
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